Kljutschewski über die Bildung des Nationalcharakters der Großrussen. Zum Nationalcharakter des Großrussen

Aus dem Artikel von Konstantin Leontiev „Alphabetisierung und Nationalität“.
Wir haben viel über den Analphabetismus des russischen Volkes gelesen und gehört und darüber, dass Russland ein Land ist, in dem „die Barbarei mit allen Mitteln der Zivilisation bewaffnet ist“. Wenn die Briten, Franzosen und Deutschen das schreiben und sagen, bleiben wir gleichgültig oder freuen uns über jenen inneren Horror vor der fernen Zukunft des Westens, der unter diesen verhärteten, bedeutungslosen Zeilen zu hören ist.
Leider gibt es solch eine unvernünftige Vorstellung von Russland und den Russen auch bei den Völkern, die durch Stammesverwandtschaft, Glauben und politische Geschichte mit uns verbunden sind. Der Zufall zwang mich, längere Zeit an der Donau zu leben. Das Leben am Donauufer ist sehr lehrreich. Ganz zu schweigen von der Nähe so großer nationaler und politischer Einheiten wie Österreich, Russland, der Türkei, Serbien, Moldawien und der Walachei, ein Besuch in einer solchen Region wie der Dobrudscha kann für einen aufmerksamen Menschen nicht spurlos vorübergehen.
In dieser türkischen Provinz leben unter derselben Regierung, auf demselben Boden, unter demselben Himmel: Türken, Tataren, Tscherkessen, Moldawier, Bulgaren, Griechen, Zigeuner, Juden, deutsche Kolonisten und Russen verschiedener Art: Orthodoxe Kleinrussen (die teilweise aus dem Zaporozhian Sich hierher ausgeschieden, teilweise später in der Zeit der Leibeigenschaft), Großrussen-Altgläubige (Lipowaner), Großrussen-Molokaner und orthodoxe Großrussen. Wenn wir hier die so nahe gelegenen Küsten Moldawiens hinzufügen - Izmail, Galati, Vilkovo usw., dann wird das ethnografische Bild noch reicher, und in den Städten Moldawiens werden wir zusätzlich zu den oben genannten russischen Ungläubigen auch Eunuchen in großer Zahl finden. Unter den Taxifahrern gibt es zum Beispiel viele Eunuchen, die in Kutschen durch Galati fahren. Das Gleiche galt, wie man hört, bis vor Kurzem auch in Iasi und Bukarest.
Eine systematische, vergleichende Untersuchung des Lebens der Stämme, die an den Ufern der unteren Donau lebten, könnte meiner Meinung nach bemerkenswerte Ergebnisse liefern. Die Umstände erlaubten mir dies nicht, aber ich bin bereits zufrieden mit dem, was mir das Leben selbst ohne sorgfältige und korrekte Recherche gegeben hat. Ich schätze besonders die beiden erzielten Ergebnisse: eine lebendige visuelle Bekanntschaft mit dem russischen Bürgertum, übertragen auf fremden Boden, und auch eine Bekanntschaft mit den Ansichten unserer politischen Freunde über uns und unser Volk.
In der Dobrudscha sind kürzlich zwei alte Männer gestorben – ein Bulgare aus dem ländlichen Raum; der andere ist ein altgläubiger Fischer aus Tulchin. Beide waren als Vertreter äußerst bemerkenswert: der eine von enger bulgarischer Natur, der andere von breiter großrussischer Natur. Leider habe ich ihre Namen vergessen; Aber wenn jemand an der Wahrheit meiner Worte zweifelte, konnte ich sofort Nachforschungen anstellen und die Namen dieser eigenartigen Slawen nennen. Beide waren für das Bürgertum sehr reich. Der Bulgare war unter 80 oder sogar unter 90 Jahre alt. Er lebte ohne Unterbrechung in seinem Dorf. Er arbeitete unermüdlich; seine große Familie lebte bei ihm. Er hatte mehrere Söhne: alle natürlich verheiratet, mit Kindern und Enkelkindern; die ältesten Söhne selbst waren bereits grauhaarige alte Männer; aber selbst diese grauhaarigen alten Männer gehorchten ihrem Vater wie Kinder. Sie wagten es nicht, einen einzigen von ihnen verdienten Piaster vor ihrem Patriarchen zu verbergen oder ihn ungefragt auszugeben. Die Familie hatte viel Geld; Die meisten von ihnen vergruben sich in der Erde, damit türkische Beamte nicht an sie herankamen. Trotz all ihres Wohlstands aß diese große Familie an Wochentagen nur Zwiebeln und Schwarzbrot und an Feiertagen Hammelfleisch.
Unser Altgläubiger lebte anders; er war kinderlos, hatte aber einen Familienbruder. Dieser Bruder beklagte sich ständig darüber, dass der alte Mann ihm wenig gab und ihm half; aber der Altgläubige zog seine Kameraden seinen Verwandten vor.
Er hatte ein großes Angelteam. Im Winter endete der Fischfang und der alte Großrusse verteilte seine riesigen Einkünfte auf seine Weise. Er rechnete damit, dass die Fischer diejenigen losließen, die nicht bei ihm bleiben wollten; gab seinem Bruder etwas; Er kaufte Proviant, Wodka und Wein für einen ganzen Artel und unterstützte alle jungen Leute, die den ganzen Winter ohne Arbeitspflicht bei ihm blieben. Mit diesen Kameraden schwelgte und hatte der gesunde alte Mann bis zum Frühjahr Spaß, lebte das ganze Geld und machte sich im Frühjahr wieder an die Arbeit mit ihnen. Also verbrachte er sein ganzes Leben damit, gegen die Beschwerden seines Bruders zu protestieren, dass „er seine Jungs liebt“! Oft sahen sie einen alten Fischer im Khokhlatsky-Viertel von Tulchi; Er würde sich mitten auf der Straße auf den Boden setzen, sich mit Wein und Leckereien versorgen und ausrufen:
- Khokhlushki! Los, bring mich zum Lachen!
Junge kleine russische Frauen, die zwar moralisch strenger sind als ihre nördlichen Landsleute, aber gerne scherzen und Spaß haben, rannten zu dem grauhaarigen „Kommunisten“, sangen und tanzten um ihn herum und küssten die Wangen, die er ihnen anbot.
All dies hinderte ihn, wie wir nebenbei bemerken (und sehr passenderweise!), nicht daran, ein strikter Vollstrecker seiner Kirchenurkunde zu sein.
Es ist auch merkwürdig, hinzuzufügen, dass ein alter polnischer Adel, ein Emigrant von 1936, mir begeistert vom Fischer des Altgläubigen erzählte; und der griechische Kaufmann sprach voller Respekt über den geizigen bulgarischen Pflüger.
Sowohl die Griechen als auch die Bulgaren sind im Geiste ihres häuslichen Lebens gleichermaßen bürgerlich und gleichermaßen dem gegenüber geneigt, was die Deutschen selbst das Spießbürgertum nannten.
Während der weitreichende Rittergeschmack des polnischen Adels eher der kosakischen Breite des Großrussen ähnelt.
Ich möchte die Bulgaren dadurch nicht demütigen und die Großrussen nicht durch Maß verherrlichen. Ich möchte nur sagen, dass die Bulgaren, selbst die „Einheimischen“ mit ländlichem Geist, weniger originell sind als gewöhnliche Großrussen. Sie sind jünger als alle anderen angesehenen Dorfbewohner.
Die ernsthaften und bescheidenen Eigenschaften, die das bulgarische Volk auszeichnen, können ihm auf seine Weise eine wunderbare Rolle in der slawischen Welt geben, die so vielfältig und reich an Formen ist.
Aber „schöpferisches“ Genie (besonders in unserer für die Kreativität so ungünstigen Zeit) kann nur einem solchen Volk in den Sinn kommen, das in seinen Tiefen vielfältig und in seiner Gesamtheit den anderen am unähnlichsten ist. Genau das ist unser großer russischer, großer und wunderbarer Ozean!
Vielleicht würde mir jemand einwenden, dass Russen (und insbesondere echte Moskauer) gerade weil sie aufrührerisch und zu geneigt sind, um „St. Petersburger“-Leute zu sein, nicht sehr auf Kapitalisierung eingestellt sind und Kapitalisierung erforderlich ist.
Ich werde dafür zwei Beispiele nennen: eines aus Kleinrussland, das andere aus der großrussischen Umgebung:
In „Birzhevye Wedomosti“ erzählen sie den folgenden Vorfall, der sich kürzlich in Poltawa ereignete. In der örtlichen Schatzkammer erschienen im volkstümlichen Stil gekleidete Bauern - ein Mann und eine Frau. Beide Stockwerke waren von einer Last aufgebläht. Der Ehemann wandte sich mit einer Frage an den Beamten: Ist es ihm möglich, alte Kredittickets gegen neue einzutauschen?
- Wie viele haben Sie? fragt der Beamte.
- Wie soll ich es dir sagen? Eigentlich weiß ich es selbst nicht. Der Beamte lächelte.
„Drei, fünf, zehn Rubel?“ er fragt.
- Nicht mehr. Meine Frau und ich haben den ganzen Tag gezählt, aber nicht gezählt ...
Gleichzeitig zeigten beide unter dem Boden stapelweise Geldscheine hervor. Natürlich bestand ein Verdacht hinsichtlich des Erwerbs eines solchen Betrags durch die Eigentümer. Sie wurden festgenommen und das Geld gezählt: Es stellte sich heraus, dass es 86.000 waren.
- Woher bekommst du Geld?
- Urgroßvater hat gefaltet, Großvater hat gefaltet und wir haben gefaltet, - war die Antwort.
Den Ermittlungen zufolge waren die Verdachtsmomente nicht begründet und dem Bauern wurde Geld ausgezahlt. Dann kehren sie zum Finanzministerium zurück.
- Wechselst du Gold, meine Güte?
- Wir verändern uns. Wie viel hast du?
- Zwei Boxen...
Diese Bauern leben in einer einfachen Hütte und sind Analphabeten.
Aber sie werden mir sagen: „Das ist nicht sehr gut“; Es ist notwendig, dass das Geld nicht lügt, wie dieser ukrainische oder der alte bulgarische Patriarch, es ist notwendig, dass es in Umlauf kommt. Wenn diese Leute lesen und schreiben könnten, würden sie ihren Fehler verstehen.
Aber als Reaktion auf diese Worte werde ich eine neue Tatsache in die Hand nehmen und jene armen Russen schlagen, die nicht in der Lage sind, mit mir zu sympathisieren.
Filipp Naumov, ein Altgläubiger, lebt immer noch in Tulcha. Er kann nicht lesen; kann nur Nummern für seine Konten schreiben. Er raucht nicht nur selbst nicht, trinkt auch keinen Tee und trägt ein lockeres Hemd, sondern ist auch so fest in seiner Charta, dass er oft in Tavernen und Kaffeehäuser geht, um Menschen unterschiedlichen Glaubens und anderer Nationen zu behandeln, die mit ihm Handelsabkommen abschließen sie, berührt nichts. Sogar Wein und Wodka, die von den Altgläubigen nicht verfolgt werden, trinkt er nie. Er lädt niemanden gern zu sich nach Hause ein, denn nach der Einladung muss man behandeln, und nach der Behandlung muss man von Nichtchristen (auch wenn sie orthodox sind) entweihte Gerichte zerbrechen, wegwerfen oder verkaufen. Es verfügt über mehrere hunderttausend Piaster Kapital in ständiger Zirkulation, mehrere Häuser; Davon wird ein großes am Donauufer ständig an vermögende Menschen vermietet: Konsuln, Agenten von Handelsgesellschaften usw. Er selbst und seine Familie, mit einer schönen Frau und einer schönen Tochter und einem schönen Sohn, leben in einem kleines Haus mit Toren im russischen Stil und dekoriert mit Prämie. Die ursprünglich weißen Wände dieses Hauses sind breit blau mit einem braun karierten Streifen auf halber Höhe. /
Er ist sehr ehrlich und gilt trotz der Schwere seiner religiösen Entfernung von den Heiden als freundlicher Mensch. Für viele seiner Transaktionen stellt er keine Quittungen aus; Die Gäste verlangen, wenn sie ihm das Haus bezahlen, keine Quittung von ihm für den Empfang – sie glauben ihm trotzdem. Darüber hinaus war er einer der ersten in Tulcea (wo es so viele unternehmungslustige Menschen verschiedener Stämme gibt), der auf die Idee kam, eine Dampfmaschine aus England für eine große Getreidemühle und wahrscheinlich auch für seinen Reichtum zu bestellen wird sich danach verdreifachen, wenn dieses Geschäft erfolgreich abgeschlossen wird.
Ein sehr gelehrter, gebildeter und in jeder Hinsicht würdiger Dalmatiner, ein Beamter des österreichischen Dienstes, den ich kannte, blickte F. Naumov immer mit Erstaunen und Vergnügen an.
- Was mir an diesem Mann gefällt (sagte mir der Österreicher), ist, dass er bei all seinem Reichtum keineswegs ein Bourgeois werden will; bleibt aber ein Kosak oder ein Bauer. Dies ist das große russische Merkmal.
Ein Bulgare oder ein Grieche, so wie er ein Lebensmittel- oder Kurzwarengeschäft eröffnete und lesen und schreiben lernte, so zog er nun seine orientalische Kleidung aus (immer stattlich oder elegant), kaufte bei einem Juden an der Ecke einen merkwürdigen Gehrock und Pantalons von einem solchen Stil, dass sie in Europa noch nie getragen worden waren, und in einer billigen Krawatte (oder sogar ohne Krawatte) mit schmutzigen Nägeln machte er mit seiner schweren Frau Besuche in Yu l "europIenne, europäische Besuche, bei denen die Die Brillanz des Gesprächs lautet wie folgt: „Wie geht es dir?“ -- Sehr gut! - Wie geht es deiner Gesundheit? -- Sehr gut! -- Und Ihre? -- Ich danke Ihnen. -- Was machst du? - Ich verneige mich vor dir. -- Was machst du? - Ich verneige mich vor dir. „Und was macht Ihre Frau?“ „Verbeugt sich vor dir.“

