Was ist Gothic. Was sind sie, die alten Goten?

Goten. Frühgeschichte (vor 376)

Da die ostgermanischen Stämme, zu denen die Goten gehören, erst relativ spät mit den Römern in Kontakt kamen, ist ihre frühe Geschichte uns nur aus Informationen bekannt, die aus ihrer eigenen Überlieferung stammen und manchmal nicht von germanischen Heldensagen und Heldensagen zu unterscheiden sind. Der ostgotische Historiker Jordanes, dessen Werke auf der verlorenen Geschichte der Goten von Cassiodorus basieren, nennt den Stammsitz der Goten „die Insel Skandza“ (Jordan, Über den Ursprung und die Taten der Getae, übersetzt von E. Ch. Skrzhinskaya, St. Petersburg 1997, 25. Weiter - Jordanien)). Gleichzeitig wird immer noch darüber gestritten, ob diese Insel mit der Insel Gotland oder mit Jester und Westergotland identifiziert werden sollte (Jordan, 9. Vgl. auch Wenskus, S. 442ff. Vgl. Wagner, Getica, S. 214). Aus diesem Land zog in der vorchristlichen Zeit ein bedeutender Teil der Goten über die Ostsee in die Weichselregion, einige von ihnen blieben jedoch in Skandinavien: (Wenskus, S. 434). Bereits zu Beginn des 6. Jahrhunderts gab es eine ständige Kommunikation zwischen den Ostgoten in Italien und den skandinavischen Goten (Jordanien, 24). Ähnliche Ereignisse – die Umsiedlung eines Teils der Goten und die Ansiedlung eines anderen Teils im ehemaligen Siedlungsgebiet – werden sich in Zukunft mehr als einmal wiederholen. Den Bestattungen zufolge dürfte die Ankunft der Goten im Weichselgebiet auf das 1. Jahrhundert v. Chr. zurückzuführen sein. e. Die ehemalige Bevölkerung wurde unterworfen oder von ihrem Land vertrieben. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. e. Die Goten richteten ihren Blick nach Süden. Als Hauptgrund sieht Jordanien die Überbevölkerung. Und dieses Mal blieb eine gewisse Anzahl von Goten an Ort und Stelle: Aus ihnen wurde offenbar ein Stamm der Gepiden gebildet (Wenskus, S. 469). Die neue Migration wird sich wahrscheinlich in die Länge ziehen lange Jahre, führte die Goten nach Südrussland, wo sie sich im Gebiet zwischen Dnjepr und Don verschanzten (Jordanien, 30 ff.). obwohl die archäologischen Daten zu diesem Zeitraum schwer eindeutig zu interpretieren sind (Thompson, S. 2).

Offenbar schwächten sich die Bindungen zwischen Teilen des einst vereinten gotischen Stammes im Zuge der Wanderungen und der Besiedlung eines riesigen Territoriums ab (Schmidt, S. 197). Zur Zeit von Kaiser Claudius II. (268-270) tauchen erstmals Erwähnungen der Ostgoten und Westgoten als getrennte Stämme auf (Wenskus, S. 472). Jordan glaubt, dass ihre Namen auf einer geografischen Grundlage entstanden sind. Höchstwahrscheinlich stammt der erste Bestandteil des Wortes „Ostgoten“ jedoch von *austra (leuchtend), und im Namen „Westgoten“ sollte das indogermanische *uesu (gut) unterschieden werden, damit wir am Ende darüber sprechen können lobende Eigennamen. Daher wäre es richtiger, von Ostgoten und Westgoten zu sprechen (Schmidt, S. 203). Wir werden uns jedoch an den allgemein anerkannten Wortgebrauch halten. Zwischen den Ostgoten und den Westgoten blieben viele Jahrhunderte lang enge Beziehungen bestehen. Übergänge von einem Stamm zum anderen sowie Ehen zwischen Vertretern dieser beiden Stämme werden immer wieder bezeugt. Daher haben wir das Recht, von zwei verschiedenen Nationalitäten eines gotischen Stammes zu sprechen (Wenskus, S. 475).

Als es in den 30er Jahren des 3. Jahrhunderts im Römischen Reich war. N. e. eine schwere Krise brach aus, die Goten überquerten die untere Donau und verwüsteten Nachbarländer (Schmidt, S. 203). Die Raubzüge hörten erst auf, als die Römer sich bereit erklärten, den Goten einen jährlichen Tribut zu zahlen. Nach Einstellung der Zahlungen griffen die Goten – diesmal zusammen mit anderen ostgermanischen Stämmen – erneut das Reich an (Jordanien, 90 ff.). Mehrere Jahrzehnte lang blieben die Gebiete entlang der unteren Donau sowie die gesamte Balkanhalbinsel Schauplatz erbitterter Kämpfe. Eine besonders große Bedrohung für das Reich stellten die gotischen Angriffe auf Kleinasien dar, sowie die Piratenzüge, die der pontische Stamm der Borani mit maßgeblicher gotischer Unterstützung führte und die an fast der gesamten Ostküste des Mittelmeers erhebliche Schäden anrichteten. Die Lage des Reiches verbesserte sich erst, nachdem Kaiser Claudius II. im Jahr 269 den Goten bei Niš eine schwere Niederlage beibrachte. Unter Kaiser Aurelian, der 271 die Westgoten in Thrakien und Illyrien besiegte, kehrte Frieden in die Donauländer zurück; Dies wurde jedoch nicht zuletzt durch den Abzug der Römer aus der Provinz Dacia erleichtert. Nachdem die Garnisonen, kaiserlichen Angestellten, die Aristokratie und wahrscheinlich ein erheblicher Teil der ehemaligen Bevölkerung an das Südufer der Donau zurückgezogen worden waren, besetzten die Goten kampflos die verlassenen Gebiete (C. Daicoviciu, La Transsylvanie dans l „antiquit“) , Bukarest 1945). An der Wende des III Norden (Thompson, S. 4). Im Jahr 322 wurde ein Vertrag geschlossen, der den Westgoten den Status von Föderierten verlieh, wonach sie sich gegen jährliche Zahlungen verpflichteten, die Grenzen des Reiches zu verteidigen und Militäreinheiten für den Dienst im Kaiserreich bereitzustellen Truppen (Stein, S. 198). Germanen, da sich die gotischen Hilfstruppen während ihres Dienstes mit der römischen Lebensweise vertraut machen mussten.

Die Tatsache, dass nach dem Abschluss des Vertrags im Jahr 322 dreieinhalb Jahrzehnte lang keine einzige Erwähnung der Westgoten in den Quellen vorkommt, spricht für eher freundschaftliche Beziehungen; verschiedenen indirekten Beweisen zufolge schwächte sich die römische Macht in den Grenzgebieten jedoch merklich ab (Thompson, S. 13).

Der Exodus der Goten aus Skandinavien scheint mit bedeutenden Veränderungen in der Organisation der Gesellschaft einhergegangen zu sein (Wenskus, S. 467). Es ist also davon auszugehen, dass es bereits zu dieser Zeit ein gewisses soziales Umfeld gab herrschende Klasse. Jordan berichtet, dass die Migration unter König Berig stattfand; Daher scheint die Existenz einer Institution königlicher Macht, die in ihrem Ursprung heilig ist, unbestreitbar. Da Tacitus auch von der Macht und Autorität des Gotenkönigs spricht, muss die Überquerung der Ostsee zum weiteren Aufstieg der Könige unter den Goten beigetragen haben (Tacitus, German, 42).

In Südrussland gerieten die Goten unter den Einfluss der sarmatischen Nomadenstämme und ähnelten ihnen in ihrer Lebensweise so sehr, dass römische Quellen nicht immer zwischen den germanischen und sarmatischen Stämmen Südrusslands unterscheiden (Wenskus, S. 469). Die charakteristische Landschaft, die weiten südrussischen Ebenen, trug wahrscheinlich auch dazu bei, dass die Goten „nomadisch“ lebten. Der sarmatische Einfluss kann auch auf die Einführung des Dezimalsystems in die militärische Organisation zurückgeführt werden. Die Entwicklung der königlichen Macht während der südrussischen Zeit ist unklar. Jordanes nennt die Namen mehrerer Könige, die nicht im Stammbaum der Amals, der spätostgotischen Königsdynastie, enthalten waren (Jordan, 26). Der (möglicherweise legendäre) König der Ostgoten erscheint laut Jordanes, der die Ostgoten regierte, dennoch in der Amal-Genealogie (Jordan, 82; vgl. jedoch 98). Möglicherweise kam es zu einem Dynastiewechsel, der mit einem politischen Bruch zwischen den Ostgoten und den Westgoten einherging, da es den Ostgoten nicht gelang, die Anerkennung aller gotischen Völker zu erlangen (Wenskus, S. 472).

Wir sind etwas besser über die Situation nach der Einnahme von Dacia informiert. Hatte der Stamm bis dahin nur flüchtige und stets feindselige Kontakte mit der römischen Welt aufgenommen, ließ er sich nun auf Land nieder, das seit anderthalb Jahrhunderten zum Reich gehörte. Obwohl es falsch wäre zu sagen, dass bereits zu dieser Zeit Anleihen bei der römischen Kultur, die sich in einem höheren Entwicklungsstadium befand, begannen, kam es zu diesem Zeitpunkt doch zum ersten friedlichen Kontakt zwischen den Westgoten und den Provinzrömern. Damit begann der Prozess der Romanisierung, der erst im 7. Jahrhundert endete. Es ist nicht bekannt, wie sich die Beziehung zwischen den neu hinzugekommenen Goten und den auf ihrem Land verbliebenen Römern entwickelte. Offenbar vermieden es die Westgoten, sich in römischen Städten niederzulassen. Auf dem Friedhof von Satana de Mures wurden Keramiken gefunden, deren Ornament eine Mischung aus germanischen und römischen Motiven ist. Andere Funde aus derselben Stätte zeugen vom kulturellen Einfluss der Römer auf die Westgoten (Thompson, S. 34). Dieser Prozess wurde durch den intensiven Handel der Westgoten mit den Grenzprovinzen des Reiches spürbar intensiviert.

Von einer einzigen königlichen Autorität, der alle Gruppen der Westgoten unterstanden, kann in dieser Zeit nicht mehr gesprochen werden. Die politischen Führer sind die Könige, die in römischen und griechischen Quellen die Namen Reguli und Basiliskoi erhielten (Schmidt, S. 243). und offenbar ihre Macht durch Erbschaft übertragen (Dies wird durch die Tatsache belegt, dass Ataris der Sohn des Königs Rotestey war (Thompson, S. 54). Königin Gaata übertrug die Macht auf ihren Sohn Arimer (Thompson, S. 158) Sie regierten über kleine Clans, und ihre Macht beruhte größtenteils auf dem Gefolge (Thompson, S. 43, 52).

Der gesamte Stamm konnte sich in besonderen Situationen unter der Führung eines Anführers vereinen. Ein solcher Anführer nach 364 war Athanaric, den unsere Quellen „Richter“ (iudex, dikastes) nennen (Thompson, S. 44). Zur Zeit der Missionstätigkeit von Wulfila. wir finden einen namenlosen „Richter“, der durchaus als Anführer des gesamten Stammes angesehen werden kann (Thompson, S. XVIII). Wahrscheinlich liegt dem Wortgebrauch der Quellen ein uns unbekannter gotischer Begriff zugrunde. Atanaric selbst verlangte von den Römern, ihn nicht König, sondern Richter zu nennen, da ersteres Autorität und letzteres Weisheit impliziere. Offenbar glaubten die Westgoten, dass der König nicht nur Macht besaß, die Athanaric zweifellos besaß, sondern auch eine gewisse Heiligkeit (Wenskus, S. 322). Athanarichs Aufgaben waren größtenteils militärische Führungsaufgaben, so dass man ihn, wenn man dieses Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung versteht, als Herzog bezeichnen könnte, also als Feldherrn (W. Schlesinger, uber germanisches Heerkoenigtum, in: Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, Bd I, Göttingen, 1963, S. 57f. Siehe auch H.-D. Kahl, Europäische Wortschatzbewegungen im Bereich der Verfassungsgeschichte, ZRG germ. 77, 1960, S. 198). Atanarich befehligte eine Truppe, die ihm auch dann erhalten blieb, als die Westgoten ihn infolge der Niederlage gegen die Hunnen verließen (Schmidt, S. 418). Wenn Atanarich der einzige Heerführer der Westgoten war, lassen ältere Quellen den Schluss zu, dass die Westgoten zunächst zwei Herzöge wählten. Zur Zeit Konstantins des Großen werden zwei Anführer erwähnt, Ariarich und Aorich, deren Nachfolger jedoch allein Geberic war (Jordan, 112). „Richter“ wurden von der Stammesversammlung in ihr Amt berufen. In der Passion der heiligen Saba wird eine Versammlung von „Megistans“ (Adel) erwähnt, die über die Christenverfolgung beschloss (Passio S. Sabae, Hrsg. H. Delehaye, Analecta Bollandiana 31, 1912, S. 216-221). Diese Versammlung bestand aus Menschen, die unter ihren Mitmenschen den größten Respekt genossen oder sich durch Adel ihrer Herkunft auszeichneten (Thompson, S. 49). Wir können mit Sicherheit sagen, dass die Könige an den Treffen teilgenommen haben. Die Frage der Beteiligung breiter Bevölkerungskreise ist unklar. E. A. Thompson bestreitet die Existenz einer Nationalversammlung und ist der Meinung, dass das zentrale Gremium aller westgotischen Clans nur die Versammlung der Megistans war; (Thompson, S. 49). L. Schmidt hingegen setzt die Versammlung der Megistans mit der Volksversammlung gleich (Schmidt, S. 244). Als die Goten im Jahr 376 beschlossen, das Römische Reich um die Aufnahme auf römischen Boden zu bitten, gingen dieser Entscheidung lange Diskussionen voraus (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, trans. Yu. A. Kulikovsky, A. I. Sonni, St. Petersburg 1994, 31, 3, 8. Weiter - Ammian Marcellin). Jordanes spricht von einem „gemeinsamen Beschluss“ (communi consilio) der Westgoten, Verhandlungen mit Kaiser Valens aufzunehmen (Jordan, 131). Es bleibt unklar, ob diese Nachrichten auf eine Volksversammlung hinweisen. In der Passion von St. Saba wird außerdem der Dorfrat erwähnt, der jedoch nur über sehr begrenzte Befugnisse verfügte (Thompson, S. 66). Die Westgoten lernten das Christentum im 3. Jahrhundert kennen. Im Zuge ihrer Raubzüge auf das Römische Reich machten sie viele Gefangene, darunter auch Christen. Die Bekehrung der Goten erfolgte vor allem durch Christen aus Kappadokien. Welche Rolle dabei die dakoromanische Bevölkerung bei der Verbreitung des Christentums spielte, ist unbekannt (Schmidt, S. 235). Höchstwahrscheinlich das Christentum lange Zeit blieb die Religion der unteren Schichten der westgotischen Gesellschaft, die aus Ausländern bestand.

