Tamara Karsavina – berührt die Biografie und den Stammbaum. Tamara Karsavina: Foto, Biografie und Privatleben einer russischen Ballerina Einige brillante Auftritte einer talentierten Ballerina

Sie war die schönste Ballerina des Mariinski-Theaters. Dichter, die miteinander wetteiferten, widmeten ihr Gedichte, Künstler malten Porträts von ihr. Sie war sowohl die gebildetste als auch die charmanteste.

Tamara Karsavina wurde am 25. Februar (9. März 1885) geboren. Ihr Vater, Platon Karsavin, war Lehrer und berühmter Tänzer am Mariinski-Theater, wo er 1875 nach seinem Abschluss an der St. Petersburger Theaterschule mit der Aufführung begann. Er beendete seine Tanzkarriere im Jahr 1891 und sein Theaterauftritt hinterließ bei Tamara einen unauslöschlichen Eindruck.

Die Familie war intelligent: Tamara ist die Großnichte des Schriftstellers und Philosophen A. Khomyakov. Ihre Mutter, eine Absolventin des Institute for Noble Maidens, widmete viel Zeit der Kindererziehung. Das Mädchen lernte früh lesen und Bücher wurden zu ihrer Leidenschaft. Es war die Mutter, die davon träumte, dass ihre Tochter Ballerina werden würde, und damit ihre Hoffnung auf materiellen Wohlstand verband, während der Vater einwendete: Er kenne die Welt der Intrigen hinter den Kulissen zu gut. Doch er selbst gab seiner Tochter den ersten Tanzunterricht und war ein strenger Lehrer. Als sie neun Jahre alt war, schickten ihre Eltern sie auf eine Theaterschule.

Das erste Schuljahr war nicht von großem Erfolg geprägt. Doch bald wurde sie von P. Gerdt, einem wunderbaren Lehrer, der viele berühmte Ballerinas großzog, in seine Klasse aufgenommen, darunter die unvergleichliche Anna Pawlowa. Gerdt war Karsavinas Pate. Das Mädchen wurde künstlerischer, Selbstvertrauen trat auf. Gerdt begann ihr die Hauptrollen in Schüleraufführungen anzuvertrauen. Die Ballerina erinnerte sich später: Ein weiß-rosa Kleid als Belohnung für den Erfolg seien „zwei glückliche Momente“ in ihrem Leben. Das Alltagskleid der Mädchen war braun; Ein rosafarbenes Kleid galt an der Theaterschule als Auszeichnung, ein weißes als höchste Auszeichnung.

Sie bestand die Abschlussprüfungen erfolgreich, erhielt die erste Auszeichnung – und trat vier Jahre lang im Corps de Ballet des Mariinsky-Theaters auf, danach wurde sie in die Kategorie der zweiten Tänzerinnen versetzt. Kritiker verfolgten ihre Auftritte und bewerteten sie unterschiedlich. „Lasch, nachlässig, irgendwie tanzend … Ihre Tänze sind schwer und wuchtig … Sie tanzt unwillkürlich, ein bisschen mit dem Klumpfuß und schafft es nicht einmal, richtig in die richtige Haltung zu kommen …“, grummelte die eingeschworene Balletttänzerin. Die besondere, angeborene weiche Plastizität von Karsavina, die zuerst von den erfahrenen Cecchetti bemerkt wurde, führte zu einer natürlichen Unvollständigkeit und Unbestimmtheit der Bewegungen. Dies gefiel dem Publikum oft, konnte aber von strengen Anhängern des klassischen Tanzes nicht begrüßt werden. Die Unvollkommenheit der Technik wurde durch die Kunstfertigkeit und den Charme des Tänzers mehr als ausgeglichen.

Karsavina ähnelte nicht der idealen Ballettpremiere, die damals von Matilda Kshesinskaya verkörpert wurde. Sie hatte keine so virtuose Brillanz und Durchsetzungskraft. Sie hatte andere Eigenschaften – Harmonie, Verträumtheit, sanfte Anmut. Das Parterre, das größtenteils mit Fans von Kshesinskaya gefüllt war, gefiel ihr nicht. Aber von Tag zu Tag wuchs die Liebe zu ihr in der Galerie, wo es viele Studenten gab.

Karsavinas Debüt in der Titelrolle fand im Oktober 1904 in Petipas einaktigem Ballett „Die erwachende Flora“ statt. Er brachte ihr keinen Erfolg. Die zwei Jahre später folgende Partie der Zarenjungfrau in „Das kleine bucklige Pferd“ begeisterte das Publikum, wurde von der Kritik aber erneut zwiespältig bewertet. Karsavina wurde ihr mangelndes Selbstvertrauen, die spürbare Schüchternheit des Tanzes und die allgemeine Ungleichmäßigkeit ihrer Darbietung vorgeworfen. Karsavinas Individualität wurde noch nicht offenbart und hat keinen Weg gefunden, sie lebendig zu verkörpern.