Zum Nationalcharakter der Großrussen

Es ist sehr schwierig, über den Nationalcharakter zu sprechen. Hier meinen wir sicher typisch Volksmerkmale. Inzwischen hat der Autor dieses Buches bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr sehr gewissenhaft versucht, es zu werden genau wie jeder andere und erst nach vielen verzweifelten und erfolglosen Versuchen gab er diesen Beruf auf und beschloss, es weiterhin zu tun du selbst. Egal wie sehr der Autor kämpfte, er konnte nicht verstehen, wer das war wie jeder andere. Unter den Russen gibt es keinen einzigen Menschen, der einem anderen sehr ähnlich ist, und wie manchmal angenommen wird, besteht ihre Typizität in der völligen Abwesenheit von Typizität. Jedes russische Team ist einfach eine Ansammlung einzigartiger Individuen, und für eine effektive Führung sind manchmal bemerkenswerte Diplomatie und Einfallsreichtum erforderlich, gepaart mit einem eisernen Willen und Nylonnerven.

Es gibt einen bekannten Vorfall, der sich auf dem Dritten Kongress der Kommunistischen Internationale ereignete. Dann erklärte der italienische Sozialist Lazzari: „Wir kennen die Psychologie des italienischen Volkes“, worauf V.I. Lenin bemerkte: „Das würde ich nicht über das russische Volk sagen.“

Einer der Hauptfehler eines jeden, der über den Nationalcharakter der Großrussen sprechen möchte, besteht beispielsweise darin, sich der klassischen russischen Literatur des 19. Jahrhunderts zuzuwenden, also den Werken von F.M. Dostojewski, L. N. Tolstoi, N.A. Nekrasova, M.E. Saltykov-Shchedrin und andere. Es besteht kein Zweifel daran, dass Schriftsteller als Spiegel der Seele des Volkes betrachtet werden, aber das Problem ist, dass die überwiegende Mehrheit der russischen Prosaautoren und Dichter, deren Studium den Massen von den Massen aufgezwungen wird Lehrplan, gehörte zu einer sehr engen liberal-revolutionären Schicht des Russischen Reiches (wir werden die sowjetische Literatur jetzt nicht erwähnen, darüber zu sprechen ist zu schmerzhaft). Leider waren die russischen liberalen Revolutionäre furchtbar weit vom Leben des Volkes entfernt. Sogar Schriftsteller wie N. Leskov, die als echte Volksschriftsteller gelten, tragen ein gewisses Element des Konflikts, der Unzufriedenheit, der Feindseligkeit und des Missverständnisses des russischen Lebens und der russischen Bräuche in sich, also ein Element der Schismatik.

Das Postulat über die berüchtigte russische „Sklaverei“ als eine der grundlegenden Eigenschaften des russischen Charakters ist Idee fixieren jeder Liberale von A. Radishchev bis zu einigen V. Novodvorskaya. Alle freies Denken Literatur des 19. – 20. Jahrhunderts geradezu durchdrungen von Wehklagen über die Qualen der unglücklichen Leibeigenen und ihre weit verbreitete Folter.

R. Pipes bemerkte dazu sehr treffend: „Die Gewalt, die das 20. Jahrhundert durchdringt, und die gleichzeitige „Freisetzung“ sexueller Fantasien tragen dazu bei, dass der moderne Mensch, indem er seinen sadistischen Trieben nachgibt, sie in die Vergangenheit projiziert; Aber sein Wunsch, andere zu foltern, hat nichts mit dem zu tun, was tatsächlich geschah, als solche Dinge möglich waren. Die Leibeigenschaft war eine wirtschaftliche Institution und keine geschlossene kleine Welt, die geschaffen wurde, um sexuelle Gelüste zu befriedigen. Einzelne Manifestationen der Grausamkeit widerlegen in keiner Weise unsere Behauptung.