Die Existenz christlicher Gemeinden wird durch die Bitte der Christen der gotischen Länder um die Ernennung eines Bischofs bestätigt. Als Antwort auf diese Bitte sandte der Patriarch von Konstantinopel Wulfila, dessen Eltern, die aus Kappadokien stammten, von den Westgoten gefangen genommen wurden und der selbst im westgotischen Staat geboren wurde. Er verbrachte einige Jahre in Konstantinopel, wo er zum Priester geweiht wurde (Thompson, S. XIV). Wulfila war nicht dazu bestimmt, sich bei den Westgoten zu bewähren: Ungefähr sieben Jahre nach seiner Ernennung, etwa im Jahr 348, musste er zusammen mit seiner Gemeinde das Land verlassen. Er und seine Anhänger flüchteten ins Römische Reich, wo sie sich auf Geheiß von Kaiser Constantius in der Region Nikopol auf Istrien (heute Tarnovo, Bulgarien) niederließen. Bereits Mitte des 6. Jahrhunderts lebten dort Nachkommen von Siedlern. Sie wurden kleine Goten (Gothi Minores) genannt, sie führten in dieser kargen Gegend ein sehr armes Leben und galten als kriegsunfähig (Jordan, 267). Da die Nachkommen der Wulfila-Gemeinde Goten genannt wurden, ist davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil der um 348 vertriebenen Christen Goten waren. Wulfila bemühte sich auch nach seiner Ansiedlung im Römischen Reich weiterhin eifrig darum, den wahren Glauben unter den Westgoten zu verbreiten. Er entwickelte das gotische Alphabet, das es ihm ermöglichte, Bücher ins Gotische zu übersetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt war den Goten nur das Runenalphabet bekannt, das eher für religiöse und magische Praktiken als für literarische Zwecke verwendet wurde (Thompson, S. 31). Aktivität schreiben Wulfila nahm beträchtliche Größe an (Thompson, S. 115). Sein Hauptwerk war die Übersetzung der Bibel in die gotische Sprache, von der uns nur Fragmente im sogenannten Silberkodex überliefert sind. Der Rest von Wulfilas Werken ist uns nicht überliefert: Da ihr Autor ein Ketzer war, wurden sie zerstört. Wulfila lebte während der christologischen Kontroverse, als sich die Kirche um die Beziehung zwischen der göttlichen und menschlichen Natur in Christus kümmerte (M. Werner, Die Entstehung des christlichen Dogmas, 1959). Obwohl der gotische Bischof in dieser Diskussion eine mittlere Position einnahm, wurde er später als Arianer verurteilt (Thompson, S. XXI). Vielleicht war es seine Tätigkeit, die dazu führte, dass die Westgoten nach einiger Zeit zum Arianismus konvertierten.

Mit der Vertreibung der Wulfila-Gemeinschaft wurde das Christentum jedoch nicht vollständig ausgerottet. Neben den Arianern gab es unter den Goten auch Orthodoxe und Audianer. Die Sekte der Audianer, deren Gründer Audiius besonders die anthropomorphe Erscheinung Gottes betonte, erzielte sogar große Erfolge und gründete viele Klöster (Schmidt, S. 236).

Im Zeitraum von 369 bis 372 Jahren. Auf Beschluss des Rates von Megistan kam es zu einer allgemeinen Christenverfolgung, die auf antirömischen Gefühlen beruhte, die bei den Westgoten äußerst stark ausgeprägt waren. Offenbar galten alle Christen, egal welcher Sekte in der Kirche sie angehörten, als feindliche Günstlinge (Thompson, S. 99). In einer Kirche starben 26 Christen als Märtyrer. Auch die Goten von Saba, Inna, Pina und Rima wurden Opfer von Verfolgungen, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die christliche Lehre unter den Goten nicht erfolglos verbreitet wurde.

Das gotische Heidentum hinterließ nur dürftige Spuren. Der Götterkult wurde von getrennten Familien organisiert, die ihre eigenen Götzen und ihre eigenen Priester hatten (Schmidt, S. 248; Thompson, S. 60). Offenbar gab es nie einen allen Westgoten gemeinsamen Kult. Gott, den Jordanes mit dem römischen Namen Mars nennt, wurden Menschenopfer gebracht (Jordan, 41). Während der Christenverfolgung 369-372. Athanaric trug ein hölzernes Idol durch das Land und zwang die Christen, es anzubeten. Die Passion von St. Saba zeichnet Kultmahlzeiten auf (Thompson, S. 99). Darüber hinaus wissen wir kaum etwas anderes über die Riten und Inhalte des gotischen Glaubens.

Gothics sind eine Subkultur, die von Geheimnissen, Gerüchten und Strasssteinen umgeben ist. Wer sind diese geheimnisvollen „Männer in Schwarz“, die die Nacht, Vampire und bezaubernde romantisch-tragische Geschichten lieben? Wie leben sie, was predigen sie und wie suchen sie nach dem Sinn des Lebens? Wir werden dem Leser diese ungewöhnliche und ziemlich mutige Jugendbewegung vorstellen, uns erzählen, wer diese Menschen sind und was sie der Welt bringen. Es stimmt, die Goten sind eine Subkultur, die nicht kurz beschrieben werden kann. Es ist zu komplex und vielschichtig und daher noch interessanter.

Gotischer Ursprung

Jugend-Subkultur„Goths“ ist eine relativ neue Bewegung, die noch keine 40 Jahre alt ist. Die ersten Vertreter der „Men in Black“ traten 1979-1980 in Großbritannien auf. Interessanterweise waren die „Vorfahren“ der Goten keine anderen als die Punks. Auch ein neues Musikgenre namens „Gothic Rock“ trug zur Entwicklung dieser „dunklen“ Subkultur bei. Diese Musik basierte auf intellektuellen und philosophischen Schlussfolgerungen über den Sinn des Lebens sowie auf dunkler Romantik und Nihilismus, der jeden Sinn der menschlichen Existenz leugnet. Am meisten prominente Vertreter Das Musik Genre- Gruppen The Cure, Christian Dead, Bauhaus. Gleichzeitig wurde im Zuge der Entwicklung der Gothic-Subkultur in London der weltberühmte Batcave-Club eröffnet, der zur Verbreitung dieser Bewegung unter jungen Menschen beitrug.

Dunkle Romantiker

Goten sind eine Subkultur, die mit Düsterkeit assoziiert wird. Ein typischer Gothic ist leicht zu erkennen: schwarze Kleidung und Haare, dick zusammengefasst, wie mit Kohle gezeichnet, Augen, die gleichen Lippen und natürlich Nägel. Darüber hinaus kann man an jedem anständigen Gothic eine Fülle von Metallketten aller Art, Vintage-Silberschmuck, einschließlich Piercings, sehen. Darüber hinaus schmücken sich Gothics oft mit themenbezogenen Tattoos.

Schöne Vertreter dieser Subkultur – die Goten – kleiden sich in Kleidung, die mit Spitze, Puffs, Rüschen und Volants verziert ist. Außerdem lieben Gothic-Damen Korsetts mit und ohne Schnürung, lange Kleider und Röcke. Bei der Stoffauswahl werden Samt, Velours, Wildleder, Latex, Vinyl und Satin bevorzugt. Die Farbe kann rot, burgunderrot, lila sein. Allerdings dominiert Schwarz. Goten sind eine Subkultur, die helle Farbtöne nicht erkennt.

Nach innen schauen

Um ein Gothic zu sein, reicht es nicht, schwarze Kleidung zu tragen, dunkle Augen zu zeichnen und schwarzen Lippenstift auf die Lippen aufzutragen. Es geht nicht um die Farbe der Kleidung und nicht um das Aussehen – es geht um den Gemütszustand, ohne den ein Gothic kein Gothic, sondern eine billige Karikatur ist.

Goten sind eine Subkultur, deren Name auf Englisch wie „Goths“ klingt und wörtlich „barbarisch, unhöflich“ bedeutet. Diese Informellen vereinen Negativität, Niedergeschlagenheit und Depression in einer Flasche. Sie glauben nicht an Gott und das Gute, und ihre Liebe ist immer dunkel, tragisch und bedeutungslos. Es ist interessant, dass die Goten im Tod ihre eigene besondere Romantik, ihre eigene Philosophie finden.

Allerdings „ist der Teufel nicht so schrecklich ...“. Goten leben nach dem Prinzip „Sterben mit einem Lächeln“, drücken sich durch Kleidung, Aussehen, besondere Musik, Gemälde. Sie verbringen ihr ganzes Leben auf der Suche nach Schönheit und finden sie auch dort, wo sie scheinbar nicht sein kann.

Tatsache ist, dass es für die Goten von entscheidender Bedeutung ist, ständig traurige Gefühle zu empfinden, wodurch sie sich in einem losgelösten Zustand der Hoffnungslosigkeit, des seelischen Schmerzes und der unaufhörlichen Verzweiflung befinden. Diese „schwarzen Engel“ empfinden jeden Tag ihres Lebens als den letzten und versuchen, ihn so emotional wie möglich zu leben und nur an sich selbst zu glauben.

Hell dunkel"

Goten werden nicht geboren – sie werden gemacht. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe und bei jedem ist es anders.

Psychologen sind sich einig, dass sich schüchterne, schüchterne, verletzliche und wehrlose Menschen hinter einer furchteinflößenden Maske und schwarzer Kleidung verstecken. Indem sie ihre Körper in gotische Gewänder kleiden, ihre Gesichter bemalen und Ornamente tragen, versuchen sie, sich vor den harten Realitäten der Welt um sie herum zu schützen. Sie können sicher sein, dass ein junger Mann oder ein junges Mädchen, bevor er ein Gote wurde, ein schweres psychisches Trauma erlebte. Sie verschließen sich, fixieren ihren Groll und lassen niemanden hinein. Für sie ist es einfacher zu leben, ohne auf ein Wunder zu hoffen – so wird ihnen zumindest niemand etwas tun. Schmelzen gefrorenes Herz Nur Geduld, unendliche Freundlichkeit, Verständnis und aufrichtige Liebe können Gotha.

Tanzen auf dem Friedhof

Goten sind meist Einzelgänger. Sie haben nicht die übliche Hierarchie, niemand dominiert irgendjemanden, alle sind gleich. Allerdings müssen sie, wie jedes Lebewesen, regelmäßig mit ihresgleichen kommunizieren.

Lieblingsplatz parat – Rastplätze und verlassene Gebäude. Der Friedhof der Goten ist eine Art Tempel, ein Ort voller Tragödie, Traurigkeit und Tod.

Dort finden sie eine Art Trost, schöpfen Inspiration und verstecken sich vor allzu neugierigen Blicken. Goten sind eine Subkultur, die nicht mit Aggression in Verbindung gebracht wird. Im Gegensatz zu Satanisten neigen sie nicht zu Vandalismus, Opfern und anderen schrecklichen Taten.

Ihre Haupttätigkeit besteht darin, Gedichte und Lieder im Stil des „Horrors“ zu schreiben, Originalgemälde mit gotischer Bedeutung zu schreiben und über die Zerbrechlichkeit des Lebens zu diskutieren.

Evolution bereit

Neben den „klassischen“ Vertretern der Gothic-Bewegung sind zunehmend auch Cyber-Gothics anzutreffen – eine Subkultur, die sich in Richtung technogener Entwicklung entwickelt hat.

Vertreter dieser Bewegung sehen etwas anders aus als die „normalen“ Goten. Ihre Kleidung besteht zum Beispiel meist aus Hightech-Materialien – kein Samt und Velours! Nur Vinyl, Mesh, phosphoreszierender Kunststoff. An den Schmuckstücken werden anstelle der üblichen Ketten Drähte angebracht, Anhänger und Ohrringe sind verschiedene Zahnräder und molekulare Verbindungen.