N. Legat, der Petipa als Choreograf der Truppe ablöste, ermutigte den jungen Solisten. Sie erhielt die Hauptrollen in den Balletten Giselle, Schwanensee, Raymonda und Don Quijote. Allmählich wurde Karsavina zum Liebling der Truppe, der Behörden und eines bedeutenden Teils der Öffentlichkeit. Die Theatersaison 1909 brachte ihr zwei Hauptrollen – in „Schwanensee“ und in „Le Corsaire“. Sie wurde von Kshesinskaya gefördert. „Wenn jemand auch nur den Finger darauf legt“, sagte sie, „kommen Sie direkt zu mir.“ Ich werde nicht zulassen, dass du verletzt wirst.

Doch erst die Zusammenarbeit mit Fokine brachte Karsavina echten Erfolg.

Als einer der führenden Tänzer des Mariinsky-Theaters begann Fokine, sich als Choreograf zu versuchen. Er ärgerte sich über die Pomposität und Altmodizität des klassischen Tanzes, er nannte die Kostüme der Ballerinas „Regenschirme“, doch er nahm die Klassiker als Grundlage und bereicherte sie mit neuen Elementen und Bewegungen, die je nach Zeit und Stil eine stilistische Färbung erhielten Ort der Handlung. Fokines Innovation brachte einen bedeutenden Teil der Truppe gegen ihn auf. Aber die Jugend glaubte an ihn und unterstützte den jungen Choreografen auf jede erdenkliche Weise. Karsavina war auch seine aktive Unterstützerin – eine der wenigen Schauspielerinnen, die in der Lage war, die Ideen von Fokine und später die Ideen der Organisatoren von Diaghilevs Staffeln wirklich wahrzunehmen und zu absorbieren.

Fokine erkannte in Karsavina nicht sofort die ideale Schauspielerin für sein Ballett. Zunächst probierte er Karsavina in den zweiten Rollen seiner ersten St. Petersburger Produktionen aus. Ihr Auftritt in Fokines „Chopiniana“ im März 1907 schien Kritikern vor dem Hintergrund des Tanzes der brillanten Anna Pawlowa blass zu sein, aber Fokine selbst sprach über ihre Rolle in „Chopiniana“ folgendermaßen: „Karsavina spielte einen Walzer.“ Ich denke, dass die Sylphentänze besonders gut zu ihrem Talent passen. Sie hatte weder die Schlankheit noch die Leichtigkeit von Pavlova, aber in Sylphide Karsavina gab es jene Romantik, die ich bei späteren Darstellern selten erreichen konnte.

Die Ballerina selbst beschrieb ihre ersten Eindrücke von der Begegnung mit der Choreografin wie folgt: „Fokines Intoleranz quälte und schockierte mich zunächst, aber sein Enthusiasmus und sein Eifer fesselten meine Fantasie. Ich habe fest an ihn geglaubt, bevor er Zeit hatte, etwas zu erschaffen.“

Im Frühjahr 1909 waren alle Künstler der kaiserlichen Theater begeistert, als von einer Wandertruppe berichtet wurde, die Sergej Diaghilew für die erste russische Spielzeit rekrutiert hatte. Auch Tamara Karsavina erhielt eine Einladung, daran teilzunehmen. Der erste Abend des russischen Balletts in Paris beinhaltete den Armida-Pavillon, Polovtsian-Tänze und das Divertissement-Fest. Karsavina führte das Pas de trois im Armida-Pavillon mit Vaslav und Bronislava Nijinsky auf, das Pas de deux von Prinzessin Florine und den Blauen Vogel aus Dornröschen.

Sie war nie launisch, stellte keine Forderungen, wusste ihre eigenen Interessen den Interessen der gemeinsamen Sache unterzuordnen. Nachdem sie der Diaghilev-Truppe als erste Solistin des Mariinsky-Theaters beigetreten war und mehrere Hauptrollen im Repertoire hatte, stimmte sie der Position der zweiten Ballerina zu. Doch bereits in der nächsten Pariser Saison, als Anna Pavlova die Truppe verließ, begann Karsavina, alle Hauptrollen zu spielen.

Der Erfolg der Diaghilev-Spielzeiten des russischen Balletts in Paris übertraf alle Erwartungen. Die größten Kulturschaffenden Frankreichs nannten ihn „die Entdeckung einer neuen Welt“.