R. Pipes hat den Kern des Problems völlig richtig wiedergegeben, und hier gibt es nichts hinzuzufügen.

Als einer der grundlegenden historischen Faktoren, die neben der oben genannten Leibeigenschaft die Bildung des russischen Nationalcharakters beeinflussten, wird üblicherweise das 250 Jahre alte mongolisch-tatarische Joch angesehen, und zwar auch in dem Sinne, dass es den Weg für die Versklavung ebnete der Bauern.

Laut V.O. Laut Kljutschewski war die Herrschaft der Horde „eine dieser nationalen Katastrophen, die nicht nur materiellen, sondern auch moralischen Ruin mit sich brachte und das Volk für lange Zeit in tote Betäubung stürzte.“ Die Menschen ließen hilflos die Hände fallen, ihre Gedanken verloren jegliche Kraft und Elastizität und gaben sich hoffnungslos ihrer beklagenswerten Situation hin, ohne einen Ausweg zu finden und zu suchen ... Schlimmer noch, die Kinder, die danach geboren wurden, wurden vom Schrecken der Situation angesteckt Väter, die den Sturm überlebt haben. Ein äußerer Unfall drohte sich in eine innere chronische Krankheit zu verwandeln, die Panik einer Generation könnte sich zur Schüchternheit des Volkes entwickeln, zu einem Zug des Nationalcharakters, und der Geschichte der Menschheit könnte eine zusätzliche dunkle Seite hinzugefügt werden, die erzählt, wie der Angriff von der asiatische Mongole führte zum Untergang des großen europäischen Volkes“.

Der deutsche Philosoph W. Schubart, der wie V.O. Kljutschewski, den man nicht als Ruson-Hasser bezeichnen kann, glaubte, dass „kein anderes Phänomen in der europäischen Geschichte mit dem tatarisch-mongolischen Joch verglichen werden kann.“ Es belastete die Russen fast zweieinhalb Jahrhunderte lang (1238–1480) schwer, und dennoch gingen sie weder staatlich noch geistig zugrunde, obwohl dies einen tiefen Seelenschaden verursachte, der bis heute nicht überwunden ist.

Daraus zog W. Schubart eine Reihe von Schlussfolgerungen: „Seitdem wird die Seele eines russischen Menschen oft von Grausamkeiten überschattet ... Wenn sie zu viel Rechtlosigkeit erlebt haben, verlieren sie den Glauben an den moralischen und praktischen Wert.“ des Gesetzes ... Ohne die tatarische Invasion gäbe es keine russische Revolution!

Leider sind alle diese Schlussfolgerungen falsch, schon allein deshalb, weil sie auf einem von russischen Historikern erfundenen Umstand beruhen. Aber selbst wenn das tatarische Joch keine Erfindung, sondern eine Tatsache wäre, hätte es auch in diesem Fall keinerlei Einfluss auf die Bildung des russischen Nationalcharakters. Das ist das Paradox!

Akademiker D.S. Likhachev stellt fest, dass „der russische Nationalcharakter vor der Versklavung der Bauern Gestalt annahm“. Nehmen wir an, dass es so ist. Jetzt werden wir versuchen, einige Merkmale des Lebens der überwiegenden Mehrheit der Großrussen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts herauszufinden. Tatsache ist, dass bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. keine Leibeigenschaft, kein Joch, kein Despotismus im Allgemeinen auf dem Territorium Großrusslands war rein physisch möglich, aufgrund der Dominanz des Brandrodungssystems in der Landwirtschaft, der Unterentwicklung des Ackerbaus und dementsprechend der Unterentwicklung des Anwesens Wirtschaft, die lediglich einen festen (festangestellten) Arbeiter und ein landwirtschaftliches Kontingent benötigte. Mitte des 15. Jahrhunderts begann der Übergang zum Ackerbau bzw. zur Dreifelderwirtschaft, bei der das Land nicht oder nur schwach erschöpft wird. Erst dann erschienen die ersten schriftlichen Nachrichten über die drei Felder.

Im Norden Russlands, beispielsweise in den Provinzen Wologda, Olonez und Archangelsk, wurde die Landwirtschaft durch Brandrodung fast bis in die frühen 1930er Jahre betrieben. Hier gab es praktisch keine Grundbesitzerwirtschaft, und die Bauern des russischen Nordens wurden als staatseigene Bauern eingestuft, die im persönlichen Besitz der Fürsten und später direkt im Besitz der russischen Zaren und Kaiser waren.

Im Allgemeinen war die russische Bauernschaft in Staat und Eigentümer aufgeteilt. Die Zahl der letzteren betrug 1861 37,7 % (22 Millionen 500 Tausend Menschen) der Gesamtbevölkerung Russlands. Leibeigene im klassischen Sinne des Wortes, das heißt Bauern, die in den Jahren 1858–1859 auf Frondiensten saßen, unter der direkten Autorität ihres Grundbesitzers standen und gezwungen waren, auf dessen Verlangen jede Arbeit zu verrichten. betrug 12 bis 15 % der Bevölkerung des Reiches.

Was ist also Brandrodung in der Landwirtschaft? Und warum ist es so wichtig, über ihn zu sprechen, um ein Thema wie den großrussischen Nationalcharakter zu verstehen? Die Sache ist die " Modelle der Landwirtschaft und der damit verbundenen sozialen Struktur sind viel stärker von der natürlichen Umwelt abhängig als industrielle Modelle. Sie werden durch Boden und Klima geprägt und können so unterschiedliche Formen des Landbesitzes, der Sozialstruktur und der Regierung hervorbringen.».

Es gibt zwei Arten der Brandrodung. Der erste ist der eigentliche Unterabschnitt. Zur Aussaat ausgewählte Bäume im Waldgebiet unterbieten, also an einem Baum, mit einem Ring von 20–40 cm Höhe, wird die Rinde entfernt. Auch ein Teenager ab 12 Jahren kann diese Operation erfolgreich durchführen. Mit einer gewissen Geschicklichkeit können bis zu 200 Bäume pro Tag gefällt (geschält) werden. Es ist kein spezielles Werkzeug erforderlich, eine Axt, ein Hackbeil, ein Feuersteinschaber oder ein Hackbeil ist geeignet. Der Unterschnitt ist der Bevölkerung der Waldgebiete Eurasiens seit der Antike bekannt.

Der gefällte Baum trocknete in 2-3 Jahren aus, während das Gelände selbst in 5-15 Jahren zum Abbrennen bereit war, da die Bäume darauf nicht gefällt wurden, sondern auf den Windstoß warteten. Nach dem Windstoß wurde das Gelände in Brand gesteckt. Da sich herausstellte, dass mehr als genug verbranntes Material vorhanden war, kam es während des Verbrennens zu einem Ausbrennen des Rasens und des gewachsenen Jungwuchses sowie zu einer reichlichen Bildung von Asche, die ein ausgezeichneter Dünger war. Dann sammelten sie unverbranntes Material, verbrannten es und säten Rüben, Flachs, Hirse, Hafer, Gerste, Roggen usw., manchmal in noch warme Erde. Danach hoben sie eine knorrige Egge von oben auf und eggten ein Feld dafür, aber nicht, um die Erde zu zerkleinern, sondern um das Getreide in die Erde zu bedecken. Der Brandrodungsanbau erforderte wenig Saatgut (1,5–4 Pud pro Zehnte), die Aussaat erfolgte bewusst spärlich, damit sich die reichlich vorhandenen Setzlinge nicht gegenseitig überwältigten. Die Schnittflächen wurden nicht entwurzelt, die Aussaat erfolgte zwischen verbrannten Baumstümpfen. Es wurde auch nicht gehackt.

Die Nutzung der Seite dauerte ein bis zwei Jahre, seltener drei. Insgesamt verfügte die Familie über 10–15 Grundstücke, die über ein großes Gebiet im Umkreis von 10–12 oder mehr Meilen von der Hauptbehausung verstreut waren. Demnach stand der Familie nicht nur der Hauptwohnsitz, d.h. Hof, sowie mehrere sogenannte Instandsetzung. Im 15. Jahrhundert lebten beispielsweise im Nordwesten Russlands 70 % der Bevölkerung in ein- oder zweiyardigen Waldsiedlungen. In drei oder vier Höfen – etwa 20 % mehr.

Nur etwa 10 % der Bevölkerung lebten in größeren Dörfern und Städten, betrieben Ackerbau, waren in Ständen organisiert, übten Handel und Handwerk aus und waren die direkte Stütze der staatlichen Fürstenmacht. Diese 10 % lebten hauptsächlich in den Bezirken Opium, also in relativ baumlosen Gebieten. Das wirtschaftliche Zentrum der großrussischen Staatlichkeit war das Nerl-Opolye und dementsprechend das Zalessky-Fürstentum mit seinem Zentrum in Pereyaslavl-Zalessky. Ein charakteristisches Merkmal der geografischen Lage des Zalessky-Fürstentums war der Besitz der Ufer der Oberen und eines Teils der Mittleren Wolga, der Haupthandelsroute, die für Nowgorod im Handel mit den Bulgaren besonders wichtig war.

