Musikalische Werke Gustav Mahlers. Gustav Mahler: Biographie und Familie

Geboren am 7. Juli 1860 im tschechischen Dorf Kalishte. Ab seinem sechsten Lebensjahr begann Gustav Klavier zu lernen und entdeckte außergewöhnliche Fähigkeiten. 1875 nahm sein Vater den jungen Mann mit nach Wien, wo Gustav auf Empfehlung von Professor Y. Epstein ins Konservatorium eintrat.

Mahler, ein Musiker, offenbarte sich am Konservatorium hauptsächlich als Interpret-Pianist. Gleichzeitig interessierte er sich intensiv für das symphonische Dirigieren, doch als Komponist fand Mahler innerhalb der Mauern des Konservatoriums keine Anerkennung. Die ersten großen Kammerensemble-Werke seiner Studienzeit (Klavierquintett etc.) zeichneten sich noch nicht durch stilistische Eigenständigkeit aus und wurden vom Komponisten vernichtet. Das einzige reife Werk dieser Zeit ist die Kantate Lamentable Song für Sopran, Alt, Tenor, gemischten Chor und Orchester.

Die Breite von Mahlers Interessen in diesen Jahren manifestierte sich auch in seinem Wunsch, Geisteswissenschaften zu studieren. Er besuchte Universitätsvorlesungen über Geschichte, Philosophie, Psychologie und Musikgeschichte. Tiefe Kenntnisse auf dem Gebiet der Philosophie und Psychologie wirkten sich später am unmittelbarsten auf das Werk von Mahler aus.

1888 vollendete der Komponist die erste Sinfonie, die einen grandiosen Zyklus von zehn Sinfonien eröffnete und die wichtigsten Aspekte von Mahlers Weltanschauung und Ästhetik verkörperte. Im Werk des Komponisten manifestiert sich ein tiefer Psychologismus, der es ihm ermöglicht, in Liedern und Symphonien die geistige Welt eines zeitgenössischen Menschen in ständigen und akuten Konflikten mit der Außenwelt zu vermitteln. Gleichzeitig hat keiner der zeitgenössischen Mahler-Komponisten, mit Ausnahme Skrjabins, in seinem Werk so umfassende philosophische Probleme aufgeworfen wie Mahler.

Mit der Übersiedlung nach Wien 1896 begann die wichtigste Etappe im Leben und Werk Mahlers, als er fünf Sinfonien schuf. Im gleichen Zeitraum schuf Mahler Vokalzyklen: „Sieben Lieder der letzten Jahre“ und „Lieder von toten Kindern“. Die Wiener Zeit ist die Blütezeit und Anerkennung Mahlers als Dirigent, vor allem als Operndirigent. Er begann seine Karriere in Wien als dritter Dirigent der Hofoper, übernahm wenige Monate später die Leitung und leitete die Reformen ein, die die Wiener Oper an die Spitze der europäischen Theater brachten.

Gustav Mahler - ein herausragender Symphoniker des 20. Jahrhunderts, Erbe der Traditionen Beethoven , Schubert Und Brahms, der die Prinzipien dieses Genres in einzigartig individuelle Kreativität übersetzte. Mahlers Symphonismus schließt zugleich die jahrhundertealte Entwicklungsperiode der Symphonie ab und öffnet den Weg für die Zukunft.

Auch die zweitwichtigste Gattung in Mahlers Werk – das Lied – schließt den langen Entwicklungsweg des romantischen Liedes durch Komponisten wie z Schumann, Wolf.

Das Lied und die Sinfonie wurden zu den führenden Gattungen in Mahlers Werk, weil wir in Liedern die subtilste Offenbarung finden Geisteszustand Menschen und die globalen Ideen des Jahrhunderts sind in monumentale symphonische Leinwände verkörpert, die im 20. Jahrhundert nur noch mit Symphonien zu vergleichen sind Honegger , Hindemith Und Schostakowitsch .

Im Dezember 1907 zog Mahler nach New York, wo die letzte, kürzeste Zeit im Leben des Komponisten begann. Die Jahre von Mahlers Aufenthalt in Amerika waren geprägt von der Entstehung der beiden letzten Sinfonien – „Songs of the Earth“ und der Neunten. Die zehnte Sinfonie wurde gerade begonnen. Sein erster Teil wurde nach Skizzen und Varianten des Komponisten E. Krenek fertiggestellt, und die restlichen vier nach Skizzen wurden viel später (in den 1960er Jahren) von dem englischen Musikwissenschaftler D. Cook fertiggestellt.

Im Sommer 1910 begann Mahler in Altschulderbach mit der Arbeit an der Zehnten Symphonie, die unvollendet blieb. Den größten Teil des Sommers war der Komponist damit beschäftigt, die Uraufführung der Achten Symphonie mit ihrer beispiellosen Komposition vorzubereiten, die zusätzlich zu großes Orchester und acht Solisten, Beteiligung von drei Chören.

Versunken in seine Arbeit bemerkte Mahler, der laut Freunden eigentlich ein großes Kind war, entweder nicht oder versuchte es nicht zu bemerken, wie sich von Jahr zu Jahr die Probleme häuften, die ursprünglich in sein Familienleben eingebettet waren . Alma hat seine Musik nie wirklich geliebt und nicht verstanden – die Forscher finden dazu freiwillige oder unfreiwillige Bekenntnisse in ihrem Tagebuch –, deshalb waren die Opfer, die Mahler ihr abverlangte, in ihren Augen noch weniger gerechtfertigt. Der Protest gegen die Unterdrückung ihrer schöpferischen Ambitionen (denn das war der Hauptgrund, den Alma ihrem Mann vorwarf) im Sommer 1910 nahm die Form des Ehebruchs an. Ende Juli, ihr neuer Liebhaber, schickte der junge Architekt Walter Gropius seinen leidenschaftlichen Liebesbrief an Alma, aus Versehen, wie er selbst behauptete, oder absichtlich, wie die Biographen sowohl von Mahler als auch von Gropius selbst vermuten, an ihren Mann und später, in Toblach angekommen, auf Drängen Mahler will sich von Alma scheiden lassen. Alma verließ Mahler nicht – Briefe an Gropius mit der Unterschrift „Deine Frau“ ließen Forscher vermuten, dass sie sich von nacktem Kalkül leiten ließ, aber sie erzählte ihrem Mann alles, was sich über die Jahre angesammelt hatte gemeinsames Leben. Eine schwere psychische Krise hielt Einzug in das Manuskript der Zehnten Symphonie und veranlasste Mahler schließlich, sich im August hilfesuchend an Sigmund Freud zu wenden.

Die Uraufführung der Achten Symphonie, die der Komponist selbst als sein Hauptwerk betrachtete, fand am 12. September 1910 in München in einer riesigen Ausstellungshalle statt, in Anwesenheit des Prinzregenten und seiner Familie und zahlreicher Prominenter, darunter Mahlers alte Verehrer - Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, Auguste Rodin, Max Reinhardt, Camille Saint-Saëns. Dies war der erste wahre Triumph Mahlers als Komponist – das Publikum teilte sich nicht mehr in Applaus und Pfeifen, die Ovationen dauerten 20 Minuten. Nur der Komponist selbst sah laut Augenzeugen nicht wie ein Triumph aus: Sein Gesicht war wie eine Wachsmaske.

Mit dem Versprechen, ein Jahr später zur Uraufführung des Liedes von der Erde nach München zu kommen, kehrte Mahler in die Vereinigten Staaten zurück, wo er viel härter arbeiten musste, als er erwartet hatte, und unterschrieb einen Vertrag mit den New York Philharmonic: 1909/ In der 10. Saison musste das Komitee, das das Orchester leitete, 43 Konzerte geben, tatsächlich waren es 47; In der nächsten Saison wurde die Anzahl der Konzerte auf 65 erhöht. Gleichzeitig arbeitete Mahler weiter an der Metropolitan Opera, mit der ein Vertrag bis zum Ende der Spielzeit 1910/11 bestand. Inzwischen überlebte Weingartner aus Wien, die Zeitungen schrieben, Fürst Montenuovo verhandle mit Mahler - Mahler selbst bestritt dies und werde ohnehin nicht an die Hofoper zurückkehren. Nach Ablauf des amerikanischen Vertrages wollte er sich in Europa niederlassen und ein freies und ruhiges Leben führen; In dieser Hinsicht schmiedeten die Mahlers monatelange Pläne - jetzt nicht mehr mit irgendwelchen Verpflichtungen verbunden, in denen Paris, Florenz, die Schweiz auftauchten, bis Mahler trotz aller Beschwerden die Umgebung von Wien auswählte.

Doch diese Träume sollten nicht wahr werden: Im Herbst 1910 wandelte sich die Überanstrengung in eine Reihe von Mandelentzündungen, denen Mahlers geschwächter Körper nicht mehr standhalten konnte; Angina wiederum gab eine Komplikation des Herzens. Er arbeitete weiter in das letzte Mal stand am 21. Februar 1911, bereits mit hoher Temperatur, an der Konsole. Tödlich für Mahler war eine Streptokokken-Infektion, die eine subakute bakterielle Endokarditis verursachte.

Amerikanische Ärzte waren machtlos; im April wurde Mahler zur Serumbehandlung am Institut Pasteur nach Paris gebracht; aber Andre Chantemesse konnte nur die Diagnose bestätigen: Die Medizin hatte damals keine wirksamen Mittel zur Behandlung seiner Krankheit. Mahlers Zustand verschlechterte sich weiter, und als es aussichtslos wurde, wollte er nach Wien zurückkehren.

Am 12. Mai wurde Mahler in die österreichische Hauptstadt gebracht, und 6 Tage lang verließ sein Name nicht die Seiten der Wiener Presse, die täglich Bulletins über seinen Gesundheitszustand druckte und um den sterbenden Komponisten wetteiferte - der sowohl für Wien und für andere Hauptstädte, die nicht gleichgültig blieben, war immer noch in erster Linie ein Dirigent. Er lag im Sterben in der Klinik, umgeben von Blumenkörben, unter anderem von den Wiener Philharmonikern – das war das Letzte, was er zu schätzen wusste. Am 18. Mai, kurz vor Mitternacht, starb Mahler. Am 22. wurde er neben seiner geliebten Tochter auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.

Mahler wollte, dass die Beerdigung ohne Reden und Gesänge stattfand, und seine Freunde erfüllten seinen Willen: Der Abschied war schweigend. Die Uraufführungen seiner letzten vollendeten Kompositionen – „Lieder von der Erde“ und der Neunten Symphonie – fanden bereits unter der Leitung von Bruno Walter statt.

Um die Erinnerung an den Komponisten zu bewahren und sein Werk zu studieren, wurde 1955 die International Society of Gustav Mahler gegründet.

Biografie

Kindheit

Die Familie von Gustav Mahler stammte aus Ostböhmen und war bescheiden, die Großmutter des Komponisten lebte vom Hausieren. Tschechisch-Böhmen gehörte damals zum Kaiserreich Österreich, die Familie Mahler gehörte einer deutschsprachigen Minderheit an und war ebenfalls jüdisch. Daher das früh manifestierte Exilgefühl des späteren Komponisten, „immer ein ungebetener Gast“. Gustavs Vater, Bernhard Mahler, wurde ein reisender Kaufmann für Schnaps, Zucker und hausgemachte Produkte, seine Mutter stammte aus einer kleinen Seifenfabrikantenfamilie. Gustav war das zweite von 14 Kindern (nur sechs erreichten das Erwachsenenalter). Er wurde am 7. Juli 1860 in einem bescheidenen Haus im Dorf Kalishte (Englisch) geboren.

Kurz nach der Geburt von Gustav zog die Familie in die kleine Industriestadt Jihlava - eine Insel Deutsche Kultur in Südmähren, wo Bernhard Mahler ein Wirtshaus eröffnete. Hier hörte der zukünftige Komponist Straßenlieder, Volkstänze, Hörner und Märsche der örtlichen Militärkapelle – Klänge, die später Teil seiner musikalischen Palette wurden. Mit vier Jahren lernte er das Klavier seines Großvaters, mit zehn Jahren stand er zum ersten Mal auf der Bühne. 1874 starb sein jüngerer Bruder Ernst, und der spätere Komponist versuchte, seine Trauer und seinen Verlust in der Oper Herzog Ernst von Schwaben auszudrücken, die uns nicht überliefert ist.

Musikalische Bildung

Mahler trat 1875 in das Wiener Konservatorium ein. Seine Lehrer waren Julius Epstein (Klavier), Robert Fuchs (Harmonie) und Franz Krenn (Komposition). Er studierte auch bei dem Komponisten und Organisten Anton Bruckner, galt aber nicht als sein Schüler.

Am Konservatorium freundete sich Mahler mit dem späteren Komponisten Hugo Wolf an. Nicht bereit, die strenge Disziplin der Bildungsanstalt zu ertragen, wurde Wolf ausgewiesen, und der weniger rebellische Mahler entging dieser Drohung, indem er einen Bußbrief an den Direktor des Konservatoriums, Helmesberger, schrieb.

Seine ersten Erfahrungen als Dirigent dürfte Mahler im Studentenorchester seiner Alma Mater gesammelt haben, obwohl er in diesem Orchester hauptsächlich als Schlagzeuger auftrat.

Mahler absolvierte das Konservatorium 1878, verfehlte jedoch die prestigeträchtige Silbermedaille. Auf Drängen seines Vaters bestand er die Aufnahmeprüfungen an der Universität Wien und besuchte ein Jahr lang Vorlesungen über Literatur und Philosophie.

Jugend

Nach dem Tod seiner Eltern 1889 kümmerte sich Mahler um seine jüngeren Geschwister; insbesondere holte er seine Schwestern Justina und Emma nach Wien und heiratete die Musiker Arnold und Eduard Rose.

In der zweiten Hälfte der 1890er Jahre. Mahler überlebte die Leidenschaft seiner Schülerin, der Sängerin Anna von Mildenburg, die unter seiner Leitung außerordentliche Erfolge im Wagner-Repertoire erzielte, unter anderem auf der Bühne der Königlichen Wiener Staatsoper, heiratete aber den Schriftsteller Hermann Bahr.

Familienleben

Während seiner zweiten Saison in Wien lernte er im November 1901 Alma Schindler kennen, die Adoptivtochter des berühmten österreichischen Malers Karl Moll. Alma war anfangs nicht glücklich, sie zu treffen, wegen "Skandalen um ihn und jede junge Frau, die danach strebte, in der Oper zu singen". Nach einem Streit um Alexander Zemlinskys Ballett (Alma war seine Schülerin) willigte Alma ein, sich am nächsten Tag zu treffen. Dieses Treffen führte zu einer schnellen Ehe. Mahler und Alma heirateten im März 1902, Alma war zu diesem Zeitpunkt mit ihrem ersten Kind, Tochter Maria, schwanger. 1904 wurde die zweite Tochter Anna geboren.

Die Freunde des Paares waren von der Hochzeit überrascht. Theaterregisseur Max Burkhard, ein Bewunderer von Alma, nannte Mahler „einen klapprigen degenerierten Juden“, der eines schönen Mädchens aus gutem Hause unwürdig sei. Andererseits hielt die Familie Mahler Alma für zu kokett und unzuverlässig.

Mahler war von Natur aus launisch und autoritär. Alma erhielt eine musikalische Ausbildung und schrieb sogar Musik – als Laie. Mahler forderte Alma auf, Musik zu machen, und erklärte, dass es in einer Familie nur einen Komponisten geben könne. Trotz des Bedauerns über den Beruf, der Alma sehr am Herzen liegt, war ihre Ehe geprägt von Ausdruck intensiver Liebe und Leidenschaft.

Im Sommer 1907 reiste Mahler, müde von der Kampagne gegen ihn in Wien, mit seiner Familie in den Urlaub nach Maria Wörth. Dort erkrankten beide Töchter. Maria starb im Alter von vier Jahren an Diphtherie. Anna erholte sich, später wurde sie Bildhauerin.

Letzten Jahren

1907 durch eine kurze Zeit Nach dem Tod seiner Tochter stellten die Ärzte bei Mahler eine chronische Herzkrankheit fest. Die Diagnose wurde dem Komponisten mitgeteilt, was seine Depression verschlimmerte. Das Thema Tod zieht sich durch viele seiner späteren Werke. 1910 war er oft krank. Am 20. Februar 1911 bekam er Fieber und starke Halsschmerzen. Sein Arzt, Dr. Joseph Frenkel, entdeckte einen deutlichen eitrigen Belag auf den Mandeln und warnte Mahler, in diesem Zustand nicht zu dirigieren. Er stimmte jedoch nicht zu, da er die Krankheit für nicht allzu ernst hielt. Tatsächlich nahm die Krankheit bedrohliche Formen an: Angina verursachte Komplikationen am Herzen, das ohnehin nur schwer funktionierte. Mahler starb in nur drei Monaten. Er starb in der Nacht zum 18. Mai 1911.

Mahler Dirigent

Mahler begann seine Karriere als Dirigent im Jahr 1880. 1881 trat er die Stelle des Operndirigenten in Ljubljana an, im folgenden Jahr in Olomouc, dann nacheinander in Wien, Kassel, Prag, Leipzig und Budapest. 1891 wurde er zum Chefdirigenten der Hamburger Oper ernannt.

1897 wurde er Direktor der Wiener Staatsoper – die prestigeträchtigste Position im österreichischen Kaiserreich für einen Musiker. Um sein Amt antreten zu können, konvertierte der in eine jüdische Familie hineingeborene, aber nicht gläubige Mahler formell zum Katholizismus. In zehn Jahren Intendanz erneuerte Mahler das Repertoire der Wiener Staatsoper und brachte sie an eine Spitzenposition in Europa. 1907 wurde er infolge von Intrigen auf den Posten des Direktors abgelöst.

1908 wurde er eingeladen, an die Metropolitan Opera zu dirigieren, verbrachte dort eine Spielzeit und wurde durch den in den Vereinigten Staaten äußerst populären Arturo Toscanini ersetzt. 1909 wurde er Chefdirigent des neu organisierten New York Philharmonic Orchestra, eine Position, die er bis zu seinem Lebensende innehatte.

Mahlers Dirigiertalent wurde hochgeschätzt: „Schritt für Schritt verhilft er dem Orchester zum Gewinn der Symphonie; bei feinster Vollendung der kleinsten Details verliert er keinen Augenblick das Ganze aus den Augen“, schrieb Guido Adler über Mahler und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, der Mahler 1892 an der Hamburger Oper hörte, nannte ihn in einem Privatbrief ein Genie.

Mahler - Komponist

Mahler war ein bemerkenswerter Symphoniker, Autor von zehn Sinfonien (die letzte, die Zehnte, blieb vom Autor unvollendet). Sie alle nehmen einen zentralen Platz im weltweiten symphonischen Repertoire ein. Weithin bekannt ist auch sein Epos „Song of the Earth“, eine Symphonie mit Gesang zu den Worten mittelalterlicher chinesischer Dichter. Mahlers „Lieder eines wandernden Lehrlings“ und „Lieder von toten Kindern“ sowie ein volkstümlicher Liederzyklus „Das Zauberhorn eines Knaben“ werden weltweit aufgeführt. A. V. Ossovsky war einer der ersten Kritiker, der Mahlers Werke hoch einschätzte und seine Auftritte in Russland begrüßte.