In Karsavina fand Fokin den idealen Darsteller. Ihr erstaunlich organisches Duett mit Vaslav Nijinsky ist zu einer Zierde aller Programme der Russian Seasons geworden. Die Heldinnen von Karsavina in Fokines Balletten waren anders. Das ist Armida, die Verführerin, die den Wandteppichen des 18. Jahrhunderts entstammt, aus dem Pavillon von Armida. Verspielte, charmante Columbine aus dem Karneval. Eine romantische Träumerin, die nach dem Ball einschlief und in ihren Träumen mit ihrem Herrn Walzer tanzte („Das Phantom der Rose“). Die antike Nymphe Echo, ihres eigenen Gesichts beraubt („Narcissus“). Puppenballerina aus einer russischen Kabine („Petruschka“). Das Vogelmädchen aus dem Ballett „Feuervogel“. Aber all diese unterschiedlichen Bilder waren durch ein Thema verbunden – das Thema der Schönheit, Schönheit tödlich, destruktiv.

Ein überwältigender Erfolg in Paris waren die Ballette zu einem russischen Thema: „Der Feuervogel“ und „Petruschka“. Beide wurden speziell für Karsavina und Nijinsky geschaffen. Am Tag nach der Premiere von „The Firebird“ erschienen in französischen Zeitungen begeisterte Kritiken, in denen die Namen der Hauptdarsteller mit dem Artikel „La Karsavina“, „Le Nijinsky“ vermerkt waren, was besondere Bewunderung und Respekt bedeutete.

Fokine nutzte Karsavinas Hochsprung – der Feuervogel durchschnitt die Bühne wie ein Blitz und sah laut Benois aus wie ein „feuriger Phönix“. Und als sich der Vogel in ein Wundermädchen verwandelte, erschien in seiner Plastizität eine orientalische Trägheit, sein Impuls schien in den Rundungen des Körpers, in den Drehungen der Arme zu verschmelzen. Wie Anna Pawlowas „Der sterbende Schwan“ ist auch Tamara Karsavinas „Der Feuervogel“ zu einem der Symbole der Zeit geworden. Karsavina war auch in Petruschka großartig. Fokin betrachtete sie als die beste und unübertroffene Darstellerin der Rolle der Ballerina-Puppe.

Nach der Saison 1910 wurde Karsavina ein Star. Doch ihr Leben wurde durch Verpflichtungen gegenüber ihrem geliebten St. Petersburg und dem Mariinski-Theater erschwert, und Djagilew wollte den strahlenden Star seiner Truppe nicht verlieren, insbesondere nach dem Weggang von Anna Pawlowa. Doch 1910 wurde T. Karsavina am Mariinsky-Theater der Titel Primaballerina verliehen, ihr Repertoire erweiterte sich schnell: Neben „Flora Awakening“, „Corsair“, „Schwanensee“ gab es Rollen in „Raymond“, „Der Nussknacker“ und „Die Puppenfee“. La Bayadère“, „Dornröschen“.

Der Weltkrieg von 1914 begann. Karsavina arbeitete weiterhin am Mariinsky-Theater, wo ihr Repertoire Rollen in Balletten umfasste: Paquita, Don Quixote, Vain Precaution, Sylvia. Darüber hinaus war Karsavina die Protagonistin von drei speziell für sie inszenierten Balletten von Fokine: „Islamey“, „Preludes“, „Dream“.

Nach 1915 weigerte sich Karsavina, Fokines Ballette zu tanzen, da diese sie daran hinderten, „reine“ Klassiker aufzuführen. Doch die Jahre der Zusammenarbeit mit Fokine vergingen nicht spurlos: Seine Stilisierungstechniken beeinflussten auch Karsavinas Arbeit am akademischen Repertoire. Der Krieg machte eine Tournee unmöglich und Karsavina tanzte bis 1918 im Mariinsky-Theater. Ihre letzte Rolle auf der Bühne dieses Theaters war Nikiya in La Bayadère.

Sie verließ Russland mit ihrem Mann, dem englischen Diplomaten Henry Bruce, und ihrem kleinen Sohn. Zuerst landeten sie in Frankreich. Dort überredete Diaghilew sie, zu seiner Truppe zurückzukehren, was ihr jedoch keine Freude bereitete. Die Neuinszenierungen des Choreografen Leonid Myasin mit seinem modernistischen Streben entsprachen ihrer Meinung nach „nicht dem Geist der Ballettkunst“. Sie sehnte sich nach den Klassikern, nach echter Kunst und vermisste ihre Heimat sehr.