Von der „klassischen Mode“ ließen Cyber-Gothic Eyeliner, bemalte Lippen und Nägel übrig. Zwar tendieren Vertreter dieser Bewegung nicht zu Schwarz, sondern zu sauren, leuchtenden Farben.

Ihr Weltbild unterscheidet sich stark vom klassischen Gothic: Das Wesen dieser Subkultur basiert auf Literatur im Stil von „Cyberpunk“, „Science-Fiction“ und „Postapokalyptik“. Cyber-Goths sind zuversichtlich, dass eine von Menschen verursachte oder andere Katastrophe, die den Tod allen Lebens zur Folge haben wird, unvermeidlich ist, und dass es die Technologie ist, die die Menschheit retten wird.

Daher die Anziehungskraft auf die „überirdische“, „kosmische“ Erscheinung, glänzende Elemente in der Kleidung, farbige hohe Stiefel und schicke Brillen. Cyber-Goths lieben elektronische Musik.

Die Goten sind Stämme, die im 1. Jahrhundert n. Chr. aus Skandinavien hervorgingen. Im 2.-3. Jahrhundert drangen sie aktiv in ganz Europa vor und eroberten seinen östlichen Teil. Mitte des 3. Jahrhunderts erreichten die gotischen Stämme die nördliche Schwarzmeerregion. Vermutlich kam es dort zu einer Vermischung der Goten mit anderen Stämmen, die über eine weiter entwickelte Kultur verfügten, wodurch sich die Kultivierung der Gotenstämme beschleunigte. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte die Übernahme des christlichen Glaubens durch die Goten. Interessanterweise war die religiöse gotische Welt vor der Annahme des Christentums recht umfangreich und umfasste Wölfe, Naturgeister und Totemismus.

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts hatten die gotischen Stämme bereits Kleinasien und den Balkan angegriffen und Dakien erobert. Die alten Goten machten ihre Invasionen und entwickelten sich bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts erfolgreich weiter. Der Stamm der Hunnen, der gezwungen war, sein Land vor Angriffen zu verteidigen, versetzte den Goten einen schweren Schlag, wodurch die Zahl des gotischen Stammes erheblich reduziert und der Rest in zwei Stämme aufgeteilt wurde. Jeder Stamm hatte seinen eigenen König, wählte seinen eigenen Weg und erhielt einen neuen Namen. Diese Stämme wurden als Ostgoten und Westgoten bekannt.

Ostgoten und Westgoten

Die Bildung dieser beiden Gemeinden erfolgte als Folge des Zusammenbruchs einer einzigen Gemeinde. Die Westgoten, oder wie sie von den Terwingern auch genannt wurden, besetzten weite Gebiete von der Donau bis zum Dnjepr. So geschah es, bis sie im Jahr 376 n. Chr. von den Hunnen angegriffen wurden und auf der Flucht in das Römische Reich zogen, wo sie sich niederließen. Dann flohen die Goten im Jahr 507 unter dem Ansturm von Chlodwig I., dem König der Franken, nach Spanien und wurden im 8. Jahrhundert von den Arabern vollständig ausgerottet.

Die Ostgoten oder Greutungen ließen sich in den Ländern zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee nieder. Nach einem Zusammenstoß mit den Hunnen mussten die teilweise besiegten Ostgoten fliehen und sich in der Nähe der Donau niederlassen. Nachdem sie sich ein wenig daran gewöhnt hatten und an Stärke gewonnen hatten, eroberten sie Italien und gründeten darin ein Königreich. Im 6. Jahrhundert wurden die Ostgoten dennoch von Justinian I., dem byzantinischen Kaiser, besiegt.

Gewänder der alten Goten

Es ist heute sehr schwierig, die Kleidung der Goten zu beurteilen, da die letzten Stämme der Goten im 15. Jahrhundert ausgerottet wurden. Wenn man sich jedoch auf die Schriften antiker Historiker und Ausgrabungen der Überreste der Gräber der Goten bezieht, kann man sich eine verallgemeinerte Vorstellung bilden. Also trugen Gothic-Männer körperbetonte Hosen und Regenmäntel mit einem oder zwei Verschlüssen. Als Befestigungsmittel diente oft ein Dorn.
Die Gewänder der Frauen ähnelten denen der Männer, gleichzeitig trugen sie Umhänge jedoch häufiger ärmellos. Es gab Fälle, in denen bei Ausgrabungen ein Knochenkamm auf den Köpfen von Frauen gefunden wurde. Auch in den Schriften von Historikern gibt es Momente, in denen Damenschmuck bzw. Perlen aus Karneol und Bernstein beschrieben werden. Fast alle Goten trugen Gürtel, während Männer ein Messer daran hängten und einige Frauen Taschen und Schmuck.

Die Kultur der alten Goten

Die alten Goten zählten zu den am weitesten entwickelten Handwerksbereichen wie Glas, Leder und Metallurgie. Angesichts der Kampfbereitschaft der Goten war ihnen die Verarbeitung von Metallen und die Herstellung von Waffen besonders wichtig.
Auch die Notwendigkeit, für die Existenzmöglichkeit neue Länder zu erobern, bestimmte ihre spirituelle Kultur. Kriegsspiele und Wettbewerbe waren unter den Goten weit verbreitet. Den Schriften antiker Autoren zufolge war der häufigste Wettkampf der Goten ein Spiel, das an modernes Reiten erinnerte. Der Gote bestieg ein Pferd und ritt es im Kreis, während er an Geschwindigkeit gewann, parallel dazu warf er einen Speer und fing ihn selbst.

In der Kultur der alten Goten hatte das Schmuckhandwerk eine große Bedeutung. Neben Glas und Metallurgie war es am weitesten entwickelt. Durch die Verarbeitung von Metall, Steinen und Glas stellten sie Schmuck für Körper und Kleidung her. Darüber hinaus wurde auf dem Neapelplatz ein Bild des Gotenkönigs Theoderich aus bunten Kieselsteinen gefunden.

Im 1.-3. Jahrhundert n. Chr. waren bei den Goten nur Ehen innerhalb eines Stammes akzeptabel. Ausgrabungen zeigen, dass die Goten in dieser Zeit die Web-, Leder-, Glas-, Schmiede- und Tischlerhandwerke in unterschiedlichem Maße beherrschten. Am Ende des 3. Jahrhunderts kam es zu einer Mischung gotischer Stämme mit anderen, weiter entwickelten Stämmen. Das Ergebnis der Vermischung war eine beschleunigte kulturelle Entwicklung und die Entwicklung neuer Handwerke. Es kam also zu einem Wandel in den Bräuchen und der Mentalität des gotischen Stammes.

Die gotische Weltanschauung ist ein komplexes Konzept, das ziemlich schwer zu beschreiben ist. Im Allgemeinen kann es als Tendenz zu einer „dunklen“ Wahrnehmung der Welt charakterisiert werden, einer bestimmten romantisch-depressiven Lebenseinstellung, die sich im Verhalten (Isolation, häufige Depression, Melancholie, erhöhte Verletzlichkeit), der Wahrnehmung der Realität (Misanthropie, ein verfeinerter Sinn für Schönheit, Sucht nach Übernatürlichem), Beziehungen zur Gesellschaft (Nichtakzeptanz von Stereotypen, Verhaltens- und Aussehensstandards, Feindseligkeit gegenüber der Gesellschaft, Isolation von ihr).

Ein charakteristisches Merkmal der meisten Goten ist auch eine besondere, halbromantische Wahrnehmung des Todes. Charakteristische Merkmale des Bereiten sind auch „künstlerisch“ und der Wunsch nach Selbstdarstellung (manifestiert in der Arbeit am eigenen Erscheinungsbild, dem Schaffen von Gedichten, Malerei und anderen Arten von Kreativität).

Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass nicht alle oben genannten Punkte für alle Goten gelten. Darüber hinaus kann man sogar sagen, dass solche Manifestationen der gotischen Weltanschauung wie ein Zustand ständiger Depression und völliger Isolation recht selten sind. Dieser Sachverhalt führte zu einer bedingten Einteilung der Goten in zwei Typen. Eine (meist kleinere) Untergruppe der Goten, im Westen oft als „Mopey Goths“ bezeichnet, zeichnet sich durch eine betont ernsthafte Haltung gegenüber der „gotischen Weltanschauung“ aus, ein großer Teil (die sogenannten „Perky Goths“) „) nehmen die Subkultur weniger „ernsthaft“. Sie werden von der ästhetischen Seite der Subkultur, den Möglichkeiten des Selbstausdrucks und bestimmten Aspekten der gotischen Weltanschauung angezogen, stellen diese jedoch nicht „in den Vordergrund“. Zwischen diesen Ansichten über die Gothic-Subkultur besteht eine gewisse Konfrontation, die jedoch zu keinen wesentlichen Veränderungen in der Struktur der Gothic-Subkultur führt.

In dieser Subkultur kann man oft Gemeinsamkeiten mit der Kultur des BDSM finden, obwohl die Teilnahme an der einen keineswegs eine Teilnahme an der anderen bedeutet.

Das Bild ist fertig

Cyber-Gothic in klösterlich inspirierter Kleidung

Die Goten haben ihr eigenes, erkennbares Bild, das in letzter Zeit erhebliche Veränderungen erfahren hat. Egal wie sich Gothic entwickelt, zwei Hauptelemente bleiben unverändert: die vorherrschende schwarze Farbe der Kleidung (manchmal mit Elementen anderer Farben) sowie ausschließlich Silberschmuck – Gold wird grundsätzlich nicht verwendet, da es als Symbol des Gewöhnlichen gilt , abgedroschene Werte, sowie die Farbe der Sonne (Silber ist die Farbe des Mondes).

Imagetechnisch unterschieden sich die frühen Goten von den Punks lediglich durch die vorherrschende schwarze Kleidungs- und Haarfarbe (mit weißen, roten, blauen oder violetten Akzenten) sowie Silberschmuck. Sie trugen zerrissene Kleidung und sogar Irokesen, obwohl der Irokesenschnitt der Goten normalerweise schwarz und viel breiter war als der der Punks (nur an den Seiten, an den Schläfen rasiert). Viele nannten sie Dark Punks (Dark Punks) wegen ihrer äußerlichen Ähnlichkeit und gleichzeitig einem düsteren Unterschied. Außerdem verwendeten Goten häufig Mesh in ihrer Kleidung (normalerweise Ärmel für Männer) und hatten einen originellen Make-up-Stil: ein sehr weißes Gesicht mit viel schwarzem Eyeliner (sowohl für Männer als auch für Frauen).

Anfangs trugen Männer kurzes und gekämmtes Haar, doch gegen Ende der 80er-Jahre wurde langes schwarzes Haar bevorzugt, und mittlerweile sind an den Seiten rasierte und hochgesteckte Haare bei den Goten weitaus seltener anzutreffen als lange, wallende Haare. Make-up ist Teil des Bildes geblieben und die Kleidung ist vielfältiger geworden: Einige tragen heute Kleidung mit Einflüssen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, andere bevorzugen Vinyl, Leder und Mesh. Manche tragen beides, wenn auch selten gleichzeitig. Schwarz und Weiß bleiben die dominierenden Farben, obwohl manchmal auch Rot, Blau, Lila oder gelegentlich Grün (häufiger bei Cyber-Gothics) vorkommen. Die am häufigsten verwendeten Materialien bleiben Seide, Faltensamt, Leder, Vinyl und Mesh.

Obwohl für alle Gothic-Kleidung düstere Farben vorherrschen, ist sie in ihren Erscheinungsformen sehr vielfältig: vom gewöhnlichen Lederrock für ein Mädchen bis zum Narren-Harlekin-Outfit für einen jungen Mann. Der allgemeine Kontext vereint viele Stile und Kleidungsstile, obwohl Leder das häufigste und vielseitigste Material bleibt. Der allgemeine Kleidungsstil ist in der Regel eingängig, aber gleichzeitig streng, oft mit einer gewissen Erotik (Elemente der Fetischkleidung können auch im Bild der Goten auftauchen). Oft tauchen im Gothic-Bild bestimmte romantische Elemente vergangener Jahrhunderte auf – wie Spitze, Jabot, Samt, Korsetts usw. Gothic-Mädchen tragen beispielsweise oft Korsetts und lange Kleider. Die Arbeit der Fotografin Viona Yelegems zeigt deutlich die verschiedenen Trends in diesem Stil.

Auch die Frisur spielt im Bild der Goten beiderlei Geschlechts eine sehr wichtige Rolle. Es kann sich um glattes, langes Haar handeln, es kann mit einem Gel angehoben oder in großen Dutts zusammengefasst werden. Irokesen sind selten. Haare werden oft schwarz, rot, lila und weiß gefärbt, es ist auch möglich, Strähnen einer Farbe vor dem Hintergrund einer anderen zu färben (z. B. rote Strähnen vor einem Hintergrund aus schwarzem Haar), aber Haare in natürlichen Farben sind vorzuziehen. Make-up bleibt eines der Hauptzeichen der Zugehörigkeit zur Subkultur: eine dichte Schicht aus weißem Puder im Gesicht, schwarzer Eyeliner und Lippen.

Unter Gothic-Girls hat sich der helle und imposante Vamp-Stil weit verbreitet – dichte schwarze Kosmetik, Eyeliner, eine Reihe von Lippenstift- und Nagelfarben – von leuchtendem Rot (blutig) bis Schwarz. Goths, die in einem Umfeld arbeiteten, in dem man sich eine extreme oder individuelle Herangehensweise an das Image nicht leisten konnte, entwickelten einen Stil des „Corporate Gothic“ (dt. Corporate Slave Goth): schwarze Businesskleidung, dezenter Schmuck, dezentes Make-up.