Drei Schaffensperioden

Musikwissenschaftler stellen in Mahlers Leben drei unterschiedliche Schaffensperioden fest: eine lange erste Phase, die sich von der Arbeit an „Das klagende Lied“ in den Jahren 1878-1880 bis zum Ende der Arbeit an der Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ erstreckte ) im Jahr 1901, eine intensivere „mittlere Periode“, die mit Mahlers Abreise nach New York im Jahr 1907 endete, und eine kurze „Spätperiode“ elegischer Werke bis zu seinem Tod im Jahr 1911.

Die Hauptwerke der ersten Periode sind die ersten vier Symphonien, der Zyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“ und verschiedene Liedersammlungen, unter denen das „Zauberhorn des Knaben“ (Des Knaben Wunderhorn) steht aus. In dieser Zeit sind Lieder und Symphonien eng miteinander verbunden und symphonische Werke sind programmatisch; für die ersten drei Sinfonien veröffentlichte Mahler zunächst ausführliche Programme.

Die mittlere Periode besteht aus einem Triptychon aus rein instrumentalen Symphonien (fünfte, sechste und siebte), Liedern auf Ruckerts Verse und „Kindertotenlieder“. Herausragend ist die achte Chorsinfonie, die manche Musikwissenschaftler als eigenständige Etappe zwischen der zweiten und dritten Periode des Schaffens des Komponisten betrachten. Mahler hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits von expliziten Programmen und beschreibenden Titeln verabschiedet, er wollte „absolute“ Musik schreiben, die für sich selbst spricht. Die Lieder dieser Zeit verloren viel von ihrem folkloristischen Charakter und wurden nicht mehr so ​​explizit in Symphonien verwendet wie früher.

Die Werke der kurzen Schlussperiode sind das Lied von der Erde, die Neunte und die (unvollendete) Zehnte Symphonie. Sie bringen Mahlers persönliche Erlebnisse am Vorabend des Todes zum Ausdruck. Jede der Kompositionen endet ruhig und zeigt, dass Bestrebungen der Demut weichen. Für Deric Cook (Eng.) sind diese Werke eher ein liebevoller als ein bitterer Abschied vom Leben; Komponist Alban Berg nannte die Neunte Symphonie „das Erstaunlichste, was Mahler je geschrieben hat“. Keine von diesen neuere Werke wurde zu Mahlers Lebzeiten nicht aufgeführt.

Stil

Mahler war einer der letzten großen Komponisten romantischer Musik und vervollständigte die Reihe, zu der unter anderem Beethoven, Schubert, Liszt, Wagner und Brahms gehörten. Viele charakteristische Züge von Mahlers Musik stammen von diesen Vorgängern. So entstand aus Beethovens Neunter Symphonie die Idee, Solisten und einen Chor in der Gattung einer Symphonie einzusetzen. Von Beethoven und Liszt stammt das Konzept, Musik mit einem „Programm“ (erläuterndem Text) und einer Abkehr vom traditionellen viersätzigen Symphonieformat zu schreiben. Das Beispiel von Wagner und Bruckner ermutigte Mahler, seinen Horizont zu erweitern symphonische Werke Weit über bisher gängige Standards hinaus, um die ganze Welt der Emotionen einzubeziehen.

Frühe Kritiker argumentierten, dass Mahlers Annahme vieler verschiedener Stile, um verschiedene Arten von Gefühlen auszudrücken, bedeutete, dass ihm sein eigener Stil fehlte; Deryck Cooke behauptet, Mahler habe "für die Anleihen mit dem Abdruck seiner eigenen Persönlichkeit auf praktisch jeder Note bezahlt" und Musik von "herausragender Originalität" produziert. Der Musikkritiker Harold Schönberg sieht das Wesen von Mahlers Musik in der Kampfthematik, in der Tradition Beethovens. Laut Schönberg war Beethovens Kampf jedoch "ein unbezwingbarer und triumphierender Held", während Mahlers "ein geistiger Schwächling war, ein klagender Teenager, der ... sein Leiden ausnutzte und wollte, dass die ganze Welt ihn leiden sieht". Dennoch, räumt Schönberg ein, enthalten die meisten Sinfonien Sätze, in denen Mahlers Brillanz als Musiker Mahler als „Tiefdenker“ überwindet und überschattet.

Die Verbindung von Gesang und symphonischen Formen in Mahlers Musik ist organisch, seine Lieder werden selbstverständlich zu Teilen einer Symphonie, sind von Anfang an symphonisch. Mahler war überzeugt, dass „die Symphonie wie die Welt sein sollte. Es muss alles abdecken." Dieser Überzeugung folgend, schöpfte Mahler für seine Lieder und symphonischen Werke aus vielen Quellen: Vogelrufe und Kuhglocken für Natur- und Landschaftsbilder, Hörner, Straßenmelodien und Landtänze für Bilder der vergessenen Kinderwelt. Eine von Mahler häufig angewandte Technik ist die „progressive Tonalität“, die Auflösung eines symphonischen Konflikts in einer anderen als der ursprünglichen Tonart.

Bedeutung

Bis zum Tod des Komponisten im Jahr 1911 fanden mehr als 260 Aufführungen seiner Symphonien in Europa, Russland und Amerika statt. Am häufigsten, 61 Mal, wurde die Vierte Symphonie aufgeführt. Zu seinen Lebzeiten stießen Werk und Darbietung Mahlers auf großes Interesse, erhielten aber selten positive Kritiken von Fachleuten. Eine Mischung aus Freude, Entsetzen und kritischer Verachtung war eine ständige Reaktion auf Mahlers neue Symphonien, obwohl die Lieder besser aufgenommen wurden. Fast der einzige unbeschattete Triumph zu Mahlers Lebzeiten war die Uraufführung der Achten Symphonie in München 1910, die als „Symphonie der Tausend“ bezeichnet wurde. Am Ende der Symphonie hielten die Ovationen noch eine halbe Stunde an.

Bevor Mahlers Musik in der NS-Zeit als „entartet“ verboten wurde, wurden seine Symphonien und Lieder in Konzertsälen in Deutschland und Österreich aufgeführt und erfreuten sich besonders in Österreich während der Zeit des Austrofaschismus (1934–1938) großer Beliebtheit. Zu dieser Zeit schlug das Regime mit Hilfe der Witwe des Komponisten Alma Mahler und seines Freundes, des Dirigenten Bruno Walter, die mit Bundeskanzler Kurt Schuschnigg befreundet waren, Mahler für die Rolle vor Nationales Symbol, parallel zur Haltung gegenüber Wagner in Deutschland.

Mahlers Popularität stieg, als eine neue Nachkriegsgeneration von Musikliebhabern auftauchte, unberührt von der alten antiromantischen Kontroverse, die Mahlers Ruf in der Zwischenkriegszeit beeinträchtigt hatte. Innerhalb weniger Jahre nach seinem 100. Geburtstag im Jahr 1960 wurde Mahler schnell zu einem der meistgespielten und aufgenommenen Komponisten und bleibt es in vielerlei Hinsicht.

Zu Mahlers Anhängern gehören Arnold Schönberg und seine Schüler, die gemeinsam die Zweite Wiener Schule gründeten und von Kurt Weill, Luciano Berio, Benjamin Britten und Dmitri Schostakowitsch beeinflusst wurden. In einem Interview von 1989 sagte der Pianist und Dirigent Vladimir Ashkenazy, dass die Verbindung zwischen Mahler und Schostakowitsch "sehr stark und offensichtlich" sei.

Ein Krater auf Merkur ist nach Mahler benannt.

Aufnahmen von Mahler als Interpret

• "Ich war heute Morgen auf dem Feld spazieren." (Ging heut" morgen übers Feld) aus dem Zyklus Lieder eines fahrenden Gesellen (mit Klavierbegleitung).
• "Ich ging mit Freude durch den grünen Wald." (Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald) aus dem Zyklus Des Knaben Wunderhorn (mit Klavierbegleitung).
• "Himmlisches Leben" (Das himmlische Leben) Lied aus dem Zyklus Des Knaben Wunderhorn 4. Satz aus Sinfonie Nr. 4 (mit Klavierbegleitung).
• 1. Satz (Trauermarsch) aus Symphonie Nr. 5 (in Transkription für Klavier solo).

Kunstwerke

• Quartett in a-Moll (1876)
• "Das klagende Lied", Kantate (1880); Solo, Chor und Orchester.
• Drei Lieder (1880)
• "Röbezahl", Märchenoper (1879-83)
• Vierzehn Lieder mit Begleitung (1882-1885)
• "Lieder eines fahrenden Gesellen", (1885-1886)
• "Des Knaben Wunderhorn" (Humoresken) ("The Boy's Magic Horn"), 12 Lieder (1892-1901)
  • "Das himmlische Leben" ("Heavenly Life") - enthalten in Sinfonie Nr. 4 (4. Satz)
• Rückert-Lieder, Lieder auf die Worte von Rückert (1901-1902)
• "Kindertotenlieder", (1901-1904)
• "Das Lied von der Erde", Symphonie-Kantate (1908-1909)
• Suite aus Orchesterwerken von Johann Sebastian Bach (1909)
• 10 Symphonien (10. unvollendet)

Aufnahmen von Werken Mahlers

Zu den Dirigenten, die Aufnahmen aller Sinfonien Gustav Mahlers (einschließlich oder ohne das Lied von der Erde und der unvollendeten Sinfonie Nr. 10) hinterlassen haben, gehören Claudio Abbado, Leonard Bernstein, Gary Bertini, Pierre Boulez, Eliahu Inbal, Rafael Kubelik und James Levine , Lorin Maazel, Vaclav Neumann, Seiji Ozawa, Simon Rattle, Evgeny Svetlanov, Leif Segerstam, Giuseppe Sinopoli, Klaus Tennstedt, Michael Tilson Thomas, Bernard Haitink, Devin Zinman, Ricardo Chaiy, Gerald Schwartz, Georg Solti, Christoph Eschenbach.

Bedeutende Einspielungen einzelner Sinfonien von Gustav Mahler erfolgten auch durch die Dirigenten Karel Ancherl (Nr. 1, 5, 9), John Barbirolli (Nr. 2-7, 9), Rudolf Barshai (Nr. 5; Nr. 10 in seiner eigene Ausgabe), Edo de Waart (Nr. 8), Hiroshi Wakasugi (Nr. 1, 8), Bruno Walter (Nr. 1, 2, 4, 5, 9, Song of the Earth), Anthony Wit (Nr. 2 -6, 8), Valery Gergiev (Nr. 1-8), Alan Gilbert (Nr. 9), Michael Gielen (Nr. 8), Jascha Gorenstein (Nr. 1-4, 6-9, Song of the Earth) , James De Priest (Nr. 5), Carlo Maria Giulini (Nr. 1, 9, "Earth Song"), Colin Davis (Nr. 8, "Earth Song"), Gustavo Dudamel (Nr. 5), Kurt Sanderling ( Nr. 1, 9, 10), Eugen Jochum ("Erdlied"), Gilbert Kaplan (Nr. 2, Adagietto ab Nr. 5), Herbert von Karajan (Nr. 4-6, 9, "Erdlied"),

Gustav Mahler. MAHLER Gustav (1860-1911), österreichischer Komponist und Dirigent. 1897 1907 Kapellmeister der Wiener Hofoper. Seit 1907 in den USA. Tournee (in den Jahren 1890-1900 in Russland). Merkmale der Spätromantik, Expressionismus in der Kreativität ... ... Illustriertes enzyklopädisches Wörterbuch

- (Mahler) (1860 1911), österreichischer Komponist, Dirigent, Opernregisseur. Ab 1880 war er Dirigent verschiedener Opernhäuser in Österreich-Ungarn, 1897-1907 Dirigent der Wiener Hofoper. Seit 1907 in den USA Dirigent der Metropolitan Opera, seit 1909 auch ... ... Enzyklopädisches Wörterbuch

- (Mahler, Gustav) Gustav Mahler. (1860-1911), österreichischer Komponist und Dirigent. Er wurde am 7. Juli 1860 in Kalishte (Tschechische Republik) als zweites von 14 Kindern in der Familie von Maria Hermann und Bernhard Mahler, einem jüdischen Brenner, geboren. Bald nach der Geburt von Gustav zog die Familie nach ... ... Collier Enzyklopädie

Gustav Mahler (1909) Gustav Mahler (Deutscher Gustav Mahler; 7. Juli 1860, Kaliste, Tschechische Republik, 18. Mai 1911, Wien) österreichischer Komponist und Dirigent. Einer der größten Symphoniker des 19. und 20. Jahrhunderts. Inhalt ... Wikipedia

Mahler Gustav (* 7. Juli 1860 in Kalisht, Tschechien; † 18. Mai 1911 in Wien), österreichischer Komponist und Dirigent. Er verbrachte seine Kindheit in Jihlava und studierte von 1875–78 am Wiener Konservatorium. Ab 1880 wirkte er als Dirigent an kleinen Theatern in Österreich-Ungarn, 1885‒86 in ... ... Große sowjetische Enzyklopädie

- (7 VII 1860, Kalishte, Tschechien 18 V 1911, Wien) Ein Mann, der den ernsthaftesten und reinsten künstlerischen Willen unserer Zeit verkörperte. T. Mann Der große österreichische Komponist G. Mahler sagte, dass das Schreiben einer Symphonie für ihn alle bedeutet ... ... Lexikon der Musik

- (Mahler) böhmischer Komponist; Gattung. 1860. Seine Hauptwerke: Märchenspiel Rübezahl, Lieder eines fahrenden Gesellen, 5 Symphonien, Das klagende Lied (Solo, Chor und Ork.), Humoresken für Ork., Romanzen ... Enzyklopädisches Wörterbuch F.A. Brockhaus und I.A. Efron

Mahler (Mahler), Gustav Komponist (1860 1911). Als begabter Dirigent (er dirigierte auch in St. Petersburg) ist Mahler als Komponist interessant, vor allem wegen der konzeptionellen Weite und grandiosen Architektur seiner symphonischen Werke, die jedoch leiden ... ... Biographisches Lexikon

Mahler, Gustav Dieser Begriff hat andere Bedeutungen, siehe Mahler (Bedeutungen). Gustav Mahler (1909) Gustav Mahler (deutsch Gustav Mahler; 7. Juli 1860, Kalishte ... Wikipedia

- (1909) Gustav Mahler (deutsch Gustav Mahler; 7.7.1860 Kaliste, Tschechien 18.5.1911 Wien) österreichischer Komponist und Dirigent. Einer der größten Symphoniker des 19. und 20. Jahrhunderts. Inhalt ... Wikipedia

Bücher

• Symphonie Nr. 7 Gustav Mahler. Nachgedruckte Musikausgabe von Mahler, Gustav "Symphonie Nr. 7". Genres: Sinfonien; für Orchester; Partituren mit Orchester; Für Klavier zu 4 Händen (arr); Partituren mit Klavier; Ergebnisse…
• Gustav Mahler. Briefe. Erinnerungen, Gustav Mahler. Zusammenstellung, einleitender Artikel und Anmerkungen von I. Barsova. Übersetzung aus dem Deutschen von S. Oscherov. Wiedergabe in der ursprünglichen Schreibweise des Autors der Ausgabe von 1964 (Musikverlag).…

Österreich ist ein Land, das zweifellos reich an großartigen Musikern ist. Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und viele andere. Gustav Mahler ist einer der Repräsentanten der Musikkultur Österreichs, der einen unschätzbaren Beitrag zur Musikkunst nicht nur seines Landes, sondern der ganzen Welt geleistet hat. Er war nicht nur Komponist, sondern auch ein berühmter Dirigent.

Biografie

Der Biographie zufolge wurde Gustav Mahler 1860 in dem kleinen Dorf Kaliste in Böhmen geboren, das in der Tschechischen Republik liegt. Er war das zweite Kind in der Familie. Übrigens mussten seine Eltern von vierzehn Kindern acht begraben.

Gustavs Vater und Mutter waren absolute Gegensätze, aber das hinderte sie nicht daran, ein langes glückliches Leben zusammen zu führen. Bernhard Mahler war wie der Großvater des später berühmten Komponisten Gastwirt und Kaufmann. Mutter Maria war die Tochter eines Arbeiters in einer Seifenfabrik. Sie war eine sehr liebe und zuvorkommende Frau, was man von Gustavs Vater, der unglaublich stur war, nicht behaupten konnte. Vielleicht hat dieser Kontrast der Charaktere dazu beigetragen, dass sie zu einem Ganzen wurden.

Kindheit

Nichts deutete auf Gustavs musikalische Karriere hin. Weder Mutter noch Vater interessierten sich überhaupt für Kunst. Aber der Umzug der Familie nach Jihlava brachte alles an seinen Platz und entschied vielleicht über das Schicksal des zukünftigen Komponisten.

Die tschechische Stadt Jihlava war voller Traditionen. Überraschenderweise gab es hier ein Theater, das nicht nur das dramatische Repertoire, sondern auch die Oper aufführte. Durch die Jahrmärkte, auf denen die Militärblaskapelle spielte, lernte Gustav Mahler die Musik kennen und verliebte sich für immer in sie.

Als er das Orchester zum ersten Mal spielen hörte, war der Junge so erstaunt, dass er seinen faszinierten Blick nicht abwenden konnte. Er musste mit Gewalt nach Hause gebracht werden. Volksmusik faszinierte den zukünftigen Komponisten, sodass er bereits im Alter von 4 Jahren geschickt Mundharmonika spielte, ein Geschenk seines Vaters.

Gustavs Familie war jüdisch, aber der Junge wollte der Musik so sehr näher sein, dass sein Vater mit einem katholischen Priester verhandeln konnte, damit sein Sohn singen konnte Kinderchor Katholische Kirche. Als seine Eltern die Liebe und das Verlangen ihres Sohnes nach Kunst sahen, fanden sie eine Gelegenheit, seinen Klavierunterricht zu bezahlen.

kreative Weise

Lernte Gustav Mahler bereits mit sechs Jahren gut Klavier zu spielen, so erschienen seine ersten Kompositionen als Komponist etwas später. Als der junge Mann 15 Jahre alt wurde, schickten seine Eltern auf Empfehlung von Lehrern ihren Sohn zum Lernen.

Die Wahl fiel natürlich auf eine Bildungseinrichtung, in der der junge Mahler seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnte. So landete der junge Gustav in der damaligen Hauptstadt der klassischen Musik, in Wien. Als er das Konservatorium betrat, widmete er sich mit Begeisterung der Sache seines Lebens.

Nach Abschluss dieser Bildungseinrichtung absolvierte Mahler sein Studium an der Universität Wien. Aber nachdem er eine klassische Musikausbildung in Richtung Komposition erhalten hatte, verstand er, dass er sich nicht vom Komponieren ernähren konnte, und beschloss, sich selbst als Dirigent zu versuchen. Übrigens hat er es nicht nur gut, sondern erstaunlich gemacht. Als Dirigent ist Gustav Mahler weltweit bekannt. Die Ausdauer des Musikers konnte nur beneidet werden. Er könnte Stunden damit verbringen, ein kleines Fragment mit dem Orchester zu erarbeiten, was sowohl sich selbst als auch das Orchester zur Erschöpfung zwingen würde.

Er begann seine Karriere als Dirigent mit einer kleinen, wenig vielversprechenden Gruppe. Aber jedes Jahr wurden ihm immer prestigeträchtigere Jobs angeboten. Der Höhepunkt seiner Karriere als Dirigent war der Direktor des Opernhauses in Wien.