1929 zogen Karsavina und ihre Familie nach London. Zwei Jahre lang tanzte sie auf der Bühne des Theaters Balle Rambert und beschloss dann, die Bühne zu verlassen. Sie begann mit der Arbeit an der Wiederaufnahme von Fokines Balletten „Das Phantom der Rose“ und „Karneval“ und bereitete die Rolle des Feuervogels mit der wunderbaren englischen Ballerina Margot Fonteyn vor. Karsavina verlief problemlos, sie kam immer allen zu Hilfe, die sie brauchten. Viele Choreografen nutzten ihren Rat und Rat bei der Wiederaufnahme des klassischen Balletts. Darüber hinaus trat die Ballerina Anfang der zwanziger Jahre in episodischen Rollen in mehreren in Deutschland und Großbritannien produzierten Stummfilmen auf – darunter im Film „Der Weg zu Stärke und Schönheit“ (1925) unter Mitwirkung von Leni Riefenstahl.

Mit R. Nurejew und Margo Fontaine

Karsavina wurde zur Vizepräsidentin der britischen Royal Academy of Dance gewählt und bekleidete dieses Ehrenamt 15 Jahre lang.

Sie ist Autorin mehrerer Bücher über Ballett, darunter eines Lehrbuchs über klassischen Tanz. Sie entwickelte eine neue Methode zur Aufzeichnung von Tänzen. Sie übersetzte das Buch von J. Nover „Letters on Dance“ ins Englische und schrieb ein Memoirenbuch „Theatre Street“. Im Jahr 1965 wurde in London der 80. Geburtstag der bemerkenswerten Schauspielerin groß gefeiert. Alle Anwesenden dieser Feier sprachen über den erstaunlichen Charme und die Stärke dieser Frau.

Tamara Platonovna Karsavina führte ein langes, sehr würdiges Leben. Sie starb am 25. Mai 1978 in London.

D. Truskinovskaya

Ihr Bild inspirierte Dichter und Künstler. Mstislav Dobuzhinsky, Sergei Sudeikin, John Sargent und Valentin Serov widmeten ihr ihre Werke. Savely Sorin, der als Maler berühmt wurde und nicht nur das Aussehen, sondern auch den Charakter des Helden vermitteln konnte, schuf zwei Porträts dieser Ballerina. Auf der einen Leinwand glänzt sie im Ballett La Sylphides, auf der anderen posiert sie halb gedreht für den Meister.

Tamara Karsavina im Ballett La Sylphides, Savely Sorin, 1910 Foto: Public Domain

Das Bild des „Stars“ des russischen Balletts Sergei Diaghilew – Tamara Karsavina – inspirierte Georges Barbier, der ein ganzes Album mit Zeichnungen veröffentlichte, die ihr gewidmet waren. Karsavina! .. was für eine wunderbare, was für eine magische Form für Sorins Inhalt!“, schrieb später der französische Regisseur und Dramatiker Nikolai Evreinov über seine Arbeit.

Am Geburtstag der legendären Ballerina erinnert die Stätte an die St. Petersburger Zeit im Leben von Karsavina.

„Vernünftige Liebe“ für Kinder

Eine ihrer ersten Erinnerungen ist mit einem großen Haus in Ligov unweit von St. Petersburg verbunden. Die ganze Familie zog im Frühjahr dorthin, nachdem die kleine Tamara an einer Lungenentzündung erkrankt war und der Arzt ihr empfahl, Birkensaft zu trinken, um wieder zu Kräften zu kommen. Das im Park des Anwesens des Grafen Posen gelegene Gebäude kam dem Mädchen riesig vor, und der daneben liegende Pavillon mit Minaretten, den alle das Türkische Bad nannten, wirkte wie ein Teil eines wahr gewordenen orientalischen Märchens.

In St. Petersburg lebte die Familie in einem fünfstöckigen Haus eines wohlhabenden Kaufmanns. Historiker vermuten, dass es sich um ein Haus am Ufer des Katharinenkanals handelte.

„Für uns Kinder war der Hauptvorteil dieser Wohnung die Möglichkeit, die Feuerwache gegenüber vom Wachturm zu beobachten, wo ständig ein Wachposten im Einsatz war. Und was für ein wunderschöner Anblick boten die uniformierten Feuerwehrleute mit Kupferhelmen, als sie auf ein Alarmsignal hin die Straße entlang stürmten, während vier Pferde galoppierten und dabei die Hupe ertönte. Wir waren einfach atemberaubend beim Anblick dieses verrückten Rennens“, schrieb sie in ihren Memoiren.

Als Tamara über ihre Eltern sprach, bemerkte sie manchmal die harte Natur von Anna Iosifovnas Mutter, die in ihren Worten „vernünftige Liebe“ für ihre Kinder empfand. Sie war die Großnichte des berühmten Philosophen Alexei Chomjakow. Tamaras Vater, Platon Karsavin, war der Sohn eines Provinzschauspielers, der, nachdem er sich in St. Petersburg niedergelassen hatte, seinen Lebensunterhalt als Schneider verdiente.