Attribute sind fertig

Die gotische Ästhetik ist hinsichtlich der häufig verwendeten Symbole äußerst vielseitig. Hier finden sich ägyptische, christliche und keltische Symbole. Das Hauptsymbol der gotischen Subkultur ist traditionell das Ankh-Kreuz, das ägyptische Symbol des ewigen Lebens. Die Ankh traten nach der Veröffentlichung von „The Hunger“ (mit David Bowie) in die Subkultur ein. Auch andere ägyptische Symbole werden häufig verwendet – etwa „Auge des Ra“. Diese Elemente werden sowohl als traditioneller Schmuck als auch als Aufnäher auf Kleidung oder im Make-up getragen.

Christliche Symbolik wird seltener und meist in Form gewöhnlicher Kruzifixe verwendet, nur in einem „stilvolleren“ Design. Insbesondere das Kreuz des Hl. Jacob (Kreuzmesser). Keltische Kreuze und verschiedene keltische Ornamente (Triquetra usw.) sind weit verbreitet. Okkulte Symbolik ist recht umfangreich dargestellt – es werden Pentagramme (sowohl gewöhnliche als auch umgekehrte), umgekehrte Kreuze und achtzackige Sterne (okkulte Symbole des Chaos) verwendet.

Es werden auch viele verschiedene Todessymbole verwendet – Dekorationen mit Särgen, Totenköpfen und dergleichen. Fledermäuse können rein gotischen Symbolen zugeordnet werden – viele verschiedene Bilder von ihnen (der Zusammenhang mit Vampiren und Goten ist offensichtlich) werden auf Hunderten von Seiten zum Thema Goten im Internet platziert oder dienen als Dekoration für die Goten selbst.

Es gibt jedoch keine universellen Zeichen oder Symbole, die von allen Goten verwendet werden – entscheidend sind die ästhetischen Vorlieben eines bestimmten Goten. Die überwiegende Mehrheit der Schmuckstücke besteht aus Silber, seltener aus anderen Weißmetallen (Kupfernickel, Zink). Das gelbe Metall wird traditionell nicht verwendet. Die Form und Art des Schmucks ist sehr vielfältig, am häufigsten sind Anhänger, Broschen, Ringe und Ringe.

Gothic-Musik

Der Einfluss auf die Gothic-Subkultur begann vor langer Zeit, mit den Tagen von Bowie, Doors und Velvet Underground, aber der Aufstieg des Punks Mitte/Ende der 70er Jahre bildete eine wesentliche Grundlage für die Gothics, sowohl in der Musik als auch im Image.

Nach dem Punk in den späten 70er und frühen 80er Jahren entstand eine Vielzahl neuer und neu interpretierter Musikstile, und um 1978/79 entstand ein Stil, den die Presse Ende 1979 als „Gothic“ bezeichnete.

Die Schöpfer dieses Musikstils (die von Künstlern wie Velvet Underground und Bowie inspiriert wurden) waren hauptsächlich Joy Division, Siouxsie and the Banshees und UK Decay.

Das erste Album der Banshees („The Scream“, November 1978) und das erste Joy Division-Album („Unknown Pleasures“, Juni 1979) waren in vielerlei Hinsicht eine Gothic-Blaupause, mit einem bemerkenswerten Mangel an lauten Punkgitarren und einem Schwerpunkt auf dem stattdessen eine Rhythmussektion, zusammen mit einem scharfen, leeren Klang.

Die erste Band, die man als Gothic bezeichnen konnte, war jedoch Bauhaus, die im September 1979 ihre erste Single „Bela Lugosi's Dead“ veröffentlichte. Die Banshees mögen als Punk gelten, The Cure als New Wave, Joy Division als Post-Punk, aber Bauhaus schon waren seit ihrer ersten Single eindeutig Gothic in Musik, Image, Texten, Kunst und Stil. In vielerlei Hinsicht waren sie der Prototyp der Gothic-Gruppe. Ungefähr zur gleichen Zeit, als Bauhaus gegründet wurde, gaben UK Decay ihre Punk-Wurzeln auf und begannen, ihren eigenen unabhängigen „Gothic“-Sound zu entwickeln. Obwohl sie nicht so populär waren wie Bauhaus, Joy Division oder The Banshees, standen UK Decay viel näher an der „zweiten Welle“ der Gothic-Bands und hatten einen spürbaren Einfluss auf diese.

1980/81 entstand eine neue Welle von Gothic-Bands – Danse Society, Play Dead, The Sisters of Mercy – und The Cure gaben ihren New-Wave-Sound auf und kreierten ihren eigenen einzigartigen „Gothic“-Sound. Im Februar 1981 bezeichnete Abbo von UK Decay die neue Musikrichtung als „gotische“ Musikbewegung, aber es dauerte noch etwa ein Jahr, bis die Bewegung richtig Fahrt aufnahm.

Ein wichtiger Zeitraum in der Entwicklung der Gothic-Bewegung zu einer voll ausgebildeten Subkultur war von Mitte 1982 bis Mitte 1983, besonders hervorzuheben ist der Oktober 1982, als die neue Bewegung plötzlich große Aufmerksamkeit in den Medien erhielt.

Die Weiterentwicklung der Gothic-Musik ist die Entwicklung des Gothic Rock, da der Death Rock konservativer blieb. In den späten 90ern, auf dem Höhepunkt der Popularität von Gothic, tauchten Musikgruppen auf, die versuchten, Gothic-Musik zu imitieren. Angefangen bei den Post-Industrialisten, die poppiger, melodischer und romantischer wurden, bis hin zu den Metalisten, die ebenfalls mehr Wert auf das Melodische legten. Diese Musik wurde zu etwas Neuem, was natürlich Musikliebhaber anzog, aber das hatte nichts mehr mit Gothic-Musik und Subkultur zu tun.

In den frühen 90er Jahren des 20. Jahrhunderts begründeten Paradise Lost mit ihrem Album Gothic einen neuen Zweig des Gothic – Gothic Metal, der sofort von vielen anderen Bands wie Tiamat, Tristania, The Sins of Thy Beloved, Theater aufgegriffen wurde der Tragödie usw.

Rund 25.000 Subkulturforscher strömen jedes Jahr nach Leipzig zum größten Gothic-Festival, dem Wave Gotik Treffen – WGT. Ein weiteres bedeutendes Festival ist M "era Luna. Auf dem Territorium Russlands, der Ukraine und Weißrusslands ist Children of the Night das größte Gothic-Festival.

Gothic-Events

Gothic-Filme

Es sollte sofort betont werden, dass es im Kino offiziell keinen „Gothic-Film“ gibt. Die Filme in der folgenden Liste sind überwiegend im Horror-Genre angesiedelt.

• "Krähe " ( Die Krähe)
• „Interview mit einem Vampir“ ( Interview mit dem Vampir)
• "Königin der Verdammten " ( Königin der Verdammten)
• „Rosemarys Baby“ ( Rosemarys Baby, Roman Polanski)
• "Der Albtraum vor Weihnachten " ( Der Albtraum vor Weihnachten, Tim Burton)
• "Edward mit den Scherenhänden " ( Edward Scherenhände, Tim Burton)
• „Leichenbraut“ ( Tim Burtons Corpse Bride, Tim Burton)
• Dracula (1931-Verfilmungen von Dracula aus Bela Lugosi, 1958, 1992 Francis Ford Coppolas Dracula usw.)
• „Sweeney Todd, Dämonenfriseur aus der Fleet Street“ ( Sweeney Todd: Der Dämonenfriseur aus der Fleet Street, dir. Tim Burton)

Gothic-Magazine

Existiert ganze Zeile Zeitschriften über Gothic-Musik und Subkultur. Speziell dafür gemacht, die ganze Vielfalt dieser Bewegung zu enthüllen.

• „Orkus“ (deutsches Gothic-Magazin. Hauptsächlich über Musik)
• Zillo (deutsches Dark-Music-Magazin)
• „Gothica“ (ukrainisches Gothic-Magazin. Enthält Artikel über Musik, Kino, Literatur, Mode und Ästhetik)
• RUHE IN FRIEDEN. » (Russisches Gothic-Magazin. Dunkle Kultur in all ihren Erscheinungsformen)
• „Dark Wave“ (russisches Gothic- und Metal-Magazin)
• „Dark City“ (russisches Magazin)

Anmerkungen

Links

Artikel

• Geschichte der Gothic-Subkultur. Wer war der erste, der den Begriff „Gothic“ in Bezug auf Musik und Subkultur verwendete?
• Klassische Gotik und gotische Subkultur: Vertrauen in Gott und Eskapismus in der Gesellschaft. Cand. Philosophische Wissenschaften V. T. Zhezherun, N. V. Zamyatina
• Gothic Studies: Jugendsubkultur im Besonderen und im Allgemeinen – eine Auswahl von Artikeln über die Subkultur

Nach der Sendung auf ARI-TV zum Thema „Der politische Mythos des Normannentums“ unter meiner Beteiligung gingen Fragen aus dem Publikum ein, und die erste davon betraf die Goten: Wer sind Gothics und wo kommen sie her? Aber ich werde meine Antwort mit einer Erklärung beginnen – woher sie nicht kommen konnten und was sie nicht einfach aus dem Süden Schwedens „mitnehmen“ konnten. So denken jetzt die schwedischen Mediävisten. Und dafür haben sie sehr schwerwiegende Gründe, denn dieser Mythos ist seit langem Teil ihrer Geschichte, die nationale Identität der Schweden wurde mehrere Jahrhunderte lang darauf aufgebaut, als sie mit einem glühenden Glauben an etwas Großes lebten Gotische Vergangenheit hatten sie.

Der schwedische Historiker Nordström brachte das euphorische Gefühl zum Ausdruck, das die Geschichte der Gotik in der schwedischen Gesellschaft hervorrief: „Keines der Völker Europas außer den klassischen Völkern konnte eine Vergangenheit voller solch wunderbarer Mutproben vorweisen wie wir, die Nachkommen.“ der Goten. Dies verlieh unserem Patriotismus ein neues Element des Mutes, gerade am Vorabend der Herrscherperiode des 17. Jahrhunderts, als, wie es seinen Zeitgenossen schien, die heroischen Kräfte der Goten wiederbelebt wurden. Aber nur vorher historische Erinnerung geschöpftes schwedisches Nationalgefühl und authentisches historisches Fantasy-Essen. Dank der Arbeit der Historiker, danke an beliebte Geschichtenüber das historische Schicksal des Vaterlandes, dank kleiner Schriften für das einfache Volk, dank der Beredsamkeit von Politikern und Wissenschaftlern, dank Poesie, Theater – eine große Vielfalt an Formen wurde verwendet, um im schwedischen Volksbewusstsein eine Idee von zu prägen ​​​die Geschichte des Vaterlandes mit einer brillanten Heldensage über die „alten Goten“, in der sich die Stärke und das Können unseres Volkes perfekt widerspiegelten ... Mit einer solchen Geschichte fühlten wir uns wie die Aristokratie Europas, der dazu prädestiniert ist, über die Welt zu herrschen“( von mir hervorgehoben - L.G.).

Hier muss betont werden, dass dies alles über die Geschichte der Fata Morgana gesagt wurde, über die Geschichte oder die große Vergangenheit, die in der Realität nie stattgefunden hat. Vielmehr ereigneten sich natürlich die mit den Goten verbundenen historischen Ereignisse selbst, hatten aber nichts mit den Schweden zu tun, da sie in der Geschichte anderer Völker stattfanden.

Die moderne schwedische Mediävistik betrachtet Südschweden nicht mehr als Stammsitz der alten Goten, von wo aus sie angeblich auf den europäischen Kontinent zogen. Die Überarbeitung gotischer Konzepte begann tatsächlich schon vor langer Zeit. Das Ergebnis der ersten Etappe wurde Ende der 1980er Jahre zusammengefasst. Der schwedische Historiker Lars Garn: „Da wir keine klaren Daten über die Existenz des gotischen Königreichs (götarike) haben, mussten wir auf geografische Namen zurückgreifen und daraus Schlussfolgerungen ziehen ... Da es nur wenige Quellen gibt und diese rar sind, Die Forschungsarbeiten waren zahlenmäßig gering und den Ergebnissen zufolge bescheiden ... Die einzige allgemein akzeptierte und weit verbreitete Annahme war, dass Västergötland ein altes Siedlungsgebiet der Goten war und dass die Goten seit der Antike beides lebten in Västergötland und Östergötland. Eine Bestätigung hierfür gab es in den Quellen jedoch nicht. 1

Und hier geht es nur um das Bild der Besiedlung der Geten im Süden Skandinaviens im ersten Jahrtausend n. Chr., also in einer historisch absehbaren Zeit, und selbst dann ist es nicht mehr oder weniger klar zu definieren. Was die Antike betrifft, kamen moderne schwedische Wissenschaftler nach und nach zu dem Schluss, dass nicht der Süden Skandinaviens die angestammte Heimat der Goten war, von wo aus sie sich auf der ganzen Welt niederließen.