So lebte am Ende des 15. Jahrhunderts, also am Ende des „mongolisch-tatarischen Jochs“, die überwältigende Mehrheit der großrussischen Bevölkerung in Ein-Dvorka-Dörfern in großen patriarchalischen Familien mit 50–60 Personen deren Oberhäupter patriarchalische Väter waren. Die Entfernung zwischen den Dörfern betrug durchschnittlich 20–30 Werst oder sogar mehr. Der Brandrodungsbauer hatte kein dauerhaftes Ackerland. Er war nicht an ein „Stück Land“ gebunden. Er bewegte sich ständig, wechselte regelmäßig Unterschnitte und Siedlungsorte - Instandsetzung. Nachdem er sich an einem Ort niedergelassen und zwei- oder dreimal geerntet hatte, suchte er bei den ersten erfolglosen Ernten einen neuen Ort und ließ sich dort nieder.

Laut dem bekannten Forscher der Brandrodungslandwirtschaft V.P. Petrov: „Wenn ein feudaler Grundbesitzer, um Einkommen, d. 19. Jahrhundert. Unter den Bedingungen der freien Waldbewirtschaftung wurde es von einem Bauern gebaut, der weder Ausrüstung noch Vieh noch Parzellen besaß. Die Brandrodung erforderte keine Werkzeuge zur Bewirtschaftung des Landes. Auch Rinder, die im Ackerbau von größter Bedeutung waren, fanden keine Anwendung. Und ein landloser, pferdeloser, herrenloser Bauer ist ein ungeeignetes Objekt für feudale Ausbeutung (sowie für Ausbeutung im Allgemeinen, auch wenn es „tatarisch“ ist – K.P.). Rinder, Geräte und Land, die in den Ackerbauformen der Brandrodung und Reihenwirtschaft keine Verwendung fanden, erlangen in der Pflugwirtschaft eine überragende Produktionsbedeutung, wenn das Land, das den Wald verdrängt, zum wichtigsten Produktionsmittel wird, wenn sie beginnen, auf die Landwirtschaft zurückzugreifen Nutzung der Zugkraft des Viehs, wenn die Viehzucht die Bedeutung der Mistviehzucht übernimmt. und in der Zusammensetzung landwirtschaftlicher Geräte erwerben neben einer Axt ein Feuerstein, ein Knoten, ein Pflug, ein Ralo und ein Pferd die Bedeutung. Durch das Wald-Feld-System werden deutlich weniger Pferdestärken benötigt als in anderen Teilen Russlands; Mist wird nicht benötigt, daher besteht kaum Bedarf an Vieh; Was benötigt wird, sind vor allem eine Axt, eine knorrige Egge und Feuer, eine Fülle von Wäldern und die Freiheit der gemeinschaftlichen Waldbewirtschaftung. Voraussetzung für die Existenz der Brandrodungslandwirtschaft ist das Vorhandensein riesiger Waldflächen, einer unbegrenzten Fläche unberührter Wälder und der Freiheit, diese zu nutzen.

Die Produktivität der Brandrodungslandwirtschaft war ausgezeichnet. Ernteselbst 25 war am häufigsten; sehr oft betrug die Ernte selbst 30-35, und mancherorts und darüber hinaus lag sie selbst bei 40 und erreichte sogar 60. Diese Zahlen waren nicht die Grenze. In der Literatur finden sich Hinweise auf Ausbeuten von 60-80-100. Getreide aus Hinterschnitten war von besserer Qualität als aus Ackerland.

Die zweite Variante der Brandrodung war die Abholzung einer Fläche. Der mit relativ hohem Aufwand verbundene Einschnitt zeichnete sich dadurch aus, dass die gefällte Fläche in zwei bis drei Jahren in Betrieb genommen wurde, außerdem erhielt der Bauer Nutzholz. Diese Sorte wurde vor allem nach dem 15. Jahrhundert praktiziert und erforderte bereits einige Zugvieh- und Arbeitsgeräte.

Im Großen und Ganzen war ein Russe im Laufe seiner gesamten Geschichte, bzw. bis zum 15.-16. Jahrhundert, kein Bauer, und dieses Wort selbst ist leicht verzerrt Christian. Velikoross, laut V.P. Petrow war nur teilweise Bauer; Die Landwirtschaft war nicht seine direkte und irgendwie die einzige Beschäftigung. „Gleichzeitig war er Jäger und Fischer, er baute Rinde, Bast und Birkenrinde, Kali, Kohle, Harz, Harz ab, beschäftigte sich mit der Bienenzucht und einer Reihe anderer Handwerke, die in ihrer Gesamtheit überraschenderweise einen Komplex bildeten harmonisches Wirtschaftssystem, das auf der Ausbeutung der Wälder und des Waldreichtums basiert.

Die Suche nach einem Schnittplatz war hauptsächlich mit der Jagd verbunden. Die Suche nach Wild wurde mit der Suche nach einer Hiebstelle kombiniert. Nachdem ein geeigneter Standort gefunden worden war, wurde dieser markiert, indem einige Bäume entlang des Umfangs gefällt wurden, und danach drang niemand mehr in ihn ein, obwohl der damalige Großrusse keine Vorstellung von Privateigentum hatte. Seiner Ansicht nach war das Land gemein und jeder, der wollte, konnte es pflügen und säen.

Aber wie wurden dann die Beziehungen zwischen den Behörden und dem Großteil der Bevölkerung im Nordosten Russlands aufgebaut? Bei manchen ist das überhaupt der Fall, mindestens einmal im Jahr Tataren War es möglich, die Dunkelheit kleiner, über die riesigen russischen Wälder verstreuter Dörfer zu umgehen und ein Regime des totalitären Terrors und eine Art Joch unter der unterworfenen Bevölkerung zu errichten? Offensichtlich war der Tag, an dem sie die Akte einreichen wollte der Tag, an dem sich der Staat dem Volk offenbarte. In der nächsten Zeit, also bis zur neuen Requirierung, diskutierten die Bewohner der Odnodvorka begeistert alle Einzelheiten des stattgefundenen Aktes des Despotismus.

Die Berührungspunkte der großrussischen Massen mit der Staatsmacht, der Kirche und dem Handel waren Kirchhöfe(von anderen - Rus. besuchen- zu besuchen), besondere Gasthöfe, in denen der Fürst, Geistliche sowie Kaufleute (Gäste) vorübergehend Rast machten. Exakt Kirchhöfe und wurden als administrativ-territoriale Einheiten bezeichnet, die aus vielen kleinen Dörfern und ihren Zentren bestanden. Auf den Friedhöfen, in deren Nähe sich Friedhöfe befanden, wurden Kirchen errichtet. Auch auf den Friedhöfen wurden verschiedene Aufgaben niedergelegt. Die längsten Pogosts blieben übrigens im Norden Großrusslands erhalten, wo, wie bereits erwähnt, viele schwarze (Staats-) und Palastbauern lebten. Die Einteilung in Kirchhöfe wurde erst 1775 offiziell aufgehoben.

Versuchen wir nun, die Haupteinnahmequelle der Staatsmacht im Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit zu bestimmen. Laut R. Pipes: „ Wie wichtig die Forstwirtschaft im russischen Haushalt war, zeigt die Tatsache, dass im 17. Jahrhundert. Der Gewinn aus dem Verkauf von Pelzen (hauptsächlich an ausländische Händler) war die größte Einnahmequelle der kaiserlichen Schatzkammer».

Ich denke, Kommentare sind hier unnötig.

Wie man verstehen sollte, kannten der Großrusse und seine Vorfahren viele, viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende lang, vielleicht von der Jungsteinzeit bis zum Beginn des Neuen Zeitalters, tatsächlich keine andere Autorität außer der Familienautorität des Vaters. Diese Macht war direkt und immer personalisiert . Somit ist das System der Machtverhältnisse, das für den alten großrussischen Archetyp charakteristisch ist, sehr einfach, dieses System kann kurz als „Der Vater und sein Volk (Kinder)“ beschrieben werden. Daher und souveräner Vater Und Kaiserin Mutter.

Laut R. Pipes betrachtete der russische Bauer „den Zaren als einen Stellvertreter Gottes auf Erden, der vom Herrn geschaffen wurde, um dem Bauern zu befehlen und für ihn zu sorgen.“ Alles Gute schrieb er dem Zaren zu, und für alles Schlechte machte er entweder Gottes Willen oder die Gutsbesitzer und Beamten verantwortlich. Er glaubte, dass der Zar ihn persönlich kannte und wenn er an die Türen des Winterpalastes klopfte, würde er herzlich empfangen und nicht nur angehört, sondern sich auch bis ins kleinste Detail mit seinen Beschwerden befassen. Gerade aufgrund dieser patriarchalischen Weltanschauung zeigte der Bauer eine solche Vertrautheit gegenüber seinem Herrscher, dass es in Westeuropa absolut keinen Platz dafür gab. Während seiner Reisen mit Katharina der Großen durch Russland stellte Graf de Segur (de Segur) überrascht fest, wie entspannt die einfachen Dorfbewohner mit ihrer Kaiserin sprachen.