Mahlers Arbeitsfähigkeit könnte von vielen beneidet werden. Die Musiker des Orchesters, das er leitete, hassten ihren Leiter im Stillen wegen seiner Beharrlichkeit und Unflexibilität. Aber gleichzeitig gab es seine Ergebnisse. Unter seiner Leitung spielte das Orchester besser denn je.

Einmal brach bei einem Konzert auf der Bühne ein Feuer in der Souffleurkabine aus. Der Dirigent wollte die Aufführung nicht bis zum letzten Moment unterbrechen und zwang die Musiker, ihre Rollen zu spielen. Nur die eintreffenden Feuerwehrleute konnten das Konzert stoppen. Übrigens, als das Feuer gelöscht war, beeilte sich der Dirigent, die Aufführung an der Stelle fortzusetzen, an der sie aufgehört hatten.

Äußerlich war der Komponist Gustav Mahler etwas eckig und unbeholfen. Aber sobald er die Hände hob und das Orchester zum Spielen aufforderte, verstand jeder Zuschauer, dass dieser Mann ein Genie war, dass er Musik lebte und atmete. Zerzaustes Haar, ein verrückter Blick, eine dünne Figur hinderten ihn nicht daran, einer der besten Dirigenten seiner Zeit zu sein.

Trotz der Tatsache, dass Gustav Mahler, dessen kurze Biographie Ihnen in dem Artikel vorgestellt wird, das Wiener Opernhaus leitete, hat er selbst nie Opern geschrieben. Aber er hat genug symphonische Werke. Darüber hinaus schockiert ihre Größe selbst einen erfahrenen Musiker. Er glaubte, dass die Symphonie so viel wie möglich enthalten sollte - komplexe Teile, eine große Anzahl von Orchesterspielern, unglaubliche Kraft und Kraft der musikalischen Darbietung. Das Publikum, das seine Aufführungen verließ, fühlte sich manchmal durch den Druck der Toninformationen, die buchstäblich auf sie fielen, verwirrt.

Privatleben

Wie bei vielen großen Komponisten standen für Gustav Mahler persönliche Beziehungen und Familie nicht im Vordergrund. Musik war schon immer seine wahre Liebe. Obwohl Mahler im Alter von 42 Jahren seine Auserwählte noch traf. Ihr Name war Alma Schindler. Sie war jung, aber sie wusste bereits, wie man Männern den Kopf verdreht. Da sie 19 Jahre jünger als ihr Mann war, war sie auch eine vielversprechende Musikerin und schaffte es sogar, ein paar Songs zu schreiben.

Leider duldete Gustav keine Konkurrenz, auch nicht in Bezug auf seine Frau, so ungefähr musikalische Karriere Alma musste einfach vergessen. Sie gebar ihm zwei Töchter. Leider starb einer von ihnen im Alter von 4 Jahren an Scharlach. Das war ein Schlag für meinen Vater. Vielleicht war dieser Verlust die Ursache für die Herzkrankheit, die wenig später bei ihm diagnostiziert wurde.

Das Familienleben von Gustav und Alma war ständig wie ein Pulverfass. Missverständnisse und Eifersucht kosteten viel Kraft. Und obwohl Alma ihrem Mann treu war, vermutete er ihre Romanze nebenbei mit einem angehenden Architekten.

Seine Frau war bis zu seinem Tod an seiner Seite. In jenen Jahren waren Antibiotika nicht bekannt, daher unterzeichneten die Ärzte, nachdem sie eine bakterielle Endokarditis bei Mahler diagnostiziert hatten, buchstäblich seinen Todesvertrag. Und auch eine experimentelle Behandlung mit einem bestimmten Serum, für die sich der Musiker buchstäblich aus Hoffnungslosigkeit entschied, half nicht. Gustav Mahler starb 1911 in Wien.

kreatives Erbe

Symphonie und Lied wurden zu den wichtigsten musikalischen Genres im Werk des Komponisten. Zwei absolut unterschiedliches Genre fanden ihre Antwort in dieser talentierten und zielstrebigen Person. Mahler schrieb 9 Symphonien. Das 10. war leider zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht fertig. Alle seine Symphonien sind langatmig und sehr emotional.

Auch die Arbeit von Mahler war sein ganzes Leben lang seit seiner Kindheit mit dem Lied verbunden. Gustav Mahler verfügt über mehr als 40 musikalische Werke, besonders beliebt ist der Zyklus „Lieder eines wandernden Lehrlings“, dessen Texte er selbst geschrieben hat. Sie können das "Magic Horn of a Boy" - basierend auf Folklore - nicht ignorieren. Schön sind auch „Lieder von toten Kindern“ zu den Worten von F. Ruckert. Ein weiterer beliebter Zyklus ist „7 neuste Lieder".

"Lied der Erde"

Dieses Musikstück kann kaum als Lied bezeichnet werden. Dies ist eine Kantate für ein Sinfonieorchester und zwei Solisten, die abwechselnd ihre Gesangsparts ausführen. Das Werk wurde 1909 von einem bereits reifen Komponisten geschrieben. Im „Lied der Erde“ wollte Gustav Mahler seine ganze Einstellung zur Welt und zur Musik zum Ausdruck bringen. Die Musik basiert auf Gedichten chinesischer Dichter der Tang-Ära. Das Werk besteht aus 6 Liedteilen:

1. "Trinklied von den Leiden der Erde" (e-Moll).
2. "Einsam im Herbst" (d-Moll).
3. "Über die Jugend" (b-Moll).
4. „Über die Schönheit“ (G-Dur).
5. "Betrunken im Frühling" (A-Dur).
6. "Lebewohl" (c-Moll, C-Dur).

Diese Struktur des Werkes gleicht eher einem Liederzyklus. Übrigens haben einige Komponisten eine solche Struktur zum Aufbau eines Musikwerks in ihren Kompositionen verwendet.

Erstmals wurde „Das Lied der Erde“ nach dem Tod des Komponisten 1911 von seinem Schüler und Nachfolger aufgeführt.

Gustav Mahler: „Lieder von toten Kindern“

Schon der Titel lässt dieses Werk als tragische Seite im Leben des Komponisten erahnen. Leider musste er als Kind mit dem Tod fertig werden, als seine Brüder und Schwestern im Sterben lagen. Ja, und den frühen Tod seiner Tochter erlebte Mahler sehr hart.

Der Vokalzyklus für Orchester und Solist entstand zwischen 1901 und 1904 zu Versen von Friedrich Rückert. In diesem Fall wird das Orchester eher nicht durch eine vollständige, sondern durch eine Kammerkomposition repräsentiert. Die Dauer des Stücks beträgt fast 25 Minuten.

Symphonie Nr. 10

Gustav Mahler hat während seines Schaffens eine ganze Reihe musikalischer Werke geschrieben, darunter 9 Symphonien. Wie oben erwähnt, hat er einen anderen angefangen. Leider ließ eine schwere Krankheit, die zum Tod führte, nicht zu, dass ein weiteres, vielleicht brillantes Werk geboren wurde. Der Komponist hat ziemlich lange an dieser Symphonie gearbeitet, sie entweder verlassen oder neu begonnen. Nach seinem Tod wurden Skizzen der Arbeit gefunden. Aber sie waren so roh, dass selbst sein Schüler es nicht wagte, seine Schöpfung zu vollenden. Außerdem war Gustav Mahler selbst sehr kategorisch gegenüber Werken, die seiner Meinung nach unvollkommen waren. Er zeigte seine Kreationen nie, bis er sie fertiggestellt hatte.

Dem Publikum ein Urteil zu geben, selbst wenn es die engsten und liebsten Menschen sind, ein unvollendeter Aufsatz war absolut nicht charakteristisch für ihn. Aus den Notizen des Komponisten geht hervor, dass die Symphonie aus fünf Teilen bestehen sollte. Einige von ihnen wurden zum Zeitpunkt seines Todes geschrieben, andere begann er gar nicht. Einige Jahre nach Mahlers Tod bat die Frau des Komponisten einige Musiker um Hilfe und bot ihnen an, die letzte Komposition ihres Mannes zu vollenden, aber leider stimmte niemand zu. Daher ist die letzte Sinfonie von Gustav Mahler dem Hörer auch heute noch nicht zugänglich. Einzelne Teile des Werks wurden jedoch von der Orchestrierung in Solowerke für Instrumente transponiert und an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt aufgeführt.

Gustav verkaufte seine ersten Kompositionen, geschrieben im Alter von 16 Jahren. Zwar wurden seine eigenen Eltern die Käufer. Offenbar wollte der zukünftige Komponist schon damals nicht nur moralische Anerkennung für seine Arbeit, sondern auch finanzielle Unterstützung erhalten.

Als Kind war der Komponist ein sehr zurückgezogenes Kind. Eines Tages ließ ihn sein Vater allein im Wald zurück. Als der Vater das Kind einige Stunden später holte, fand es der Vater in derselben Position sitzend vor, in der er es verlassen hatte. Es stellte sich heraus, dass die Einsamkeit das Kind überhaupt nicht erschreckte, sondern nur Anlass und Zeit gab, über das Leben nachzudenken.

Mahler war begeistert von der Arbeit von Pjotr ​​Iljitsch Tschaikowsky und wirkte sogar an mehreren seiner Opern in Deutschland und Österreich mit. Wir können also davon ausgehen, dass der Weltruhm von Tschaikowsky dank Gustav Mahler gestiegen ist. Übrigens besuchte Tschaikowsky nach seiner Ankunft in Österreich eine Probe seiner Oper. Die Arbeit des Dirigenten gefiel ihm so gut, dass er sich nicht einmischte, sondern Mahler alles so machen ließ, wie er es geplant hatte.

Der Komponist war Jude. Als es aber aus kaufmännischen Motiven notwendig wurde, den Glauben zu wechseln, wurde er ohne Gewissensbisse Katholik. Danach wurde er jedoch nicht ehrfürchtiger gegenüber der Religion.

Gustav Mahler respektierte die Arbeit des russischen Schriftstellers F. I. Dostojewski sehr.

Sein Leben lang wollte Mahler sein wie Ludwig van Beethoven, und nicht nur so hervorragender Komponist, sondern versuchte ihm sogar äußerlich zu ähneln. Der letzte hat übrigens gute Arbeit geleistet. Zerzaustes Haar und ein halb verrücktes Leuchten in den Augen ließen Mahler ein bisschen wie Beethoven aussehen. Seine emotionale und unnötig schroffe Art zu dirigieren unterschied sich von der Technik anderer Orchesterleiter. Die Leute, die im Zuschauerraum saßen, hatten manchmal das Gefühl, dass er durch einen Stromschlag getötet wurde.

Gustav Mahler hatte einen überraschend streitsüchtigen Charakter. Er konnte mit jedem streiten. Die Musiker des Orchesters hassten ihn buchstäblich, weil Gustav sie zwang, 15 Stunden am Stück ohne Pause weiter mit dem Instrument zu arbeiten.

Es war Mahler, der es zur Mode machte, während der Aufführung das Licht im Saal auszuschalten. Dies geschah, damit das Publikum nur auf die beleuchtete Bühne und nicht auf den Schmuck und die Outfits des anderen blickte.

letzten Lebensjahre

Mahler hat in seinen letzten Jahren sehr hart gearbeitet. Da er nicht mehr jung war, dirigierte und schuf er weiterhin eigene Werke. Leider wurde eine schwere Krankheit zu spät diagnostiziert und die damalige Medizin war alles andere als perfekt. Gustav Mahler, dessen Biografie in dem Artikel besprochen wurde, starb 1911 im Alter von 51 Jahren. Seine Frau war nach seinem Tod noch zweimal verheiratet und brachte sogar ein Kind zur Welt, das leider ebenfalls im Alter von 18 Jahren starb.

Großer Meister

Die Musik von Gustav Mahler ist komplex, emotional und nicht immer eindeutig. Aber es trägt jene Erfahrungen in sich, die der Komponist bei der Schaffung seiner unvergänglichen Meisterwerke erlebt hat.

Österreichischer Komponist, Opern- und Sinfoniedirigent

Kurze Biographie

Gustav Mahler(Deutscher Gustav Mahler; 7. Juli 1860, Kaliste, Böhmen - 18. Mai 1911, Wien) - Österreichischer Komponist, Opern- und Sinfoniedirigent.

Berühmt wurde Gustav Mahler zu Lebzeiten vor allem als einer der größten Dirigenten seiner Zeit, als Vertreter der sogenannten „Post-Wagner-Fünf“. Obwohl Mahler selbst nie die Kunst des Orchesterdirigierens erlernt und nie andere unterrichtet hat, lässt der Einfluss, den er auf seine jüngeren Kollegen hatte, Musikwissenschaftler sprechen, darunter so herausragende Dirigenten wie Willem Mengelberg, Bruno Walter und Otto Klemperer.

Der Komponist Mahler hatte zu seinen Lebzeiten nur einen relativ engen Kreis hingebungsvoller Verehrer, und erst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod wurde ihm wirkliche Anerkennung zuteil – als einer der größten Sinfoniker des 20. Jahrhunderts. Mahlers Werk, das zu einer Art Brücke zwischen der österreichisch-deutschen Spätromantik des 19. Jahrhunderts und der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts wurde, beeinflusste viele Komponisten, darunter auch so unterschiedliche wie Vertreter des Neuen Wiener Schule auf der einen Seite Dmitri Schostakowitsch und auf der anderen Seite Benjamin Britten.

Das Vermächtnis von Mahler als Komponist, relativ klein und fast ausschließlich aus Liedern und Symphonien bestehend, hat sich im vergangenen halben Jahrhundert fest im Konzertrepertoire etabliert, und seit mehreren Jahrzehnten ist er einer der meistgespielten Komponisten.

Kindheit in Jihlava

Gustav Mahler wurde im böhmischen Kalishte (heute in der Region Vysočina in Tschechien) in eine arme jüdische Familie hineingeboren. Vater Bernhard Mahler (1827-1889) war Gastwirt und Kleinkaufmann, sein Großvater väterlicherseits Gastwirt. Mutter, Maria Hermann (1837-1889), ursprünglich aus Ledec, war die Tochter eines kleinen Seifenfabrikanten. Laut Natalie Bauer-Lechner seien die Mahlers "wie Feuer und Wasser" aufeinander zugegangen: "Er war der Eigensinn, sie ist die Sanftmut selbst." Von ihren 14 Kindern (Gustav war das zweite) starben acht früh.

Nichts in dieser Familie war dem Musikunterricht förderlich, aber bald nach der Geburt von Gustav zog die Familie nach Jihlava – eine alte mährische Stadt, die bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich von Deutschen bewohnt wurde, eine Stadt mit eigenen kulturellen Traditionen , mit einem Theater, in dem neben dramatischen Aufführungen und Opern auch Jahrmärkte und eine militärische Blaskapelle aufgeführt werden. Volkslieder und Märsche waren die erste Musik, die Mahler hörte und bereits im Alter von vier Jahren spielte er Mundharmonika – beide Genres werden einen wichtigen Platz im Schaffen seines Komponisten einnehmen.

Früh entdeckte musikalische Fähigkeiten blieben nicht unbemerkt: Ab dem 6. Lebensjahr erhielt Mahler Klavierunterricht, mit 10 Jahren trat er im Herbst 1870 zum ersten Mal in einem öffentlichen Konzert in Iglau auf erste Kompositionsexperimente stammen aus derselben Zeit. Über diese Jihlava-Experimente ist nichts bekannt, außer dass Mahler 1874, als sein jüngerer Bruder Ernst nach schwerer Krankheit im 13. Lebensjahr starb, zusammen mit seinem Freund Joseph Steiner begann, zu seinem Gedenken die Oper Herzog Ernst von Schwaben zu komponieren Bruder.“ (deutsch: Herzog Ernst von Schwaben), aber weder das Libretto noch die Noten der Oper sind erhalten.

In der Gymnasialzeit konzentrierte sich Mahlers Interesse ganz auf Musik und Literatur, er lernte mittelmäßig, der Wechsel auf ein anderes Gymnasium, Prag, half nicht, seine Leistungen zu verbessern, und Bernhard fand sich schließlich damit ab, dass sein ältester Sohn kein Gymnasiast werden würde Assistent in seinem Geschäft - 1875 Im Jahr 1875 nahm er Gustav mit nach Wien zu dem berühmten Lehrer Julius Epstein.

Jugend in Wien

Überzeugt von Mahlers herausragenden musikalischen Fähigkeiten schickte Professor Epstein den jungen Provinzial an das Wiener Konservatorium, wo er sein Klaviermentor wurde; Mahler studierte Harmonielehre bei Robert Fuchs und Komposition bei Franz Krenn. Er hörte die Vorlesungen von Anton Bruckner, den er später als einen seiner wichtigsten Lehrer betrachtete, obwohl er nicht offiziell unter seinen Schülern aufgeführt wurde.

Wien ist seit einem Jahrhundert eine der Musikhauptstädte Europas, hier schwebte der Geist von L. Beethoven und F. Schubert, in den 70er Jahren lebten hier neben A. Bruckner, I. Brahms, die besten Dirigenten an der Spitze Hans Richter, Adelina Patti und Paolina Lucca sangen an der Hofoper, und Volkslieder und -tänze, von denen sich Mahler in seiner Jugend und in seinen reifen Jahren inspirieren ließ, erklangen ständig auf den Straßen des multinationalen Wien. Im Herbst 1875 wurde die Hauptstadt Österreichs durch die Ankunft von R. Wagner aufgewühlt – in den sechs Wochen, die er in Wien verbrachte, um die Produktionen seiner Opern zu leiten, alle Gemüter, so ein Zeitgenosse, „besessen“. ihn. Mahler wurde Zeuge einer leidenschaftlichen, skandalösen Kontroverse zwischen Wagner-Verehrern und Brahms-Anhängern, und wenn in einer frühen Komposition der Wiener Zeit, dem Klavierquartett in a-Moll (1876), Brahms' Nachahmung auffällt, dann in der Kantate „Traurig“ geschriebene Vier Jahre später an seinem eigenen Text „Lied“ spürte er bereits den Einfluss von Wagner und Bruckner.

Als Student am Konservatorium absolvierte Mahler gleichzeitig als externer Schüler das Gymnasium in Jihlava; 1878-1880 hörte er Vorlesungen über Geschichte und Philosophie an der Universität Wien und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Klavierunterricht. Mahler galt damals als brillanter Pianist, ihm wurde eine große Zukunft vorausgesagt, seine kompositorischen Experimente fanden bei den Professoren kein Verständnis; nur für den ersten Teil des Klavierquintetts erhielt er 1876 den ersten Preis. Am Konservatorium, das er 1878 abschloss, kam Mahler in die Nähe derselben verkannten jungen Komponisten - Hugo Wolf und Hans Rott; Letzterer stand ihm besonders nahe, und viele Jahre später schrieb Mahler an N. Bauer-Lechner: „Was die Musik an ihm verloren hat, ist nicht zu ermessen: Sein Genie erreicht solche Höhen sogar in der Ersten Symphonie, geschrieben im Alter von 20 Jahren und was ihn - ohne Übertreibung - zum Begründer der neuen Symphonie macht, wie ich sie verstehe. Der offensichtliche Einfluss, den Rott auf Mahler ausübte (besonders spürbar in der Ersten Symphonie), hat einen modernen Gelehrten veranlasst, ihn als das fehlende Bindeglied zwischen Bruckner und Mahler zu bezeichnen.