Den Erinnerungen des Mädchens zufolge war ihr Vater ein ausgezeichneter Tänzer und Darsteller von Rollen und Tänzen in den Produktionen des legendären Choreografen Marius Petipa.

Schon in den ersten Jahren entwickelte sich für die kleine Tamara das Lesen von Büchern zu einer echten Leidenschaft. Foto: Public Domain

„Zu den wenigen Bänden, die im Schrank im Zimmer meines Vaters standen, gehörten illustrierte Sammlungen von Werken von Puschkin und Lermontow. Niemand beaufsichtigte unsere Lektüre, und während andere moralisierende Geschichten über die „gute Petja“ und den „frechen Mischa“ als geistige Nahrung erhielten, tranken wir reichlich aus der Kastalsky-Quelle. Puschkins Gedichte sind so göttlich einfach und seine Prosa so kristallklar, dass sogar ich, ein sechsjähriges Kind, sie verstehen konnte“, schrieb sie.

In ihren Memoiren notierte sie, dass sie Puschkins Gedichte auswendig kannte und sie gerne rezitierte. Oft war das ein Spaß für die ganze Familie, da sie normalerweise murmelte, sich aber sehr bemühte, den Buchstaben „r“ richtig auszusprechen. Als es ihr gelang, „klang es furchtbar dröhnend, und es amüsierte die Zuhörer noch mehr.“

Es war die Idee der Mutter, das Mädchen zum Ballett zu schicken. Der Vater sah in ihrer Tochter keine Schauspielerin, da er glaubte, sie sei zu schüchtern und habe keinen „Ballerina-Charakter“. Doch am Tag der Prüfung an der Ballettschule zeigte sich Tamara und die Jury nahm sie in die Liste der 10 Mädchen auf, die das größte Potenzial zeigten.

Es war die Idee der Mutter, das Mädchen zum Ballett zu schicken. Foto: Public Domain

„Der selbstquälerische Fakir“

Während der Studienjahre erlangte die junge Dame genau das Selbstvertrauen, das ihr in der Kindheit fehlte, sowie Kunstfertigkeit, die in Zukunft zu einer ihrer Visitenkarten wurde. Auch ihre Beharrlichkeit und ihr Wunsch, die Erste zu sein, halfen ihr, in ihrem Studium bedeutende Ergebnisse zu erzielen:

„Ich habe sowohl im Klassenzimmer als auch abends mit fanatischer Beharrlichkeit gearbeitet, so dass ich von Mädchen, die Ruhe dem Abendunterricht vorziehen, sogar den Spitznamen „Folterfakir“ erhielt.

Nachdem sie alle Abschlussprüfungen mit Bravour bestanden hatte, erhielt sie als Belohnung eine Ausgabe von Goethes Faust, auf deren Titelseite stand: „Tamara Karsavina für Fleiß und Erfolg in Wissenschaft und Tanz und für hervorragendes Benehmen.“

Im Jahr 1902 wurde Karsavina in das Corps de Ballet des Mariinski-Theaters aufgenommen. Eine gewisse Verträumtheit und träge Anmut, die ihr innewohnen, beeindruckte Kritiker zunächst nicht, doch mit der Zeit begann die Zahl der Fans ihrer Arbeit zu wachsen, ebenso wie die Zahl der Neider. In ihrem Buch beschrieb Karsavina sogar einen Moment, als einer ihrer Rivalen sie hinter der Bühne angriff und ihr „Schamlosigkeit“ vorwarf.

„Genug der Schamlosigkeit! Wo bist du, dass du dir erlaubst, völlig nackt zu tanzen? ..

Ich konnte nicht verstehen, was passiert ist. Es stellte sich heraus, dass einer der Träger meines Oberteils abgerutscht war und meine Schulter freigelegt war. Während des Tanzes habe ich es nicht bemerkt. Ich stand mitten auf der Bühne, sprachlos und verwirrt unter dem Strom der Beschimpfungen, der über meine grausamen Lippen kam. Der Regisseur kam und nahm den Puritaner mit, und ich war von einer Menge sympathischer Kollegen umgeben“, erinnerte sie sich an den Moment, der sich viele Jahre lang in ihr Gedächtnis eingeprägt hatte.

Während der Studienjahre erlangte die junge Dame genau das Selbstvertrauen, das ihr in der Kindheit fehlte. Foto: Public Domain

Im Laufe der Zeit wurde Karsavina zur Darstellerin der Hauptrollen in den Balletten „Giselle“, „Dornröschen“, „Der Nussknacker“, „Schwanensee“ und anderen.