Also. Die über viele Jahrhunderte von den Menschen entwickelten Lebensauffassungen können im Zuge liberaler Reformen, und seien sie noch so destruktiv, nicht geändert werden. Wie O. Spengler einmal schrieb: „Politische Formen sind organisch mit den Menschen verbunden, die sie geschaffen haben; er trägt sie in seinem Blut, und nur er kann sie ausführen. Politische Formen an sich sind leere Begriffe. Jeder kann sie verkünden. Aber niemand hat die Macht, sie zum Leben zu erwecken und sie mit Realität zu füllen. Auch im politischen Leben gibt es keine Wahl: Jede Kultur und jedes einzelne Volk jeder Kultur regelt seine Angelegenheiten und erfüllt sein Schicksal in den mit ihr geborenen und im Wesentlichen unveränderten Formen.

G. Lebon und N.Ya. Danilewski.

Leider ist das politische System der Großrussen, ob jemand diesen Umstand mag oder nicht, die Autokratie. Autokratie ist nicht berüchtigt Totalitarismus, die genau auf die westeuropäischen mechanistischen Denkstandards zurückgeht. Dies ist eine patriarchalische, väterliche Macht, deren Kehrseite ein gewisser Despotismus und Autokratie sein kann, aber jedes Phänomen hat eine Kehrseite.

Gab es in Russland echte Sklaverei, die nicht von liberalen Schriftstellern tropfenweise verdrängt wurde? Ja, es war. Sklaven waren ursprünglich Gefangene, die in Feldzügen gefangen genommen wurden Leibeigene. „Der Leibeigene zahlte keine Steuern, war nicht dienstpflichtig und gehörte keiner Gemeinschaft an. Die Leibeigenschaft war für die Regierung mit Unannehmlichkeiten verbunden, und sie erließ viele Dekrete, die es den Untertanen untersagten, sich der Knechtschaft zu unterwerfen, was zur Folge hatte, dass die Zahl der Leibeigenen in der Moskauer Rus stetig zurückging.

Nach dem 15. Jahrhundert wurde die großrussische Bauernschaft im Zuge der Bildung und Entwicklung des Staates und des lokalen Systems mit ihrer Ackerbauwirtschaft allmählich versklavt, das heißt an das Land gebunden, und in dieser Hinsicht ist ihre Lage der der sehr ähnlich Stellung sowohl der Bauern als auch der Arbeiter zu Stalins Zeiten. . Wie Sie wissen, durften beide den Arbeitsplatz nicht nach eigenem Ermessen wechseln. Der Autor dieses Buches, der über Erfahrungen mit dem Leben in Russland in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts verfügt, wird sich nicht dazu verpflichten, zu beurteilen, was besser ist: Zwangsbeschäftigung oder liberale Arbeitslosigkeit, aber es besteht kein Zweifel daran, dass die überwiegende Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung Russlands wird zumindest einige materielle Garantien echten vorziehen. Die Aussicht, zu verhungern.

Unterdessen bedeuten die politischen Ansichten der Großrussen nicht, dass solche Ansichten für alle slawischen Völker charakteristisch waren. Vielleicht hängt das politische System, das die eine oder andere Nation zu Beginn ihrer ethnischen Bildung angenommen hat, von zwei Hauptfaktoren ab. Wie Sie wissen, erwächst jede Macht aus zwei Grundbedürfnissen: Das erste ist die Organisation der (nationalen) Stammesverteidigung, das zweite ist die Notwendigkeit, die Sicherheit der Handelswege zu gewährleisten.

Macht, deren Entstehung hauptsächlich durch das 1. Bedürfnis verursacht wurde, ist nicht kommerziell Macht, und übrigens nannte Marco Polo Russland nicht kommerziell Land. Für eine solche Macht ist die Territorialfrage von großer Bedeutung, da das Hauptproblem der Existenz eines Stammes (einer Nation) die Frage des Lebensraums ist. Es ist von Natur aus monarchisch. Das väterlicherseits Macht, der Souverän ist hier der Große Vater. Wie Sie wissen, wird der Vater nicht gewählt, daher ist die erste Art von Macht undemokratisch.

Macht, deren Entstehung hauptsächlich durch das 2. Bedürfnis verursacht wurde, ist Handel Macht, ihre Basis war die Division von Kämpfern, die zum Schutz von Handelskarawanen und Unternehmen angeheuert wurden. Es ist von Natur aus demokratisch, an der Spitze standen Atamanen (Khans, Kagans usw.), die vom Militärkreis ausgewählt wurden. Das brüderlich Macht ist es kein Zufall, dass Mitglieder der Militärhandelskorporationen einander als Brüder betrachteten, d.h. Brüder, Brüder usw. Diese Art von Macht führt zur oligarchischen Herrschaft, der Souverän ist hier nur der Erste unter Gleichen, also der Große Bruder. Es handelt sich um eine Nomadenmacht, das Territorialproblem interessiert sie kaum, einzelne strategische Punkte, insbesondere Märkte und Handelswege, spielen für sie eine Rolle.

Die 1. Art von Macht ist charakteristisch für Moskau, die 2. Art von Macht war in Nowgorod, Kiew und der Horde verankert. Die letzte Aussage mag dem Leser zweifelhaft erscheinen, da die Geschichtswissenschaft versuchte, ihm die Vorstellung von der Horde als einer Art Matrix autokratischer Tyrannei einzuflößen, die in der Moskauer Monarchie über 240 Jahre grausamer Willkür eingeprägt wurde. Leider stimmt diese gängige Meinung nicht mit der Realität überein. Die politischen Ordnungen Moskaus gehen nicht im Geringsten von der Horde aus. Warum so?

N.K. Arzyutov charakterisiert im Buch „Goldene Horde“ den Staat der Goldenen Horde als „Macht der Kaufleute“. Ihm zufolge war „das eigentliche Staatsoberhaupt die Kaufmannsklasse, das Handelsbürgertum.“ Der Kaufmann war im Wesentlichen der Khan selbst. Die gesamte Militärpolitik beschränkte sich darauf, Handelsrouten von Norden nach Süden – die Wolga – und von Westen nach Osten – das Land – in ihren Händen zu halten.

Der russische Monarchismus konnte von Moskau nicht von den Türken übernommen worden sein, deren Khane gewählte Militärkommandeure waren. Als L.N. Gumilyov: „Die Armee rief den Khan aus. Dies waren keine Wahlen im Sinne der Demokratie des 20. Jahrhunderts; Parlamentarismus und Korruption hätten im Militärhauptquartier und den umliegenden Dörfern keinen Platz gefunden. Normalerweise wurde ein Nachkomme des Khans Khan, aber die Macht erhielt er erst, als die Soldaten ihn auf einer Filzmatte hochhoben und mit Klicks ihre Zustimmung ausdrückten, ihm während des Krieges zu gehorchen. Und in Friedenszeiten herrschte der Brauch vor, dem der Khan selbst wie jeder Hirte gehorchte, wenn er seinen Kopf auf seinen Schultern behalten wollte.

Es ist unwahrscheinlich, dass die politische Ordnung von Byzanz (dem Römischen Reich) die Entstehung der Großmacht Moskau stark beeinflusst haben könnte. Es ist bekannt, dass byzantinische Kaiser oft auf Wunsch des Senats und mit Zustimmung des Volkes und der Armee ernannt wurden. In Byzanz gab es kein Konzept der kaiserlichen Familie, ebenso wenig wie es ein Gesetz über die Thronfolge gab. Die byzantinische Geschichte ist voller Beispiele für die Machtergreifung durch Menschen niedrigster Herkunft. Justin war beispielsweise ein Bauer aus Mazedonien, und der berühmteste byzantinische Gesetzgeber und Eroberer Justinian war ein einfacher Bauer aus Illyrien. Sein Kindheitsname war Regierung.

Es ist auch unmöglich zu behaupten, dass der großrussische Monarchismus von den schwedischen Königen stammt, selbst wenn wir davon ausgehen, dass Rurik ein Schwede war. Laut L.N. Gumilyov: „Im 9. Jahrhundert. In Skandinavien gab es keine Überbevölkerung, da es immer noch viele freie Fjorde gibt, obwohl dort mehr Menschen leben. Die Formation dort war primitiv, und die Könige waren es auch gewählt Stammesführer (Hervorhebung von mir. - K.P.)».