Wien wurde Mahlers zweite Heimat, machte ihn mit den Meisterwerken der klassischen Musik und der neuesten Musik bekannt, definierte die Bandbreite seiner spirituellen Interessen, lehrte ihn, Armut und Verluste zu ertragen. 1881 reichte er beim Beethoven-Wettbewerb sein „Klagelied“ ein – eine romantische Legende darüber, wie der Knochen eines Ritters, der von seinem älteren Bruder in den Händen eines Spiermanns getötet wurde, wie eine Flöte klang und den Mörder entlarvte. Fünfzehn Jahre später nannte der Komponist das Klagelied das erste Werk, in dem er „sich als Mahler wiederfand“, und übertrug ihm das erste Opus. Doch die Jury, der I. Brahms, sein Wiener Hauptförderer E. Hanslik und G. Richter angehörten, vergab den mit 600 Gulden dotierten Preis an einen anderen. Laut N. Bauer-Lechner war Mahler sehr verärgert über die Niederlage, viele Jahre später sagte er, dass sein ganzes Leben anders verlaufen wäre und er sich vielleicht nie mit dem Opernhaus verbunden hätte, wenn er den Wettbewerb gewonnen hätte . Ein Jahr zuvor war auch sein Freund Rott im selben Wettbewerb geschlagen worden - trotz der Unterstützung von Bruckner, dessen Lieblingsschüler er war; Der Spott der Jurymitglieder brach seine Psyche, und 4 Jahre später beendete der 25-jährige Komponist seine Tage in einer Irrenanstalt.

Mahler überlebte sein Scheitern; die Komposition aufgab (1881 arbeitete er an der Märchenoper Rübetsal, beendete sie aber nie), begann er sich auf einem anderen Gebiet zu suchen und nahm im selben Jahr sein erstes Engagement als Dirigent an – in Laibach, dem heutigen Ljubljana.

Beginn einer Dirigentenlaufbahn

Kurt Blaukopf nennt Mahler „einen Dirigenten ohne Lehrer“: Die Kunst, ein Orchester zu leiten, habe er nie gelernt; Zum ersten Mal stand die Konsole anscheinend am Wintergarten auf und in Sommersaison 1880 dirigierte er Operetten am Kurtheater Bad Halle. In Wien gab es für ihn keinen Dirigentenplatz, und in den Anfangsjahren begnügte er sich mit befristeten Engagements in verschiedenen Städten für 30 Gulden im Monat und war zeitweise arbeitslos: 1881 war Mahler der erste Kapellmeister in Laibach, in 1883 arbeitete er für kurze Zeit in Olmütz. Der Wagnerianer Mahler versuchte in seinem Werk, das damals für viele noch ursprüngliche Credo des Dirigenten Wagner zu verteidigen: Dirigieren ist eine Kunst, kein Handwerk. „Von dem Moment an, als ich die Schwelle des Olmützer Theaters überschritt“, schrieb er an seinen Wiener Freund, „fühle ich mich wie ein Mann, der auf das Urteil des Himmels wartet. Wenn ein edles Pferd mit einem Ochsen vor einen Wagen gespannt wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als schwitzend mitzuschleppen. […] Das bloße Gefühl, dass ich um meiner großen Herren willen leide, dass ich vielleicht doch noch wenigstens einen Funken ihres Feuers in die Seelen dieser armen Menschen werfen kann, mäßigt meinen Mut. In den besten Stunden gelobe ich, die Liebe zu bewahren und alles zu ertragen – trotz ihres Spotts.

"Arme Leute" - routinierte Orchesterspieler, die typisch für die damaligen Provinztheater waren; so Mahler, sein Olmützer Orchester, wenn sie ihre Arbeit manchmal ernst nahmen, dann nur aus Mitgefühl für den Dirigenten - "für diesen Idealisten". Genugtuend berichtet er, dass er fast ausschließlich die Opern von G. Meyerbeer und G. Verdi dirigiert habe, aber „durch allerlei Intrigen“ Mozart und Wagner aus dem Repertoire entfernt habe: mit einem solchen Orchester „Don Giovanni“ „wegzuwinken“. “ oder „Lohengrin“ war für ihn unerträglich.

Nach Olmütz war Mahler kurzzeitig Chorleiter der italienischen Operntruppe am Karlstheater in Wien, und im August 1883 erhielt er eine Stelle als zweiter Dirigent und Chorleiter am Königlichen Theater Kassel, wo er zwei Jahre blieb. Eine unglückliche Liebe zur Sängerin Johanna Richter veranlasste Mahler, sich wieder der Komposition zuzuwenden; er schrieb keine Opern oder Kantaten mehr – für seinen geliebten Mahler komponierte er 1884 nach seinem eigenen Text „Lieder eines fahrenden Gesellen“, seine romantischste Komposition, in der Urfassung – für Gesang und Klavier , später in einen Vokalzyklus für Singstimme und Orchester umgearbeitet. Aber diese Komposition wurde erst 1896 öffentlich aufgeführt.

In Kassel hörte Mahler im Januar 1884 erstmals den berühmten Dirigenten Hans von Bülow, der mit der Meininger Kapelle durch Deutschland tourte; Da er darauf keinen Zugriff hatte, schrieb er einen Brief: „... ich bin ein Musiker, der ohne Leitstern in der Wüstennacht des modernen Musikhandwerks umherirrt und Gefahr läuft, an allem zu zweifeln oder sich zu verirren. Als ich im gestrigen Konzert sah, dass all die schönsten Dinge, von denen ich geträumt und die ich nur vage geahnt hatte, verwirklicht worden waren, war mir sofort klar: Das ist deine Heimat, das ist dein Mentor; Deine Wanderungen müssen hier oder nirgendwo enden." Mahler bat Bülow, ihn in jeder beliebigen Eigenschaft mitzunehmen. Wenige Tage später erhielt er eine Antwort: Bülow schrieb, dass er ihm in anderthalb Jahren vielleicht eine Empfehlung gegeben hätte, wenn er genügend Beweise für seine Fähigkeiten gehabt hätte – als Pianist und als Dirigent; er selbst ist jedoch nicht in der Lage, Mahler Gelegenheit zu geben, sein Können unter Beweis zu stellen. Vielleicht hat Bülow Mahlers Brief mit einer wenig schmeichelhaften Kritik des Kasseler Theaters in guter Absicht dem ersten Dirigenten des Theaters übergeben, der wiederum dem Direktor. Als Leiter der Meininger Kapelle gab Bülow, der 1884/85 einen Stellvertreter suchte, Richard Strauss den Vorzug.

Meinungsverschiedenheiten mit der Theaterleitung zwangen Mahler 1885, Kassel zu verlassen; er bot dem Direktor seine Dienste an Deutsche Oper in Prag zu Angelo Neumann und erhielt ein Engagement für die Spielzeit 1885/86. Die Hauptstadt Tschechiens mit ihren musikalischen Traditionen bedeutete für Mahler den Übergang zu mehr hohes Niveau, „dumme künstlerische Tätigkeit um des Geldes willen“, wie er seine Arbeit nannte, erhielt hier die Züge schöpferischer Tätigkeit, er arbeitete mit einem Orchester anderer Qualität und dirigierte erstmals Opern von W. A. ​​​​Mozart, C. W. Gluck und R. Wagner. Als Dirigent war er erfolgreich und gab Neumann Anlass, stolz auf seine Fähigkeit zu sein, Talente vor Publikum zu entdecken. In Prag war Mahler ganz zufrieden mit seinem Leben; doch schon im Sommer 1885 bestand er eine einmonatige Probe am Leipziger Neuen Theater und schloss eiligst einen Vertrag für die Spielzeit 1886/87 ab – er konnte sich nicht aus Leipziger Verpflichtungen befreien.

Leipzig und Budapest. Erste Symphonie

Leipzig war für Mahler nach Kassel wünschenswert, aber nicht nach Prag: „Hier“, schrieb er an einen Wiener Freund, „geht mein Geschäft sehr gut, und ich spiele sozusagen die erste Geige, und in Leipzig werde ich eine haben eifersüchtiger und mächtiger Gegner."

Arthur Nikisch, jung, aber schon berühmt, seinerzeit von demselben Neumann entdeckt, war der erste Dirigent am Neuen Theater, Mahler musste zweiter werden. Unterdessen war Leipzig mit seinem berühmten Konservatorium und dem nicht minder berühmten Gewandhausorchester damals die Hochburg der musikalischen Professionalität, mit der Prag in dieser Hinsicht kaum mithalten konnte.

Mit Nikish, der einem ehrgeizigen Kollegen mit Vorsicht begegnete, entwickelten sich schließlich Beziehungen, und schon im Januar 1887 waren sie, wie Mahler nach Wien berichtete, »gute Kameraden«. Mahler schrieb über Niekisch als Dirigenten, dass er Aufführungen unter seiner Leitung so gelassen zusehe, als würde er selbst dirigieren. Das eigentliche Problem für ihn war der schlechte Gesundheitszustand des Chefdirigenten: Nikischs Krankheit, die vier Monate andauerte, zwang Mahler, für zwei zu arbeiten. Fast jeden Abend musste er dirigieren: „Sie können sich vorstellen“, schrieb er an einen Freund, „wie anstrengend es für einen Kunsternten ist und welche Anstrengung es kostet, so große Aufgaben mit möglichst wenig Vorbereitung angemessen zu erledigen. ” Aber diese anstrengende Arbeit stärkte seine Position im Theater erheblich.

Der Enkel von K. M. Weber, Karl von Weber, bat Mahler, die unvollendete Oper Three Pintos (deutsch Die drei Pintos) seines Großvaters nach den erhaltenen Skizzen fertigzustellen; Einst wandte sich die Witwe des Komponisten mit dieser Bitte an J. Meyerbeer und seinen Sohn Max an V. Lachner, beide Male erfolglos. Die Uraufführung der Oper, die am 20. Januar 1888 stattfand und dann über viele Bühnen in Deutschland ging, wurde zum ersten Triumph Mahlers als Komponist.

Die Arbeit an der Oper hatte für ihn weitere Folgen: Die Frau von Webers Enkel Marion, Mutter von vier Kindern, wurde Mahlers neue hoffnungslose Liebe. Und wieder, wie schon in Kassel, erweckte die Liebe in ihm schöpferische Energie – „als ob ... alle Schleusen geöffnet würden“, so der Komponist selbst, im März 1888 „unwiderstehlich, wie ein Bergbach“, die Erste Symphonie spritzte heraus, die viele Jahrzehnte später dazu bestimmt war, die meistgespielte seiner Kompositionen zu werden. Aber die Uraufführung der Symphonie (in ihrer Originalfassung) fand bereits in Budapest statt.

Nach zwei Spielzeiten in Leipzig schied Mahler im Mai 1888 wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Theaterleitung aus. Die unmittelbare Ursache war ein scharfer Konflikt mit dem Regieassistenten, der damals in der Theaterrangliste höher stand als der zweite Dirigent; Der deutsche Forscher J. M. Fischer glaubt, dass Mahler nach einem Grund suchte, aber der wahre Grund für den Abgang könnte sowohl eine unglückliche Liebe zu Marion von Weber sein als auch die Tatsache, dass er in Anwesenheit von Nikisch nicht der erste Dirigent in Leipzig werden konnte. An der Königlichen Oper von Budapest wurde Mahler die Stelle des Direktors und ein Gehalt von zehntausend Gulden pro Jahr angeboten.

Das erst wenige Jahre zuvor gegründete Theater befand sich in einer Krise - es erlitt Verluste durch geringe Besucherzahlen, verlorene Künstler. Ihr erster Direktor, Ferenc Erkel, versuchte die Verluste mit zahlreichen Gastdarstellern auszugleichen, von denen jeder seine Muttersprache nach Budapest brachte, und manchmal konnte man in einer Aufführung neben Ungarisch auch Italienisch und genießen Französische Rede. Mahler, der das Team im Herbst 1888 leitete, sollte die Budapester Oper zu einem echten Nationaltheater machen: Er sorgte durch eine starke Reduzierung der Zahl der Gastdarsteller dafür, dass im Theater nur Ungarisch gesungen wurde, der Direktor selbst jedoch nicht erfolgreich die Sprache beherrschen; Er suchte und fand Talente unter ungarischen Sängern und wendete innerhalb eines Jahres das Blatt und schuf ein fähiges Ensemble, mit dem sogar Wagner-Opern aufgeführt werden konnten. Was die Gastdarsteller betrifft, gelang es Mahler, die beste dramatische Sopranistin des ausgehenden Jahrhunderts nach Budapest zu holen – Lilly Lehman, die in seinen Aufführungen eine Reihe von Rollen aufführte, darunter Donna Anna in der Produktion von Don Giovanni, die Bewunderung erregte von J. Brahms.

Mahlers Vater, der an einem schweren Herzleiden litt, verblasste über mehrere Jahre langsam und starb 1889; wenige Monate später, im Oktober, starb Ende desselben Jahres die Mutter – und die älteste der Schwestern, die 26-jährige Leopoldina; Mahler kümmerte sich um seinen jüngeren Bruder, den 16-jährigen Otto (er wies diesen musikalisch begabten jungen Mann dem Wiener Konservatorium zu) und zwei Schwestern – eine erwachsene, aber noch unverheiratete Justina und die 14-jährige Emma. 1891 schrieb er an einen Wiener Freund: „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass zumindest Otto sein Examen und seinen Militärdienst in naher Zukunft beendet: dann würde mir dieser endlos komplizierte Prozess der Geldbeschaffung leichter fallen. Ich bin völlig verblasst und träume nur noch von der Zeit, in der ich nicht mehr so ​​viel verdienen muss. Außerdem ist die große Frage, wie lange ich das noch schaffe.“

Am 20. November 1889 fand in Budapest unter der Leitung des Autors die Uraufführung der Ersten Sinfonie statt, damals noch ein „Symphonisches Gedicht in zwei Teilen“. Dies geschah nach erfolglosen Versuchen, Aufführungen der Sinfonie in Prag, München, Dresden und Leipzig zu organisieren, und in Budapest selbst gelang es Mahler nur, eine Uraufführung zu veranstalten, weil er sich bereits als Operndirektor einen Namen gemacht hatte. So kühn, schreibt J. M. Fischer, habe noch kein einziger Symphoniker in der Musikgeschichte begonnen; naiv davon überzeugt, dass sein Werk nicht unbeliebt sein könne, bezahlte Mahler sofort für seinen Mut: Nicht nur das Budapester Publikum und die Kritik, sondern auch seine engsten Freunde, die Symphonie stürzte in Verwirrung, und zum großen Glück für den Komponisten ist dies die Uraufführung von wie vielen hatte keine breite Resonanz.

Unterdessen wuchs Mahlers Ruhm als Dirigent: Nach drei erfolgreichen Spielzeiten verließ er auf Druck des neuen Theaterintendanten Graf Zichy (ein Nationalist, der laut deutschen Zeitungen mit dem deutschen Intendanten nicht zufrieden war) das Theater März 1891 und bekam sofort eine Stelle, eine schmeichelhaftere Einladung ist nach Hamburg. Die Fans verabschiedeten ihn würdevoll: Als Sandor Erkel (Sohn von Ferenc) am Tag der Bekanntgabe von Mahlers Rücktritt Lohengrin dirigierte, war die letzte Produktion bereits abgeschlossen ehemaliger Direktor, wurde er immer wieder von Forderungen nach der Rückgabe Mahlers unterbrochen, und nur die Polizei konnte die Galerie beruhigen.

Hamburg

Das Hamburger Stadttheater war in jenen Jahren eine der wichtigsten Opernbühnen in Deutschland, an zweiter Stelle nach den Hofopern in Berlin und München; Mahler übernahm die Stelle des 1. Kapellmeisters mit einem für die damalige Zeit sehr hohen Gehalt von vierzehntausend Mark im Jahr. Hier führte ihn das Schicksal wieder mit Bülow zusammen, der Abonnementkonzerte in der Freien Stadt leitete. Erst jetzt schätzte Bülow Mahler, verneigte sich trotzig vor ihm auch von der Konzertbühne, gewährte ihm bereitwillig einen Platz am Spieltisch – in Hamburg dirigierte Mahler auch Sinfoniekonzerte – überreichte ihm am Ende einen Lorbeerkranz mit der Aufschrift: „Hans von Bülow zum Pygmalion der Hamburger Oper" - als Dirigent, dem es gelang, dem Stadttheater neues Leben einzuhauchen. Aber der Dirigent Mahler hatte sich schon zurechtgefunden, und Bülow war für ihn kein Gott mehr; nun brauchte der Komponist Mahler viel mehr Anerkennung, aber genau diese verweigerte ihm Bülow: Er führte die Werke seines jüngeren Kollegen nicht auf. Der erste Teil der Zweiten Symphonie (Trizna) verursachte dem Maestro, so der Autor, „einen Anfall nervösen Entsetzens“; im Vergleich zu dieser Komposition erschien ihm Wagners Tristan wie eine Haydnsche Symphonie.

Im Januar 1892 inszenierte Mahler, Kapellmeister und Regisseur in einer Person, wie lokale Kritiker schrieben, Eugen Onegin in seinem Theater; P. I. Tschaikowsky kam in Hamburg an, entschlossen, die Uraufführung persönlich zu dirigieren, gab diese Absicht aber schnell wieder auf: Management toll Aufführung von „Tannhäuser“. Im selben Jahr hatte Mahler an der Spitze der Operntruppe des Theaters mit Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen und Beethovens Fidelio eine mehr als erfolgreiche Tournee in London, unter anderem begleitet von lobenden Kritiken von Bernard Shaw. Als Bülow im Februar 1894 starb, wurde die Leitung der Abonnementkonzerte Mahler überlassen.

Der Dirigent Mahler brauchte keine Anerkennung mehr, aber während der Jahre, in denen er durch die Opernhäuser wanderte, verfolgte ihn das Bild des Antonius von Padua, der den Fischen predigt; und in Hamburg fand dieses traurige Bild, erstmals erwähnt in einem der Briefe der Leipziger Zeit, seine Verkörperung sowohl im Vokalzyklus „Zauberhorn eines Knaben“ als auch in der Zweiten Symphonie. Anfang 1895 schrieb Mahler, er träume jetzt nur noch von einem – „in einer kleinen Stadt zu arbeiten, wo es keine ‚Traditionen‘, keine Hüter der ‚ewigen Gesetze der Schönheit‘ gibt, unter den Naiven gewöhnliche Menschen... „Menschen, die mit ihm gearbeitet haben, kamen mir in den Sinn“ Musikalischer Leidenskapellmeister Johannes Kreisler „E. T. A. Hoffmann. All seine mühselige Arbeit an Operntheatern, fruchtlos, wie er sich selbst vorstellte, der Kampf gegen das Spießertum, schien eine Neuauflage von Hoffmanns Werk zu sein und prägte seinen Charakter, nach den Beschreibungen seiner Zeitgenossen – hart und uneben, mit scharfe Stimmungsschwankungen, mit der Unwilligkeit, seine Gefühle zu zügeln und der Unfähigkeit, den Stolz eines anderen zu verschonen. Bruno Walter, damals ein aufstrebender Dirigent, der Mahler 1894 in Hamburg kennenlernte, beschrieb ihn als einen Mann „bleich, mager, kleinwüchsig, mit einem langgestreckten Gesicht, zerfurcht von Falten, die von seinem Leiden und seinem Humor sprachen“, ein Mann, auf dem Gesicht, bei dem mit erstaunlicher Geschwindigkeit ein Ausdruck durch einen anderen ersetzt wurde. "Und alles", schrieb Bruno Walter, "ist die exakte Verkörperung von Kapellmeister Kreisler, so attraktiv, dämonisch und beängstigend, wie es sich der junge Leser von Hoffmanns Fantasien vorstellen kann." Und nicht nur das „musikalische Leiden“ Mahlers musste an den deutschen Romantiker erinnern – Bruno Walter bemerkte unter anderem die seltsame Ungleichmäßigkeit seines Gangs, mit unerwarteten Stopps und ebenso plötzlichen Zuckungen nach vorne: „... Wundern Sie sich nicht, wenn er, nachdem er sich von mir verabschiedet und immer schneller gegangen war, plötzlich von mir wegflog und sich in einen Drachen verwandelte, wie der Archivar Lindhorst vor dem Studenten Anselm in Hoffmanns Goldenem Topf.