Die schwedischen Historiker Thomas Lindqvist und Maria Sjöberg schreiben, dass selbst der Name der schwedischen Goten schwer zu analysieren ist: „Die Ähnlichkeit mit dem Namen der Goten führte im 15. Jahrhundert zu seiner Entstehung.“ der Glaube, dass die Goten aus Götaland stammten. Diese Idee spielte eine wichtige Rolle bei der Bildung der nationalen Identität. Die eigentliche Frage nach der Herkunft der Goten aus Skandinavien blieb jedoch immer umstritten und löste bei Wissenschaftlern starke Zweifel aus. 2

Lindqvist und Sjöberg sind einer der führenden schwedischen Mediävisten und Mitarbeiter der Universität Göteborg. Das Buch, aus dem ich zitiert habe, ist ein Lehrbuch für schwedische Studenten – zukünftige Historiker. Und die oben genannten Gedanken sind nicht neu – sie wurden mir auch beigebracht, als ich mich nach meinem Umzug nach Schweden vor mehr als zwanzig Jahren entschied, einen schwedischen Geschichtskurs im Schwedischprogramm zu belegen. Schon damals sagte man bei Vorträgen zur schwedischen Geschichte: Die frühere Gleichsetzung der Goten mit den schwedischen Goten wird heute von der Wissenschaft abgelehnt. Diese. Vor mehr als zwanzig Jahren entstand die Idee, dass Die Goten verließen den Süden Schwedens nicht ist zu einem Lehrbuch in schwedischen Geschichtsprogrammen geworden.

Woher kamen sie nun? Kehren wir mit dieser Frage zu den schwedischen Mediävisten zurück. Hier ist eine sehr eindeutige Aussage zu diesem Thema von einem anderen führenden schwedischen Mediävisten, dem berühmten Historiker Dick Harrison, einem der Herausgeber und Autoren der neuesten Ausgabe der Geschichte Schwedens: „Sowohl schriftliche Quellen als auch archäologisches Material geben Anlass zu der Annahme, dass die Die alten Vorfahren sind bereit – oder besser gesagt, diejenigen, die früher als andere begannen, sich Goten zu nennen – lebten in der Zeit vor der Geburt Christi auf dem Territorium des modernen Polen. Natürlich hatten sie Kontakte zu anderen Völkern im Ostseeraum, Es ist jedoch absolut unmöglich zu bestimmen, welche ethnischen Gruppen zu dieser Zeit in Skandinavien lebten(von mir hervorgehoben - L.G.)“. 3 Bei der gleichen Gelegenheit bemerkte der österreichische Mediävist, ein bekannter Forscher auf dem Gebiet der gotischen Themen, H. Wolfram: „... Und Österreich, wie man im Spätmittelalter glaubte, hieß einst Gothia (Gothia) ". Er erinnerte auch daran, dass die Idee des nördlichen Stammsitzes der Goten, die speziell mit Schweden identifiziert wurde und unter dem Einfluss der Gotik in der westeuropäischen Wissenschaft verankert war, im Widerspruch zu den Daten antiker Quellen stand. Antiken Autoren zufolge liegt „das erste Gutthia-Goτθια der antiken Ethnographie jedenfalls am Schwarzen Meer, sei es auf der Krim, auf der Halbinsel Kertsch oder höchstwahrscheinlich im heutigen Rumänien.“ 4

In meinem eigenen Namen möchte ich hinzufügen, dass die schwedischen Geten offenbar entweder die nördliche Peripherie der kontinentalen Goten waren oder eine der Gruppen der kontinentalen Goten waren, da die Toponymie Spuren der Anwesenheit dieser oder jener ethnischen Gruppe enthält ließen sich irgendwann vom europäischen Kontinent nach Skandinavien nieder. Es ist auch zu berücksichtigen, dass die physische Geographie des Baltikums in den ersten Jahrhunderten der Ära ein anderes Aussehen hatte als am Ende des ersten Jahrtausends.

Und die Konsolidierung von Namen wie Skandinavien, der skandinavischen Halbinsel hinter der Halbinsel, auf der sich das moderne Norwegen und Schweden befindet, ist noch nicht so lange her, und die politischen Mythen der Gotik spielten hier eine Rolle.

Ohne auf alle Details der Entstehungsgeschichte des Namens Skandinavien einzugehen, sei daran erinnert, dass die Namen Scandia, Skandinavien, die heute, wenn auch in unterschiedlichen Kontexten, als Synonyme verwendet werden, zunächst jeweils ihre eigene bunte Geschichte hatten, die bis zu antiken Autoren zurückreicht . Der Name Scandia wurde von den Griechen geprägt und bezog sich in der Ilias auf die antike Stadt auf der Insel Kythera (einer der Kandidaten für den Geburtsort der Aphrodite) sowie auf eine Reihe von Inseln im Mittelmeer.

Es wurde erstmals von Plinius dem Älteren (23-79) als Name für Inseln in Nordeuropa verwendet, der eine Insel/Gruppe nördlich des römischen Britannien als Scandia bezeichnete. Derselbe Autor spricht eindeutig von Skandinavien (Scatinavia) als einer Insel neben den Kimbern wir redenüber eine oder mehrere andere Inseln. Ptolemaios beschrieb unter dem Namen Scandia eine Insel der Inselgruppe (Scandiae-Inseln) östlich der Halbinsel Kimbri, d. h. ungefähr an der gleichen Stelle, an der Plinius die Insel Scatinavia platzierte. Etwas später, in nachptolemäischer Zeit, wurde Scandia zum Synonym für Terra Scania, d. h. für die heutige Halbinsel Skåne, die im Mittelalter festgelegt wurde.

Diese Geschichte könnte mit vielen Details gesättigt sein, aber das alles ist im Prinzip bekanntes Material. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Informationsdiskrepanz und die Namensverwirrung nicht nur durch den Mangel an Informationen über Nordeuropa erklärt werden können. Es gibt viele Daten antiker Autoren, aus denen hervorgeht, dass der Norden Europas von der Antike über Osteuropa erobert wurde, Wasserstraßen seit langem untersucht wurden, hydrografische Veränderungen bekannt waren und, wie jetzt klar ist, mit Übertretungen verbunden waren und Regressionen des Wasserspiegelspiegels, die in verschiedenen Zeiträumen aufgetreten sind.

Beispielsweise brachte Diodorus Siculus (zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr.) in den Geschichten über Skythen und den Kaukasus die folgende Nachricht, die auf die Mythen über die Argonauten zurückgeht: „Nicht eine kleine Anzahl sowohl antiker als auch späterer Schriftsteller (zwischen ihnen). und Timaios) erzählen, dass die Argonauten, als sie nach der Entführung der Rune herausfanden, dass Eit die Mündung des Pontus mit ihren Schiffen besetzt hatte, eine erstaunliche und denkwürdige Leistung vollbrachten: Sie segelten den Tanaida-Fluss hinauf zu seinen Quellen und schleppten die Als sie an einer Stelle über Land fuhren, befanden sie sich bereits an einem anderen Fluss, der in den Ozean mündete, gingen zum Meer hinab und segelten von Norden nach Westen, wobei sie Land hatten linke Hand; Als sie sich nicht weit von Gadir befanden, betraten sie unser Meer ... ". 5

Diese Nachricht wird in der Geschichte von Antony Diogenes (wahrscheinlich im 1. Jahrhundert n. Chr.) wiederholt: „Jemand namens Dinius wird in die Geschichte eingeführt. Aus Neugier machte er sich auf den Weg, um mit seinem Sohn Dimochar sein Vaterland zu verlassen. Über Pontus und dann vom Kaspischen und Irkanischen Meer gelangten sie zu den sogenannten Ripäischen Bergen und der Mündung des Tanaida-Flusses, wandten sich dann aufgrund einer starken Kälte dem Skythischen Ozean zu, erreichten sogar den Ostozean und fanden sich wieder bei Sonnenaufgang, und von dort aus umkreisten sie lange Zeit das äußere Meer. und unter verschiedenen Abenteuern ... Sie kamen auch auf der Insel Fulu an und hielten hier eine Weile auf ihren Wanderungen an. 6

Reisen von Süden nach Norden durch Osteuropa werden seit der Antike durchgeführt, aber die Geophysik hat sich verändert, sodass die von antiken und antiken Autoren beschriebenen Inselgruppen entweder verschwinden und auf den Grund des arktischen Schelfs sinken könnten oder sich ihre Reliefs dramatisch verändert haben . Und die Namen wurden in der „Datenbank“ gespeichert und hatten zu anderen Zeiten eine andere Verwendung.

Die Namen Skandinaviens und Skandinaviens erlebten im 6. Jahrhundert dank der Arbeit von Jordanes eine „dritte Jugend“. der sein berühmtes Werk über die Insel Scandza schrieb, die er in Anlehnung an Ptolemäus auf die „offenen Flächen des Nordozeans“ platzierte und als die Insel verherrlichte, von der die Goten kamen. Jordans Werk erreichte den Höhepunkt seiner Popularität während der Ausbreitung der Gotik, d. h. im XV.-XVI. Jahrhundert und wurde besonders berühmt nach der Veröffentlichung des Werkes des schwedischen Schriftstellers John Magnus „Die Geschichte aller Könige der Schweden und Goten“. Dieses Werk wurde vom Bruder des Autors, Olaus Magnus, veröffentlicht berühmtes Buch zur Geographie und Ethnographie der Völker Nordeuropas. Olaus Magnus hat zumindest den Anhang zu dieser Arbeit erstellt berühmte Karte Carta Marina (1539), wo er den Namen Scandia erstmals an die Stelle des modernen Schweden setzte, das sein Bruder als Stammsitz der Goten verherrlichte. Zumindest auf der Karte des deutschen Kartographen Nikolaus Germanus (1420-1490), die er der 1467 veröffentlichten Kosmographie des Ptolemäus beifügte, findet sich dieser Name nicht in Bezug auf das Gebiet, in dem die heutige skandinavische Halbinsel vermutet werden kann. Die Konsolidierung des uns heute so vertrauten Namens Skandza, Skandinavien, erfolgte offenbar gerade in den Jahrzehnten, als die schwedische und deutsche Gotik an Stärke zu gewinnen begannen.

Ich zitiere zur Unterstützung einen Auszug aus dem Werk des deutschen Kartographen des 16. Jahrhunderts. Jacob Zieglers „Schondia“ (Schondia), veröffentlicht 1532, mit einer Beschreibung des Nordens Europas: „Bezüglich Götaland, Schweden und Finnland sowie Lappland, das sich bis zum Nordpol erstreckt, außerdem – Grönland, Chersonesus (Chersonesus). ) und der Insel Thule Erläuterungen erhielt ich von den würdigsten gotischen Bischöfen, Johannes Magnus von Uppsala und Peter von Vasteros, mit denen ich während meines Aufenthalts in Rom Freundschaft schloss und viel Zeit mit ihnen verbrachte. Der Bischof von Uppsala begann bereits vor meiner Ankunft, seine Kommentare zu Skandinavien zu schreiben und gab sie mir zur Lektüre.

Doch von der Erstellung der Olaus-Magnus-Karte bis zur endgültigen Festlegung des Namens Skandinavien für die heutige Halbinsel verging noch einige Zeit. Zumindest im 17. Jahrhundert Anstelle des Namens Scandia konnte man auf schwedischen selbst angefertigten Kartenskizzen auch den Namen Hyperborea sehen. Folglich liegen uns keine klaren geografischen Daten darüber vor, welche Insel Jordanien meinte und welche Inseln von antiken Autoren unter den Namen Scandia oder Scatinavia gemeint waren. Was Terra Scania oder Skane betrifft, so passt es definitiv nicht als Auszugsort der Goten, da es im frühen Mittelalter von den Dänen und nicht von den schwedischen Getae bewohnt wurde.

Daher lautet die Antwort auf die Frage, woher die Goten kamen, in Übereinstimmung mit den Schlussfolgerungen der westeuropäischen Mediävistik, einschließlich der skandinavischen, wie folgt: Diejenigen, die früher als andere Goten genannt wurden, lebten auf dem Territorium des modernen Polens oder etwas südlich. Wie die Landschaft Mitteleuropas im frühen Mittelalter aussah, sollte gesondert untersucht werden.

Betrachten Sie nun die Frage, wer die Goten sind. Und machen wir uns zunächst mit der Reaktion vertraut, die der Mythos der Schwedengoten bei den Zeitgenossen hervorrief, d.h. von westeuropäischen Historikern des XV.-XVI. Jahrhunderts. In meinen Veröffentlichungen (zum Beispiel und) habe ich darüber gesprochen, dass das Bild von Schweden als fertigem Stammsitz von einer Reihe von Vertretern der schwedischen Gotik entwickelt wurde, unter denen der bereits erwähnte John Magnus die größte Figur war. I. Magnus verbrachte den größten Teil seines Lebens außerhalb Schwedens in den europäischen Zentren des Humanismus, wo er eifrig versuchte, die Idee der schwedischen Antike und ihre besondere Mission zu verteidigen. Seit seiner Jugend widmete sich Magnus einer geistlichen Laufbahn und wurde 1517 als bevollmächtigter schwedischer Legat nach Rom geschickt, wo er sofort in den Strudel der ideologischen Konfrontation verwickelt wurde, der in Italien herrschte und von der „anti-“ geprägt war. Gotische“ Propaganda der italienischen Humanisten. 7

I. Magnus kehrte nie in seine Heimat zurück, weil er negativ auf die Reformpolitik des schwedischen Königs Gustav Wasa reagierte und den Katholizismus nicht aufgeben und das Luthertum anerkennen wollte, was ihn in Opposition zum König stellte. Hier in Rom griff er zur Feder und begann, seine historische Extravaganz über die Goten zu schreiben – die alten Vorfahren der schwedischen Könige. I. Magnus arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 1544 an diesem Werk, obwohl die erste Fassung bereits 1540 fertiggestellt wurde. Es wurde 1554 vom Bruder von I. Magnus, Olaf Magnus, unter dem Titel „Historia de omnibus Gothorum Sveonumque regibus“ in Rom veröffentlicht. Dieses Werk verschaffte I. Magnus posthume Berühmtheit in der gebildeten westeuropäischen Öffentlichkeit und spielte in der Zukunft eine unglückliche Rolle für die russische Geschichte, da es zu einem der Vorbilder des Normannentums wurde.