Also. Iwan IV. Wassiljewitsch der Schreckliche lehnte die „Bruderschaft“ des schwedischen Königs Gustav I. Wasa gerade deshalb ab, weil er der gewählte König war. Aus dem gleichen Grund erkannte er den gewählten polnischen König Stefan Batory nicht als seinesgleichen an („Wir, der bescheidene Johannes, der Zar und Großfürst von ganz Russland durch den Willen Gottes und nicht durch den viel rebellischen menschlichen Wunsch“), doch die englische Königin Elisabeth I. (von ihm „schwesterliebend, liebevoll“ genannt) machte ihr Vorwürfe: „... du hast Menschen, die über dich hinausgehen, und nicht nur Menschen, sondern auch Handelsleute ... Und du kommst in deinem mädchenhaften Rang an.“ , als gäbe es ein vulgäres Mädchen.

Es sollte hinzugefügt werden, dass sich Iwan Wassiljewitsch in seinem Verständnis des Wesens der wahren Aristokratie kaum von seinem Vater, Großfürst Wassili III. Iwanowitsch, unterschied. So wurde Kaiser Babur, dem Gründer der Dynastie und des Staates der Großmoguln, einem Nachkommen Timurs, 1532 der Abschluss eines Abkommens über „Freundschaft und Brüderlichkeit“ verweigert. Die Ablehnung lautete wie folgt: „In der Bruderschaft hat er ihn nicht bestellt, weil er (Wassili III. - K.P.) kennt den Staat nicht - es ist unbekannt: er (Babur. - K.P.) – der Souverän oder dessen Staatsbeamter (d. h. der Herrscher mit begrenzter Macht. – K.P.)».

„Letztendlich“, bemerkt R. Pipes in dem Buch „Russland unter dem alten Regime“, „erfüllten nur zwei Herrscher die hohen Anforderungen Moskaus: der türkische Sultan und ihr eigener Großfürst, genau die beiden Herrscher, die Bodin als „seigneuriale Monarchen Europas“ bezeichnete ".

Was wird jedoch die Schlussfolgerung aus dem oben Gesagten sein? Zweifellos gehört die russische Macht ihrer ursprünglichen Natur nach zur Macht der ersten Art, also der Macht, die geschaffen wurde überwiegend Für die Zwecke der Kriegsführung, ob defensiv oder offensiv, gibt es keinen Unterschied. Es stellte sich heraus, dass diese Art der Macht offensichtlich genau auf die Natur des Volkes zurückzuführen war, da die fürstliche Schicht im Nordosten Russlands aktiv am Welthandel teilnahm und theoretisch zu Machtverhältnissen der 2. Art neigen sollte. Es ist sehr merkwürdig, dass die gesamte politische Rhetorik Russlands seit vielen Jahrhunderten praktisch auf die folgenden Aussagen reduziert wurde: „Überall sind Feinde, wir sind in Gefahr, halten Sie die Linie, es gibt nicht genug Patronen (Pfeile, Schwerter, Kanonen, Raketen). , Panzer ...)“. Hier ist der Autor weit davon entfernt, solche Gefühle zu verurteilen oder zu begrüßen; es wäre ihm wichtiger, sie zu verstehen.

Einige Merkmale der russischen Politik wurden von G. Kissinger in seinem grundlegenden Werk „Diplomatie“ gut hervorgehoben: „In den Köpfen der russischen Führer verschmolzen das Bedürfnis nach Eroberungen und die Forderungen nach Sicherheit in einem. Seit dem Wiener Kongress hat das Russische Reich weitaus häufiger Truppen in fremdes Territorium entsandt als alle anderen Großmächte. Analysten erklären den russischen Expansionismus oft mit einem Gefühl der Unsicherheit. Allerdings begründeten russische Schriftsteller den Wunsch Russlands, seine Grenzen zu erweitern, viel häufiger mit seiner messianischen Berufung. Im weiteren Verlauf zeigte Russland selten Augenmaß; Wenn sie auf Widerstand stieß, verfiel sie meist in einen Zustand düsterer Empörung.

Dennoch lässt sich nicht behaupten, dass es keine guten Gründe für russische Zweifel an der eigenen Sicherheit gibt und es auch nie gegeben hat.

So. Die Mängel der russischen Autokratie im Allgemeinen sind bekannt. Die russischen Liberalen versuchten, sie vollständig offenzulegen. Ist das Vollständigkeit Karikatur und Grotesk werden wir jetzt nicht herausfinden. Wenn wir jedoch keine weitere Karikatur zeichnen wollen, sollten wir vielleicht nicht über die Vor- und Nachteile sprechen, sondern darüber Eigenschaften.

Die Eigenschaften der Autokratie sind im militärischen Sinne besonders gut. Eine Gesellschaft, in der die Ressourcen unter der Kontrolle des Staates stehen und die politische Macht dem souveränen Souverän gehört, kann im Falle einer militärischen Gefahr oder eines militärischen Unternehmens schnell genug, mit der geringsten Publizität und mit der größten Vollständigkeit die Ressourcen einsammeln notwendige Mittel in die Hauptrichtung der angeblichen Aggression oder des vermeintlichen eigenen Angriffs. Fügen wir dazu die Eigenschaften des russischen Volkes hinzu, das Katastrophen mit äußerster Ausdauer ertragen kann, bzw. fügen wir hier die Eigenschaften des russischen Soldaten hinzu, der unter beengten Verhältnissen mit unglaublicher Geduld deren Schwere ertragen kann jedes Klima und die Strapazen und Nöte des Militärlebens, und als Ergebnis werden wir eine Garnison einer Festung bekommen, oh was H.J. Mackinder stellte Mitte des 20. Jahrhunderts Folgendes fest:

„Der Festlandkern der Welt (das Kernland) – es ist die größte natürliche Festung (von mir hervorgehoben. - K.P.) auf der Erde. Zum ersten Mal in der Geschichte verfügt diese Festung über eine Besatzung, die zahlenmäßig und qualitativ ausreicht, um sie zu halten.“

H.J. Mackinder hat völlig recht. Die äußere Sicherheit Großrusslands war schon immer dadurch gewährleistet, dass es eine natürliche Festung war. Das lag erstens an den Wäldern, zweitens am rauen Klima und drittens an den riesigen Flächen. Obwohl die oben genannten Faktoren günstige Bedingungen für die Verteidigung darstellen, muss man sie dennoch nutzen können, da Frost, Wald und Raum auf die Verteidiger die gleiche Wirkung haben wie auf die Eroberer.

Daher ist nach wie vor der Faktor Mensch entscheidend.

H.J. hatte Unrecht. Mackinder vielleicht nur in einem. Hier ist überhaupt eine Garnison aufgetaucht, die ausreicht, um das Kernland unter Kontrolle zu halten nicht zum ersten Mal.

Der Autor glaubt, und viele Leser mögen ihm zustimmen, dass die ethnische Geschichte des großrussischen Volkes kaum eine Art kontinuierliches Kontinuum von der Antike bis zur Gegenwart darstellt. Und es geht überhaupt nicht darum, dass bestimmte Eroberer, wie die berüchtigten „Tataren-Mongolen“, kamen und die Kette der Traditionen zerrissen. Nein, das ist nicht der Punkt. L.N. Gumilyov argumentierte im Prinzip durchaus vernünftig, dass jedes Ethnos, genau wie jeder Mensch, geboren wird, lebt und stirbt, aber im Gegensatz zu einem einzelnen Individuum hört ein Ethnos oft nicht mit seiner physischen Existenz auf, sondern wird in einem neuen Zustand wiedergeboren, ersteht wieder auf . Es ist diese Kette von Geburten und Todesfällen, die für das große russische Volk charakteristisch ist, und nicht umsonst wird Russland oft mit dem Phönix verglichen. Leider ist die ethnische Transformation (d. h. Tod-Geburt) geht manchmal mit einer gewissen historischen Amnesie einher, da das neugeborene Ethnos manchmal einige Werte des angestammten Ethnos ablehnt.

Doch dazu später mehr.

Jetzt werden wir weiter über den nationalen Charakter der Großrussen sprechen, wobei es notwendig ist, über den Zeitrahmen der „tatarisch-mongolischen“ Zeit hinauszugehen.

Laut dem Autor haben die meisten Werke zum Thema des Nationalcharakters dieses oder jenes Volkes eine eher emotionale als wissenschaftliche Einschätzung. Nehmen wir zum Beispiel W. Schubarts Buch „Europa und die Seele des Ostens“, in dem er nicht nur die Großrussen, sondern auch die Deutschen, die Briten, die Franzosen und die Spanier charakterisiert. Zweifellos kann man diesem Autor weder Voreingenommenheit noch mangelnde Beobachtungsgabe und Intelligenz vorwerfen. Lassen Sie uns einige Auszüge aus diesem Werk zitieren, das dem einen oder anderen europäischen Volk gewidmet ist. Sie als Leser müssen raten, auf welche Nation sich die folgenden Aussagen beziehen. Versuchen Sie, die Punkte durch die entsprechenden Ethnonyme zu ersetzen.