Erste und Zweite Symphonie

Im Oktober 1893 führte Mahler in Hamburg in einem weiteren Konzert zusammen mit Beethovens „Egmont“ und „Hebriden“ von F. Mendelssohn seine Erste Symphonie auf, jetzt als Programmwerk mit dem Titel „Titan: Ein Gedicht in Form einer Symphonie“. . Der Empfang war etwas wärmer als in Budapest, obwohl es an Kritik und Spott nicht mangelte, und neun Monate später unternahm Mahler in Weimar einen neuen Anlauf Konzertleben seiner Komposition, die diesmal zumindest eine wirkliche Resonanz erzielte: „Im Juni 1894“, erinnerte sich Bruno Walter, „ging ein Aufschrei der Empörung durch die gesamte Musikpresse – ein Echo der Ersten Symphonie, aufgeführt in Weimar bei den Festspielen der Allgemeiner Deutscher Musikverein „...“. Aber wie sich herausstellte, hatte die unglückselige Symphonie nicht nur die Fähigkeit zu revoltieren und zu ärgern, sondern auch zu rekrutieren junger Komponist aufrichtige Anhänger; einer von ihnen – für den Rest seines Lebens – war Bruno Walter: „Nach den kritischen Kritiken zu urteilen, hat dieses Werk mit seiner Leere, Banalität und seinem Haufen an Missverhältnissen nur Empörung hervorgerufen; sprach besonders irritiert und spöttisch vom "Trauermarsch in der Manier Callots". Ich erinnere mich, mit welcher Aufregung ich die Zeitungsberichte über dieses Konzert geschluckt habe; Ich bewunderte den mutigen, mir unbekannten Verfasser eines so seltsamen Trauermarsches und sehnte mich leidenschaftlich danach, diesen außergewöhnlichen Mann und seine außergewöhnliche Komposition kennenzulernen.

In Hamburg wurde die vierjährige Schaffenskrise endgültig überwunden (nach der Ersten Sinfonie schrieb Mahler nur noch einen Liederzyklus für Gesang und Klavier). Zunächst erschien der Vokalzyklus Das Zauberhorn eines Knaben für Gesang und Orchester, und 1894 wurde die Zweite Symphonie fertiggestellt, in deren erstem Teil (Trizne) der Komponist nach eigenem Bekunden den Helden von „begraben“ hat der Erste, ein naiver Idealist und Träumer. Es war ein Abschied von den Illusionen der Jugend. „Gleichzeitig“, schrieb Mahler an den Musikkritiker Max Marshalk, „ist dieser Satz die große Frage: Warum hast du gelebt? warum hast du gelitten? Ist das alles nur ein riesiger Gruselwitz?

Wie Johannes Brahms in einem seiner Briefe an Mahler sagte: „Die Bremer sind unmusikalisch, und die Hamburger sind antimusikalisch“, wählte Mahler Berlin, um seine Zweite Symphonie vorzustellen: Im März 1895 spielte er ihre ersten drei Teile in a Konzert, das in der Regel von Richard Strauss geleitet wurde. Und obwohl die Rezeption im Allgemeinen eher einem Misserfolg als einem Triumph gleicht, findet Mahler erstmals auch bei zwei Kritikern Verständnis. Ermutigt durch ihre Unterstützung spielte er im Dezember desselben Jahres die gesamte Symphonie mit den Berliner Philharmonikern. Tickets für das Konzert verkauften sich so schlecht, dass der Saal schließlich mit Konservatoriumsstudenten gefüllt war; aber bei diesem Publikum war Mahlers Werk ein Erfolg; der "erstaunliche", so Bruno Walter, der Eindruck, den der letzte Teil der Sinfonie auf das Publikum machte, überraschte sogar den Komponisten selbst. Und obwohl er sich selbst lange betrachtete und wirklich „sehr unberühmt und sehr unaufgeführt“ blieb, ging von diesem Berliner Abend trotz Ablehnung und Spott der meisten Kritik eine allmähliche Eroberung der Öffentlichkeit aus begann.

Vorladung nach Wien

Die Hamburger Erfolge des Dirigenten Mahler blieben auch in Wien nicht unbemerkt: Ab Ende 1894 kamen Agenten zu ihm – Gesandte der Hofoper für Vorverhandlungen, denen er jedoch skeptisch gegenüberstand: „Bei der jetzigen Sachlage in der Welt“, schrieb er an einen seiner Freunde , - meine jüdische Herkunft versperrt mir den Weg zu jedem Hoftheater. Und Wien und Berlin und Dresden und München sind mir verschlossen. Überall weht der gleiche Wind. Dieser Umstand schien ihn zunächst nicht allzu sehr aus der Fassung zu bringen: „Was hätte mich in Wien mit meiner üblichen Art, zur Sache zu kommen, erwartet? Hätte ich nur einmal versucht, den berühmten Wiener Philharmonikern, erzogen vom ehrbaren Hans, mein Verständnis für irgendeine Beethoven-Symphonie einzuflößen, – und ich würde sofort auf den heftigsten Widerstand stoßen. All das hatte Mahler schon erlebt, auch in Hamburg, wo seine Stellung so stark war wie nie und nirgendwo zuvor; und gleichzeitig klagte er ständig über die Sehnsucht nach der „Heimat“, zu der Wien längst für ihn geworden war.

Am 23. Februar 1897 wurde Mahler getauft, und nur wenige seiner Biographen bezweifelten, dass diese Entscheidung in direktem Zusammenhang mit der Erwartung einer Einladung an die Hofoper stand: Wien kostete ihn die Messe. Dabei widersprach Mahlers Übertritt zum Katholizismus auch nicht seiner kulturellen Zugehörigkeit – Peter Franklin zeigt in seinem Buch, dass er damals in Yilgava (ganz zu schweigen von Wien) enger mit der katholischen Kultur verbunden war als mit der jüdischen, obwohl er sie besuchte die Synagoge mit seinen Eltern, - noch seine spirituelle Suche der Hamburger Zeit: Nach der pantheistischen Ersten Symphonie triumphierte in der Zweiten mit ihrer Idee einer allgemeinen Auferstehung und dem Bild des Jüngsten Gerichts die christliche Weltanschauung; kaum, schreibt Georg Borchardt, sei allein der Wunsch, erster Hofkapellmeister in Wien zu werden, der Grund für die Taufe gewesen.

Im März 1897 machte Mahler als Sinfoniedirigent eine kleine Tournee - er gab Konzerte in Moskau, München und Budapest; im April unterschrieb er einen Vertrag mit der Hofoper. Die „antimusikalischen“ Hamburger wussten noch, wen sie verloren, – der österreichische Musikkritiker Ludwig Karpat zitierte in seinen Memoiren einen Zeitungsbericht über Mahlers „Abschieds-Benefiz-Auftritt“ vom 16. April: „Als er im Orchester auftrat – dreifach Karkasse. […] Zunächst hat Mahler die Eroica-Symphonie brillant, großartig dirigiert. Ein endloser Applaus, ein endloser Strom von Blumen, Kränzen, Lorbeeren ... Danach - "Fidelio". […] Wieder endlose Ovationen, Kränze vom Management, von Bandkollegen, vom Publikum. Ganze Blumenberge. Nach dem Finale wollte sich das Publikum nicht mehr auflösen und rief Mahler mindestens sechzig Mal an. Mahler wurde als dritter Dirigent an die Hofoper eingeladen, ging aber laut seinem Hamburger Freund J. B. Foerster mit der festen Absicht nach Wien, erster zu werden.

Vene. Hofoper

Wien war Ende der 1990er Jahre nicht mehr das Wien, das Mahler in seiner Jugend kannte: Die Hauptstadt des Habsburgerreichs wurde weniger liberal, konservativer und laut J.M. der deutschsprachige Raum. Am 14. April 1897 teilte die Reichspost ihren Lesern das Ergebnis der Untersuchung mit: Die jüdische Zugehörigkeit des neuen Dirigenten sei bestätigt, und was auch immer die jüdische Presse für ihr Idol lobpreisen würde, die Realität werde widerlegt, „sobald Herr Mahler zu speien beginnt seine jiddischen Interpretationen vom Podium." Nicht zugunsten Mahlers stand seine langjährige Freundschaft mit Viktor Adler, einem der führenden Köpfe der österreichischen Sozialdemokratie.

Auch die kulturelle Atmosphäre selbst änderte sich, und vieles daran war Mahler zutiefst fremd, wie die für das Fin de Siècle charakteristische Leidenschaft für Mystik und "Okkultismus". Weder Bruckner noch Brahms, mit denen er sich während seiner Hamburger Zeit anfreunden konnte, waren bereits tot; in der "Neuen Musik", speziell für Wien, wurde Richard Strauss zur Hauptfigur, in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Mahler.

Lag es an Zeitungsveröffentlichungen, aber die Mitarbeiter der Hofoper begrüßten den neuen Dirigenten kühl. Am 11. Mai 1897 trat Mahler erstmals vor dem Wiener Publikum auf – die Aufführung von Wagners „Lohengrin“ traf sie, so Bruno Walter, „wie ein Sturm und ein Erdbeben“. Im August musste Mahler buchstäblich für drei arbeiten: Einer ihrer Dirigenten, Johann Nepomuk Fuchs, war im Urlaub, der andere, Hans Richter, hatte wegen des Hochwassers keine Zeit, aus dem Urlaub zurückzukehren – wie einst in Leipzig, hatte er fast jeden Abend und fast vom Blatt zu dirigieren. Gleichzeitig fand Mahler noch die Kraft, eine Neuinszenierung von A. Lortzings komischer Oper „Der Zar und der Zimmermann“ vorzubereiten.

Seine stürmische Aktivität konnte nicht umhin, sowohl das Publikum als auch das Theaterpersonal zu beeindrucken. Als Mahler im September desselben Jahres trotz des aktiven Widerstands der einflussreichen Cosima Wagner (getrieben nicht nur von ihrem sprichwörtlichen Antisemitismus, sondern auch von dem Wunsch, Felix Mottl in diesem Amt zu sehen) den bereits betagten Wilhelm Jahn als Direktor ablöste der Hofoper war die Ernennung nicht, für wen es keine Überraschung war. Für österreichische und deutsche Operndirigenten war dieser Posten damals die Krönung ihrer Laufbahn, nicht zuletzt, weil die österreichische Hauptstadt kein Geld für die Oper scheute und Mahler nirgendwo zuvor so viele Möglichkeiten hatte, sein Ideal – ein echtes „Musical“ – zu verkörpern Drama" auf der Opernbühne.

Vieles in diese Richtung legte ihm das Schauspielhaus nahe, wo, wie in der Oper, noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Uraufführungen und Primadonnen regierten - eine Demonstration ihres Könnens wurde zum Selbstzweck, zum Repertoire wurde für sie gebildet, eine Aufführung wurde um sie herum gebaut, während verschiedene Theaterstücke (Opern) in derselben bedingten Kulisse gespielt werden konnten: die Entourage spielte keine Rolle. Die von Ludwig Kronek angeführten Meiningenianer stellten erstmals die Prinzipien des Ensembles, die Unterordnung aller Bestandteile der Aufführung unter einen einzigen Plan, vor und bewiesen die Notwendigkeit der organisierenden und führenden Hand des Regisseurs, die im Opernhaus meinte in erster Linie den Dirigenten. Von einem Kronek-Nachfolger, Otto Brahm, entlehnte Mahler sogar einige äußere Techniken: gedämpftes Licht, Pausen und bewegungslose Inszenierungen. In Alfred Roller fand er einen echten Gleichgesinnten, der für seine Ideen sensibel war. Nachdem Roller nie an einem Theater gearbeitet hatte, wurde er 1903 von Mahler zum Chefdesigner der Hofoper ernannt scharfes Gefühl color, entpuppte sich als geborener Theaterkünstler - gemeinsam schufen sie eine Reihe von Meisterwerken, die eine ganze Epoche der österreichischen Theatergeschichte ausmachten.

In einer von Musik und Theater besessenen Stadt wurde Mahler schnell zu einer der beliebtesten Figuren; Kaiser Franz Joseph ehrte ihn bereits in der ersten Staffel mit einer persönlichen Audienz, Oberkämmerer Fürst Rudolf von Liechtenstein gratulierte ihm herzlich zur Eroberung der Hauptstadt. Er sei nicht, schreibt Bruno Walter, „Wiens Liebling“ geworden, dafür sei zu wenig Gutmütigkeit in ihm gewesen, aber er habe bei allen reges Interesse geweckt: „Wenn er mit einem Hut in der Hand die Straße entlangging ... sogar Taxifahrer, die sich nach ihm umdrehten, flüsterten aufgeregt und erschrocken: "Mahler! .." ". Der Regisseur, der die Claque im Theater zerstörte, verbot Nachzüglern den Einlass während der Ouvertüre oder des ersten Akts – was für die damalige Zeit das Kunststück des Herkules war, der ungewöhnlich hart mit Opern-„Stars“, Publikumslieblingen, umzugehen schien zu den Kronen, um eine außergewöhnliche Person zu sein; es wurde überall diskutiert, Mahlers beißender Witz verbreitete sich sofort in der ganzen Stadt. Von Mund zu Mund ging der Satz, mit dem Mahler auf den Vorwurf der Traditionsverletzung antwortete: „Was Ihr Theaterpublikum ‚Tradition‘ nennt, ist nichts als ihre Bequemlichkeit und Lockerheit.“

Im Laufe seiner Tätigkeit an der Hofoper beherrschte Mahler ein ungewöhnlich vielfältiges Repertoire – von K. V. Gluck und W. A. ​​Mozart bis zu G. Charpentier und G. Pfitzner; er entdeckte für das Publikum solche Kompositionen wieder, die zuvor nie erfolgreich waren, darunter F. Halevis Zhydovka und F.-A. Boildie. Gleichzeitig, schreibt L. Karpat, war es für Mahler interessanter, alte Opern von Routineschichten zu reinigen, „Neuheiten“, darunter „Aida“ von G. Verdi, im Allgemeinen fühlte er sich merklich weniger angezogen. Wobei es auch hier Ausnahmen gab, darunter Eugen Onegin, den Mahler auch in Wien erfolgreich inszenierte. Er holte neue Dirigenten an die Hofoper: Franz Schalk, Bruno Walter und später Alexander von Zemlinsky.

Ab November 1898 trat Mahler regelmäßig mit den Wiener Philharmonikern auf: Die Philharmoniker wählten ihn zu ihrem Hauptdirigenten (sog. „Abonnement“). Unter seiner Leitung fand im Februar 1899 die verspätete Uraufführung der Sechsten Symphonie des verstorbenen A. Bruckner statt, mit der das berühmte Orchester 1900 zum ersten Mal im Ausland auftrat - auf der Weltausstellung in Paris. Gleichzeitig sorgten seine Interpretationen vieler Werke und insbesondere die Retuschen, die er in die Instrumentierung von Beethovens 5. und 9. Symphonie einführte, für Unmut bei einem bedeutenden Teil des Publikums und im Herbst 1901 in Wien Philharmonisches Orchester weigerte sich, ihn für eine neue Amtszeit von drei Jahren zum Chefdirigenten zu wählen.

Alma

Mitte der 90er Jahre kam Mahler der jungen Sängerin Anna von Mildenburg nahe, die unter seiner Mentorschaft bereits in der Hamburger Zeit beachtliche Erfolge erzielte, auch im für Sänger schwierigen Wagner-Repertoire. Viele Jahre später erinnerte sie sich, wie ihre Theaterkollegen ihr den Tyrannen Mahler vorstellten: „Du denkst doch immer noch, dass eine Viertelnote eine Viertelnote ist! Nein, ein Viertel ist für jeden Menschen eine Sache, aber für Mahler ist es etwas ganz anderes! Wie Lilly Lehmann, schreibt J. M. Fischer, war Mildenburg eine jener dramatischen Schauspielerinnen auf der Opernbühne (wirklich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefragt), für die der Gesang nur eine von vielen ist Ausdrucksmittel, während sie die seltene Gabe einer tragischen Schauspielerin hatte.

Mildenburg war einige Zeit Mahlers Verlobte; die Krise dieser überaus emotionalen Beziehungen kam offenbar im Frühjahr 1897 – jedenfalls wollte Mahler im Sommer nicht mehr, dass Anna ihm nach Wien folgte, und empfahl ihr dringend, ihre Karriere in Berlin fortzusetzen. Trotzdem unterschrieb sie 1898 einen Vertrag an der Wiener Hofoper, spielte eine wichtige Rolle bei Mahlers Reformen, sang die weiblichen Hauptrollen in seinen Inszenierungen von Tristan und Isolde, Fidelio, Don Giovanni, Iphigenie in Aulis K. V. Gluck , aber die früheren Beziehungen wurden nicht wiederbelebt. Dies hinderte Anna nicht daran, sich dankbar an ihren Ex-Verlobten zu erinnern: „Mahler hat mich mit der ganzen Kraft seines Wesens beeinflusst, für das es, wie es scheint, keine Grenzen gibt, nichts unmöglich ist; überall stellt er höchste Ansprüche und lässt keine vulgäre Anpassung zu, die es leicht macht, sich der Gewohnheit, der Routine zu unterwerfen ... Als ich seine Unnachgiebigkeit gegenüber allem Banalen sah, gewann ich Mut in meiner Kunst ... ".

Anfang November 1901 lernte Mahler Alma Schindler kennen. Wie aus ihrem posthum veröffentlichten Tagebuch hervorgeht, fand im Sommer 1899 das erste Treffen statt, das nicht zu einer Bekanntschaft führte; dann schrieb sie in ihr Tagebuch: "Ich liebe und ehre ihn als Künstler, aber als Mann interessiert er mich überhaupt nicht." Als Tochter des Künstlers Emil Jakob Schindler, Stieftochter seines Schülers Karl Moll, wuchs Alma umgeben von Künstlern auf, war, wie ihre Freunde glaubten, eine begnadete Künstlerin und suchte sich gleichzeitig im musikalischen Bereich: sie studierte Klavier, nahm Kompositionsunterricht, unter anderem bei Alexander von Zemlinsky, der ihre Leidenschaft für zu wenig gründlich hielt, nahm ihre kompositorischen Experimente (Lieder zu Versen deutscher Dichter) nicht ernst und riet ihr, diesen Beruf aufzugeben. Fast hätte sie Gustav Klimt geheiratet, und im November 1901 suchte sie ein Treffen mit dem Direktor der Hofoper, um sich für ihren neuen Liebhaber Zemlinsky einzusetzen, dessen Ballett nicht zur Aufführung angenommen wurde.