Sie arbeitete mit Sergej Diaghilew im Ausland zusammen und tanzte in den Balletten „Karneval“, „Petruschka“, „Der Feuervogel“ und anderen. Ihr zufolge hatte sie durch einen glücklichen Zufall die Chance, in „Der Feuervogel“ zu tanzen, da die Rolle ursprünglich für eine andere Ballerina gedacht war. Aber es war dieses Ballett, das in Paris für Furore sorgte.

Vaslav Nijinsky und Tamara Karsavina in Mikhail Fokines Ballett Vision of the Rose, 1911. Foto: Public Domain

„Eine äußerst lebhafte, wenn auch nicht sehr raffinierte Beschreibung dessen, was an diesem Abend im Publikum geschah, als Nijinsky und ich diesen Pas de deux tanzten, habe ich von Mikhail, unserem Kurier, übernommen: „Aber als diese beiden herauskamen ... Mein Gott.“ ! Ich habe noch nie ein Publikum in einem solchen Zustand gesehen. „Man könnte meinen, dass unter ihren Stühlen ein Feuer brennt“, schrieb sie.

Danach begann Diaghilew, Vaslav Nijinsky und Tamara Karsavina seine Kinder zu nennen.

Karsavina schrieb später: „Ich liebe Igor Strawinskys Petruschka und den Feuervogel. Das ist wirklich ein neues Wort im Ballett. Hier passen Musik und Ballett nicht zusammen, sondern sind eins ...“

„Ich hatte keinen Ehrgeiz“

Der Erfolg von Karsavina war damals enorm. Sie verneigten sich vor ihr, ihre Anmut wurde von vielen Männern vergöttert. Zu den Bewunderern, die ihre Gunst suchten, gehörten der Offizier Karl Mannerheim, der zukünftige Staatsmann Finnlands, der Choreograf Michail Fokin und sogar der damals verheiratete Hofarzt Sergej Botkin. Doch sie wandte ihre Aufmerksamkeit Wassili Muchin zu, einem armen Adligen, der sie mit seiner Leidenschaft für das Ballett faszinierte.

Ihre Verbindung hielt nicht lange. 1913 lernte die Ballerina Henry Bruce kennen, einen Mitarbeiter der britischen Botschaft in St. Petersburg, der sie mit seiner Leidenschaft fesseln konnte. Karsavina vergaß ihre erste Frau und heiratete Bruce, dem sie 1915 einen Sohn zur Welt brachte.

Viele Jahre später schrieb ein ehemaliger britischer Diplomat in seinen Memoiren: „Trotz des Egoismus, der Männern im Allgemeinen innewohnt, hatte ich keine Ambitionen, außer dem Wunsch, in Tamaras Schatten zu stehen.“

Im Exil glänzte Tamara weiterhin auf der Bühne und nahm an Lehrtätigkeiten teil. Foto: Public Domain

Zusammen lebten sie etwa 30 Jahre. Im Exil glänzte Tamara weiterhin auf der Bühne und nahm an Lehrtätigkeiten teil. Etwa 25 Jahre lang war sie Vizepräsidentin der Royal Academy of Dance in London.

Wanderballerina des Mariinski-Theaters, Star von Sergej Diaghilews „Russische Jahreszeiten“, erster Interpret von Michail Fokins Inszenierungen, der nach der Revolution nach Großbritannien auswanderte, Vizepräsident der britischen Royal Academy of Dance.

Tamara Karsavina wurde am 9. März 1885 in St. Petersburg in der Familie des Tänzers der kaiserlichen Truppe Platon Karsavin und seiner Frau Anna Iosifovna, geborene Khomyakova, geboren. Sie belegte den ersten Platz in der Liste der schönsten russischen Ballerinas. Ihr Charme war umso stärker, als sie als unnahbare Person galt. Tamaras Bruder Lev Karsavin war ein mittelalterlicher Historiker und Philosoph. 1922 wurde er wie viele Vertreter der intellektuellen und kreativen Elite von den Bolschewiki auf dem berühmten „Philosophischen Schiff“ aus Russland vertrieben. Der Bruder und die Schwester waren freundlich, Lev nannte Tamara „die berühmte tugendhafte Schwester“ und sie nannte ihn „den jungen Weisen“.