Was veranlasste I. Magnus, ein Sänger und Verkünder der schwedischen Gotik zu werden? Zuallererst natürlich der objektive Entwicklungsverlauf des westeuropäischen ideologischen und politischen Lebens des 15.-16. Jahrhunderts, dessen Ton von den italienischen Humanisten und ihrem Informationskrieg gegen die deutschsprachige Bevölkerung des Heiligen bestimmt wurde Römisches Reich, das in Form der sogenannten antigotischen Propaganda betrieben wurde, d. h. in Form einer Verhöhnung der Geschichte und Kultur der nordischen Länder. Warum bestand diese Propaganda in der Darstellung absurder historischer Darstellungen der deutschsprachigen Bevölkerung als „Goten“?

Also im Krieg wie im Krieg! Propaganda sollte einfach und verständlich sein. Darüber hinaus gab es in der Bevölkerung deutscher Städte ständig Proteste gegen die „päpstliche Tyrannei“, die die römisch-katholische Kirche verärgerten. Und wenn man dazu noch den Wohlstand und die lebendige Kultur deutscher Städte hinzufügt, dann musste alles zusammenpassen und ein würdiges Ziel für den Propagandabeschuss bilden. Die Marke „gotisch-germanische Barbaren“ wurde von italienischen Humanisten aus den Namen der Goten (Goten, Guts) und Germanen geformt, die seit der Antike als gebräuchlicher Name für die nordeuropäischen Barbaren bekannt waren. Dies war umso praktischer, als beide Namen einen vagen Ursprung und eine komplizierte Geschichte hatten, wie weiter unten erläutert wird.

Er hat viel getan, um diese Marke einzuführen öffentliches Bewusstsein so ein italienischer Humanist wie Flavio Biondo (1392-1463). Er war der Sekretär des päpstlichen Amtes und natürlich ein Mann mit Erfahrung in der verbalen Kasuistik. Wie alle italienischen Staatsmänner und Kirchenführer der Renaissance legte er großen Wert auf die Wiederherstellung der „hellen Vergangenheit“ der Italiener und schrieb mehrere Werke zur römischen Geschichte, in denen er konsequent die Idee verfolgte, dass dies der Grund für den Zusammenbruch des Römischen Reiches sei war die gotische Eroberung oder die Invasion deutscher Barbaren. 8

Kurz gesagt, es werden Bedingungen ausgehandelt, und italienische Humanisten begannen, den Begriff „gotisch-germanische Barbaren“ zu verwenden, um die historische „Schuld“ der deutschsprachigen Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches an der Zerstörung der Großen zu beweisen antike Kultur. Es war dieser Informationskrieg, der Jordans Werk „Getica“ aus dem Kreis der Vergessenheit holte und es der Öffentlichkeit zugänglich machte.

Das Manuskript von Jordanes‘ Werk wurde 1450 von E. Picollomini entdeckt und erstmals 1515 vom deutschen Humanisten Konrad Pevtinger veröffentlicht. Aber auch als Manuskript wurde es schnell von deutschen und schwedischen Historikern in die wissenschaftliche Zirkulation eingeführt. Der deutsche Theologe und Historiker Krantz (gest. 1517) verfasste seine „Dänische, Schwedische und Norwegische Chronik“, in der ein bedeutender Teil der Geschichte der Goten nach dem jordanischen Manuskript gewidmet war. Im Jahr 1470 verfasste der schwedische Historiker Eric Olai eine lateinischsprachige Geschichte der aus Skandinavien/Schweden stammenden gotischen Herrscher. Im Jahr 1455 wurde ein Manuskript von Tacitus‘ Germania entdeckt und 1519 wurde Tacitus‘ Werk vom elsässischen Historiker Beatus Renanus veröffentlicht. All dies führte zu einem Schwungrad des eifrigen Studiums von Quellen, das die Anschuldigungen der italienischen Humanisten abschwächen oder vollständig widerlegen konnte. Aber das war ein neuer Trend, der von der Politik ins Leben gerufen wurde. Allerdings gab es damals auch eine wissenschaftliche Tradition, die diese „neugotische“ Geschichtsschreibung lächerlich machte.

Im Jahr 1517 wurde das Werk des polnischen Historikers M. Mechovsky „Eine Abhandlung über die beiden Sarmaten“ veröffentlicht, in dem der Autor nach alter Überlieferung die Goten als ein Volk erwähnte, das in der Nähe des Schwarzen Meeres und in Kleinasien lebte wo sie ihre Eroberungen und Wanderungen begannen. I. Magnus reagierte umgehend mit einem Protestbrief an Mechovsky, da er in seinem Werk einen Eingriff in die Idee der Herkunft der Goten aus Schweden sah. Es ist interessant, einige Fragmente aus Magnus‘ Brief zu zitieren:

Es gibt keine aufregendere und fesselndere Nachricht für mich, einen Goten, oder, wenn es Ihrem Verständnis entspricht, einen Schweden, als die, die eine neue Studie über den Ursprung der Goten vorstellt und von der wir mit Recht Zuverlässigkeit und Zuverlässigkeit erwarten dürfen Gründlichkeit bei dem Bemühen, in dieser Angelegenheit Klarheit zu schaffen. Ich hatte schon immer großes Interesse daran, die Werke von zu lesen historische Schriftsteller und Kosmographen... Zunächst strebte ich mit besonderem Eifer danach, eine vollständige Kenntnis darüber zu erlangen, wo die sogenannten Goten zum Leben erwachten – dieses barbarische, todbringende und korrupte, gottlose Volk.

O allwissender Herr! Wir sehen, dass die berühmtesten Historiker und Geographen der Antike bei der Erwähnung der Goten mit Sicherheit sagten, dass sie aus dem Königreich Schweden – meiner Heimat – stammten.

Wenn irgendjemand den Beweis widerlegen kann, dass diese Goten Schweden waren, dann würde ich gerne wahre oder zumindest weit hergeholte Gründe sehen.

Mehr als einmal hatte ich Gelegenheit, mit Fremden über die Eigenschaften verschiedener Völker zu diskutieren und zu streiten. Aber sobald sie herausfanden, dass ich ein gotischer Mensch sei, sagten sie, sie seien bereit, Angst zu haben, dass die Barbaren schweigen und die Slawen für immer verschwinden würden; Mit Äußerungen des Ekels und Verfluchungen gegen die Nachkommen dieses gottlosen Volkes verkündeten sie mit aller Unbestreitbarkeit, dass seine Nachkommen wie Schlangensamen gemieden werden sollten ...

Offensichtlich aus diesen Überlegungen, die als Tugend verstanden werden sollten, wollten meine oben genannten Vorfahren – die Goten, als sie sich den heiligen Bräuchen der christlichen Religion anschlossen, ihre heidnischen Wahnvorstellungen und Gewohnheiten aufgeben und ihren heidnischen Namen ändern – die Goten zu den Schweden und beschlossen, dass die Gebiete, die unter dem Namen Gothia bekannt waren, von diesem Zeitpunkt an den Namen Schweden erhielten ... 9

Wie Sie sehen können, ist Magnus' Denkprozess einfach: Wir wussten immer, dass wir Goten waren, aber wir begannen, den alten Namen Schweden zu verbergen, aus Angst vor den Flüchen der Menschen. Es ist auch erwähnenswert, dass die jahrzehntelange Förderung der Idee von Schweden als Stammsitz der Goten dazu führte, dass I. Magnus an die Existenz antiker Quellen glaubte, die diese Ideen bestätigten, während es keine gab solche Quellen.

Darauf wies Mekhovsky hin, der Magnus' Brief zusammen mit seiner bissigen Antwort darauf veröffentlichte, in der er schrieb, dass es für ihn offensichtlich sei, dass sein junger Freund die Geschichten antiker Schriftsteller über die riesige, dicht besiedelte Insel Skandinavien gelesen habe, auf der es viele gab Völker lebten. Doch was sagen ihm seine eigenen Eindrücke? Auf dem Weg nach Rom konnte er mit eigenen Augen sehen, wie klein und arm sein Skandinavien war. Ja, sachkundige Historiker berichteten über den Exodus der Goten aus Gothia, aber niemand schrieb, dass es sich um Schweden oder Finnland handelte! Wie können er oder andere Vertreter der Gotik jemals beweisen, dass die Westgoten und Ostgoten aus den beiden Gebieten der Gotik stammten, die Konsonantennamen tragen, obwohl es für diese Zeit keine einzige dänische, schwedische oder gotische Quelle gibt? Sie können keine schwedischen Quellen aus dieser Zeit vorlegen, da diese nicht existieren und die Vergangenheit Schwedens in Vergessenheit gerät. „Glück für dich! Finden Sie etwas Wertvolles und schreiben Sie dann. 10

Johannesson vermutet, dass Mechovskys abwertende Antwort als Anstoß gedient haben könnte, unter dessen Einfluss I. Magnus sich dem Schreiben einer schwedischen Geschichte oder einer Geschichte über die Könige der Goten und Schweden im Geiste der Gotik zuwandte. Die wichtigsten „Quellen“ für ihn waren sein schwedischer Vorgänger Eric Olai, der Schweden mit der Insel Skandinavien oder dem Stammsitz der Goten identifizierte, die Rom eroberten, und der deutsche Historiker Krantz, der auch Informationen aus der Arbeit Jordaniens populär machte, d. h. Deutsche und schwedische Gotik. Das sind alle „Quellen“.

Wir sehen also, dass die Idee von Schweden als Stammsitz der Goten durch die Macht politischer Interessen in die Tat umgesetzt wurde und die Geschichtswissenschaft sofort begann, über diese Idee zu lachen. M. Mechowski stützte sich neben einer gründlichen Kenntnis der antiken und westeuropäischen Autoren der Renaissance auch auf eine starke polnische Geschichtsschreibung. Es sei daran erinnert, dass einer der maßgeblichsten polnischen Chronisten, der nachfolgende Generationen von Historikern beeinflusste, Jan Dlugosz (1414-1480) war, der größte Kenner historischer Quellen, der auch die Geschichte Osteuropas sehr gut kannte.

Um die Frage zu klären, wer die Goten sind, muss man daher die skizzierte Disposition klar verstehen: die Frage der Goten im XV.-XVI. Jahrhundert. wurde in zwei Sphären aufgeteilt - die Sphäre wissenschaftliche Forschung und der Bereich politischer Interessen, in dem wissenschaftliche Informationen nicht den politischen Bedürfnissen entsprachen. Die Politik hat sich natürlich zurückgezogen und die Wissenschaft geriet lange Zeit in Vergessenheit. Wie dies geschah, wird durch die folgende Geschichte veranschaulicht, die zeigt, wie wichtig die schwedische Krone war erfolgreiche Entwicklung politischer Mythos über Schweden als Stammsitz der Goten.

Zu den Gelehrten, die sich über die Version der schwedischen Goten lustig machten, gehörte Olaf Petri (1493-1552), ein schwedischer Historiker und berühmter Reformator der schwedischen Kirche. Und für diese Kritik hätte er fast mit dem Leben bezahlt. Petri war die rechte Hand des schwedischen Königs Gustav Wasa bei der Einführung des Luthertums in Schweden. Doch der König hatte großes Interesse daran, ein solides historisches Werk zu schaffen, das den genetischen Zusammenhang der schwedischen Geschichte mit der Geschichte der alten Goten aufzeigen würde. Versuche, Geschichte zuzuschreiben antike Menschen Goten als Prolog zur schwedischen Geschichte wurden unter den Vorgängern von Gustav Wasa unternommen und dienten schon damals dazu, die besonderen politischen Ambitionen der schwedischen Herrscher zu rechtfertigen, die zu ihrer Umsetzung eine historische Doktrin brauchten, die die Überlegenheit Schwedens gegenüber anderen Skandinaviern rechtfertigte Länder. Die heroische Vergangenheit der Goten als direkte Vorfahren der schwedischen Könige als Präambel des Panoramas der schwedischen Geschichte stand im Einklang mit diesen Zielen.