1) … empfindet die Isolation seiner Nation als Segen, nicht als Gefahr;

2) Beziehung y … gegenüber dem Ausland schwankt er zwischen sklavischer Nachahmung und vehementem Protest;

3) wegnehmen von … ein gemeinsamer Feind, und sie werden anfangen, miteinander zu streiten;

4) … Nationalgefühl weist hysterische Züge auf. Es manifestiert sich abrupt und erhaben, flammt schnell auf und verschwindet schnell;

5) wie viel … mutig wie ein Soldat, so schüchtern wie ein Bürger. Er hat nicht den Mut, sich als solcher zu bezeichnen;

6) Es gibt kein einziges Volk, das sich gegenüber seinen klugen Köpfen so abscheulich verhalten würde wie …;

7) … lässt die Probleme, die ihn bedrohen, unbeachtet und hofft, dass sie sich ohne sein Eingreifen irgendwie von selbst lösen;

8) … – in den Worten eines modernen Staatsmannes – wird immer die ersten Schlachten im Krieg verlieren und immer die letzten gewinnen;

9) … kümmert sich nicht um die Zukunft, denkt nicht an die Langfristigkeit. Pläne, die für alle Fälle gewissenhaft ausgearbeitet werden, sind nicht seine Sache. Er reagiert auf auftretende Probleme und löst sie fallweise;

10) seitdem … kümmert sich nicht allzu sehr um die Zukunft, er vernachlässigt kleinliches Horten und zeigt bereitwillig die Breite seines Lebensstils;

11) … Normen werden von oben herabgesetzt und basieren auf weit hergeholten Abstraktionen;

12) technologischer Fortschritt … nicht nach deinem Geschmack;

13) Seele … der Mittelzustand fehlt. Dies ist ein Maximalist, in dem es keine gemäßigte Zone gibt;

14) … gibt sich dem Leiden mit Vergnügen hin.

Also. Die Punkte 1-6 beziehen sich auf die Deutschen, 7-10 auf die Briten, 11 auf die Franzosen, 12-14 auf die Spanier, und alle zusammen können sie auch zur Charakterisierung der Großrussen verwendet werden. Es besteht kein Zweifel, dass die Charakterisierung der Deutschen als ordentliche und sorgfältige Menschen völlig berechtigt und deutlich sichtbar ist, ebenso wie die bekannte russische Schlamperei. Diese notorische Schlamperei hindert die Russen jedoch nicht daran, sich erfolgreich in der Kernenergie und Raumfahrttechnologie zu engagieren. Wenn man übrigens alle Beispiele für eklatante Verbrechen sammelt, die von denselben Angelsachsen der Vereinigten Staaten durch Versehen und Nachlässigkeit begangen wurden, dann kann man zu einem echten Entsetzen kommen. Stellen Sie sich vor, sie wären sogar in der Lage, von Zeit zu Zeit leicht ihre Atombomben zu verlieren und dies zu melden, als wäre es eine zufällig abgeworfene Kupferbombe. Und natürlich wäre es nicht überflüssig, hier an den Unfall von Fukushima zu erinnern. Letzteres wurde während des Entwurfs programmiert.

Es sollte anerkannt werden, dass das Thema Nationalcharakter sehr komplex ist und es sich kaum lohnt, Schriftstellern und Philosophen in dieser Angelegenheit zu vertrauen. Etwas wichtigere Informationen können offizieller Natur sein. Zum Beispiel die Kampferfahrung des Militärpersonals eines Landes, das in einem militärischen Konflikt verloren hat. In diesem Fall müssen die Opfer zumindest einige der Stärken des Feindes erkennen.

Im Jahr 1960 veröffentlichte W. Schwabedissen, Teilnehmer am 1. und 2. Weltkrieg, General, ehemaliger Kommandeur der 2. Jagdfliegerdivision des 12. Fliegerkorps der Luftwaffe, später Kommandeur einer Gruppe deutscher Truppen in den Niederlanden, a Buch in den USA „ Stalins Falken. Analyse der Aktionen der sowjetischen Luftfahrt in den Jahren 1941–1945. (Russische Ausgabe). In dem Buch fasste er für die Amerikaner seine militärischen Erfahrungen an der Ostfront zusammen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts schien ein Konflikt zwischen den USA und der UdSSR durchaus möglich, und die US-Militärbehörden hielten es für notwendig, sich mit den Merkmalen des zukünftigen Feindes vertraut zu machen. Das Buch war in erster Linie für amerikanische Militärpiloten gedacht, daher stellte der General die Russen nicht als Halbidioten dar, sonst würden seine Leser nicht verstehen, warum das Dritte Reich den Krieg trotzdem verlor.

V. Schwabedissen beschrieb die Natur des potenziellen Gegners der Vereinigten Staaten wie folgt: „Nationale Eigenschaften der Russen wie Beharrlichkeit, Standhaftigkeit, Sparsamkeit und insbesondere Gehorsam bildeten zusammen mit rücksichtslosen totalitären Regierungsmethoden eine gute Grundlage für die Ausbildung.“ Luftfahrtpersonal. Der in jenen Jahren weit verbreitete Glaube, dass die Russen über sehr geringe oder gar keine technischen Fähigkeiten verfügten, wurde widerlegt. Das Gegenteil war der Fall.

Darüber hinaus identifiziert V. Schwabedissen die folgenden nationalen Merkmale des russischen Volkes: Misstrauen und Geheimhaltung, Improvisationsfähigkeit, natürlicher Einfallsreichtum, Flexibilität bei der Entscheidungsfindung, harte Führung, natürliches Selbstvertrauen. V. Schwabedissen beschreibt beispielsweise russische Angriffspiloten und gibt ihnen eine hervorragende Bewertung: „Deutsche Feldkommandanten charakterisieren das Personal der sowjetischen Angriffsflugzeuge als aggressiv, mutig und hartnäckig ... Es ist offensichtlich, dass der durchschnittliche sowjetische Angriffspilot ein war.“ mutiger und völlig furchtloser Rivale“.

Allerdings äußerte sich der ehemalige deutsche General nicht allzu schmeichelhaft über den durchschnittlichen russischen Kampfpiloten. Seiner Meinung nach fehlten dem durchschnittlichen russischen Kämpfer die Qualitäten eines einzelnen Kämpfers: „Wenn wir die dem durchschnittlichen russischen Piloten innewohnende Langsamkeit und mangelnde Initiative (und nicht nur das) sowie seine Neigung zu kollektivem Handeln berücksichtigen, im Bildungsprozess geimpft (von mir hervorgehoben. - K.P.), dann kann man verstehen, warum den Russen die ausgeprägten Qualitäten eines Einzelkämpfers fehlen. Hier bitte ich den Leser zu beachten, dass die Betonung des kollektivistischen Denkens ein Merkmal der kommunistischen Bildung und kein nationales russisches Merkmal ist, da russische Kampfflugzeuge völlig ausreichten.

Nun werden wir versuchen, die folgende Frage zu beantworten: Haben wir das Recht, den Nationalcharakter der Großrussen als bürgerlich zu bezeichnen? Zunächst müssen wir die Bedeutung des Begriffs definieren Bourgeois. Bourgeois ist französisch für Bürgerlicher, Bürgerlicher, ursprünglich - Stadtbewohner. Auf Deutsch Bourgeois Das ist Bürger. Burg(aus dem späten Lateinischen Burgus) wurde in der Antike eine befestigte Siedlung städtischen Typs genannt. Städtische Siedlungen wurden in der Antike zum einen als Stützpunkte der Stammesverteidigung und zum anderen als Zentren des Handels und der handwerklichen Produktion geschaffen.

Wir stellen einige wichtige Fakten fest. Erhält der Bauer seinen Lebensunterhalt durch den Austausch mit der Natur, so erhält der Städter diese Mittel durch den Austausch mit den Menschen, da sein Beruf Handel, Industrie und Dienstleistungen ist. Folglich besteht ein grundlegender Unterschied zwischen dem Bewusstsein eines Bauern und eines Stadtbewohners. Woraus besteht es?

Die antike und mittelalterliche Landwirtschaft, insbesondere in riskanten Landwirtschaftsgebieten, war oft ein Spielball der Elemente. Dieser gehorchte dem Mann nicht und er konnte sich in diesem Fall nur auf die Gnade höherer Mächte verlassen. Die Angelegenheiten von Handel und Industrie hängen hauptsächlich von den Bemühungen der Menschen und in geringerem Maße von der Natur ab. Der Bauer betet zu Gott, dass er ihm eine Ernte schenkt, der Stadtbewohner betet zum Staat, da dieser die Gesetze zur Regelung der Handelsaktivitäten durchsetzt. Dem Bauern ist es egal, was sein Fürst in den Kopf bekommt, da er eine Dürre nicht verhindern kann, doch für den Städter sind die Maßnahmen der Obrigkeit ungleich wichtiger. Der Gott für die Bourgeoisie ist der Bürgermeister, und seine Engel sind die Bezirkswächter.