Alma, „eine schöne, raffinierte Frau, die Verkörperung der Poesie“, so Förster, war Annas Gegenteil in allem; sie war sowohl schöner als auch weiblicher, und Mahlers Körpergröße passte besser zu ihr als Mildenburg, die nach Meinung von Zeitgenossen sehr groß war. Aber gleichzeitig war Anna definitiv klüger und verstand Mahler viel besser und kannte seinen Preis besser, was, schreibt J. M. Fischer, zumindest durch die Erinnerungen, die jede der Frauen an ihn hinterlassen hat, beredt belegt wird. Die kürzlich veröffentlichten Tagebücher von Alma und ihre Briefe haben Forschern neue Gründe für wenig schmeichelhafte Einschätzungen ihres Intellekts und ihrer Denkweise geliefert. Und wenn Mildenburg ihre schöpferischen Ambitionen verwirklichte, indem sie Mahler folgte, dann mussten Almas Ambitionen früher oder später mit Mahlers Bedürfnissen, mit seiner Beschäftigung mit seiner eigenen Kreativität, in Konflikt geraten.

Mahler war 19 Jahre älter als Alma, aber sie hatte zuvor Männer gemocht, die ganz oder fast fit für ihre Väter waren. Wie Zemlinsky sah Mahler sie nicht als Komponistin, und lange vor der Hochzeit schrieb er an Alma – dieser Brief ärgert Feministinnen seit vielen Jahren – dass sie ihre Ambitionen zügeln müsste, wenn sie heiraten würden. Im Dezember 1901 fand die Verlobung statt, und am 9 nächstes Jahr Sie heirateten – trotz der Proteste von Almas Mutter und Stiefvater und der Warnungen von Freunden der Familie: Alma teilte ihren Antisemitismus und konnte nach eigenen Angaben den Genies niemals widerstehen. Und zunächst war ihr gemeinsames Leben zumindest äußerlich wie eine Idylle, besonders in den Sommermonaten in Mayernig, wo der gestiegene materielle Wohlstand Mahler erlaubte, eine Villa zu bauen. Anfang November 1902 wurde ihre älteste Tochter, Maria Anna, geboren, im Juni 1904 die jüngste, Anna Yustina.

Schriften der Wiener Zeit

Die Arbeit an der Hofoper ließ keine Zeit für eigene Kompositionen. Bereits in seiner Hamburger Zeit komponierte Mahler hauptsächlich im Sommer und überließ dem Winter nur Orchestrierung und Revision. An den Orten seiner ständigen Ruhe - seit 1893 war es Steinbach am Attersee, ab 1901 Mayernig am Wörthersee - wurden für ihn kleine Arbeitshäuser ("Komponierhäuschen") in abgeschiedener Lage im Schoß der Natur errichtet.

Noch in Hamburg schrieb Mahler die Dritte Symphonie, in der, wie er Bruno Walter nach gelesener Kritik an den ersten beiden mitteilte, noch einmal in all ihrer unansehnlichen Nacktheit die „Leere und Rohheit“ seines wie auch seines Wesens auftauchte "Tendenz zu leerem Lärm." Noch herablassender zu sich selbst war er gegenüber dem Kritiker, der schrieb: "Manchmal denkt man vielleicht, man befinde sich in einem Wirtshaus oder in einem Stall." Unterstützung fand Mahler noch bei seinen Dirigentenkollegen, und zwar bei den besten Dirigenten: Arthur Nikisch führte den ersten Teil der Sinfonie Ende 1896 mehrmals auf - in Berlin und anderen Städten; im März 1897 spielte Felix Weingartner in Berlin 3 von 6 Stimmen. Ein Teil des Publikums applaudierte, ein Teil pfiff - Mahler selbst betrachtete diese Aufführung jedenfalls als "Misserfolg" - und Kritiker wetteiferten mit Witz: Jemand schrieb über " Tragikomödie "ein Komponist ohne Vorstellungskraft und Talent, jemand nannte ihn einen Spaßvogel und Komiker, und einer der Juroren verglich die Symphonie mit einem "gestaltlosen Bandwurm". Mahler hat die Veröffentlichung aller sechs Teile lange hinausgezögert.

Die Vierte Symphonie ist wie die Dritte zeitgleich mit dem Vokalzyklus „Zauberhorn des Knaben“ entstanden und diesem thematisch zugeordnet. „Tetralogie“ nannte Mahler laut Natalie Bauer-Lechner die ersten vier Symphonien, und da die antike Tetralogie mit einem Satyrdrama endete, fand der Konflikt seines Sinfonienzyklus seine Auflösung in „einer besonderen Art von Humor“. Jean Paul, der Meister der Gedanken des jungen Mahler, betrachtete den Humor als die einzige Rettung aus Verzweiflung, aus Widersprüchen, die ein Mensch nicht lösen kann, und aus einer Tragödie, die nicht in seiner Macht steht, zu verhindern. A. Schopenhauer hingegen, dem Mahler laut Bruno Walter in Hamburg vorlas, sah die Quelle des Humors im Konflikt einer hohen Gesinnung mit einer vulgären Außenwelt; aus dieser diskrepanz entsteht der eindruck von bewusst komischem, hinter dem sich tiefster ernst verbirgt.

Mahler vollendete seine Vierte Symphonie im Januar 1901 und führte sie unvorsichtigerweise Ende November in München auf. Das Publikum schätzte den Humor nicht; die bewusste Unschuld, die "Altmodik" dieser Symphonie, der Schlussteil des Textes des Kinderliedes "Wir genießen die himmlischen Freuden", der die Vorstellungen der Kinder vom Paradies einfing, führte viele dazu denken: spottet er? Sowohl die Münchener Erstaufführung als auch die ersten Aufführungen in Frankfurt unter der Leitung von Weingartner und in Berlin wurden von Pfeifen begleitet; Kritiker charakterisierten die Musik der Symphonie als flach, ohne Stil, ohne Melodie, künstlich und sogar hysterisch.

Den Eindruck der Vierten Symphonie glättete unerwartet die Dritte, die im Juni 1902 bei den Krefelder Musikfestspielen in ihrer Gesamtheit uraufgeführt und gewonnen wurde. Nach den Festspielen, schrieb Bruno Walter, interessierten sich andere Dirigenten ernsthaft für Mahlers Werke, er wurde schließlich ein aufgeführter Komponist. Zu diesen Dirigenten gehörten Julius Booths und Walter Damrosch, unter deren Leitung Mahlers Musik erstmals in den Vereinigten Staaten zu hören war; Einer der besten jungen Dirigenten, Willem Mengelberg, widmete ihm 1904 in Amsterdam einen Konzertzyklus. Gleichzeitig entpuppte sich als meistgespieltes Werk „Der verfolgte Stiefsohn“, wie Mahler seine Vierte Symphonie nannte.

Doch diesmal war der Komponist selbst mit seiner Komposition nicht zufrieden, vor allem mit der Orchestrierung. IN Wiener Zeit Mahler schrieb die Sechste, Siebte und Achte Symphonie, aber nach dem Scheitern der Fünften hatte er es nicht eilig, sie zu veröffentlichen, und bevor er nach Amerika ging, gelang es ihm, 1906 in Essen nur die tragische Sechste aufzuführen, die, wie die " Lieder von toten Kindern" zu den Versen von F. Ruckert, als würde er das Unglück ausrufen, das ihn im folgenden Jahr traf.

Tödlich 1907. Abschied von Wien

Zehn Jahre Mahlers Intendanz gingen als eine ihrer besten Zeiten in die Geschichte der Wiener Oper ein; aber jede Revolution hat ihren Preis. Wie einst K. V. Gluck mit seinen Reformopern versuchte Mahler, die in Wien noch vorherrschende Vorstellung von der Opernaufführung als grandiosem Unterhaltungsspektakel zu zerstören. In allem, was die Wiederherstellung der Ordnung betraf, unterstützte ihn der Kaiser, aber ohne den Hauch von Verständnis – Franz Joseph sagte einmal zu Fürst Liechtenstein: „Mein Gott, aber das Theater wurde doch zum Vergnügen geschaffen! Ich verstehe diese ganze Strenge nicht! Trotzdem verbot er den Erzherzögen sogar, sich in die Befehle des neuen Direktors einzumischen; in der Folge hat Mahler durch ein bloßes Verbot, den Saal zu betreten, wann immer er wollte, den ganzen Hof und einen bedeutenden Teil der Wiener Aristokratie gegen sich aufgebracht.

„Noch nie“, erinnerte sich Bruno Walter, „habe ich noch nie einen so starken, willensstarken Menschen gesehen, ich hätte nie gedacht, dass ein gezieltes Wort, eine gebieterische Geste, ein entschlossener Wille andere Menschen davor in Angst und Schrecken versetzen kann zwingen sie zu blindem Gehorsam“ . Dominant, hart, Mahler wusste, wie man Gehorsam erlangt, aber er konnte nicht anders, als sich Feinde zu machen; Durch das Verbot des Klacks brachte er viele Sänger gegen sich auf. Er konnte die Klacker nur loswerden, indem er von allen Künstlern schriftliche Zusagen entgegennahm, ihre Dienste nicht in Anspruch zu nehmen; aber die Sänger, die an stürmischen Beifall gewöhnt waren, fühlten sich immer unbehaglicher, je schwächer der Beifall wurde - weniger als ein halbes Jahr war vergangen, seit die Klapper wieder ins Theater zurückgekehrt waren, zum großen Ärger des ohnehin machtlosen Regisseurs.

Der konservative Teil des Publikums hatte viele Beschwerden über Mahler: ihm wurde die "exzentrische" Auswahl der Sänger vorgeworfen - dass er dramatisches Können dem Gesang vorziehe - und dass er zu viel durch Europa reist, um für seine eigenen Kompositionen zu werben; beklagte sich über zu wenige nennenswerte Uraufführungen; Auch Rollers Bühnenbild gefiel nicht allen. Unzufriedenheit mit seinem Verhalten, Unzufriedenheit mit den "Experimenten" an der Oper, wachsender Antisemitismus - alles, schrieb Paul Stefan, verschmolz "in den allgemeinen Strom der Anti-Mahler-Stimmung". Offenbar traf Mahler Anfang Mai 1907 den Entschluss, die Hofoper zu verlassen, und begab sich, nachdem er seinen Entschluss dem direkten Konservator Fürst Montenuovo mitgeteilt hatte, in den Sommerurlaub nach Mayernig.

Im Mai erkrankte Mahlers jüngste Tochter Anna an Scharlach, erholte sich langsam und wurde in der Obhut von Molly gelassen, um eine Infektion zu vermeiden. doch Anfang Juli erkrankte die älteste Tochter, die vierjährige Maria. Mahler nannte ihre Krankheit in einem seiner Briefe "Scharlach - Diphtherie": Diphtherie galt damals vielen aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome noch als mögliche Komplikation nach Scharlach. Mahler warf seinem Schwiegervater und seiner Schwiegermutter vor, Anna zu früh nach Mayernig gebracht zu haben, aber laut modernen Forschern hatte ihr Scharlach nichts damit zu tun. Anna erholte sich und Maria starb am 12. Juli.

Was genau Mahler veranlasste, sich kurz darauf einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, ist unklar – drei Ärzte stellten bei ihm Herzprobleme fest, schätzten die Schwere dieser Probleme jedoch unterschiedlich ein. Jedenfalls bestätigte sich die grausamste Diagnose, die auf ein Bewegungsverbot hindeutete, nicht: Mahler arbeitete weiter, und bis Herbst 1910 trat keine merkliche Verschlechterung seines Zustandes ein. Und doch fühlte er sich ab Herbst 1907 verurteilt.

Nach seiner Rückkehr nach Wien dirigierte Mahler auch Wagners „Walküre“ und „Iphigenie in Aulis“ von K. V. Gluck; Da der gefundene Nachfolger, Felix Weingartner, nicht vor dem 1. Jänner in Wien eintreffen konnte, wurde der Rücktrittsbefehl erst Anfang Oktober 1907 endgültig unterzeichnet.

Obwohl Mahler selbst zurücktrat, ließ die Atmosphäre, die sich in Wien um ihn herum entwickelte, keinen Zweifel daran, dass er von der Hofoper überlebt hatte. Viele glaubten und glauben, dass er durch die Intrigen und ständigen Angriffe der antisemitischen Presse, die ausnahmslos alles erklärte, was ihr nicht gefiel, an den Aktionen des Dirigenten Mahler oder des Operndirektors Mahler und insbesondere in der Presse zum Rücktritt gezwungen wurde die Werke des Komponisten Mahler erklärten ihn ausnahmslos als jüdisch. Laut A.-L. de La Grange spielte der Antisemitismus in dieser über die Jahre immer stärker werdenden Feindseligkeit eher eine Nebenrolle. Am Ende, erinnert sich der Forscher, habe Hans Richter mit seiner tadellosen Herkunft von der Hofoper vor Mahler überlebt, und nach Mahler ereilte das gleiche Schicksal Felix Weingartner, Richard Strauss und so weiter bis hin zu Herbert von Karajan. Dass Mahler den Posten des Intendanten zehn Jahre lang innehatte, dürfte eher verwundern – für die Wiener Staatsoper ist das eine Ewigkeit.

Am 15. Oktober stand Mahler zum letzten Mal am Spieltisch der Hofoper; in Wien wie in Hamburg war seine letzte Aufführung Beethovens Fidelio. Gleichzeitig, so Förster, habe niemand auf der Bühne oder im Zuschauerraum gewusst, dass sich der Regisseur vom Theater verabschiede; Weder in den Konzertprogrammen noch in der Presse fiel darüber ein Wort: Formal fungierte er weiterhin als Regisseur. Erst am 7. Dezember erhielt das Theaterteam einen Abschiedsbrief von ihm.

Anstelle des vollendeten Ganzen, das ich mir erträumt habe, - schrieb Mahler - hinterlasse ich ein unvollendetes, halbfertiges Geschäft ... Es steht mir nicht zu, zu beurteilen, was meine Tätigkeit für diejenigen geworden ist, denen sie gewidmet war. […] In den Wirren des Kampfes, in der Hitze des Gefechts blieben weder Sie noch ich von Wunden und Wahnvorstellungen verschont. Aber sobald unsere Arbeit erfolgreich endete, sobald die Aufgabe gelöst war, vergaßen wir alle Nöte und Sorgen und fühlten uns großzügig belohnt, auch ohne äußere Zeichen des Erfolges.

Er dankte den Theatermitarbeitern für die langjährige Unterstützung, für die Hilfe und den Kampf mit ihm und wünschte der Hofoper weiterhin viel Erfolg. Am selben Tag schrieb er einen separaten Brief an Anna von Mildenburg: „Ich werde Ihren Schritt mit der gleichen Teilnahme und Sympathie verfolgen; Ich hoffe ruhigere Zeiten bringen uns wieder zusammen. Wisse auf jeden Fall, dass ich auch in der Ferne dein Freund bleibe ... ".

Die Wiener Jugend, insbesondere junge Musiker und Musikkritiker, war von Mahlers Suchen beeindruckt, um ihn bildete sich schon in frühen Jahren eine Gruppe leidenschaftlicher Anhänger: „... Wir, die Jugend“, erinnerte sich Paul Stefan, „wussten, dass Gustav Mahler war unsere Hoffnung und zugleich der Zeitpunkt ihrer Erfüllung; wir waren froh, dass es uns gegeben war, neben ihm zu leben und ihn zu verstehen. Als Mahler am 9. Dezember Wien verließ, kamen Hunderte Menschen zum Bahnhof, um sich von ihm zu verabschieden.

New York. Metropolitanoper

Das Amt der Hofoper bewilligte Mahler eine Rente – unter der Bedingung, dass er in keiner Funktion an den Wiener Opernhäusern arbeiten würde, um keine Konkurrenz zu schaffen; es wäre sehr bescheiden gewesen, von dieser Rente zu leben, und bereits im Frühsommer 1907 verhandelte Mahler mit potentiellen Arbeitgebern. Reichlich war die Auswahl nicht: Mahler konnte den Dirigentenposten, auch nicht den ersten, unter einer fremden Generalmusikdirektion nicht mehr annehmen - sowohl weil es eine offensichtliche Degradierung wäre (wie der Direktorenposten in einem Provinztheater), als auch weil die Zeiten waren vorbei, in denen er noch dem Willen eines anderen gehorchen konnte. Im Allgemeinen hätte er es vorgezogen, ein Sinfonieorchester zu leiten, aber von den beiden besten Orchestern in Europa hatte Mahler keine Beziehung zu einem, den Wiener Philharmonikern, und das andere, die Berliner Philharmoniker, wurde von Arthur Nikisch geleitet viele Jahre und wollte ihn nicht verlassen. Am attraktivsten, vor allem finanziell, war das Angebot von Heinrich Conried, dem Direktor der New Yorker Metropolitan Opera, und im September unterzeichnete Mahler einen Vertrag, der ihm laut J. M. Fischer erlaubte, dreimal zu arbeiten weniger als an der Wiener Oper, bei doppeltem Verdienst.

In New York, wo er in vier Jahren die Zukunft seiner Familie zu sichern hoffte, debütierte Mahler mit neue Produktion„Tristan und Isolde“ – eine jener Opern, in denen er immer und überall einen bedingungslosen Erfolg hatte; und dieses Mal war der Empfang begeistert. Enrico Caruso, Fjodor Schaljapin, Marcella Sembrich, Leo Slezak und viele andere hervorragende Sänger sangen in jenen Jahren im Metropolitan, und die ersten Eindrücke des New Yorker Publikums waren auch die günstigsten: Die Menschen hier, schrieb Mahler nach Wien, „sind nicht satt, gierig nach Neuem und sehr wissbegierig.

Aber der Zauber hielt nicht lange an; in New York sah er sich mit dem gleichen Phänomen konfrontiert, mit dem er in Wien schmerzlich, wenn auch erfolgreich zu kämpfen hatte: In einem Theater, das auf weltberühmte Gastdarsteller angewiesen war, gab es kein Ensemble, keinen "einzigen Plan" - und Unterwerfung hatte er nicht um zu sagen, alle Komponenten der Leistung. Und die Kräfte waren nicht mehr dieselben wie in Wien: Bereits 1908 erinnerte die Herzkrankheit mit einer Serie von Anfällen an sich. Fjodor Schaljapin, der große dramatische Schauspieler auf der Opernbühne, nannte den neuen Dirigenten in seinen Briefen „Mahler“, was seinen Nachnamen mit dem französischen „malheur“ (Unglück) in Einklang brachte. „Er kam“, schrieb er, „der berühmte Wiener Dirigent Mahler, sie begannen, Don Juan zu proben. Armer Mahler! Gleich bei der ersten Probe geriet er in völlige Verzweiflung und begegnete in niemandem der Liebe, die er selbst ausnahmslos in die Arbeit gesteckt hatte. Alles und jedes wurde irgendwie hastig erledigt, weil jeder verstand, dass dem Publikum der Verlauf der Aufführung absolut gleichgültig war, weil sie kamen, um Stimmen zu hören und nichts weiter.

Nun ging Mahler Kompromisse ein, die für ihn in der Wiener Zeit undenkbar waren, und stimmte insbesondere der Kürzung von Wagners Opern zu. Trotzdem führte er eine Reihe bemerkenswerter Produktionen an der Metropolitan auf, darunter die erste Produktion in den Vereinigten Staaten von P. I. Tschaikowskys Pique Dame – die Oper beeindruckte das New Yorker Publikum nicht und wurde bis 1965 nicht an der Metropolitan aufgeführt.

Mahler schrieb an Guido Adler, er habe schon immer davon geträumt, ein Sinfonieorchester zu dirigieren, und glaubte sogar, dass die Mängel in der Orchestrierung seiner Werke gerade darin begründet seien, dass er es gewohnt sei, das Orchester „in ganz anderen akustischen Verhältnissen des Theaters zu hören. " 1909 stellten wohlhabende Bewunderer ihm das neu organisierte New York Philharmonic Orchestra zur Verfügung, das für Mahler, der von der Metropolitan Opera bereits völlig desillusioniert war, zur einzig akzeptablen Alternative wurde. Aber auch hier sah er sich einerseits mit der relativen Gleichgültigkeit des Publikums konfrontiert: In New York, so teilte er Willem Mengelberg mit, stünde das Theater im Mittelpunkt, die wenigsten interessierten sich für Sinfoniekonzerte, und auf der anderen Seite mit einem niedrigen Orchesterleistungsniveau. „Mein Orchester ist hier“, schrieb er, „ein echtes amerikanisches Orchester. Unfähig und phlegmatisch. Man muss viel Energie verlieren." Von November 1909 bis Februar 1911 gab Mahler mit diesem Orchester insgesamt 95 Konzerte, auch außerhalb New Yorks, sehr selten eigene Kompositionen im Programm, hauptsächlich Lieder: In den Vereinigten Staaten konnte der Mahler-Komponist mit weniger Verständnis rechnen als in Europa.

Ein krankes Herz zwang Mahler zu einer Umstellung seiner Lebensweise, was ihm nicht leicht fiel: „Viele Jahre lang“, schrieb er im Sommer 1908 an Bruno Walter, „gewöhnte ich mich an unaufhörliche energische Bewegung. Früher bin ich durch die Berge und Wälder gewandert und habe meine Skizzen von dort als eine Art Beute mitgebracht. Ich näherte mich dem Schreibtisch, wie ein Bauer eine Scheune betritt: Ich musste nur meine Skizzen anfertigen. […] Und jetzt muss ich jede Anspannung vermeiden, mich ständig kontrollieren, nicht viel laufen. […] Ich bin wie ein Morphinsüchtiger oder ein Trinker, dem plötzlich verboten wird, seinem Laster nachzugeben.“ Laut Otto Klemperer begann Mahler, früher fast hektisch am Dirigentenpult, in diesen letzten Jahren sehr sparsam zu dirigieren.

Eigenkompositionen mussten nach wie vor auf die Sommermonate verschoben werden. Die Mahlers konnten nach dem Tod ihrer Tochter nicht mehr nach Mayernig zurückkehren und verbrachten ab 1908 ihre Sommerferien in Altschulderbach, drei Kilometer von Toblach entfernt. Hier vollendete Mahler im August 1909 das „Lied von der Erde“ mit seinem Schlussteil „Der Abschied“ und schrieb die Neunte Symphonie; Für viele Bewunderer des Komponisten sind diese beiden Symphonien das Beste von allem, was er geschaffen hat. „... Die Welt lag vor ihm“, schrieb Bruno Walter, „im sanften Licht des Abschieds ... „Liebes Land“, ein Lied, über das er schrieb, erschien ihm so schön, dass alle seine Gedanken und Worte geheimnisvoll waren voller Staunen über den neuen Charme des alten Lebens."

Letztes Jahr

Im Sommer 1910 begann Mahler in Altschulderbach mit der Arbeit an der Zehnten Symphonie, die unvollendet blieb. Den größten Teil des Sommers war der Komponist damit beschäftigt, die Uraufführung der Achten Symphonie mit ihrer beispiellosen Komposition vorzubereiten, die neben einem großen Orchester und acht Solisten die Teilnahme von drei Chören beinhaltete.

Versunken in seine Arbeit bemerkte Mahler, der laut Freunden eigentlich ein großes Kind war, entweder nicht oder versuchte es nicht zu bemerken, wie sich von Jahr zu Jahr die Probleme häuften, die ursprünglich in sein Familienleben eingebettet waren . Alma hat seine Musik nie wirklich geliebt und nicht verstanden – die Forscher finden dazu freiwillige oder unfreiwillige Bekenntnisse in ihrem Tagebuch –, deshalb waren die Opfer, die Mahler ihr abverlangte, in ihren Augen noch weniger gerechtfertigt. Der Protest gegen die Unterdrückung ihrer schöpferischen Ambitionen (denn das war der Hauptgrund, den Alma ihrem Mann vorwarf) im Sommer 1910 nahm die Form des Ehebruchs an. Ende Juli schickte ihr neuer Liebhaber, der junge Architekt Walter Gropius, seinen leidenschaftlichen Liebesbrief an Alma, aus Versehen, wie er selbst behauptete, oder absichtlich, wie die Biographen von Mahler und Gropius selbst vermuten, an Alma ihr Mann und später, in Toblach angekommen, drängte Mahler, sich von Alma scheiden zu lassen. Alma verließ Mahler nicht – Briefe an Gropius mit der Unterschrift „Deine Frau“ ließen Forscher vermuten, dass sie sich von nacktem Kalkül leiten ließ, aber sie erzählte ihrem Mann alles, was sich in den Jahren des Zusammenlebens angesammelt hatte. Eine schwere psychische Krise hielt Einzug in das Manuskript der Zehnten Symphonie und veranlasste Mahler schließlich, sich im August hilfesuchend an Sigmund Freud zu wenden.

Die Uraufführung der Achten Symphonie, die der Komponist selbst als sein Hauptwerk betrachtete, fand am 12. September 1910 in München in einer riesigen Ausstellungshalle statt, in Anwesenheit des Prinzregenten und seiner Familie und zahlreicher Prominenter, darunter Mahlers alte Verehrer - Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, Auguste Rodin, Max Reinhardt, Camille Saint-Saëns. Dies war der erste wahre Triumph Mahlers als Komponist – das Publikum teilte sich nicht mehr in Applaus und Pfeifen, die Ovationen dauerten 20 Minuten. Nur der Komponist selbst sah laut Augenzeugen nicht wie ein Triumph aus: Sein Gesicht war wie eine Wachsmaske.

Mit dem Versprechen, ein Jahr später zur Uraufführung des Liedes von der Erde nach München zu kommen, kehrte Mahler in die Vereinigten Staaten zurück, wo er viel härter arbeiten musste, als er erwartet hatte, und unterschrieb einen Vertrag mit den New York Philharmonic: 1909/ In der 10. Saison musste das Komitee, das das Orchester leitete, 43 Konzerte geben, tatsächlich waren es 47; für die nächste Spielzeit wurde die Zahl der Konzerte auf 65 erhöht. Gleichzeitig arbeitete Mahler weiter an der Metropolitan Opera, deren Vertrag bis zum Ende der Spielzeit 1910/11 gültig war. Inzwischen überlebte Weingartner aus Wien, die Zeitungen schrieben, Fürst Montenuovo verhandle mit Mahler - Mahler selbst bestritt dies und werde ohnehin nicht an die Hofoper zurückkehren. Nach Ablauf des amerikanischen Vertrages wollte er sich in Europa niederlassen und ein freies und ruhiges Leben führen; In dieser Hinsicht schmiedeten die Mahlers monatelange Pläne - jetzt nicht mehr mit irgendwelchen Verpflichtungen verbunden, in denen Paris, Florenz, die Schweiz auftauchten, bis Mahler trotz aller Beschwerden die Umgebung von Wien auswählte.

Doch diese Träume sollten nicht wahr werden: Im Herbst 1910 wandelte sich die Überanstrengung in eine Reihe von Mandelentzündungen, denen Mahlers geschwächter Körper nicht mehr standhalten konnte; Angina wiederum gab eine Komplikation des Herzens. Er arbeitete weiter und stand am 21. Februar 1911 zum letzten Mal, bereits mit Fieber, am Pult. Tödlich für Mahler war eine Streptokokken-Infektion, die eine subakute bakterielle Endokarditis verursachte.

Amerikanische Ärzte waren machtlos; im April wurde Mahler zur Serumbehandlung am Institut Pasteur nach Paris gebracht; aber Andre Chantemesse konnte nur die Diagnose bestätigen: Die Medizin hatte damals keine wirksamen Mittel zur Behandlung seiner Krankheit. Mahlers Zustand verschlechterte sich weiter, und als es aussichtslos wurde, wollte er nach Wien zurückkehren.

Am 12. Mai wurde Mahler in die österreichische Hauptstadt gebracht, und 6 Tage lang verließ sein Name nicht die Seiten der Wiener Presse, die täglich Bulletins über seinen Gesundheitszustand druckte und um den sterbenden Komponisten wetteiferte - der sowohl für Wien und für andere Hauptstädte, die nicht gleichgültig blieben, war immer noch in erster Linie ein Dirigent. Er lag im Sterben in der Klinik, umgeben von Blumenkörben, unter anderem von den Wiener Philharmonikern – das war das Letzte, was er zu schätzen wusste. Am 18. Mai, kurz vor Mitternacht, starb Mahler. Am 22. wurde er neben seiner geliebten Tochter auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.

Mahler wollte, dass die Beerdigung ohne Reden und Gesänge stattfand, und seine Freunde erfüllten seinen Willen: Der Abschied war schweigend. Die Uraufführungen seiner letzten vollendeten Kompositionen – „Lieder von der Erde“ und der Neunten Symphonie – fanden bereits unter der Leitung von Bruno Walter statt.

Schaffung

Mahler Dirigent

... Mahler war für eine ganze Generation mehr als nur Musiker, Maestro, Dirigent, mehr als nur Künstler: er war das Unvergesslichste, was er in seiner Jugend erlebt hat.

Zusammen mit Hans Richter, Felix Motl, Arthur Nikisch und Felix Weingartner bildete Mahler die sogenannten „Post-Wagnerian Five“, die zusammen mit einer Reihe weiterer erstklassiger Dirigenten die Dominanz der deutsch-österreichischen Schule sicherten Dirigieren und Dolmetschen in Europa. Diese Dominanz in der Zukunft festigten neben Wilhelm Furtwängler und Erich Kleiber die sogenannten „Dirigenten der Mahler-Schule“ – Bruno Walter, Otto Klemperer, Oskar Fried und der Niederländer Willem Mengelberg.

Mahler gab nie Dirigierunterricht und war laut Bruno Walter gar kein Lehrer aus Berufung: „... Dazu war er zu sehr in sich, in seine Arbeit, in sein intensives Innenleben vertieft, er nahm zu wenig wahr die um ihn herum und seine Umgebung.“ Studenten nannten sich diejenigen, die von ihm lernen wollten; Die Wirkung von Mahlers Persönlichkeit war jedoch oft wichtiger als alle daraus gezogenen Lehren. „Bewusst“, erinnerte sich Bruno Walter, „erteilte er mir fast nie Anweisungen, aber eine unermesslich große Rolle in meiner Erziehung und Ausbildung spielten die Erfahrungen, die mir dieses Wesen aus dem inneren Überfluss, der sich im Wort und in ihm ergoss, ungewollt mitgab in Musik. […] Er hat um sich herum eine Atmosphäre der Hochspannung geschaffen…“.

Mahler, der nie als Dirigent studiert hat, wurde anscheinend geboren; In seiner Leitung des Orchesters gab es viele Dinge, die nicht gelehrt oder gelernt werden konnten, einschließlich, wie der älteste seiner Schüler, Oscar Fried, schrieb: „Eine riesige, fast dämonische Kraft ging von jeder seiner Bewegungen, von jeder seiner Zeilen aus Gesicht." Bruno Walter fügte hinzu: „eine geistige Wärme, die seinem Auftritt die Unmittelbarkeit persönlicher Anerkennung verlieh: jene Unmittelbarkeit, die vergessen ließ … das sorgfältige Lernen.“ Es wurde nicht jedem gegeben; aber von Mahler als Dirigent gab es noch viel mehr zu lernen: Sowohl Bruno Walter als auch Oskar Fried stellten seine außergewöhnlich hohen Ansprüche an sich selbst und alle, die mit ihm arbeiteten, seine gewissenhafte Vorarbeit an der Partitur und im Probenprozess fest – eben ebenso gründliches Ausarbeiten der kleinsten Details; weder den Musikern des Orchesters noch den Sängern verzieh er auch nur die geringste Nachlässigkeit.

Die Aussage, Mahler habe nie Dirigieren studiert, bedarf einer Einschränkung: In jungen Jahren brachte ihn das Schicksal manchmal mit bedeutenden Dirigenten zusammen. Angelo Neumann erinnerte sich, wie Mahler in Prag bei einer Probe von Anton Seidl ausrief: „Gott, Gott! Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, so zu proben!“ Der Dirigent Mahler war laut Zeitgenossen vor allem mit Kompositionen heroischen und tragischen Charakters im Einklang mit dem Komponisten Mahler erfolgreich: Er galt als hervorragender Interpret der Sinfonien und Opern Beethovens, der Opern Wagners und Glucks. Gleichzeitig verfügte er über ein seltenes Stilgefühl, das es ihm ermöglichte, Erfolge in Kompositionen anderer Art zu erzielen, darunter Mozarts Opern, die er laut I. Sollertinsky wiederentdeckte und ihn von „Salonrokoko und niedlicher Anmut“ befreite “ und Tschaikowsky.

Mahler arbeitete an Operntheatern, kombinierte die Funktionen eines Dirigenten - eines Interpreten eines musikalischen Werkes mit der Regie - und unterordnete seine Interpretation aller Komponenten der Aufführung. Mahler machte das Eigentum seiner Zeitgenossen grundlegend neuer Ansatz zu einer Opernaufführung. Wie einer seiner Hamburger Rezensenten schrieb, interpretierte Mahler Musik als Bühnenverkörperung einer Oper und Theaterproduktion- mit Hilfe von Musik. „Nie wieder“, schrieb Stefan Zweig über Mahlers Wirken in Wien, „so eine Integrität wie in diesen Aufführungen habe ich auf der Bühne nicht gesehen: Sie sind an Reinheit des Eindrucks nur mit der Natur selbst zu vergleichen. .. ... Wir jungen Leute haben von ihm die Liebe zur Perfektion gelernt.

Mahler starb, bevor eine halbwegs hörbare Aufnahme möglich war. Orchestermusik. Im November 1905 nahm er vier Fragmente seiner Kompositionen bei der Firma Welte-Mignon auf, allerdings als Pianist. Und wenn ein Laie gezwungen ist, den Interpreten Mahler allein nach den Erinnerungen seiner Zeitgenossen zu beurteilen, dann kann sich ein Fachmann anhand der Retuschen seines Dirigenten in den Partituren eigener und fremder Kompositionen ein gewisses Bild von ihm machen. Mahler, schrieb Leo Ginzburg, sei einer der ersten gewesen, der das Thema Retusche neu aufgegriffen habe: Anders als die meisten seiner Zeitgenossen sehe er seine Aufgabe nicht darin, „Autorenfehler“ zu korrigieren, sondern die Möglichkeit zur Korrektur zu schaffen, von der aus Sichtweise der Absichten des Autors, Wahrnehmungskompositionen, wobei der Geist dem Buchstaben vorgezogen wird. Retuschen in denselben Partituren änderten sich von Zeit zu Zeit, wie sie normalerweise bei Proben, bei der Vorbereitung eines Konzerts vorgenommen wurden, und berücksichtigten die quantitative und qualitative Zusammensetzung eines bestimmten Orchesters, das Niveau seiner Solisten, die Akustik der Halle und andere Nuancen.

Mahlers Retuschen, insbesondere in den Partituren von L. van Beethoven, der einen zentralen Platz in seinen Konzertprogrammen einnahm, wurden häufig von anderen Dirigenten verwendet, nicht nur von seinen eigenen Schülern: Leo Ginzburg nennt insbesondere Erich Kleiber und Hermann Abendroth . Überhaupt, so Stefan Zweig, habe der Dirigent Mahler viel mehr Schüler gehabt, als allgemein angenommen wird: „In irgendeiner deutschen Stadt“, schrieb er 1915, „hebt der Dirigent den Taktstock. In seinen Gesten, in seiner Art spüre ich Mahler, ich brauche nicht zu fragen, um herauszufinden: Auch das ist sein Schüler, und hier, jenseits der Grenzen seines irdischen Daseins, wirkt noch immer der Magnetismus seines Lebensrhythmus.

Mahler komponist

Musikwissenschaftler stellen fest, dass das Werk des Komponisten Mahler einerseits sicherlich die Errungenschaften der österreichisch-deutschen Symphonie aufnahm Musik XIX Jahrhunderte, von L. van Beethoven bis A. Bruckner: Die Struktur seiner Symphonien sowie die Aufnahme von Gesangsparts in sie sind die Entwicklung der Innovationen von Beethovens Neunter Symphonie, seiner "Lied" -Symphonie - von F. Schubert und A. Bruckner, lange bevor Mahler F. Liszt (in Anlehnung an G. Berlioz) die klassische Vierstimmigkeit der Symphonie aufgab und das Programm verwendete; schließlich erbte Mahler von Wagner und Bruckner die sogenannte „endlose Melodie“. Gewiss standen Mahler auch einige Züge der Symphonie von P. I. Tschaikowsky nahe, und das Bedürfnis, die Sprache seines Heimatlandes zu sprechen, brachte ihn den tschechischen Klassikern – B. Smetana und A. Dvorak – näher.

Andererseits ist es für Forscher offensichtlich, dass literarische Einflüsse in seinem Werk stärker ausgeprägt waren als eigentliche musikalische; dies wurde bereits von Mahlers erstem Biographen, Richard Specht, festgestellt. Obwohl sich schon die Frühromantiker von der Literatur inspirieren ließen und mit den Lippen von Liszt „die Erneuerung der Musik durch eine Verbindung mit der Poesie“ verkündeten, seien nur wenige Komponisten, schreibt J. M. Fischer, so leidenschaftliche Bücherleser wie Mahler. Der Komponist selbst sagte, dass viele Bücher seine Weltanschauung und sein Lebensgefühl veränderten oder jedenfalls ihre Entwicklung beschleunigten; er schrieb aus Hamburg an einen Wiener Freund: „... Sie sind meine einzigen Freunde, die überall bei mir sind. Und was für Freunde! […] Sie kommen mir immer näher und bringen mir immer mehr Trost, meine wahren Brüder und Väter und Geliebten.“

Mahlers Lesekreis erstreckte sich von Euripides bis zu G. Hauptmann und F. Wedekind, obwohl die Literatur der Jahrhundertwende im Allgemeinen nur ein sehr begrenztes Interesse an ihm weckte. Seine Arbeit war am unmittelbarsten davon betroffen andere Zeit Leidenschaften für Jean Paul, dessen Romane Idylle und Satire, Sentimentalität und Ironie organisch verbanden, und Heidelberger Romantik: Aus der Sammlung Das magische Horn eines Knaben von A. von Arnim und C. Brentano zeichnete er viele Jahre Lied- und Einzeltexte Teile von Sinfonien. Zu seinen Lieblingsbüchern gehörten die Werke von F. Nietzsche und A. Schopenhauer, was sich auch in seinem Werk widerspiegelte; Einer der Schriftsteller, die ihm am nächsten standen, war F. M. Dostojewski, und 1909 sagte Mahler zu Arnold Schönberg über seine Schüler: „Lassen Sie diese Leute Dostojewski lesen! Es ist wichtiger als Kontrapunkt." Sowohl Dostojewski als auch Mahler, schreibt Inna Barsova, seien gekennzeichnet durch „die Konvergenz des sich Ausschließenden in der Genreästhetik“, die Verbindung des Unvereinbaren, die den Eindruck anorganischer Form erzeuge, und gleichzeitig die ständige, schmerzliche Suche nach Harmonie in der Lage, tragische Konflikte zu lösen. Reifezeit Das Schaffen des Komponisten stand vor allem im Zeichen von I. W. Goethe.

Mahlers sinfonisches Epos

... Worüber Musik spricht, ist nur eine Person in all ihren Erscheinungsformen (d.h. Fühlen, Denken, Atmen, Leiden)

Die Forscher betrachten Mahlers symphonisches Vermächtnis als ein einziges instrumentales Epos (I. Sollertinsky nannte es ein „großes philosophisches Gedicht“), in dem jeder Teil auf den vorherigen folgt – als Fortsetzung oder Negation; seine Vokalzyklen sind damit aufs direkteste verbunden, und auch die in der Literatur akzeptierte Periodisierung des Werkes des Komponisten stützt sich darauf.

Der Countdown der ersten Periode beginnt mit "The Song of Lamentation", 1880 geschrieben, aber 1888 überarbeitet; es umfasst zwei Liederzyklen – „Songs of a Travelling Apprentice“ und „The Magic Horn of a Boy“ – und vier Symphonien, von denen die letzte 1901 geschrieben wurde. Obwohl Mahler laut N. Bauer-Lechner selbst die ersten vier Symphonien "Tetralogie" nannte, trennen viele Forscher die Erste von den nächsten drei - sowohl weil sie rein instrumental ist, während Mahler im Übrigen Gesang verwendet, als auch weil sie es ist basierend auf dem musikalischen Material und dem Bilderkreis der "Lieder des reisenden Lehrlings" und des Zweiten, Dritten und Vierten - auf dem "Magischen Horn des Jungen"; insbesondere betrachtete Sollertinsky die Erste Symphonie als Prolog zum gesamten "philosophischen Gedicht". Die Schriften dieser Zeit, schreibt I. A. Barsova, zeichnen sich durch "eine Kombination aus emotionaler Unmittelbarkeit und tragischer Ironie, Genreskizzen und Symbolik" aus. Diese Symphonien manifestierten solche Merkmale von Mahlers Stil wie das Vertrauen in die Genres Folk und Urban Music - genau die Genres, die ihn in seiner Kindheit begleiteten: Lied, Tanz, meistens ein rauer Landler, Militär- oder Trauermarsch. Die stilistischen Ursprünge seiner Musik, schrieb Herman Danuzer, seien wie ein weit geöffneter Fächer.

Die zweite, kurze, aber intensive Periode umfasst Werke, die 1901-1905 entstanden sind: die vokalsymphonischen Zyklen „Lieder von toten Kindern“ und „Lieder auf Ruckerts Gedichte“ und thematisch darauf bezogene, aber bereits rein instrumentale Fünfte, Sechste und Siebte Symphonien . Alle Symphonien von Mahler waren programmatischer Natur, er glaubte, dass es, zumindest beginnend mit Beethoven, "keine solche neue Musik gibt, die kein internes Programm hätte"; aber wenn er in der ersten tetralogie versuchte, seine idee mit hilfe von programmtiteln zu erklären - die symphonie als ganzes oder ihre einzelteile -, dann gab er ab der fünften symphonie diese versuche auf: seine programmtitel gaben nur zu missverständnissen Anlass, und , schließlich, wie er Mahler an einen seiner Korrespondenten schrieb, „ist solche Musik wertlos, über die dem Zuhörer erst gesagt werden muss, welche Gefühle in ihr enthalten sind, und dementsprechend was er selbst zu fühlen verpflichtet ist.“ Ablehnung freizügig die Worte mussten die Suche nach einem neuen Stil beinhalten: Die semantische Belastung des musikalischen Gewebes nahm zu, und der neue Stil erforderte, wie der Komponist selbst schrieb, eine neue Technik; I. A. Barsova bemerkt „ein Aufblitzen polyphoner Aktivität der Textur, die einen Gedanken trägt, die Emanzipation einzelner Stimmen des Stoffes, als ob sie nach dem ausdrucksstärksten Selbstausdruck streben würden.“ Universelle Kollisionen der Tetralogie frühe Periode, basierend auf Texten philosophischer und symbolischer Natur, wich in dieser Trilogie einem anderen Thema - der tragischen Abhängigkeit des Menschen vom Schicksal; und wenn der Konflikt der tragischen Sechsten Symphonie keine Lösung fand, so versuchte Mahler ihn in der Fünften und Siebten in der Harmonik der klassischen Kunst zu finden.

Unter Mahlers Sinfonien ragt die Achte Symphonie als eine Art Höhepunkt heraus, sein ehrgeizigstes Werk. Hier wendet sich der Komponist erneut dem Wort zu, indem er die Texte des mittelalterlichen katholischen Hymnus „Veni Creator Spiritus“ und die Schlussszene des 2. Teils des „Faust“ von J. W. Goethe verwendet. Die ungewöhnliche Form dieses Werks, seine Monumentalität gab den Forschern Anlass, es Oratorium oder Kantate zu nennen oder zumindest die Gattung der Achten als Synthese von Sinfonie und Oratorium, Sinfonie und „Musikdrama“ zu definieren.

Und komplettiert wird das Epos durch drei 1909/10 entstandene Abschiedssymphonien: „Song of the Earth“ („Symphonie in Liedern“, wie Mahler es nannte), die Neunte und die unvollendete Zehnte. Diese Kompositionen zeichnen sich durch einen zutiefst persönlichen Ton und ausdrucksstarke Texte aus.

Bei Mahlers symphonischem Epos fällt den Forschern zunächst die Vielfalt der Lösungen auf: In den meisten Fällen hat er die klassische vierstimmige Form zugunsten von fünf- oder sechsstimmigen Zyklen aufgegeben; und die längste, die Achte Symphonie, besteht aus zwei Teilen. Synthetische Konstruktionen koexistieren mit rein instrumentalen Sinfonien, während in einigen das Wort als Ausdrucksmittel nur auf dem Höhepunkt verwendet wird (in der Zweiten, Dritten und Vierten Symphonie), andere basieren überwiegend oder vollständig auf einem poetischen Text - der Achten und dem Lied der Erde. Auch in vierstimmigen Zyklen ändern sich meist die traditionelle Stimmenfolge und ihre Tempoverhältnisse, das semantische Zentrum verschiebt sich: Bei Mahler ist dies meist das Finale. In seinen Symphonien erfuhr auch die Form der einzelnen Stimmen, darunter auch der ersten, eine bedeutende Wandlung: In späteren Kompositionen weicht die Sonatenform einer durchgängigen, liedvarianten-strophischen Organisation. Oft spielen bei Mahler verschiedene Gestaltungsprinzipien in einer Stimme zusammen: Sonate, Allegro, Rondo, Variationen, Couplet oder 3-stimmiges Lied; Mahler verwendet oft Polyphonie - Imitation, Kontrast und Polyphonie von Varianten. Eine weitere von Mahler oft angewandte Technik ist der Tonalitätswechsel, den T. Adorno als „Kritik“ an der tonalen Schwere ansah, was natürlich zur Atonalität oder Pantonalität führte.

Mahlers Orchester verbindet zwei für den Beginn des 20 von Instrumenten, verbunden mit der Suche nach gesteigerter Ausdruckskraft und Farbigkeit, oft grotesk) - zum anderen. : Orchesterinstrumente werden in seinen Partituren oft im Geiste eines Solistenensembles interpretiert. Auch Elemente der Stereophonie tauchten in Mahlers Werken auf, da seine Partituren in einigen Fällen das gleichzeitige Erklingen eines Orchesters auf der Bühne und einer Gruppe von Instrumenten oder eines kleinen Orchesters hinter der Bühne oder die Platzierung von Interpreten auf unterschiedlichen Höhen beinhalten.

Der Weg zur Anerkennung

Der Komponist Mahler hatte zu seinen Lebzeiten nur einen relativ engen Kreis überzeugter Anhänger: Anfang des 20. Jahrhunderts war seine Musik noch zu neu. Mitte der 20er-Jahre wurde sie Opfer antiromantischer, auch „klassizistischer“ Tendenzen – für Freunde neuer Strömungen galt Mahlers Musik bereits als „altmodisch“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 wurde zunächst im Reich selbst, dann in allen von ihm besetzten und annektierten Gebieten die Aufführung der Werke des jüdischen Komponisten verboten. Mahler hatte kein Glück Nachkriegsjahre: „Es ist genau diese Eigenschaft“, schrieb Theodor Adorno, „mit der die Universalität der Musik assoziiert wurde, das transzendente Moment in ihr ... die Qualität, die beispielsweise Mahlers gesamtes Werk bis ins Detail durchdringt Ausdrucksmittel - all dies gerät in den Verdacht des Größenwahns, als überhöhte Selbsteinschätzung des Subjekts. Wer der Unendlichkeit nicht abschwört, scheint den für den Paranoiker charakteristischen Willen zur Herrschaft zu manifestieren …“

Gleichzeitig war Mahler zu keiner Zeit ein vergessener Komponist: Bewunderer-Dirigenten - Bruno Walter, Otto Klemperer, Oskar Fried, Karl Schuricht und viele andere - nahmen seine Werke ständig in ihre Konzertprogramme auf und überwanden den Widerstand von Konzertorganisationen und konservative Kritik; Willem Mengelberg in Amsterdam veranstaltete 1920 sogar ein Festival, das seinem Werk gewidmet war. Während des Zweiten Weltkriegs aus Europa vertrieben, fand Mahlers Musik Zuflucht in den Vereinigten Staaten, wohin viele deutsche und österreichische Dirigenten emigrierten; nach Kriegsende kehrte sie zusammen mit den Emigranten nach Europa zurück. Anfang der 1950er Jahre gab es bereits anderthalb Dutzend Monographien, die dem Werk des Komponisten gewidmet waren; Dutzende Aufnahmen seiner Kompositionen wurden gezählt: Zu den langjährigen Bewunderern gesellten sich bereits die Dirigenten der nächsten Generation. Schließlich wurde 1955 in Wien die International Society of Gustav Mahler gegründet, um sein Werk zu studieren und zu fördern, und in den nächsten Jahren wurden eine Reihe ähnlicher nationaler und regionaler Gesellschaften gegründet.

Der 100. Geburtstag von Mahler im Jahr 1960 wurde noch eher bescheiden gefeiert, doch Forscher glauben, dass in diesem Jahr der Wendepunkt kam: Theodor Adorno zwang viele, einen neuen Blick auf das Werk des Komponisten zu werfen, als er in Abkehr von der traditionellen Definition „ Spätromantik“, ordnete es der Ära der musikalischen „Moderne“ zu, bewies Mahlers Nähe – trotz der äußerlichen Verschiedenheit – zum sogenannten „ neue Musik“, viele seiner Vertreter betrachteten ihn jahrzehntelang als ihren Gegner. Jedenfalls konnte nur sieben Jahre später einer der eifrigsten Förderer von Mahlers Werk, Leonard Bernstein, zufrieden feststellen: „Seine Zeit ist gekommen.“

Dmitri Schostakowitsch schrieb Ende der 60er Jahre: „Es ist eine Freude, in einer Zeit zu leben, in der die Musik des großen Gustav Mahler allgemeine Anerkennung findet.“ Doch in den 70er Jahren hörte die Freude der langjährigen Bewunderer des Komponisten auf: Mahlers Popularität sprengte alle nur denkbaren Grenzen, seine Musik erfüllte Konzerthallen, Schallplatten strömten wie aus einem Füllhorn herein - die Qualität der Interpretationen trat in den Hintergrund; T-Shirts mit der Aufschrift „I love Mahler“ gingen in den USA weg wie warme Semmeln. Zu seiner Musik wurden Ballette aufgeführt; im Sog wachsender Popularität wurden Versuche unternommen, die unvollendete Zehnte Symphonie zu rekonstruieren, was besonders die alten Maler empörte.

Das Kino leistete seinen Beitrag zur Popularisierung weniger der Kreativität als vielmehr der Persönlichkeit des Komponisten – die Filme „Mahler“ von Ken Russell und „Tod in Venedig“ von Luchino Visconti, durchdrungen von seiner Musik und mit gemischten Reaktionen in der Fachwelt . Thomas Mann schrieb einst, dass die Idee seiner berühmten Kurzgeschichte stark vom Tod Mahlers geprägt war: „... Dieser von seiner eigenen Energie brennende Mann hat einen starken Eindruck auf mich gemacht. […] Später mischten sich diese Schocks mit den Eindrücken und Ideen, aus denen die Kurzgeschichte entstand, und ich gab meinem orgiastisch verstorbenen Helden nicht nur den Namen eines großen Musikers, sondern lieh mir auch Mahlers Maske, um sein Aussehen zu beschreiben . Mit Visconti wurde der Schriftsteller Aschenbach zum Komponisten, eine vom Autor nicht beabsichtigte Figur tauchte auf, der Musiker Alfried – damit Aschenbach einen Gesprächspartner über Musik und Schönheit hatte, und aus Manns ganz autobiografischer Kurzgeschichte ein Film über Mahler.

Mahlers Musik hat den Test der Popularität bestanden; aber die Gründe für den unerwarteten und in seiner Art beispiellosen Erfolg des Komponisten sind Gegenstand spezieller Studien geworden.

"Geheimnis des Erfolgs". Beeinflussen

…Was fasziniert an seiner Musik? Zuallererst - tiefe Menschlichkeit. Mahler verstand die hohe ethische Bedeutung der Musik. Er drang in die innersten Winkel des menschlichen Bewusstseins vor… […] Vieles lässt sich über Mahler sagen, den großen Meister des Orchesters, von dessen Partituren viele und viele Generationen lernen werden.

- Dmitri Schostakowitsch

Die Forschung hat vor allem ein ungewöhnlich breites Wahrnehmungsspektrum aufgedeckt. Der berühmte Wiener Kritiker Eduard Hanslik schrieb einst über Wagner: „Wer ihm nachfolgt, wird sich das Genick brechen, und das Publikum wird diesem Unglück gleichgültig gegenüberstehen.“ Der amerikanische Kritiker Alex Ross glaubt (oder glaubte im Jahr 2000), dass genau dasselbe für Mahler gilt, da seine Symphonien, wie Wagners Opern, nur Superlative kennen und sie, schrieb Hanslick, das Ende und nicht den Anfang sind. Aber so wie Opernkomponisten, die Wagner bewunderten, ihrem Idol nicht in seinen „Superlativen“ folgten, folgte niemand Mahler so wörtlich. Seinen frühesten Verehrern, den Komponisten der Neuen Wiener Schule, schien Mahler (zusammen mit Bruckner) die Gattung der „großen“ Symphonie erschöpft zu haben, in ihrem Kreis wurde die Kammersymphonie geboren – und auch unter deren Einfluss von Mahler: Die Kammersymphonie wurde in den Tiefen seiner großformatigen Werke geboren, als und Expressionismus. Dmitri Schostakowitsch bewies mit all seinem Schaffen, wie nach ihm bewiesen wurde, dass Mahler nur die romantische Sinfonie erschöpfte, sein Einfluss aber weit über die Grenzen der Romantik hinausgehen kann.

Schostakowitschs Werk, schrieb Danuzer, setze die Mahlersche Tradition „unmittelbar und kontinuierlich“ fort; Mahlers Einfluss ist am deutlichsten in seinen grotesken, oft finsteren Scherzos und in der Vierten Sinfonie „Malerian“. Aber Schostakowitsch übernahm - wie Arthur Honegger und Benjamin Britten - von seinem österreichischen Vorgänger die dramatische Symphonik großen Stils; In seiner Dreizehnten und Vierzehnten Symphonie (sowie in den Werken einer Reihe anderer Komponisten) fand eine weitere Neuerung Mahlers ihre Fortsetzung – „Symphonie in Liedern“.

Wenn sich zu Lebzeiten des Komponisten Gegner und Anhänger über seine Musik stritten, so entbrannte in den letzten Jahrzehnten die nicht weniger heftige Diskussion unter zahlreichen Freunden. Für Hans Werner Henze war Mahler wie für Schostakowitsch vor allem Realist; wofür er am häufigsten von zeitgenössischen Kritikern angegriffen wurde - "das Unvereinbare zu kombinieren", die ständige Nachbarschaft von "hoch" und "tief" in seiner Musik - für Henze ist nichts anderes als eine ehrliche Reflexion der umgebenden Realität. Die Herausforderung, die Mahlers „kritische“ und „selbstkritische“ Musik an seine Zeitgenossen stelle, liege, so Henze, „in ihrer Liebe zur Wahrheit und dem von dieser Liebe bedingten Unwillen zur Verschönerung“. Die gleiche Idee wurde von Leonard Bernstein anders ausgedrückt: "Erst nach fünfzig, sechzig, siebzig Jahren Weltzerstörung ... können wir endlich Mahlers Musik hören und verstehen, dass sie dies alles vorhergesagt hat."

Mahler ist seit langem ein Freund der Avantgardisten, die glauben, dass man nur „durch den Geist der Neuen Musik“ den wahren Mahler entdecken kann. Die Lautstärke, die Aufspaltung direkter und indirekter Bedeutungen durch Ironie, die Enttabuisierung von banalem alltäglichem Klangmaterial, musikalische Zitate und Anspielungen – all diese Merkmale von Mahlers Stil, argumentierte Peter Ruzicka, fanden gerade in der Neuen Musik ihre wahre Bedeutung. György Ligeti nannte ihn seinen Vorgänger auf dem Gebiet der räumlichen Komposition. Wie dem auch sei, das gestiegene Interesse an Mahler ebnete den Weg für avantgardistische Werke und Konzertsäle.

Für sie ist Mahler ein Komponist, der in die Zukunft blickt, nostalgische Postmodernisten hören Nostalgie in seinen Kompositionen – sowohl in seinen Zitaten als auch in Pastiches der Musik der Klassik in der Vierten, Fünften und Siebten Symphonie. „Die Romantik Mahlers“, schrieb Adorno einst, „verleugnet sich durch Enttäuschung, Trauer, lange Erinnerung.“ Aber wenn für Mahler das „goldene Zeitalter“ die Zeit von Haydn, Mozart und dem frühen Beethoven ist, dann schien die vormoderne Vergangenheit in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits ein „goldenes Zeitalter“ zu sein.

In puncto Universalität, der Fähigkeit, die unterschiedlichsten Bedürfnisse zu befriedigen und fast gegensätzliche Geschmäcker zu bedienen, steht Mahler laut G. Danuser nur noch hinter J. S. Bach, W. A. ​​​​Mozart und L. van Beethoven. Der derzeit „konservative“ Teil des Hörerpublikums hat seine eigenen Gründe, Mahler zu lieben. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg, so bemerkte T. Adorno, beklagte sich die Öffentlichkeit über den Mangel an Melodie bei modernen Komponisten: „Mahler, der zäher als andere Komponisten an der traditionellen Vorstellung von Melodie festhielt, gerade dadurch , machte sich Feinde. Man warf ihm sowohl die Banalität seiner Erfindungen als auch die Heftigkeit seiner langen melodischen Kurven vor…“. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen Anhänger vieler musikalischer Richtungen in dieser Frage immer weiter auseinander mit Zuhörern, die größtenteils immer noch "melodische" Klassiker und Romantiker bevorzugten - Mahlers Musik, schrieb L. Bernstein, "in ihrer Vorhersage ... . bewässerte unsere Welt mit einem Regen von Schönheit, der seitdem seinesgleichen sucht.