Als König Gustav Wasa die Notwendigkeit erkannte, die Idee einer „hellen Vergangenheit“, auch wenn sie fiktiv war, zu nutzen, um eine Ideologie zur Konsolidierung der Gesellschaft zu entwickeln, wurde klar, dass Olaf Petri als solch ein politischer Stratege angesehen wurde. Er und nicht der Dissident und Überläufer John Magnus war es, der vom Schicksal darauf vorbereitet war, der erste Mensch auf dem Gebiet der Pflege der offiziellen schwedischen Geschichte zu werden, wenn man seine Stellung als einer der maßgeblichsten schwedischen Prediger des Luthertums bedenkt und, dadurch entstand seine Nähe zu König Gustav Wasa. Der König erwartete natürlich, dass „Meister Oluf“, der ihm bei der Einführung des Luthertums in Schweden so treu gedient hatte, auch als Schöpfer eines politisch korrekten Werkes auftreten würde, das Schweden die prächtige Krone des Stammsitzes der Goten sichern würde und geben Sie der jungen Vaza-Dynastie alte Wurzeln. O. Petri machte sich an die Arbeit und schuf in den 1530er bis 1540er Jahren das Werk „Die schwedische Chronik“, das er dem König überreichte. elf

Aber Petris „Schwedische Chronik“ verärgerte den König, denn laut dem schwedischen Forscher Göran Sahlgren zeigte Petri in diesem Werk einen völligen Mangel an nationaler Eitelkeit und im 16. Jahrhundert, geprägt von Chauvinismus, konnte seine Suche nach der Wahrheit nicht verstanden werden. Was war hier gemeint, nach welcher Wahrheit suchte O. Petri? Alles ist ganz einfach: „Meister Oluf“ schrieb einen Aufsatz über die wahre Geschichte Schwedens in der Antike, wie er sie kannte (wie Mechovsky). Hier einige Auszüge daraus:

Sie sollten wissen, dass es in unseren schwedischen Chroniken eine Menge verlässlicher Informationen darüber gibt, was wir in der Zeit vor dem Christentum wirklich hatten. Im Leben unserer Vorfahren gab es nur wenige Ereignisse, über die es sich zu schreiben lohnte, und manchmal gab es überhaupt nichts, worüber man schreiben könnte. Das Wenige, was es gab, wurde mit dem einzigen Buchstaben geschrieben, der früher in unserem Land verfügbar war und der heute Runenbuchstaben genannt wird.

In Runenschrift konnten nur wenige Aufzeichnungen gemacht werden, denn die lateinische Schrift, die wir heute verwenden, kam mit christlichen Missionaren zu uns. Und wann wurde angenommen lateinische Schrift, dann geriet der frühere Brief in Vergessenheit, und mit ihm geriet fast alles, was darauf geschrieben stand, in Vergessenheit ... Wir haben keine verlässlichen Informationen darüber, ob unsere Vorfahren seit sehr langer Zeit etwas Bedeutendes in Runenschrift geschrieben haben oder nicht Aus der vorchristlichen Zeit sind uns nur wenige verlässliche Informationen überliefert. Eine dänische Chronik (die sich höchstwahrscheinlich auf Saxo Grammatik – L.G. bezieht) erzählt viel darüber, was in der Vergangenheit in unseren drei Königreichen geschah, und die Geschichte reicht bis in die Antike zurück. Aber es ist unwahrscheinlich, dass der Autor dafür einen Grund hat, denn in Dänemark machen sie den gleichen Fehler wie wir und versuchen in der antiken Geschichte, Größe als Belohnung für die Nachwelt zu finden. Aber es ist schrecklich zu glauben, dass uns in diesem Fall die Wahrheit entgeht, und das ist es, was Chronisten am meisten fürchten sollten ...

Es ist höchst zweifelhaft, dass wir in früheren Zeiten über schriftliche Quellen verfügten. Es ist jedoch bekannt, dass unsere Vorfahren, wie die Griechen und Lateiner, poetische Verse und Märchen hatten, die zu Ehren herausragender Männer verfasst wurden, die sich durch Heldentaten und große Taten auszeichneten ... Geschichten waren voller Fantasien und Worte , Ehrungen und Insignien wurden den Helden zugeschrieben ... Die ersten Verfasser dänischer und schwedischer Chroniken stützten sich auf viele der alten Geschichten, Lieder und anderen fiktiven Schriften, die aus früheren Zeiten übrig geblieben waren, und hielten alles schriftlich fest, obwohl es nicht bekannt ist Was ist wirklich passiert und was nicht ... Und da wir Schweden kein einziges altes historisches Werk haben, wie einige andere Völker, dann haben wir weder über die Herkunft unseres schwedischen Volkes noch über was verlässliche Informationen Schweden war wie in der Antike.

Die bekannten historischen Werke erzählen vom Königreich Goten und der Zeit seiner Entstehung. Aber kann man ernsthaft glauben, dass diese Geschichten die Goten betreffen, die jetzt in Schweden leben? Diese alten Goten (obwohl sie wirklich so alt sind, wie manche glauben?) oder die Menschen, die erstmals Goten genannt wurden, konnten keineswegs dieselben Menschen sein, die bei uns in Schweden lebten. Dieses Volk lebte an der Stelle des heutigen Ungarn oder etwas südlicher. Das Land der Goten gibt es schon seit der Antike, seit der Zeit nach der Sintflut, und es gibt viele schriftliche Zeugnisse darüber. Es ist unwahrscheinlich, dass sie aus unserem Land dorthin gezogen sind. Es ist plausibler, dass einige von ihnen einst von dort zu uns gezogen sind und hier geblieben sind. Aber das alles ist nicht sicher bekannt, es ist eine Vermutung, wir können nicht feststellen, was in jenen fernen Zeiten zuverlässig war, also ist es besser, dies überhaupt nicht zu tun, als wahllos umherzuwandern ...

Oh, und Gustav Vasa war wütend, als er die naiven Offenbarungen von „Meister Oluf“ las. Schließlich stellte Petris „Schwedische Chronik“ die für die Gotik grundlegende Idee, Schweden mit dem Stammsitz der Goten zu identifizieren, nicht einmal in Frage, sie zerstörte sie einfach und ließ nichts unversucht, sich vom Mythos zu lösen! Und wofür?! Er braucht die Wahrheit, verstehen Sie? Wahrheitssucher, Intellektueller! Ins Gefängnis, Bastard, auf dem Hackklotz! Und was soll der König tun?

Tatsächlich übernahm Gustav Wasa erst vor kurzem – im Jahr 1523 – das Land, verwüstet und blutüberströmt in unzähligen Schlachten und Schlachten zwischen Vertretern des schwedischen Adels und den Königen der Kalmarer Union – Einwanderern aus Dänemark, dem Haus Pommern-Mecklenburg oder Bayern . Die erste Periode seiner Regierungszeit war von einer Reihe großer Aufstände in verschiedenen Teilen Schwedens geprägt, die eine Reaktion auf eine verschärfte Steuerpolitik sowie auf Religionsreformen und die Einführung des Luthertums anstelle des Katholizismus waren. Um ein zerrissenes Land zu einem funktionierenden Organismus zu vereinen, brauchte Gustav Wasa eine entsprechende Ideologie wie die Luft oder, wie man heute sagen würde, eine nationale Idee. Die Idee, dass eine einigende nationale Idee die Idee der nationalen Geschichte ist, dargestellt durch Bilder der glorreichen Vergangenheit des Volkes, wird vom westeuropäischen Humanismus seit mehr als hundertfünfzig Jahren beherrscht. Es war diese Art von Arbeit – eine brillante Heldensaga über die „alten Goten“, die man von Olaf Petri erwartet hatte.

Und Petri nahm die Position eines glückseligen Wahrheitssuchers ein und begann einen Streit darüber, was, wie man sagt, wer weiß, was in der Antike in Schweden geschah: Wir hatten keine Kultur, es gab keine schriftlichen Quellen, es gab nur Reime und Runen Schreiben, also hast du nicht viel Zeit zum Komponieren gehabt, und wenn etwas passiert ist, dann ist das alles vom Kontinent zu uns gekommen und nicht umgekehrt, von uns - dort. Die Unfähigkeit, die Anforderungen des Augenblicks zu verstehen, kostete „Meister Oluf“ viel Geld: Er wurde beschuldigt, in seiner Chronik versucht zu haben, den Untertanen des Königs das „Gift des Verrats“ („förgiftigh otrooheet“) einzuflößen, und wurde zum Tode verurteilt .

Das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt, der König begnadigte Petri (schließlich fast der „Begründer“ des Luthertums in Schweden) und verurteilte ihn zu einer hohen Geldstrafe, und er setzte sogar seine Karriere als religiöser Führer und Schriftsteller fort. Aber „Meister Oluf“ wurde nicht zum Beherrscher der historischen Gedanken der schwedischen Gesellschaft. Gustav Wasa verbot die Veröffentlichung seiner Schwedischen Chronik, da er sie als schädliches Werk ansah. Nach dem Tod von Petri beschlagnahmte der König sein Archiv, da er vermutete, dass es andere „geheime“ Chroniken mit unzuverlässigem Inhalt geben könnte, die unter Kontrolle gebracht werden sollten, damit „dieser M. Oluf (als wäre er Schwedens größter Feind) nicht in der Lage wäre Schweden mehr dem Spott, Spucken und Schimpfen aussetzen, wie er es bereits getan hat, als er diese Chronik schrieb ( diese. „Schwedische Chronik“ – L.G.)". 12

So wurde die wahrheitsgetreue, quellenbasierte Darstellung der Geschichte Schwedens durch Olaf Petri zum Vorwurf der schwedischen Vergangenheit und der Autor selbst zum Volksfeind erklärt. Als offizielle Geschichte In Schweden wurde die fiktive Geschichte von I. Magnus über die Goten – die direkten Vorfahren der schwedischen Könige – anerkannt, und Generationen von Schweden begannen damit aufzuwachsen, was das euphorische Gefühl hervorrief, das Nordström am Anfang des Artikels zitiert.

Die Arbeit von Magnus erlangte europaweite Popularität. Es erschien 1558 in Basel, 1567 in Köln und entwickelte sich nach und nach zu einem der beliebtesten Werke. Ein Zeitgenosse von Magnus, der dänische Professor Hans Münster, schrieb 1559 aus London mit Unmut, dass die Geschichte der Könige der Goten und der Schweden in London wie warme Semmeln verkauft werde und gleichzeitig haltlose Fiktionen der „Großen“ seien Goth“ (d. h. I. Magnus) und dass der dänische König auch einen Autor finden sollte, der in der Lage wäre, ein ähnliches Werk über Dänemark zu verfassen.

Auf diese in Europa übliche Weise gelangte Magnus' Geschichte über die Goten als Teil des schwedischen politischen Mythos im 18. Jahrhundert von Schweden nach Russland. Aber wenn in Schweden in den letzten Jahrzehnten das historische Denken die Fantasien von I. Magnus aufgegeben und tatsächlich die Richtigkeit von O. Petris Sicht auf die alte Geschichte Schwedens erkannt hat, dann hält man in Russland mit einer Hartnäckigkeit daran fest, die es verdient beste Verwendung, und es sind russische Archäologen, die die letzte Zuflucht für Magnus‘ Fantasien sind.

Ich möchte Sie an die Worte von D. Harrison erinnern sowohl schriftliche Quellen als auch modernes archäologisches Material Widerlegen Sie das Ergebnis der Goten oder derjenigen, die sich erstmals Goten nannten (ein sehr wichtiger Vorbehalt!), Aus Schweden. Werfen wir auch einen kurzen Blick auf bekannte Quellen, um zu sehen, in welchem ​​Kontext und in welcher Gesellschaft der Name der Goten dort vorkommt und um so festzustellen, wer sich Goten nannte – eine notwendige Klärung der Frage „Wer?“ sind die Goten?“ Und wie war ihr Name mit dem Namen der Deutschen verbunden?

Der byzantinische Historiker des VI. Jahrhunderts. Wir treffen Procopius von Cäsarea zum Beispiel auf die Erwähnung des Namens der Goten sowohl als eigenständiges Ethnonym als auch als Sammelname für viele Völker: „Früher gab es viele gotische Stämme, und es gibt jetzt viele von ihnen, aber.“ die größten und bedeutendsten von ihnen waren die Goten, Vandalen, Westgoten und Gepiden. 13

Aber die Germanen in Prokop von Cäsarea werden nicht mit den Goten identifiziert: „Die Vandalen lebten früher in der Nähe von Meotida. Unter Hunger leidend, zogen sie zu den Germanen, die heute Franken genannt werden, und an den Rhein und annektierten den gotischen Stamm der Alanen. 14

Wir sehen das also im V.-VI. Jahrhundert. viele Völker konnten unter dem gemeinsamen Namen Goten auftreten: Vandalen, Alanen, aber keine Deutschen. Die Deutschen und Goten wurden in dieser Zeit als unterschiedliche Völker bzw. Völker bezeichnet verschiedene Gruppen Völker, die verschiedene ethnopolitische Gemeinschaften bildeten. Darüber hinaus war zu dieser Zeit bekannt, dass die Überlieferung den Ursprung der Goten mit Sauromaten und Melanchlenen in Verbindung brachte: „Früher wurden sie (die Goten – L.G.) jedoch Sauromaten und Melanchlenen genannt.“ 15

M.Yu. erinnerte an den osteuropäischen Ursprung der Goten. Braichevsky stellte fest, dass die Schwarzmeergoten nicht als „reine“ Deutsche betrachtet werden können und dass die Goten für spätantike Autoren Einheimische waren die Schwarzmeersteppen, und ihr Ethnonym war in den Quellen ein Synonym für den Namen „Skythen“. 16 Laut dem gotischen Historiker Jordanes (Mitte des 6. Jahrhunderts) sind die Goten die Nachfolger der thrakischen Geten, während der byzantinische Historiker Theophylakt Simokatta (Anfang des 7. Jahrhunderts) die Geten mit den Slawen identifizierte.