Im Jahr 1902 schloss Tamara Karsavina die Kaiserliche Theaterschule ab und wurde in die Truppe des Mariinski-Theaters aufgenommen, wo sie von Matilda Kschesinskaja, der Liebling vieler Romanows, unterstützt wurde, aber Anna Pawlowa mochte sie nicht. Die Ballerina unterschied sich von anderen Charakteren dadurch, dass sie nicht mit Temperament, sondern mit Nuancen und sanften Übergängen von einem plastischen Zustand in einen anderen bezauberte. Doch erst die Zusammenarbeit mit Mikhail Fokin brachte dem Künstler echten Erfolg. Als einer der führenden Tänzer des Mariinsky-Theaters begann er, sich als Choreograf zu versuchen. Die erste Produktion von Michail Michailowitsch war das Ballett „The Vine“ zur Musik von A. Rubinstein. Anna Pavlova war die Hauptdarstellerin dieser und anderer früher Produktionen. Er besetzte Tamara Karsavina nur in Solopartien. Dennoch erlangte sie den Status einer Primaballerina und spielte Hauptrollen in den Balletten des klassischen Repertoires: Giselle, Dornröschen, Der Nussknacker, Schwanensee, Karneval.

Als die Idee entstand, Diaghilews Jahreszeiten zu schaffen, erschien Tamara Karsavina die Gemeinschaft von Sergei Diaghilew, Michail Fokin, Alexander Benois und Leon Bakst wie eine „mysteriöse Schmiede“, in der neue Kunst geschmiedet wurde.

„Tatochka ist wirklich einer von uns geworden. Sie war die zuverlässigste unserer führenden Künstlerinnen, und ihr ganzes Wesen war im Einklang mit unserer Arbeit.“

Alexander Benois

Seit 1909 tourte die Ballerina auf Einladung von Sergei Diaghilew durch Russland und Europa und schloss sich dann der Truppe des Russischen Balletts S. Diaghilew an. Ein Pariser Rezensent schrieb, dass „Karsavina auf der Bühne wie eine tanzende Flamme ist, in deren Licht und Schatten träge Glückseligkeit wohnt … ihre Tänze sind die zartesten Töne und ein luftiges Pastellmuster.“

Sie unterschied sich von anderen Ballerinas, sie las viel und hatte einen beneidenswerten Intellekt. Tamara Karsavina wurde sowohl von Karl Mannerheim (dem gleichen finnischen Staatsmann, der die Mannerheim-Linie errichtete) als auch vom Lebensarzt des Hofes, Sergei Botkin, umworben, der jedoch mit der Tochter des Gründers der Galerie, Pavel Mikhailovich, verheiratet war Tretjakow. Ja, und der Choreograf Mikhail Fokin machte ihr dreimal einen Heiratsantrag.

Aber sie alle wurden, wie viele andere auch, abgelehnt. Sie heiratete den armen Adligen Wassili Muchin, der sie mit Freundlichkeit, Musikkenntnissen und Leidenschaft für das Ballett faszinierte.

Das Diaghilew-Ballett brachte ihr Erfolg in Europa, Auftritte unter Beteiligung der Ballerina wurden von Rodin, Saint-Saëns und Cocteau besucht. Marcel Proust, der die Helden seines Epos von den High-Society-Stammgästen der „Russian Seasons“ kopierte, fuhr die Ballerina nach den Empfängen oft mit dem Auto zum Hotel. Sie posierte für Leon Bakst, Mstislav Dobuzhinsky, Valentin Serov, Sergei Sudeikin und Zinaida Serebryakova. Gedichte wurden ihr von Mikhail Kuzmin und Anna Akhmatova gewidmet. Im Jahr 1914 erschien die Publikation „Ein Blumenstrauß für Karsavina“, die zu ihren Ehren geschaffene Werke berühmter Dichter und Künstler enthielt.

Unbekannter Fotograf. Porträt von Tamara Karsavina in einem Kostüm aus dem Ballett Der Feuerprinz. 1910. Foto: Museum.ru

Tamara Karsavina im Ballett Women's Whims. 1920. Foto: spb.aif.ru

T.P. Karsavina - Zobeida im Ballett „Scheherazade“ zur Musik von N.A. Rimsky-Korsakow. Foto. 1911-1912. GIK 15237/4. OF 205675. Foto: http://www.arts-museum.ru/events/archive/2016/bakst/index.php

1913 brach die Künstlerin ihre Europatournee mit Sergei Diaghilew ab und begann verstärkt im Mariinski-Theater aufzutreten, wo sie das klassische Repertoire tanzte: Giselle, Schwanensee, Raymonda, Der Nussknacker und Dornröschen. Als erste Solistin des Mariinsky-Theaters zur Truppe von S. Diaghilew gekommen, stimmte sie der Position der zweiten Ballerina zu – die erste war Anna Pawlowa. Doch bereits in der nächsten Pariser Saison, als Anna Pavlova die Truppe verließ, begann Tamara Karsavina, alle Hauptrollen zu spielen. Ihr überraschend organisches Duett mit Vaslav Nijinsky ist zu einer Zierde aller Programme der Russian Seasons geworden. Unglaublicher Erfolg in Paris waren Ballette zum russischen Thema: „Der Feuervogel“ und „Petruschka“.

Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf Tamara Karsavina den britischen Diplomaten Henry Bruce, Leiter des Büros der britischen Botschaft in St. Petersburg. Der Diplomat, der vor Liebe den Kopf verlor, nahm Tamara Platonowna von der Familie weg und sie gebar ihm einen Sohn, Nikita. Sie lebten über dreißig Jahre zusammen. Mit 33 Jahren tanzte sie zum letzten Mal im Mariinsky-Theater und betrat die Bühne in La Bayadère. Mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn verließ die Prima des kaiserlichen Balletts 1918 für immer ihre Heimat, über die sie später schrieb: „Russland ist ein wildes Land mit großer Kultur und erstaunlicher Ignoranz.“ In den frühen 1920er Jahren trat die Ballerina in Cameo-Rollen in mehreren deutschen und britischen Stummfilmen auf, darunter Leni Riefenstahls Weg zu Stärke und Schönheit (1925). Im Exil trat sie an der Scala auf, tanzte in der britischen Truppe Balle Rambert, nahm regelmäßig die Ballette von Mikhail Fokine wieder auf, von 1930 bis 1950 war sie Vizepräsidentin der Royal Academy of Dance und entwickelte eine neue Methode zur Aufnahme von Tänzen.

Karsavina schrieb Memoiren, in denen sie sich ausführlich an ihre Kindheit an der Kaiserlichen Ballettschule in der Rossi-Straße, am Mariinsky-Theater und an ihre ersten Jahre bei Sergei Diaghilew erinnert. Die erste Ausgabe ihres Buches Theatre Street wurde 1930 in England veröffentlicht, mit einem Vorwort vom Autor von Peter Pan, dem Schriftsteller James Barry.

Die Ballerina wurde am 25. Februar (9. März 1885) in St. Petersburg in der Familie des Tänzers der kaiserlichen Truppe Platon Karsavin und seiner Frau Anna Iosifovna, geborene Khomyakova, Großnichte des berühmten Slawophilen A. S. Khomyakov, geboren. Bruder - Lev Karsavin, russischer Philosoph.

1902 schloss sie ihr Studium an der Imperial Theatre School ab, wo sie die Grundlagen des Balletts von den Lehrern Pavel Gerdt, Alexander Gorsky und Enrico Cecchetti erlernte und sich dann der Truppe des Mariinsky-Theaters anschloss. Karsavina erlangte schnell den Status einer Primaballerina und spielte Hauptrollen in den Balletten des klassischen Repertoires – Giselle, Dornröschen, Der Nussknacker, Schwanensee usw. Seit 1909 begann Karsavina auf Einladung von Sergei Diaghilew auf Tourneen aufzutreten Von ihm organisierte er russische Balletttänzer in Europa und anschließend im Russischen Diaghilew-Ballett. Наиболее заметными работами балерины в период сотрудничества с Дягилевым были ведущие партии в балетах «Жар-птица», «Призрак розы», «Карнавал», «Петрушка» (постановка Михаила Фокина), «Треуголка», «Женские причуды» (постановка Леонида Мясина ) usw.

Sie spielte in der Pantomimeaufführung „1914“ die Rolle der Belgierin, der Autorin und Regisseurin des Buches. S. M. Wolkonski (Uraufführung am 6. Januar 1915 im Mariinski-Theater). Die Aufführung war der „Abschlussballabend“ der Kurse für Rhythmische Sportgymnastik, der mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete.

1917 heiratete Karsavina den britischen Diplomaten Henry Bruce und ging 1918 mit ihm nach London. Im Exil beschäftigte sie sich mit dem Unterrichten, ohne mit Bühnenauftritten und Tourneen mit dem Russischen Diaghilew-Ballett aufzuhören. Darüber hinaus trat die Ballerina Anfang der 1920er Jahre in episodischen Rollen in mehreren in Deutschland und Großbritannien produzierten Stummfilmen auf – darunter im Film „Der Weg zu Stärke und Schönheit“ (1925) unter Mitwirkung von Leni Riefenstahl. Von 1930 bis 1955 war sie Vizepräsidentin der Royal Academy of Dance.

Interessante Fakten

Karsavina wird als eine der Hauptfiguren der Geschichte von Agatha Christie aus der Serie „The Mysterious Mr. Keen“ gezüchtet.

Ilze Liepa spielte die Rolle der Tamara Karsavina in der Fernsehserie Empire Under Attack.

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