So wird der Mensch im einen Fall zur Geisel der klimatischen Bedingungen, im zweiten Fall der menschlichen Gier und Dummheit, und es ist schwer zu sagen, was hier das geringere Übel ist. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es im industrialisierten und urbanisierten Russland nicht zu einer sozialen Explosion, gefolgt von der Zerstörung der herrschenden Schicht, nur weil der wirtschaftliche Zusammenbruch des Landes durch das Vorhandensein kleiner Grundstücke für die Bürger gedämpft wurde Kartoffeln und anderes Gemüse anzubauen. Andernfalls hätten die Ereignisse von 1993 anders ausgehen können.

Die Lebensbedingungen eines Stadtbewohners diktieren ihm bestimmte Verhaltensstereotypen. Laut Yu.G. Markova: „Die Ideologie und Psychologie des Konsumismus entstehen größtenteils genau unter den Bedingungen des städtischen Lebensstils. Je größer die Stadt, desto größer ist ihr Potenzial, die Konsumbedürfnisse ihrer Bevölkerung zu befriedigen. Urbanisierung und Konsumismus sind zwei parallele, miteinander verbundene Prozesse. Und aus dieser Sicht erscheinen beide unnatürlich und gefährlich für das Schicksal der menschlichen Zivilisation.

Wann begann die Urbanisierung in Russland?

Der praktische Beginn der Urbanisierung Russlands sollte ab 1929, also mit Beginn des sogenannten Großen Bruchs, erfolgen. Im Jahr 1926, als Russland (innerhalb der heutigen Grenzen) eine Gesamtbevölkerung von 92,7 Millionen Menschen hatte, betrug der städtische Bevölkerungsanteil nur 18 %. Von 1929 bis 1937 hat sich die städtische Bevölkerung auf 33 % mehr als verdoppelt, 1961 auf 55 %, 1981 auf 70 % und schließlich im Jahr 2000 bei 73 % und erreichte damit ihr Maximum. Insgesamt haben wir nur 80 Jahre urbanisiertes Leben. Dieser Zeitraum reicht offensichtlich nicht aus, um den nationalen Charakter eines so mächtigen Volkes wie des Großrussen radikal zu verändern.

Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Urbanisierung und dem Wachstum der Verbraucherbeziehungen. Die Urbanisierung ist umso höher, je höher das Wachstum der Industrieproduktion ist. Mit dem Wachstum der Industrieproduktion geht eine Erweiterung des Angebots an hergestellten Konsumgütern einher, d. h. es werden nicht eine oder zwei Warensorten hergestellt, sondern zehn oder zwanzig, von billigen bis zu teuren Sorten usw. usw Die Vielfalt der hergestellten Produkte führt zur Stimulierung der Verbraucherpsychologie und zur Entwicklung des Warenfetischismus. Die Konsumpsychologie widerspricht grundlegend dem christlichen Bewusstsein und beginnt es letztlich zu verdrängen. Das christliche Bewusstsein ist mit dem kapitalistischen Markt und den kapitalistischen Verhältnissen unvereinbar.

Aber warum?

Es gibt einen Punkt, auf den man achten sollte. V. Schubart glaubte, dass die Grundlage der Weltanschauung des prometheischen Menschen, d. h. des Archetyps, der im Westen am vollständigsten verkörpert wurde, darin besteht Urangst, was „für ihn als vorherrschende Geistesstimmung charakteristisch ist.“ Der prometheische Mensch glaubt laut W. Schubart „nicht fest an überirdische Kräfte, die das Leben sinnvoll organisieren.“ Er erlebt die Welt als Chaos... Er wird ständig von der Angst gequält, dass die Welt aus allen Nähten platzen wird, sobald er seine schöpferische Hand ohne Ruhe von ihr nimmt. Dies ist ein unglücklicher Mensch, viel unglücklicher als ein Russe, ein düsterer Schatten der Sorgen liegt auf der prometheischen Kultur ... A. Dürer blickte tiefer als andere in die prometheische Seele; Ich habe in diese ferne Zeit geschaut, als es gerade erst begann, sich zu formen. Sein Stich „Melancholie“ enthält alles, was für den prometheischen Menschen charakteristisch ist. Vor uns erscheint eine dumm denkende Gestalt, die die Macht des Augenblicks nicht erkennt und rastlos in einem trostlosen Kreis von Gedanken über die Geheimnisse der Zukunft versunken ist. Rundherum sieht man Kompasse, Messgeräte, Waagen, einen Tisch an der Wand – Rechenmittel, mit deren Hilfe ein Mensch versucht, sich der ihm unbekannten Zukunft zu nähern. Das ist hier klar ein klassisches Symbol der Pflege- und Versorgungskultur(von mir hervorgehoben. - K.P.)».

Die größte Angst des prometheischen Menschen ist Angst vor der Zukunft Diese Angst lässt ihn der materiellen Seite des Lebens große Aufmerksamkeit schenken. Der prometheische Bewusstseinstyp und die von ihm diktierten Verhaltensnormen sind vor allem in diesem Grundprinzip mit dem Christentum unvereinbar. Aber was ist das Ergebnis? Tatsache ist, dass es die Angst ist, die einen Menschen zum Sklaven macht. Angst erzeugt Hass und Wut. Hass und Bosheit erzeugen Gewalt und Mord, Chaos und Verwirrung. Aus Angst vor der Zukunft wollte Christus Menschen retten.

„Deshalb sage ich euch: Mach dir keine Sorgen um deine Seele, was du essen oder trinken wirst, noch um deinen Körper, was du tragen wirst. Ist die Seele nicht mehr als Nahrung und der Körper nicht mehr als Kleidung? Schauen Sie sich die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen; und dein himmlischer Vater ernährt sie. Bist du viel besser als sie? Und wer von euch kann durch Sorgfalt seine Größe auch nur um eine Elle steigern? Und was interessiert dich an Kleidung? Schauen Sie sich die Lilien des Feldes an, wie sie wachsen: weder arbeiten noch spinnen; aber ich sage euch, dass selbst Salomo in seiner ganzen Pracht nicht wie einer von ihnen gekleidet war; Aber wenn das Gras des Feldes, das heute und morgen ist, in den Ofen geworfen wird, Gott kleidet sich so, wie viel mehr als du, du Kleingläubiger! Machen Sie sich also keine Sorgen und sagen Sie nicht: Was sollen wir essen? oder was trinken? Oder was soll man anziehen? weil die Heiden das alles erwarten und weil dein Vater im Himmel weiß, dass du das alles brauchst. Suche zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und all dies wird dir hinzugefügt werden. Sorgen Sie sich also nicht um den Morgen, denn der Morgen wird für sich selbst sorgen: genug für jeden Tag seiner eigenen Fürsorge“ (Mat. 6:25-34).

Nach Meinung des Autors enthalten diese Worte Christi eine der Grundlagen seiner Lehre. Natürlich könnte der Leser einwenden, dass die Grundlage des Christentums die Liebe sei. Diese Behauptung ist schwer zu bestreiten. Dennoch sollte beachtet werden, dass auch Buddhisten alle Lebewesen lieben und das Gute verherrlichen, der Buddhismus als solcher jedoch überhaupt keine Religion ist, die Existenz Gottes nicht behauptet und nicht dazu aufruft, sich auf ihn zu verlassen, auch nicht im Alltag .

Lassen Sie uns nun über die folgende Frage nachdenken. Was liegt dem bürgerlichen Bewusstsein zugrunde? Was unterscheidet es vom christlichen Bewusstsein? Oberflächlich betrachtet ist die Antwort Konsumismus, Konsumpsychologie.

Im Geiste des Evangeliums können wir sagen, dass im Zentrum des bürgerlichen Bewusstseins die Sorge darüber steht, was man essen und trinken soll, die Angst vor dem Morgen. In moderaten Grenzen stellt dies kein besonderes Problem dar. Allerdings kultiviert und hypertrophiert Angst verwandelt sich in bürgerliche Hortung, ein pervertiertes Konzept Angst verkommt zum Wettlauf um den Erfolg um jeden Preis, zum Feilschen, Skiffnen und Warenfetischismus, und letzterer ist, um es deutlich zu sagen, eine geistige Anomalie. Dahinter verbirgt sich der Mangel an Frieden Furcht, als Folge - Wut, Hass, Psychose der Zerstörung und Selbstzerstörung, Einsamkeit in der Menge.

Im vorkapitalistischen Zeitalter war Europa von der christlichen Weltanschauung geprägt. Wie W. Sombart seinerzeit feststellte: „Das Hauptmerkmal des vorkapitalistischen Lebens ist das Merkmal des selbstbewussten Friedens, das für jedes organische Leben charakteristisch ist.“ Und weiter: „Ich ... bekräftige heute entschiedener als je zuvor, dass das Wirtschaftsleben in der vorkapitalistischen Ära tatsächlich unter dem Einfluss des Prinzips der Bedarfsdeckung stand, dass der Bauer und der Handwerker in seiner normalen Wirtschaftstätigkeit seinen Lebensunterhalt suchten und.“ nichts mehr."