Hier ist ein weiteres Beispiel von Procopius von Cäsarea: „Gizerich (der König der Vandalen in den Jahren 428-477 – L.G.) teilte die Vandalen und Alanen in Gruppen ein ... Sie sagen jedoch, dass die Zahl der Vandalen und Alanen in früheren Zeiten gleich war.“ nicht mehr als fünfzigtausend ... Dann erreichten sie nur dank der Geburt ihrer Kinder und der Hinzufügung anderer Barbaren eine solche Menge ... Aber die Namen der Alanen und anderer Barbaren, mit Ausnahme der Maurusier, wurden absorbiert mit dem Namen der Vandalen. 17

Der bekannte österreichische Mediävist und Forscher der Geschichte der Barbaren H. Wolfram stellte fest, dass seit der ersten Erwähnung des Namens „Goten“ in antiken Quellen zwischen 16 und 18 Jahren vergangen ist. Chr. umfasste dieser Name mehrere Jahrhunderte lang eine Vielzahl von Völkern. Es gab Zeiten, in denen der Name der Goten verschwand. Zum Beispiel zwischen der Zeit des Ptolemäus und den 60er Jahren. 3. Jahrhundert es wurde nicht mehr in den Quellen gefunden und tauchte dann wieder als Ethnonym auf, was den Namen „Skythen“ änderte. Nachdem es jedoch noch einige Zeit existierte, geriet es wieder in Vergessenheit, also nirgendwo ohne eine mittelalterliche Nationalität zu bilden und verwandelte sich schon früh in einen für jedermann zugänglichen Mythos.

Die bunte Geschichte des Namens ist fertig (einschließlich zahlreicher Erscheinungsformen, insbesondere als Gutones, Guten, Gothicus im Titel Kaiser Claudius II., Gutans, Gauthigoth, ein dakischer Ortsname Gothia usw.) lässt den Schluss zu, dass die Träger dieses Namens in Symbiose mit vielen Völkern lebten, sich in anderen Völkern auflösten und, wie Wolfram feststellte, kein eigenes Volk bildeten, sondern zu einer Brutstätte historischer Mythen wurden. Die Völker, die den Namen Goten trugen, konnten größtenteils in Osteuropa oder in Mittel- und Mitteleuropa lokalisiert werden Südeuropa, d.h. Um die Worte Braichevskys zu wiederholen: Die Goten waren nie „reine“ Deutsche, da die Träger dieses Nachnamens ursprünglich mit dem Norden Europas in Verbindung gebracht wurden. Aber auch der Name „Deutsche“ verschwand im frühen Mittelalter von Zeit zu Zeit, löste sich in anderen Namen und Völkern auf, um nach einiger Zeit, bedingt durch politischen Willen, wieder aufzutauchen.

In der obigen Passage aus Prokopius von Cäsarea sehen wir, dass der Name der Germanen im 6. Jahrhundert entstand. im Namen der Franken aufgelöst. Ein halbes Jahrtausend vor Prokop von Cäsarea treffen wir auf die Beschreibung der Germanen durch Tacitus in seinem berühmten Werk „Deutschland“. 18

Laut Tacitus der Name Deutsche war auf zwei Arten bekannt. Erstens wird es von einem antiken Historiker als alter Stammesname eines von ihnen erwähnt ethnische Gruppen, der am Ostufer des Rheins lebte und dadurch berühmt wurde, dass seine Mitglieder als erste die Gallier verdrängten, indem sie auf das Westufer des Rheins übergingen. Zweitens wurde er aufgrund der militärischen Erfolge der Namensträger der Germanen als Sammelname der gesamten Bevölkerung bekannt („Der Name des Stammes setzte sich durch und verbreitete sich im ganzen Volk“, heißt es in Tacitus‘ „Deutschland“) "). Die Geschichte ist allgemein und lässt sich leicht auf die Geschichte vieler Länder und Zeiten übertragen: Mehrere ethnische Gruppen erhalten oder nehmen den Namen eines Mitglieds dieser Gemeinschaft als gemeinsamen Sammelnamen an.

Der deutsche Historiker H. Schulze beschrieb die Deutschen um die Zeitenwende als „Barbaren aus dem schrecklichen nebligen Norden, die vor der Ungnade der Natur flohen ..., die sich im Römischen Reich niederlassen wollten und sich an dessen Verteidigung beteiligten.“ In Rom wurden diese nördlichen Barbaren Germani genannt, ein Name, den Caesar von den Galliern übernahm. Diese wiederum benannten die wilden Völker, die versuchten, von jenseits des Rheins in Gallien einzudringen, und Caesar benannte nach ihrem Namen das Gebiet jenseits von Rhein und Donau und nannte es Germania (Germania). Das Wort „deutsch“ war lediglich eine Anspielung auf Menschen aus unbekannten Orten östlich des Rheins. Wissenschaftler streiten noch immer über die ethnische und sprachliche Homogenität der Deutschen. 19

Die Idee der ethnischen und sprachlichen Homogenität Deutschlands von Tacitus ist eine Konstruktion von Vertretern der deutschen Gotik des 16. Jahrhunderts. Damals, so Wolfram, sei der Begriff „Germanus“ mit dem Begriff „Deutsch“ gleichgesetzt worden. Diese „Homogenität“ wurde von Vertretern der deutschen Gotik – den Historikern Irenik, Pirckheimer und anderen – konstruiert, wobei sie sich der Marke italienischer Humanisten über die Gotendeutschen bedienten, mit denen die deutschen Gotiker auch die Schweden verbanden. Es war eine künstliche Struktur, aber dank ihr erlangte die Gotik ihre Legende, ihr konzeptionelles Rückgrat.

Hier geht es um schriftliche Quellen. In Bezug auf modernes archäologisches Material möchte ich daran erinnern, dass eine solche Erfindung wie ein Segel in den Ländern der skandinavischen Halbinsel erst an der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert auftauchte, und diese Tatsache sollte bei der Rekonstruktion der Ereignisse berücksichtigt werden des Beginns unserer Zeitrechnung, verbunden mit Menschen aus den skandinavischen Ländern, gepaart mit Seeexpeditionen. In Bezug auf die Geschichte der Völker, die das Gebiet des modernen Schweden bewohnten, sollte insbesondere berücksichtigt werden, dass nur Schiffe für die Küstenschifffahrt geeignet waren. Wenn außerdem die Schifffahrt auf die eine oder andere Weise mit den schwedischen Königen in Verbindung gebracht wird, dann sprach einer der größten schwedischen Historiker, Kurt Weibull, über die Getae, die zwischen den Dänen und den Schweden „eingeklemmt“ waren, als Landvolk: „Alles Das, was über die schwedischen Geten bekannt ist, gibt keinen Anlass, sie als Seemenschen zu betrachten. 20

Was sagt es? Dies deutet darauf hin, dass alle bisherigen Aussagen über die Seeexpeditionen von Einwanderern aus den skandinavischen Ländern, die bis in die Antike zurückreichen, immer zusätzlicher Forschung bedürfen.

Zu welcher Schlussfolgerung führt das überprüfte Material? Es liegt auf der Hand, dass der Name der Goten mit der Geschichte der Barbaren der sogenannten Ära der Völkerwanderung verbunden ist, in der Mitteleuropa und der Süden Ost- und Westeuropas die Hauptbühne sind und nicht die skandinavische Halbinsel . Die Gemeinschaften, die in dieser chaotischen Zeit entstanden und verschwanden, basierten nicht auf einer biologischen Gemeinschaft, sondern auf der Autorität eines erfolgreichen Militärführers. Die Geschichte dieser Gemeinschaften gleicht laut Wolfram „die Konzepte von „Volk“ und „Armee“ aus und bleibt dabei auf der Grundlage der historischen Realität ... Quellen bestätigen die grundlegende Multiethnizität der Gentes. Sie sind keine „ganzen“ Völker; sie decken nie alle möglichen Mitglieder derselben Gattung ab, sondern sind immer gemischt; Ihre Entstehung ist keine Frage der Blutsverwandtschaft, sondern der inneren Struktur. Dies bedeutet zunächst nichts weiter als die Vereinigung und Aufrechterhaltung der Einheit der heterogenen Gruppen, aus denen die Barbarenarmee besteht. Anführer und Vertreter der „Berühmten“, also jener Familien, die ihre Genealogie auf die Götter zurückführen und ihr Charisma mit entsprechendem Erfolg unter Beweis stellen können, bilden „traditionelle Schwerpunkte“, um die herum neue Stämme entstehen: Dank ihnen ethnische Gemeinschaften werden fragmentiert und verändern ihre Zusammensetzung. Wer sich dieser Tradition durch Geburt oder aufgrund von Prüfungen zuschrieb, war Teil der Gens, also Mitglied einer Gemeinschaft, die einen gemeinsamen Ursprung nicht durch Blut, sondern durch Tradition hat. 21

Damit ist die Geschichte der Namensträger fertig – dies ist die Geschichte jener fragilen multiethnischen Formationen, die als „Armee“ und nicht als „Volk“ lebten. In einem turbulenten Strudel der Ereignisse ging der Name von einem Stammesnamen auf eine Gruppe von Völkern über, und ein in der Antike geborenes Volk mit einem Namen konnte ihn ändern und unter einem anderen weiterleben. Nur die mächtigsten ethnopolitischen Organisationen überlebten diese „Zeit der Unruhen“ und begannen am Ende der genannten Ära, nachdem sie instabile Gemeinschaften in ihren Öfen geschmolzen hatten, Völker und Staaten zu bilden. Bereit unter solchen starken ethnopolitischen war nicht.

Und wenn es nicht eine besondere Kombination politischer Umstände gäbe, würde vielleicht auch der Name der Goten einer der vielen barbarischen Namen bleiben, deren Kenntnis nicht über den Bereich der akademischen Bildung hinausgehen würde.

Es stimmt, es gibt einen Umstand, über den es sich lohnt, nachzudenken. Die gotischen Herrscher legten großen Wert darauf, die Ereignisse ihres Lebens und Wirkens in historischer Schrift niederzuschreiben. Vielleicht ging es anderen barbarischen Herrschern genauso, vielleicht wissen wir einfach mehr über die Goten als über andere. Aber dennoch. Es gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass der Westgotenkönig Euryx Interesse daran bekundete, die Geschichte der Goten durch Apollinaris Sidonius (430–486), einen berühmten galloromanischen Schriftsteller und Dichter, Diplomaten und Bischof von Clermont, zu schreiben. Sidonius lehnte das Angebot ab. Wolfram bedauerte dies, weil Sidonius seiner Meinung nach über ernsthafte und genaue Kenntnisse der Geschichte der Westgotenkönige verfügte und wir beim Studium der Geschichte der Goten viele „Vielleicht“ loswerden konnten. Aber es war gerade die genaue Kenntnis, die Sidonius dazu veranlasste, den Vorschlag des Eurychus abzulehnen, und auch die Tatsache, dass Eurychus diese Ablehnung akzeptierte. Die Geschichte der Westgotenkönige wurde mehr als hundert Jahre später von Erzbischof Isidor von Sevilla geschrieben.

Aber wir verwenden, wie Sie wissen, die Geschichte von Jordanes, der das Werk von Cassiodorus nacherzählte, der am Hofe von Theoderich dem Großen diente und in den Jahren 538–539 ​​schrieb. Von Cassiodorus‘ Werk ist kein einziges Fragment überliefert, sondern lediglich seine Charakterisierung seines Werkes als Versuch, die Geschichte der Goten und der Römer miteinander zu verbinden, wofür er halb vergessene Barbarenlegenden verwendete. Diese „Legenden“ wurden von Jordan nacherzählt, wobei er in seinem eigenen Namen einige „alte Lieder“ der Goten erwähnte, auf die er sich stützte. Eine solche Beschreibung der Entstehungsgeschichte des Hauptwerks über die Goten erinnert stark an die Entstehung von Magnus‘ Werk über die Goten, das er wiederum mit den schwedischen Königen „in Verbindung zu bringen“ versucht.

Daher findet in der modernen Mediävistik nicht nur eine kritische Revision des Mythos der Goten als Einwanderer aus Skandinavien statt, sondern auch der Qualität der Quelle, aus der dieser Mythos erwuchs, nämlich Jordans Getiki. Dies können Sie im Artikel von D.S. nachlesen. Konkova – Jordans „Getika“ – gotische historische Legende oder Zeitkonjunktur: der aktuelle Stand der Erforschung des Problems.

Und schließlich: Da die Geschichte der Goten mit verschiedenen Fäden mit der alten russischen Geschichte verbunden ist, ist es für russische Mediävisten an der Zeit, das heutige Wissen über die Goten kritisch zu überdenken und die historische Substanz klar von dem durch Phrasen geschaffenen Gespenst der Geschichte zu trennen.

Lydia Groth,
Kandidat der Geschichtswissenschaften

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54 Kommentare: Wer sind die Goten und wo kommen sie her?

Vlad-rzn sagt:

• Evgeny Nefyodov sagt:

• Evgeny Nefyodov sagt:

  SergeiS sagt:

  • Evgeny Nefyodov sagt:

    • Vladimir. spricht:

      • Evgeny Nefyodov sagt:

        • Vladimir. spricht:

          • Evgeny Nefyodov sagt:

            • Vladimir. spricht:

              • Evgeny Nefyodov sagt:

                Wladimir sagt:

                • Evgeny Nefyodov sagt:

                  SergeiS sagt:

                  • Evgeny Nefyodov sagt:

                    Pavel Nikolaevich Aristarkhov sagt:

                    • Evgeny Nefyodov sagt:

                      • Vladimir. spricht:

                        • Evgeny Nefyodov sagt: