L n dicker Löwe. Sehen Sie in anderen Wörterbüchern nach, was „Tolstoi, Lev Nikolaevich“ ist

Der Name des Schriftstellers und Pädagogen Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi ist jedem Russen bekannt. Zu seinen Lebzeiten wurden 78 Kunstwerke gedruckt, 96 weitere wurden in den Archiven aufbewahrt. Und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erschien eine vollständige Werksammlung von 90 Bänden, die neben Romanen, Erzählungen, Erzählungen, Essays usw. zahlreiche Briefe und Tagebuchaufzeichnungen dieses großen Mannes enthielt, der zeichnete sich durch großes Talent und herausragende persönliche Qualitäten aus. In diesem Artikel erinnern wir uns an die interessantesten Fakten aus dem Leben von Leo Tolstoi.

Haus zum Verkauf in Jasnaja Poljana

In seiner Jugend war der Graf bekannt Spieler und mochte, leider nicht sehr erfolgreich, Karten spielen. Zufällig wurde ein Teil des Hauses in Yasnaya Polyana, in dem der Schriftsteller seine Kindheit verbrachte, für Schulden verschenkt. Anschließend pflanzte Tolstoi Bäume an einem leeren Ort. Ilya Lvovich, sein Sohn, erinnerte sich, wie er seinen Vater einmal gebeten hatte, ihm das Zimmer in seinem Geburtshaus zu zeigen. Und Lev Nikolaevich zeigte auf die Spitze einer der Lärchen und fügte hinzu: "Dort." Und er beschrieb das Ledersofa, auf dem dies geschah, im Roman Krieg und Frieden. Dies sind interessante Fakten aus dem Leben von Leo Tolstoi, die mit dem Familienbesitz zusammenhängen.

Was das Haus selbst betrifft, sind zwei seiner zweistöckigen Nebengebäude erhalten geblieben und im Laufe der Zeit gewachsen. Nach der Heirat und der Geburt von Kindern wuchs die Familie Tolstoi, und parallel dazu wurden neue Räumlichkeiten hinzugefügt.

In der Familie Tolstoi wurden dreizehn Kinder geboren, von denen fünf im Säuglingsalter starben. Der Graf hat sich nie Zeit für sie genommen und vor der Krise der 80er Jahre gerne Streiche gespielt. Wenn zum Beispiel Gelee beim Abendessen serviert wurde, bemerkte der Vater, dass es gut für sie war, die Schachteln zusammenzukleben. Kinder brachten sofort Tischpapier herein, und der Prozess der Kreativität begann.

Ein anderes Beispiel. Jemand in der Familie wurde traurig oder brach sogar in Tränen aus. Der Graf, der dies bemerkte, organisierte sofort die numidische Kavallerie. Er sprang von seinem Platz auf, hob die Hand und rannte um den Tisch herum, und die Kinder eilten ihm nach.

Tolstoi Leo Nikolajewitsch zeichnete sich immer durch seine Liebe zur Literatur aus. Er veranstaltete regelmäßig Abendlesungen in seinem Haus. Irgendwie habe ich ein Jules-Verne-Buch ohne Bilder zur Hand genommen. Dann begann er, es selbst zu illustrieren. Und obwohl sich herausstellte, dass er kein sehr guter Künstler war, war die Familie von dem, was sie sahen, begeistert.

Die Kinder erinnerten sich auch an die humorvollen Gedichte von Leo Tolstoi. Er hat sie falsch gelesen Deutsch mit dem gleichen Zweck: inländisch. Übrigens wissen nur wenige, dass es im kreativen Erbe des Schriftstellers mehrere gibt Poesie. Zum Beispiel "Narr", "Wolga-Held". Sie wurden hauptsächlich für Kinder geschrieben und gingen in das bekannte "ABC" ein.

Selbstmordgedanken

Die Werke von Leo Tolstoi wurden für den Schriftsteller zu einer Möglichkeit, menschliche Charaktere in ihrer Entwicklung zu studieren. Der Psychologismus im Bild forderte vom Autor oft große geistige Anspannung. Während der Arbeit an „Anna Karenina“ hätte die Autorin beinahe Ärger bekommen. Er war in einem so schwierigen Geisteszustand, dass er Angst hatte, das Schicksal seines Helden Levin zu wiederholen und Selbstmord zu begehen. Später, in seinem Geständnis, bemerkte Leo Nikolajewitsch Tolstoi, dass der Gedanke daran so hartnäckig war, dass er sogar die Schnur aus dem Raum nahm, in dem er sich allein umzog, und sich weigerte, mit einer Waffe zu jagen.

Enttäuschung in der Kirche

Nikolaevich ist gut studiert und enthält viele Geschichten darüber, wie er aus der Kirche exkommuniziert wurde. Inzwischen hielt sich der Schriftsteller immer für einen Gläubigen, und ab dem Jahr 77 hielt er mehrere Jahre lang streng alle Fasten und besuchte jeden Gottesdienst. Nach dem Besuch von Optina Pustyn im Jahr 1981 änderte sich jedoch alles. Lev Nikolaevich ging mit seinem Diener und Schullehrer dorthin. Sie gingen, wie es sich gehört, mit Tornister, in Bastschuhen. Als sie schließlich im Kloster ankamen, entdeckten sie schrecklichen Schmutz und strenge Disziplin.

Die Pilger, die kamen, wurden auf einer gemeinsamen Basis angesiedelt, was den Diener empörte, der den Besitzer immer wie einen Herrn behandelte. Er wandte sich an einen der Mönche und sagte, der alte Mann sei Leo Tolstoi. Die Arbeit des Schriftstellers war bekannt, und er wurde sofort dorthin versetzt beste Nummer Hotels. Nach der Rückkehr von der Einsiedelei Optina drückte der Graf seine Unzufriedenheit mit dieser Unterwürfigkeit aus und änderte seitdem seine Haltung gegenüber Kirchenversammlungen und ihren Mitarbeitern. Alles endete damit, dass er in einem der Posten ein Schnitzel zum Mittagessen nahm.

Übrigens wurde der Schriftsteller in den letzten Jahren seines Lebens Vegetarier und verzichtete vollständig auf Fleisch. Aber gleichzeitig aß er jeden Tag Rührei in verschiedenen Formen.

Körperliche Arbeit

In den frühen 80er Jahren - darüber berichtet die Biografie von Leo Tolstoi Nikolajewitsch - kam der Schriftsteller schließlich zu dem Schluss, dass ein müßiges Leben und Luxus einen Menschen nicht malen. Lange quälte ihn die Frage, was er tun sollte: seinen ganzen Besitz verkaufen und seine geliebte Frau und die an harte Arbeit ungewohnten Kinder ohne Geld zurücklassen? Oder das gesamte Vermögen an Sofya Andreevna überweisen? Später würde Tolstoi alles zwischen Familienmitgliedern aufteilen. In dieser für ihn schwierigen Zeit - die Familie war bereits nach Moskau gezogen - ging Lev Nikolayevich gerne in die Sperlingsberge, wo er den Bauern beim Brennholzschneiden half. Dann erlernte er das Schuhmacherhandwerk und entwarf sogar Stiefel und Sommerschuhe aus Segeltuch und Leder, in denen er den ganzen Sommer lief. Und jedes Jahr half er Bauernfamilien, in denen niemand pflügen, säen und Brot ernten konnte. Nicht jeder billigte ein solches Leben von Lev Nikolayevich. Tolstoi wurde nicht einmal in seiner eigenen Familie verstanden. Aber er blieb hartnäckig. Und eines Sommers löste sich ganz Yasnaya Polyana in Artels auf und ging zum Mähen hinaus. Unter den Arbeitern war sogar Sofya Andreevna, die mit einem Rechen das Gras harkte.

Hilfe für die Hungernden

Wenn man interessante Fakten aus dem Leben von Leo Tolstoi feststellt, kann man sich auch an die Ereignisse von 1898 erinnern. In Mzensk und Chernen uyezds brach erneut eine Hungersnot aus. Der Schriftsteller, gekleidet in ein altes Gefolge und Requisiten, mit einem Tornister über den Schultern, bereiste zusammen mit seinem Sohn, der sich freiwillig zur Hilfe gemeldet hatte, persönlich alle Dörfer und fand heraus, wo die Situation wirklich miserabel war. In einer Woche wurden Listen erstellt und in jedem Landkreis etwa zwölf Kantinen eingerichtet, in denen vor allem Kinder, Alte und Kranke verpflegt wurden. Produkte wurden aus Yasnaya Polyana gebracht, zwei warme Mahlzeiten am Tag wurden zubereitet. Tolstojs Initiative löste bei den Behörden, die eine ständige Kontrolle über ihn einrichteten, und bei den örtlichen Landbesitzern eine negative Reaktion aus. Letztere meinten, dass solche Handlungen des Grafen dazu führen könnten, dass sie bald selbst das Feld pflügen und die Kühe melken müssten.

Eines Tages kam der Offizier in einen der Speisesäle und begann ein Gespräch mit dem Grafen. Er beschwerte sich, dass er, obwohl er die Tat des Schriftstellers billige, ein gezwungener Mann sei und daher nicht wisse, was er tun solle - es ging um die Erlaubnis des Gouverneurs für solche Aktivitäten. Die Antwort des Schriftstellers fiel einfach aus: "Diene nicht dort, wo sie gezwungen sind, gegen ihr Gewissen zu handeln." Und so war das ganze Leben von Leo Tolstoi.

Ernsthafte Krankheit

1901 erkrankte der Schriftsteller an schwerem Fieber und ging auf Anraten von Ärzten auf die Krim. Dort bekam er statt einer Heilung eine weitere Entzündung und es gab praktisch keine Hoffnung, dass er überleben würde. Lev Nikolaevich Tolstoy, dessen Werk viele Werke enthält, die den Tod beschreiben, bereitete sich mental darauf vor. Er hatte überhaupt keine Angst, sich von seinem Leben zu trennen. Der Schriftsteller verabschiedete sich sogar von geliebten Menschen. Und obwohl er nur flüstern konnte, gab er jedem seiner Kinder wertvolle Ratschläge für die Zukunft, wie sich neun Jahre vor seinem Tod herausstellte. Dies war sehr hilfreich, da neun Jahre später keines der Familienmitglieder – und sie versammelten sich fast alle auf der Station Astapovo – den Patienten nicht sehen durfte.

Beerdigung des Schriftstellers

Bereits in den 90er Jahren sprach Lev Nikolaevich in seinem Tagebuch darüber, wie er seine Beerdigung sehen möchte. Zehn Jahre später erzählt er in „Memoirs“ die Geschichte des berühmten „grünen Stocks“, der in einer Schlucht neben Eichen vergraben ist. Und schon 1908 diktierte er dem Stenographen einen Wunsch: ihn in einem Holzsarg dort zu bestatten, wo die Brüder in ihrer Kindheit nach einer Quelle ewiger Güte suchten.

Tolstoi Lev Nikolaevich wurde nach seinem Willen im Park von Yasnaya Polyana begraben. An der Beerdigung nahmen mehrere tausend Menschen teil, darunter nicht nur Freunde, Bewunderer der Kreativität, Schriftsteller, sondern auch lokale Bauern, die er sein ganzes Leben lang mit Sorgfalt und Verständnis behandelte.

Die Geschichte des Testaments

Interessante Fakten aus dem Leben von Leo Tolstoi beziehen sich auch auf sein Testament bezüglich seines schöpferischen Erbes. Der Schriftsteller hat sechs Testamente gemacht: 1895 (Tagebucheinträge), 1904 (Brief an Chertkov), 1908 (Diktat an Gusev), zweimal 1909 und 1010. Laut einem von ihnen kamen alle seine Aufnahmen und Werke öffentlich zum Einsatz. Anderen zufolge wurde das Recht auf sie auf Chertkov übertragen. Letztendlich vermachte Leo Nikolajewitsch Tolstoi seine Kreativität und alle seine Notizen seiner Tochter Alexandra, die ab dem sechzehnten Lebensjahr die Assistentin ihres Vaters wurde.

Nummer 28

Nach Angaben seiner Angehörigen hat der Schriftsteller Vorurteile stets ironisch behandelt. Aber er hielt die Zahl achtundzwanzig für etwas Besonderes und liebte sie. Was war es - ein Zufall oder ein Schicksalsfelsen? Es ist nicht bekannt, aber viele der wichtigsten Ereignisse im Leben und die ersten Werke von Leo Tolstoi sind mit ihr verbunden. Hier ist ihre Liste:

• 28. August 1828 - das Geburtsdatum des Schriftstellers selbst.
• Am 28. Mai 1856 erteilte die Zensur die Erlaubnis zur Veröffentlichung des ersten Buches mit Erzählungen, Kindheit und Jugend.
• Am 28. Juni wurde der Erstgeborene Sergey geboren.
• Am 28. Februar fand die Hochzeit des Sohnes von Ilya statt.
• Am 28. Oktober verließ der Schriftsteller Yasnaya Polyana für immer.

"Der große Schriftsteller des russischen Landes", Leo Nikolajewitsch Tolstoi, wurde am 28. August (9. September) 1828 im Dorf Jasnaja Poljana in der Provinz Tula geboren. Sein Vater, ein Husaren-Oberstleutnant, und seine Mutter, geborene Prinzessin Wolkonskaja, werden teils in Kindheit und Jugend, teils in Krieg und Frieden beschrieben. Der Junge war eineinhalb Jahre alt, als seine Mutter starb, und neun Jahre alt, als sein Vater starb; Als Waise blieb er in der Obhut seiner Tante Gräfin Osten-Saken; Die Erziehung des Jungen wurde einem entfernten Verwandten, T. A. Ergolskaya, anvertraut. Tolstoi erinnerte sich später rührend an diese freundliche und sanftmütige Frau, die sich wohltuend auf die ihr anvertrauten Kinder auswirkte. Der 24-Jährige schrieb ihr aus dem Kaukasus: „Die Tränen, die ich vergoss, wenn ich an dich und deine Liebe zu uns denke, sind so freudig, dass ich sie ohne falsche Scham fließen lasse.“

Nachdem Tolstoi eine Hauserziehung erhalten hatte, die damals für die Kinder von Gutsbesitzern üblich war, trat er 1844 in die Kasaner Universität an der Fakultät für orientalische Sprachen ein; ein Jahr später geht er auf die juristische Fakultät. Tolstoi ist ein frühreifer junger Mann, der zu Selbstbeobachtung und einer kritischen Haltung gegenüber allem um ihn herum neigt, und bleibt mit der Zusammensetzung der Professoren und der Universitätslehre äußerst unzufrieden. Zunächst machte er sich recht fleißig an die Arbeit, begann einen Aufsatz zu schreiben, in dem er eine Parallele zwischen der „Instruktion“ von Katharina der Großen II. und den Werken von Montesquieu zog; aber bald wurden diese Studien aufgegeben, und für eine Weile nahmen die Interessen des weltlichen Lebens Besitz von Tolstoi: die glänzende Außenseite der weltlichen Welt und ihre ewigen Feste, Picknicks, Bälle, Empfänge fesselten den beeindruckenden jungen Mann; er gab sich den Interessen dieser Welt mit der ganzen Leidenschaft seines Wesens hin. Und wie in allem in seinem Leben blieb er auch hier bis zuletzt konsequent und leugnete damals alles, was nicht in den Interessenkreis eines säkularen Menschen gehörte.

Aber wie in "Childhood, Adolescence and Youth" gezeigt wird, das viel autobiografisches Material enthält, zeigte Tolstoi schon in seiner Kindheit Anzeichen einer Selbstvertiefung, einer Art hartnäckiger moralischer und mentaler Suche; der Junge wurde für immer von den Fragen seiner noch vagen inneren Welt verfolgt. Nach dem künstlerischen Material zu urteilen, das der Schriftsteller uns hinterlassen hat, kann man sagen, dass er eine unbeschwerte Kindheit mit ihrer unbewussten Freude fast nicht kannte. Selbstliebend, immer alles seinem Spiegelbild unterordnend, verbrachte er, wie die meisten großen Menschen, eine schmerzhafte Kindheit, deprimiert von verschiedenen Fragen des äußeren und inneren Lebens, die zu lösen seine kindlichen Kräfte überstiegen.

Es war diese Eigentümlichkeit der Natur des jungen Tolstoi, die ihn nach einer gewissen Zeit, die er mit weltlichen Vergnügungen verbracht hatte, übermannte. Unter dem Einfluss seiner eigenen Überlegungen und Lektüre beschloss Tolstoi, sein Leben dramatisch zu ändern. Was er entschied, wurde sofort ausgeführt. Überzeugt von der Leere des säkularen Lebens, enttäuscht vom Universitätsstudium, kehrt Tolstoi zu seinen konstanten Lebensidealen zurück. In „Kindheit“ und „Adoleszenz“ lesen wir mehr als einmal, wie der Junge, der Held der Geschichte, Programme für ein zukünftiges sauberes und vernünftiges Leben entwirft, das einigen vagen Gewissensanforderungen entspricht. Als würde immer eine unbekannte Stimme in seiner Seele erschallen, die Stimme moralischer Gebote, und ihn zwingen, ihm zu folgen. Das gleiche war in Kasan. Tolstoi gibt weltliche Unterhaltung auf, hört auf, die Universität zu besuchen, lässt sich von Rousseau hinreißen und verbringt Tage und Nächte mit den Büchern dieses Schriftstellers, der großen Einfluss auf ihn hatte.

In Büchern sucht Tolstoi nicht nach intellektuellen Freuden und nicht nach Wissen an sich, sondern nach praktischen Antworten auf Fragen, Wie Leben und Wie zu leben, das heißt, in was den Sinn zu sehen und wahrer Inhalt Leben. Unter dem Einfluss dieser Überlegungen und der Lektüre von Rousseaus Büchern schrieb Tolstoi den Aufsatz „Über den Zweck der Philosophie“, in dem er die Philosophie als „Wissenschaft vom Leben“ definiert, das heißt als eine, die Ziele und Wege des Lebens klärt Leben eines Menschen. Schon damals stellten Rousseaus Bücher den jungen Tolstoi vor ein Problem, das seinen geistigen Blick unwiderstehlich auf sich zog: die moralische Vollkommenheit. Tolstoi bestimmt durch erhöhte geistige Anspannung den Plan für sein zukünftiges Leben: Es sollte in der Umsetzung des Guten und in der aktiven Hilfe für die Menschen stattfinden. Zu diesem Schluss gekommen, verließ Tolstoi die Universität und ging nach Yasnaya Polyana, um sich um das Leben der Bauern zu kümmern und ihre Situation zu verbessern. Hier erwarteten ihn viele Misserfolge und Enttäuschungen, beschrieben in der Geschichte „Morgen des Gutsbesitzers“: Es war unmöglich, eine so große Aufgabe auf einmal mit Hilfe einer Person zu lösen, zumal viele unmerkliche Kleinigkeiten und Störungen die Arbeit erschwerten .

Leo Tolstoi in seiner Jugend. Foto 1848

1851 reiste Tolstoi in den Kaukasus; hier erwartet ihn eine Fülle von Eindrücken, stark und frisch, die die heroische Natur des 23-jährigen Tolstoi begehrte. Jagd auf Wildschweine, Elche, Vögel, grandiose Bilder der kaukasischen Natur und schließlich Scharmützel und Kämpfe mit Bergsteigern (Tolstoi trat als Kadett in die Artillerie ein) - all dies hinterließ einen großen Eindruck auf den zukünftigen Schriftsteller. In Kämpfen war er kaltblütig und mutig, er war immer an den gefährlichsten Orten und wurde immer wieder für eine Belohnung präsentiert. Die damalige Lebensweise führte Tolstoi spartanisch, gesund und einfach; Gelassenheit und Mut verließen ihn auch in den gefährlichsten Momenten nicht, wie zum Beispiel in dem Fall, als er bei der Jagd auf einen Bären das Tier verfehlte und von ihm zerquetscht wurde, eine Minute später von anderen Jägern gerettet wurde und auf wundersame Weise mit zwei entkam ungefährliche Wunden. Aber er führte ein Leben nicht nur des Kämpfens und Jagens, er hatte auch Stunden für literarische Arbeiten, von denen noch wenige wussten. Ende 1851 erzählt er Ergolskaja, dass er einen Roman schreibt, ohne zu wissen, ob er jemals veröffentlicht wird, aber die Arbeit daran bereitet ihm große Freude. Charakteristisch für den jungen Tolstoi ist der Mangel an Ehrgeiz und Ausdauer bei gemächlicher und fleißiger Arbeit. „Ich habe die Arbeit, die ich vor langer Zeit begonnen habe, dreimal wiederholt“, schreibt er an Ergolskaja, „und ich erwarte, sie noch einmal zu wiederholen, um zufrieden zu sein; Ich schreibe nicht aus Eitelkeit, sondern aus Neigung, es ist angenehm und nützlich für mich zu arbeiten, und ich arbeite.

Das Manuskript, an dem Tolstoi damals arbeitete, war die Geschichte „Kindheit“; Unter all den Eindrücken des Kaukasus liebte es der junge Schriftsteller, Kindheitserinnerungen mit Traurigkeit und Liebe wieder aufleben zu lassen und jedes Merkmal eines vergangenen Lebens wiederzubeleben. Das Leben im Kaukasus hat seine beeinflussbare und kindlich zarte Seele nicht aufgeraut. 1852 wurde Tolstois erste Geschichte in Nekrasovs Zeitschrift Sovremennik mit einer bescheidenen Signatur L.N. veröffentlicht; nur wenige enge Leute kannten den Autor dieser Geschichte, die in der kritischen Literatur erwähnt wird. Hinter „Childhood“ erschienen „Boyhood“ und eine Reihe von Geschichten aus dem kaukasischen Militärleben: „Raid“, „Fällung des Waldes“ und die große Geschichte „Cossacks“, die in ihren künstlerischen Vorzügen herausragt und die Züge einer neuen Weltanschauung widerspiegelt . In dieser Erzählung betonte Tolstoi zum ersten Mal die negative Einstellung zum städtischen Kulturleben und die Vorherrschaft eines einfachen und gesunden Lebens darüber im frischen Schoß der Natur, in der Nähe der einfachen und reinen spirituellen Volksmassen.

Tolstois militärisches Wanderleben setzte sich während des damaligen Ausbruchs des Krimkrieges fort. Er nahm an der erfolglosen Belagerung von Silistria an der Donau teil und beobachtete mit Neugier das Leben von südliche Völker. 1854 zum Offizier befördert, kam Tolstoi in Sewastopol an, wo er die Belagerung bis zur Kapitulation der Stadt 1855 überlebte. Hier versuchte Tolstoi, eine Zeitschrift für die Soldaten zu gründen, bekam aber keine Erlaubnis. Wie immer mutig, wer hier an den gefährlichsten Orten war, reproduzierte Tolstoi die reichhaltigen Beobachtungen dieser Belagerung in drei Geschichten „Sewastopol im Dezember, im Mai und im August“. Diese Geschichten erschienen auch in Sovremennik und erregten allgemeine Aufmerksamkeit.

Nach dem Fall von Sewastopol zog sich Tolstoi zurück, zog nach St. Petersburg und widmete sich hauptsächlich literarischen Interessen; er nähert sich dem Kreis der damaligen Schriftsteller - Turgenev, Goncharov, Ostrovsky, Nekrasov, Druschinin Sie ist mit Fet befreundet. Aber seine neuen Ansichten über das Leben, über die Kultur, über die Ziele und Ziele des persönlichen Lebens eines Menschen, die Tolstoi während seines einsamen Lebens in der kaukasischen Wildnis weitgehend bestimmt hatte, waren den allgemeinen Ansichten der Schriftsteller fremd und entfremdeten Tolstoi von ihnen : Er blieb im Allgemeinen verschlossen und einsam.

Nach mehreren Jahren eines selbstsüchtigen und einsamen Lebens, nachdem er mehrere bestimmte Punkte seiner eigenen Weltanschauung erreicht hatte, die durch große spirituelle Anstrengung geschaffen wurde, strebt Tolstoi nun mit einer Art geistiger Gier danach, das gesamte Erbe der spirituellen Kultur der Welt anzunehmen Westen. Nach dem Studium der Landwirtschaft und der Schule in Yasnaya Polyana bereist er das Ausland, besucht Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz, schaut sich das Leben und die Institutionen der westlichen Welt genau an, absorbiert viele Bücher über Philosophie, Soziologie, Geschichte, öffentliche Bildung usw Alles, was er sieht und hört, alles, was er liest, alles, was ihm in den Sinn kommt, wird zu Material für die innere Verarbeitung im Prozess der Erlangung der festen Grundlagen der Weltanschauung, nach denen Tolstois Denken unermüdlich sucht.

großes Ereignis für ihn Innenleben war der Tod seines Bruders Nicholas; Fragen nach Sinn und Zweck des Lebens, Fragen nach dem Tod nahmen mit noch größerer Wucht Besitz von seiner Seele und neigten ihn zeitweise zu äußerst pessimistischen Schlüssen. Doch bald packt ihn wieder der brennende Durst nach geistiger Arbeit und Aktivität. Beim Studium der Schulorganisation in westeuropäischen Ländern gelangt Tolstoi zu seiner eigenen pädagogischen Theorie, die er nach seiner Rückkehr nach Yasnaya Polyana umzusetzen versucht. Er gründete dort eine Schule für Bauernkinder und eine pädagogische Zeitschrift namens Yasnaya Polyana. Bildung als mächtiges Werkzeug für soziale Reformen scheint ihm das wichtigste Geschäft des Lebens zu sein. In Yasnaya Polyana wollte er etwas im Miniaturformat machen, das dann auf der ganzen Welt Fuß fassen könnte. Im Mittelpunkt von Tolstois Theorie stand derselbe Gesichtspunkt der Notwendigkeit der persönlichen Verbesserung eines Menschen, nicht durch gewaltsame Einimpfung von Ansichten und Überzeugungen, sondern in Übereinstimmung mit den grundlegenden Eigenschaften seiner Natur.

Nachdem Tolstoi S. A. Bers geheiratet und ein ruhiges Familienleben arrangiert hat, widmet er sich dem Studium der Philosophie, der antiken Klassiker und seiner eigenen literarische Werke ohne die Schule oder die Landwirtschaft zu vergessen. Der Zeitraum von den sechziger bis zu den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts zeichnet sich für Tolstoi durch eine außergewöhnliche künstlerische Produktivität aus: In diesen Jahren schrieb er die künstlerisch bedeutendsten und umfangsreichsten seiner Werke. Von 1864 bis 1869 beschäftigte er sich mit dem großen Historienepos „Krieg und Frieden“ (siehe Zusammenfassung und Analyse dieses Romans). Von 1873 bis 1876 arbeitete er an dem Roman Anna Karenina. In diesem Roman, in der Geschichte von Levins Innenleben, spiegelt sich bereits der Wendepunkt im spirituellen Leben von Tolstoi selbst wider. In ihm überwiegt schließlich jener Wunsch nach Verwirklichung der von ihm erkannten Ideen des Guten und Wahren in seinem persönlichen Leben, die sich in ihm seit seiner Jugend manifestiert haben. Religiöse und moralphilosophische Interessen haben Vorrang vor literarischen und künstlerischen Interessen. Er schilderte die Geschichte dieser spirituellen Wendung in Confession, geschrieben 1881.

Porträt von Leo Tolstoi. Künstler I. Repin, 1901

Von diesem Zeitpunkt an ordnete Tolstoi seine literarische Tätigkeit akzeptierten moralischen Vorstellungen unter, wurde Prediger und Moralist (siehe Tolstoi) und verleugnete seine gelebte künstlerische Tätigkeit. Seine geistige Produktivität ist nach wie vor enorm: Neben einer ganzen Reihe religionsphilosophischer und sozialer Abhandlungen schreibt er Dramen, Erzählungen und Romane. Seit Ende der achtziger Jahre sind Geschichten für die Menschen erschienen: „Was Menschen lebendig macht“, „Zwei alte Männer“, „Kerze“, „Du wirst das Feuer vermissen, du wirst es nicht löschen“; Romane: „Der Tod des Iwan Iljitsch“, „Kreutzer-Sonate“, „Meister und Arbeiter“, die Dramen „Die Macht der Finsternis“ und „Die Früchte der Aufklärung“ sowie der Roman „Auferstehung“.

Tolstois Ruhm wird in diesen Jahren weltweit, seine Werke werden in die Sprachen aller Länder übersetzt, sein Name genießt große Ehre und Respekt in der gesamten gebildeten Welt; im Westen werden spezielle Gesellschaften organisiert, die sich dem Studium der Werke des großen Schriftstellers widmen. Yasnaya Polyana, wo er lebte, wurde von Menschen aus allen Ländern besucht, getrieben von dem Wunsch, mit dem großen Schriftsteller zu sprechen. Bis zum Ende seines Lebens, einem unerwarteten Ende, das die ganze Welt traf, widmete sich Tolstoi, ein 80-jähriger Mann, unermüdlich geistigen Beschäftigungen und schuf neue philosophische und künstlerische Werke.

Mit dem Wunsch, sich vor seinem Lebensende zurückzuziehen und in voller Harmonie mit dem Geist seiner Lehre zu leben, was immer sein gehegter Wunsch war, verließ Tolstoi Jasnaja Poljana in den letzten Oktobertagen 1910, aber auf dem Weg in den Kaukasus wurde er krank und musste am Bahnhof Astapovo anhalten, wo er 11 Tage später starb - 7. November (20) 1910.

Leo Tolstoi ist einer der berühmtesten und größten Schriftsteller der Welt. Schon zu Lebzeiten galt er als Klassiker der russischen Literatur, sein Werk schlug die Brücke zwischen den Strömungen zweier Jahrhunderte.

Tolstoi zeigte sich nicht nur als Schriftsteller, er war Pädagoge und Humanist, er dachte über Religion nach und war direkt an der Verteidigung von Sewastopol beteiligt. Das Vermächtnis des Schriftstellers ist so groß und sein Leben selbst so zweideutig, dass sie ihn weiter studieren und versuchen, ihn zu verstehen.

Tolstoi selbst war eine komplexe Person, wie zumindest seine familiären Beziehungen belegen. So tauchen zahlreiche Mythen auf, sowohl über Tolstois persönliche Qualitäten, seine Handlungen als auch über Kreativität und die darin investierten Ideen. Viele Bücher wurden über den Schriftsteller geschrieben, aber wir werden versuchen, zumindest die populärsten Mythen über ihn zu entlarven.

Flug von Tolstoi. Eine bekannte Tatsache - 10 Tage vor seinem Tod rannte Tolstoi aus seinem Haus in Yasnaya Polyana davon. Es gibt mehrere Versionen, warum der Autor das getan hat. Sie begannen sofort zu sagen, dass der bereits ältere Mann versuchte, Selbstmord zu begehen. Die Kommunisten entwickelten die Theorie, dass Tolstoi auf diese Weise seinen Protest gegen das zaristische Regime zum Ausdruck brachte. Tatsächlich waren die Gründe für die Flucht des Schriftstellers aus seiner Heimat und geliebten Heimat ziemlich banal. Drei Monate zuvor schrieb er ein geheimes Testament, wonach er alle Urheberrechte an seinen Werken nicht an seine Frau Sofya Andreevna, sondern an seine Tochter Alexandra und seinen Freund Chertkov übertrug. Aber das Geheimnis wurde klar - die Frau erfuhr alles aus dem gestohlenen Tagebuch. Sofort brach ein Skandal aus, und Tolstois eigenes Leben wurde zur Hölle. Die Wutanfälle seiner Frau veranlassten den Schriftsteller, das zu tun, was er vor 25 Jahren geplant hatte – zu fliehen. In diesen schweren Tagen schrieb Tolstoi in sein Tagebuch, dass er dies nicht länger ertragen könne und seine Frau hasse. Sofya Andreevna selbst, die von der Flucht von Lev Nikolaevich erfahren hatte, wurde noch wütender - sie rannte, um sich im Teich zu ertränken, schlug sich mit dicken Gegenständen in die Brust, versuchte irgendwo wegzulaufen und drohte, Tolstoi nie wieder irgendwohin gehen zu lassen .

Tolstoi hatte eine sehr wütende Frau. Aus dem vorherigen Mythos wird vielen klar, dass nur seine böse und exzentrische Frau am Tod eines Genies schuld ist. Tatsächlich war Tolstois Familienleben so komplex, dass zahlreiche Studien noch heute versuchen, es herauszufinden. Und die Frau selbst fühlte sich in ihr unglücklich. Eines der Kapitel ihrer Autobiographie heißt „Der Märtyrer und der Märtyrer“. Im Allgemeinen war wenig über die Talente von Sofya Andreevna bekannt, sie stand vollständig im Schatten ihres mächtigen Mannes. Aber die jüngste Veröffentlichung ihrer Geschichten machte es möglich, die ganze Tiefe ihres Opfers zu verstehen. Und Natasha Rostova aus "War and Peace" kam direkt aus dem jugendlichen Manuskript seiner Frau zu Tolstoi. Darüber hinaus erhielt Sofya Andreevna eine hervorragende Ausbildung, sie beherrschte ein paar Fremdsprachen und übersetzte sogar selbst die komplexen Werke ihres Mannes. Die tatkräftige Frau hatte noch Zeit, den gesamten Haushalt, die Buchhaltung des Nachlasses sowie die gesamte ansehnliche Familie zu hüllen und zu fesseln. Trotz aller Schwierigkeiten verstand Tolstois Frau, dass sie mit einem Genie zusammenlebte. Nach seinem Tod bemerkte sie, dass sie fast ein halbes Jahrhundert ihres Zusammenlebens nicht verstehen konnte, was für eine Person er war.

Tolstoi wurde exkommuniziert und mit dem Anathema belegt. Tatsächlich wurde Tolstoi 1910 ohne Beerdigung beerdigt, was den Mythos der Exkommunikation aufkommen ließ. Aber in dem denkwürdigen Akt der Synode von 1901 fehlt das Wort „Exkommunikation“ grundsätzlich. Kirchenvertreter schrieben, der Schriftsteller habe sich mit seinen Ansichten und Irrlehren längst außerhalb der Kirche gestellt und werde von ihr nicht mehr als Mitglied wahrgenommen. Aber die Gesellschaft verstand das komplexe bürokratische Dokument mit einer blumigen Sprache auf ihre eigene Weise - jeder entschied, dass es die Kirche war, die Tolstoi verließ. Und diese Geschichte mit der Definition der Synode war eigentlich eine politische Ordnung. Also rächte sich der Oberstaatsanwalt Pobedonostsev an dem Schriftsteller für sein Bild einer Mensch-Maschine in Resurrection.

Leo Tolstoi gründete die Tolstoian-Bewegung. Der Schriftsteller selbst war sehr zurückhaltend und manchmal sogar angewidert gegenüber diesen zahlreichen Assoziationen seiner Anhänger und Bewunderer. Auch nach der Flucht aus Jasnaja Poljana stellte sich heraus, dass die Tolstoi-Gemeinde nicht der Ort war, an dem Tolstoi Zuflucht suchen wollte.

Tolstoi war ein Abstinenzler. Wie Sie wissen, lehnte der Schriftsteller im Erwachsenenalter Alkohol ab. Aber er verstand die Schaffung von Abstinenzgesellschaften im ganzen Land nicht. Warum versammeln sich Menschen, wenn sie nicht trinken wollen? Schließlich bedeuten große Unternehmen das Trinken.

Tolstoi hielt fanatisch an seinen eigenen Prinzipien fest. Ivan Bunin schrieb in seinem Buch über Tolstoi, dass das Genie selbst manchmal sehr kühl in Bezug auf die Bestimmungen seiner eigenen Lehre war. Eines Tages aß der Schriftsteller mit seiner Familie und seinem engen Familienfreund Vladimir Chertkov (er war auch der Hauptanhänger von Tolstois Ideen) auf der Terrasse. Es war ein heißer Sommer, überall flogen Mücken. Einer, der besonders nervig war, setzte sich auf Chertkovs kahlen Kopf, wo der Schriftsteller ihn mit der flachen Hand tötete. Alle lachten, und nur das beleidigte Opfer bemerkte, dass Lev Nikolaevich einem Lebewesen das Leben nahm und ihn beschämte.

Tolstoi war ein großer Frauenheld. Die sexuellen Abenteuer des Schriftstellers sind aus seinen eigenen Aufzeichnungen bekannt. Tolstoi sagte, dass er in seiner Jugend ein sehr schlechtes Leben geführt habe. Aber am meisten verwirren ihn zwei Ereignisse seit dieser Zeit. Das erste ist eine Verbindung mit einer Bäuerin schon vor der Eheschließung, das zweite ein Verbrechen mit der Zofe ihrer Tante. Tolstoi verführte ein unschuldiges Mädchen, das dann aus dem Hof ​​vertrieben wurde. Diese Bäuerin war Aksinya Bazykina. Tolstoi schrieb, dass er sie liebte wie nie zuvor in seinem Leben. Zwei Jahre vor seiner Heirat hatte der Schriftsteller einen Sohn, Timothy, der im Laufe der Jahre ein riesiger Mann wurde, wie sein Vater. Jeder in Jasnaja Poljana wusste von dem unehelichen Sohn des Meisters, dass er ein Trinker war, und von seiner Mutter. Sofya Andreevna schaute sich sogar die frühere Leidenschaft ihres Mannes an und fand nichts Interessantes an ihr. Und Tolstois intime Geschichten sind Teil seiner Jugendtagebücher. Er schrieb über die Wollust, die ihn quälte, über die Begierde der Frauen. Aber so etwas war damals für russische Adlige üblich. Und Reue für vergangene Bindungen hat sie nie gequält. Für Sofya Andreevna war der körperliche Aspekt der Liebe im Gegensatz zu ihrem Ehemann überhaupt nicht wichtig. Aber sie schaffte es, Tolstoi 13 Kinder zur Welt zu bringen und fünf zu verlieren. Lev Nikolaevich war ihr erster und einziger Mann. Und er war ihr in den 48 Jahren ihrer Ehe treu.

Tolstoi predigte Askese. Dieser Mythos entstand dank der These des Schriftstellers, dass ein Mensch ein wenig zum Leben braucht. Aber Tolstoi selbst war kein Asket – er begrüßte einfach das Augenmaß. Lev Nikolayevich selbst genoss das Leben in vollen Zügen, er sah einfach Freude und Licht in einfachen und zugänglichen Dingen.

Tolstoi war ein Gegner von Medizin und Wissenschaft. Der Schriftsteller war überhaupt kein Obskurantist. Er sprach im Gegenteil davon, dass es unmöglich ist, zum Pflug zurückzukehren, von der Unvermeidlichkeit des Fortschritts. Zu Hause hatte Tolstoi einen ihrer ersten Edison-Phonographen, elektrischer Bleistift. Und der Schriftsteller freute sich wie ein Kind über solche wissenschaftlichen Errungenschaften. Tolstoi war ein sehr zivilisierter Mensch, der erkannte, dass die Menschheit mit Hunderttausenden von Leben für den Fortschritt bezahlt. Und diese mit Gewalt und Blut verbundene Entwicklung akzeptierte der Schriftsteller grundsätzlich nicht. Tolstoi war nicht grausam gegenüber menschlichen Schwächen, er war empört darüber, dass die Laster von den Ärzten selbst gerechtfertigt wurden.

Tolstoi hasste Kunst. Tolstoi verstand Kunst, er benutzte einfach seine eigenen Kriterien, um sie zu bewerten. Und hatte er kein Recht dazu? Es ist schwer, dem Autor zu widersprechen, dass ein einfacher Mensch Beethovens Symphonien wahrscheinlich nicht verstehen wird. Für ungeschulte Zuhörer klingt ein Großteil der klassischen Musik wie Folter. Aber es gibt auch eine solche Kunst, die sowohl von einfachen Dorfbewohnern als auch von anspruchsvollen Feinschmeckern als ausgezeichnet empfunden wird.

Tolstoi war von Stolz getrieben. Sie sagen, dass es diese innere Qualität war, die sich in der Philosophie des Autors und sogar im täglichen Leben manifestierte. Aber lohnt es sich, die ununterbrochene Suche nach der Wahrheit als Stolz zu betrachten? Viele Menschen glauben, dass es viel einfacher ist, sich einer Lehre anzuschließen und ihr bereits zu dienen. Aber Tolstoi konnte sich nicht ändern. Und in Alltagsleben Der Schriftsteller war sehr aufmerksam - er unterrichtete seine Kinder in Mathematik, Astronomie und leitete Sportunterricht. Der kleine Tolstoi brachte die Kinder in die Provinz Samara, die sie besser kannten und sich in die Natur verliebten. Nur war das Genie in der zweiten Hälfte seines Lebens mit vielen Dingen beschäftigt. Das ist Kreativität, Philosophie, Arbeit mit Buchstaben. Tolstoi konnte sich also nicht wie bisher seiner Familie hingeben. Aber es war ein Konflikt zwischen Kreativität und Familie und keine Manifestation von Stolz.

Wegen Tolstoi gab es in Russland eine Revolution. Diese Erklärung erschien dank Lenins Artikel „Leo Tolstoi als Spiegel der russischen Revolution“. Tatsächlich ist eine Person, sei es Tolstoi oder Lenin, einfach nicht an der Revolution schuld. Es gab viele Gründe - das Verhalten der Intelligenz, der Kirche, des Königs und des Hofes, des Adels. Sie alle waren es, die den Bolschewiki das alte Russland gaben, einschließlich Tolstoi. Seine Meinung als Denker wurde angehört. Aber er verleugnete sowohl den Staat als auch die Armee. Er war zwar gegen die Revolution. Der Autor tat im Allgemeinen viel, um die Moral aufzuweichen, indem er die Menschen dazu drängte, freundlicher zu sein und christlichen Werten zu dienen.

Tolstoi war ein Ungläubiger, er leugnete den Glauben und lehrte dies andere.Äußerungen, dass Tolstoi Menschen vom Glauben abwende, irritierten und beleidigten ihn sehr. Im Gegenteil, er erklärte, dass die Hauptsache in seinen Werken das Verständnis sei, dass es kein Leben ohne Glauben an Gott gibt. Tolstoi akzeptierte die von der Kirche auferlegte Form des Glaubens nicht. Und es gibt viele Menschen, die an Gott glauben, aber moderne religiöse Institutionen nicht akzeptieren. Für sie sind Tolstois Recherchen verständlich und keineswegs schrecklich. Viele Menschen kommen im Allgemeinen in die Kirche, nachdem sie in die Gedanken des Autors eingetaucht sind. Dies wurde besonders beobachtet in Sowjetische Zeiten. Schon vorher wandten sich die Tolstojaner der Kirche zu.

Tolstoi lehrte ständig alle. Dank dieses verwurzelten Mythos tritt Tolstoi als selbstbewusster Prediger auf, der sagt, wem und wie er leben soll. Aber wenn man die Tagebücher des Schriftstellers studiert, wird klar, dass er sich sein ganzes Leben lang mit sich selbst beschäftigt hat. Wo sollte er also andere unterrichten? Tolstoi drückte seine Gedanken aus, zwang sie aber niemandem auf. Eine andere Sache ist, dass sich um den Schriftsteller eine Anhängerschaft, Tolstojaner, entwickelt hat, die versuchten, die Ansichten ihres Führers zu verabsolutieren. Aber für das Genie selbst waren seine Ideen nicht festgelegt. Er betrachtete die absolute Gegenwart Gottes, und alles andere war das Ergebnis von Prüfungen, Qualen und Suchen.

Tolstoi war ein fanatischer Vegetarier. An einem bestimmten Punkt in seinem Leben gab der Schriftsteller Fleisch und Fisch vollständig auf und wollte die entstellten Leichen von Lebewesen nicht essen. Aber seine Frau, die sich um ihn kümmerte, goss Fleisch in seine Pilzbrühe. Als Tolstoi dies sah, war er nicht wütend, sondern scherzte nur, dass er bereit sei, jeden Tag Fleischbrühe zu trinken, wenn seine Frau ihn nur nicht anlügen würde. Die Überzeugungen anderer Menschen, auch bei der Wahl des Essens, waren für den Schriftsteller vor allem wichtig. Sie hatten immer diejenigen zu Hause, die Fleisch aßen, dieselbe Sofya Andreevna. Aber es gab deswegen keine schrecklichen Streitereien.

Um Tolstoi zu verstehen, genügt es, seine Werke zu lesen und nicht seine Persönlichkeit zu studieren. Dieser Mythos verhindert eine wirkliche Lektüre von Tolstois Werk. Ohne zu verstehen, was er gelebt hat, kann man seine Arbeit nicht verstehen. Es gibt Autoren, die sagen mit ihren Texten alles. Aber Tolstoi kann man nur verstehen, wenn man seine Weltanschauung, seine persönlichen Charakterzüge, sein Verhältnis zu Staat, Kirche und Verwandten kennt. Tolstois Leben ist ein spannender Roman für sich, der manchmal in Papierform überschwappte. Ein Beispiel dafür ist „Krieg und Frieden“, „Anna Karenina“. Andererseits beeinflusste die Arbeit des Schriftstellers auch sein Leben, einschließlich des Familienlebens. Es führt also kein Weg daran vorbei, die Persönlichkeit von Tolstoi und die interessanten Aspekte seiner Biographie zu studieren.

Tolstois Romane können nicht in der Schule studiert werden - sie sind für Gymnasiasten einfach unverständlich. Für moderne Schulkinder ist es im Allgemeinen schwierig, lange Werke zu lesen, und "Krieg und Frieden" ist auch voller historischer Exkurse. Geben Sie unseren Gymnasiasten gekürzte Versionen von Romanen, die an ihren Intellekt angepasst sind. Ob das gut oder schlecht ist, ist schwer zu sagen, aber auf jeden Fall bekommen sie zumindest eine Vorstellung von Tolstois Werk. Zu denken, dass es besser ist, Tolstoi nach der Schule zu lesen, ist gefährlich. Denn wenn Sie in diesem Alter nicht mit dem Lesen beginnen, werden die Kinder später nicht in das Werk des Schriftstellers eintauchen wollen. Die Schule arbeitet also proaktiv und gibt absichtlich komplexere und intelligentere Dinge, als der Intellekt des Kindes wahrnehmen kann. Vielleicht besteht dann der Wunsch, darauf zurückzukommen und bis zum Ende zu verstehen. Und ohne schulisches Lernen wird eine solche „Versuchung“ sicher nicht auftauchen.

Tolstois Pädagogik hat ihre Relevanz verloren. Tolstoi, der Lehrer, wird zweideutig behandelt. Seine Unterrichtsideen wurden als Spaß eines Gentleman wahrgenommen, der sich entschied, Kinder nach seiner ursprünglichen Methode zu unterrichten. Tatsächlich wirkt sich die spirituelle Entwicklung eines Kindes direkt auf seinen Intellekt aus. Die Seele entwickelt den Geist und nicht umgekehrt. Und Tolstois Pädagogik funktioniert unter modernen Bedingungen. Dies wird durch die Ergebnisse des Experiments belegt, bei dem 90% der Kinder hervorragende Ergebnisse erzielten. Kinder lernen lesen nach Tolstois ABC, das auf vielen Gleichnissen mit ihren Geheimnissen und Verhaltensmustern aufbaut, die das Wesen des Menschen offenbaren. Nach und nach wird das Programm komplexer. Eine harmonische Person mit einem starken moralischen Prinzip taucht aus den Mauern der Schule auf. Und nach dieser Methode sind heute in Russland etwa hundert Schulen tätig.

LEV NIKOLAEVICH TOLSTOY (1828-1910), russischer Schriftsteller. Geboren am 28. August 1828 in Yasnaya Polyana, einem Familienbesitz in der Provinz Tula. Seine Eltern, hochgeborene russische Adlige, starben, als er noch ein Kind war. Mit 16 Jahren zu Hause aufgewachsen ... ... Collier Enzyklopädie

Graf, russischer Schriftsteller. Vater T. Graf ... ... Große sowjetische Enzyklopädie

- (1828 1910), Russisch. Schriftsteller. Tagebücher, Briefe, aufgezeichnete Gespräche von Zeitgenossen T. enthalten zahlreiche. Urteile über L. Die erste Bekanntschaft von T. mit L. direkt. jugendliche Wahrnehmung seiner Arbeit. ("Hadji Abrek", "Ismail Bey", "Held unserer Zeit"). ... ... Lermontov Enzyklopädie

Tolstoi Lew Nikolajewitsch- (1828-1910), Graf, Schriftsteller. Tolstois Verbindungen zum literarischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben von St. Petersburg (das der Schriftsteller etwa 10 Mal besuchte, zum ersten Mal 1849) waren in den 50er Jahren besonders intensiv; Hier erschien er erstmals in der Literatur in ... ... Enzyklopädisches Nachschlagewerk "St. Petersburg"

- (1828 1910) Russisch. Schriftsteller, Publizist, Philosoph. 1844-1847 studierte er an der Kasaner Universität (ohne Abschluss). T.s künstlerische Arbeit ist weitgehend philosophisch. Neben Reflexionen über das Wesen des Lebens und die Bestimmung des Menschen, ausgedrückt in ... ... Philosophische Enzyklopädie

- (1828 1910) Graf, russischer Schriftsteller, korrespondierendes Mitglied (1873), Ehrenakademiker (1900) der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. Beginnend mit der autobiografischen Trilogie Childhood (1852), Boyhood (1852-54), Youth (1855-57), einer Studie über Fluidität innere Welt,… … Großes enzyklopädisches Wörterbuch

- (1828 1910), Graf, Schriftsteller. T.s Verbindungen zum literarischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben von St. Petersburg (das der Schriftsteller etwa 10 Mal besuchte, zum ersten Mal 1849) waren in den 50er Jahren besonders intensiv; hier erschien er erstmals in der Literatur in einer Zeitschrift ... ... St. Petersburg (Enzyklopädie)

Tolstoi, Lew Nikolajewitsch- L. N. Tolstoi. Porträt von N.N. Ge. Tolstoi Lev Nikolaevich (1828-1910), russischer Schriftsteller, Graf. Beginnend mit der autobiografischen Trilogie „Kindheit“ (1852), „Knabe“ (1852-54), „Jugend“ (1855-57), einer Studie über die „Fluidität“ der inneren Welt, … … Illustriert Enzyklopädisches Wörterbuch

- (1828 1910), Graf, russischer Schriftsteller, korrespondierendes Mitglied (1873), Ehrenakademiker (1900) der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. Beginnend mit der autobiografischen Trilogie „Kindheit“ (1852), „Knabe“ (1852-54), „Jugend“ (1855-57), einer Erforschung der „Fluidität“ des Inneren … … Enzyklopädisches Wörterbuch

Tolstoi (Graf Lev Nikolaevich) ist ein berühmter Schriftsteller, der in der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts ein beispielloses Niveau erreicht hat. Ruhm. In seinem Gesicht kraftvoll vereint großartiger Künstler mit einem großen Moralisten. Tolstois Privatleben, seine Ausdauer, Unermüdlichkeit, ... ... Biographisches Lexikon

Bücher

• Tolstoi Lew Nikolajewitsch. Gesammelte Werke in 12 Bänden (Anzahl der Bände: 12), Tolstoi Lev Nikolaevich. Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) ist ein Schriftsteller, dessen Name auf der ganzen Welt bekannt ist, ein Schriftsteller, dessen Romane von vielen Generationen gelesen wurden und werden. Tolstois Werke wurden in mehr als 75...
• Mein zweites russisches Buch zum Lesen. Tolstoi Lev Nikolaevich, Tolstoi Lev Nikolaevich. Informative, unterhaltsame und lehrreiche Werke zur Leseerziehung für Kinder wurden von Leo Tolstoi speziell in mehreren „Russischen Lesebüchern“ gesammelt. Das erste ist unser…

✍  Tolstoi Lew Nikolajewitsch(28. August (9. September) 1828, Yasnaya Polyana, Provinz Tula, Russisches Reich - 7. November 1910, Station Astapovo, Provinz Rjasan, Russisches Reich) - einer der berühmtesten russischen Schriftsteller und Denker, einer von die größten Schriftsteller Frieden. Mitglied der Verteidigung von Sewastopol. Aufklärer, Publizist, religiöser Denker, seine maßgebliche Meinung war der Grund für die Entstehung einer neuen religiösen und moralischen Richtung - Tolstoiismus. Korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (1873), Ehrenakademiker nach Kategorien Belletristik (1900).

Ein Schriftsteller, der zu seinen Lebzeiten als das Oberhaupt der russischen Literatur galt. Die Arbeit von Leo Tolstoi markierte eine neue Stufe im russischen und weltweiten Realismus und fungierte als Brücke zwischen der Klassik Roman XIX Jahrhundert und Literatur des 20. Jahrhunderts. Leo Tolstoi hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung des europäischen Humanismus sowie auf die Entwicklung realistischer Traditionen in der Weltliteratur. Die Werke von Leo Tolstoi wurden wiederholt gefilmt und in der UdSSR und im Ausland aufgeführt; Seine Stücke wurden auf der ganzen Welt aufgeführt.

Die bekanntesten Werke von Tolstoi sind die Romane Krieg und Frieden, Anna Karenina, Auferstehung, die autobiografische Trilogie Kindheit, Jugend, Jugend, die Geschichten Die Kosaken, Der Tod von Iwan Iljitsch, Kreutzerov-Sonate“, „Hadji Murad“, eine Reihe von Essays „Sevastopol Tales“, Dramen „The Living Corpse“ und „The Power of Darkness“, autobiografische religiöse und philosophische Werke „Confession“ und „What is my Faith?“ usw.

§ Biografie

¶ Herkunft

Vertreter des gräflichen Zweigs der Adelsfamilie Tolstoi, abstammend von Peters Mitarbeiter P. A. Tolstoi. Der Schriftsteller hatte weitreichende familiäre Bindungen in die Welt der höchsten Aristokratie. Unter den Cousins ​​​​des Vaters sind der Abenteurer und Züchter F. I. Tolstoy, der Künstler F. P. Tolstoy, die Schönheit M. I. Lopukhina, Prominenter A. F. Zakrevskaya, Trauzeugin A. A. Tolstaya. Der Dichter A. K. Tolstoi war sein Cousin zweiten Grades. Zu den Cousins ​​​​der Mutter gehören Generalleutnant D. M. Volkonsky und ein wohlhabender Emigrant N. I. Trubetskoy. A. P. Mansurov und A. V. Vsevolozhsky waren mit den Cousins ​​​​ihrer Mutter verheiratet. Tolstoi war durch Eigentum mit den Ministern A. A. Zakrevsky und L. A. Perovsky (verheiratet mit Cousins ​​seiner Eltern), den Generälen von 1812 L. I. Depreradovich (verheiratet mit der Schwester seiner Großmutter) und A. I. Yushkov (Schwager einer der Tanten) verbunden ) sowie mit Bundeskanzler A. M. Gorchakov (Bruder des Mannes einer anderen Tante). Der gemeinsame Vorfahre von Leo Tolstoi und Puschkin war Admiral Ivan Golovin, der Peter I. beim Aufbau der russischen Flotte half.

Die Gesichtszüge von Ilya Andreevichs Großvater werden in War and Peace dem gutmütigen, unpraktischen alten Grafen Rostov gegeben. Der Sohn von Ilja Andrejewitsch, Nikolai Iljitsch Tolstoi (1794-1837), war der Vater von Lew Nikolajewitsch. In einigen Charakterzügen und biografischen Fakten ähnelte er Nikolenkas Vater in „Childhood“ und „Boyhood“ und teilweise Nikolai Rostov in „War and Peace“. Im wirklichen Leben unterschied sich Nikolai Iljitsch jedoch nicht nur durch seine gute Ausbildung von Nikolai Rostov, sondern auch durch seine Überzeugungen, die es ihm nicht erlaubten, unter Nikolaus I. zu dienen. Ein Teilnehmer am Auslandsfeldzug der russischen Armee gegen Napoleon, einschließlich der Teilnahme in der „Völkerschlacht“ bei Leipzig und wurde von den Franzosen gefangen genommen, konnte jedoch entkommen, nach Friedensschluss schied er im Rang eines Oberstleutnants des Pawlograder Husarenregiments aus. Kurz nach seinem Rücktritt wurde er gezwungen, in den Staatsdienst zu gehen, um nicht wegen der Schulden seines Vaters, des Kasaner Gouverneurs, der im Zuge der Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs starb, in einem Schuldgefängnis zu landen. Das negative Beispiel seines Vaters half Nikolai Iljitsch, sein eigenes zu entwickeln lebensideal- Privates unabhängiges Leben mit Familienfreuden. Um seine frustrierten Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, heiratete Nikolai Ilyich (wie Nikolai Rostov) 1822 die bereits nicht sehr junge Prinzessin Maria Nikolaevna aus der Familie Volkonsky, die Ehe war glücklich. Sie hatten fünf Kinder: Nikolai (1823-1860), Sergei (1826-1904), Dmitry (1827-1856), Lev, Maria (1830-1912).

Tolstois Großvater mütterlicherseits, Katharinas General Prinz Nikolai Sergejewitsch Wolkonski hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem strengen Rigoristen - dem alten Prinzen Bolkonsky in Krieg und Frieden. Die Mutter von Lew Nikolajewitsch, die in mancher Hinsicht der in „Krieg und Frieden“ dargestellten Prinzessin Marya ähnelte, besaß eine wunderbare Gabe, Geschichten zu erzählen.

¶ Kindheit

Leo Tolstoi wurde am 28. August 1828 im Bezirk Krapivensky in der Provinz Tula im Erbgut seiner Mutter - Yasnaya Polyana - geboren. Er war das vierte Kind in der Familie. Die Mutter starb 1830 ein halbes Jahr nach der Geburt ihrer Tochter an „Geburtsfieber“, wie man damals sagte, als Leo noch keine 2 Jahre alt war.

Ein entfernter Verwandter, T. A. Ergolskaya, nahm die Erziehung von Waisenkindern auf. 1837 zog die Familie nach Moskau und ließ sich in Plyushchikha nieder, da sich der älteste Sohn auf den Eintritt in die Universität vorbereiten musste. Bald darauf starb sein Vater, Nikolai Ilyich, plötzlich und hinterließ Angelegenheiten (einschließlich einiger Klagen im Zusammenhang mit dem Eigentum der Familie) in einem unvollendeten Zustand, und die drei jüngeren Kinder ließen sich unter der Aufsicht von Yergolskaya und seiner Tante väterlicherseits, Gräfin A. M., wieder in Yasnaya Polyana nieder. Osten-Saken zum Vormund der Kinder ernannt. Hier blieb Lev Nikolaevich bis 1840, als die Gräfin Osten-Saken starb, die Kinder nach Kasan zogen, zu einem neuen Vormund - der Schwester des Vaters P. I. Yushkova.

Das Haus der Juschkows galt als eines der fröhlichsten in Kasan; Alle Mitglieder der Familie schätzten die äußere Brillanz sehr. „Meine gute Tante“, sagt Tolstoi, „das reinste Wesen, hat immer gesagt, dass sie nichts mehr für mich will, als dass ich eine Beziehung mit einer verheirateten Frau habe.“

Lev Nikolaevich wollte in der Gesellschaft glänzen, aber seine natürliche Schüchternheit und mangelnde äußere Attraktivität hinderten ihn daran. Die unterschiedlichsten, wie Tolstoi selbst sie definiert, "Spekulationen" darüber Schlüsselprobleme unseres Wesens - Glück, Tod, Gott, Liebe, Ewigkeit - prägten seinen Charakter in dieser Lebensepoche. Was er in "Adolescence" und "Youth" im Roman "Resurrection" über die Bestrebungen von Irtenyev und Nekhlyudov nach Selbstverbesserung erzählte, entnahm Tolstoi der Geschichte seiner eigenen asketischen Versuche dieser Zeit. All dies, schrieb der Kritiker S. A. Vengerov, führte dazu, dass Tolstoi mit den Worten seiner Erzählung „Adoleszenz“ „die Gewohnheit der ständigen moralischen Analyse entwickelte, die die Frische des Gefühls und die Klarheit des Geistes zerstörte“. Anhand von Beispielen der Selbstanalyse dieser Zeit spricht er ironisch von der Übertreibung seines jugendlichen philosophischen Stolzes und seiner Größe und stellt gleichzeitig die unüberwindliche Unfähigkeit fest, "sich daran zu gewöhnen, sich nicht für jedes seiner einfachsten Worte und Bewegungen zu schämen". mit realen Menschen konfrontiert, als deren Wohltäter er dann selbst erschien.

¶ Ausbildung

Seine Erziehung erfolgte zunächst durch den französischen Erzieher Saint-Thomas (der Prototyp von St.-Jérôme in der Erzählung „Knabe“), der den gutmütigen Deutschen Reselman ersetzte, den Tolstoi in der Erzählung „Kindheit“ unter dem Namen porträtierte von Karl Iwanowitsch.

1843 brachte P. I. Yushkova die Rolle des Vormunds ihrer minderjährigen Neffen (nur der älteste, Nikolai, war erwachsen) und ihrer Nichte nach Kasan. Nach den Brüdern Nikolai, Dmitry und Sergei beschloss Lev, an der Kaiserlichen Kasaner Universität (der damals berühmtesten) zu studieren, wo Lobachevsky an der mathematischen Fakultät und Kovalevsky an der Vostochny arbeitete. Am 3. Oktober 1844 wurde Leo Tolstoi als Student in der Kategorie orientalische (arabisch-türkische) Literatur als Selbstzahler eingeschrieben. Vor allem bei den Aufnahmeprüfungen schnitt er in der für die Zulassung obligatorischen "Türkisch-Tatarischen Sprache" hervorragend ab. Nach den Jahresergebnissen machte er in den entsprechenden Fächern schlechte Fortschritte, bestand die Übergangsprüfung nicht und musste das Grundstudium wiederholen.

Um eine komplette Wiederholung des Studiums zu vermeiden, wechselte er an die Juristische Fakultät, wo seine Notenprobleme in einigen Fächern fortbestanden. Die Übergangsprüfungen im Mai 1846 wurden zufriedenstellend bestanden (er erhielt eine Fünf, drei Vieren und vier Dreien; die durchschnittliche Leistung betrug drei), und Lew Nikolajewitsch wurde in das zweite Jahr versetzt. Leo Tolstoi verbrachte weniger als zwei Jahre an der Juristischen Fakultät: „Es war immer schwierig für ihn, sich von anderen eine Ausbildung aufzwingen zu lassen, und alles, was er im Leben lernte, lernte er plötzlich, schnell und durch harte Arbeit selbst“, schreibt S. A. Tolstaya in seinen „Materialien zur Biographie von Leo Tolstoi“. 1904 erinnerte er sich: „... im ersten Jahr tat ich ... nichts. Im zweiten Jahr begann ich zu studieren ... es gab Professor Meyer, der ... mir einen Job gab - ein Vergleich von Catherines "Instruktion" mit Esprit des lois ("Der Geist der Gesetze" (fr.) Russisch ) Montesquieu. ... Ich war hingerissen von dieser Arbeit, ich ging ins Dorf, begann Montesquieu zu lesen, diese Lektüre eröffnete mir unendliche Horizonte; Ich begann Rousseau zu lesen und verließ die Universität, gerade weil ich studieren wollte.

¶  Beginn der literarischen Tätigkeit

Ab dem 11. März 1847 befand sich Tolstoi im Kasaner Krankenhaus, am 17. März begann er, ein Tagebuch zu führen, in dem er in Anlehnung an Benjamin Franklin Ziele und Ziele für die Selbstverbesserung festlegte, Erfolge und Misserfolge bei der Erfüllung dieser Aufgaben feststellte und seine analysierte Mängel und Gedankengänge, Motive für ihr Handeln. Dieses Tagebuch führte er mit kurzen Unterbrechungen sein ganzes Leben lang.

Nach Abschluss seiner Behandlung verließ Tolstoi im Frühjahr 1847 sein Studium an der Universität und ging nach Yasnaya Polyana, das er im Rahmen der Division erbte. seine Aktivitäten dort sind teilweise in dem Werk „Der Morgen des Gutsbesitzers“ beschrieben: Tolstoi versuchte, die Beziehungen zu den Bauern auf neue Weise herzustellen. Sein Versuch, die Schuld des jungen Grundbesitzers vor dem Volk irgendwie zu lindern, geht auf dasselbe Jahr zurück, als D. V. Grigorovichs "Anton-Goremyk" und der Anfang von I. S. Turgenevs "Notizen eines Jägers" erschienen.

In seinem Tagebuch formulierte Tolstoi für sich selbst eine Vielzahl von Lebensregeln und -zielen, von denen er jedoch nur einen kleinen Teil befolgen konnte. Zu den Erfolgreichen gehören ernsthafte Studien in Englisch, Musik und Jurisprudenz. Außerdem spiegelten weder das Tagebuch noch die Briefe den Beginn von Tolstois Studium der Pädagogik und Wohltätigkeit wider, obwohl er 1849 erstmals eine Schule für Bauernkinder eröffnete. Der Hauptlehrer war Foka Demidovich, ein Leibeigener, aber Lev Nikolayevich selbst leitete oft den Unterricht.

Mitte Oktober 1848 reiste Tolstoi nach Moskau und ließ sich dort nieder, wo viele seiner Verwandten und Freunde lebten - im Arbat-Gebiet. Er wohnte in Ivanovas Haus in der Nikolopeskovsky Lane. In Moskau wollte er sich auf die Prüfungen des Kandidaten vorbereiten, aber der Unterricht wurde nie begonnen. Stattdessen zog ihn eine ganz andere Seite des Lebens an – das soziale Leben. Neben Hobbys soziales Leben, in Moskau, hatte Lev Nikolayevich im Winter 1848-1849 zum ersten Mal eine Leidenschaft für Kartenspiel. Da er aber sehr rücksichtslos spielte und nicht immer über seine Züge nachdachte, verlor er oft.

Nachdem er im Februar 1849 nach St. Petersburg abgereist war, verbrachte er Zeit mit K. A. Islavin, dem Onkel seiner zukünftigen Frau („Meine Liebe zu Islavin hat mir die ganzen 8 Monate meines Lebens in St. Petersburg ruiniert“). Im Frühjahr begann Tolstoi mit der Prüfung zum Kandidaten für Rechte; Er hat zwei Prüfungen bestanden, Strafrecht und Strafverfahren, aber er hat die dritte Prüfung nicht abgelegt und ist ins Dorf gegangen.

Später kam er nach Moskau, wo er oft Zeit mit Glücksspielen verbrachte, was sich oft negativ auf seine finanzielle Situation auswirkte. In dieser Zeit seines Lebens interessierte sich Tolstoi besonders leidenschaftlich für Musik (er selbst spielte gut Klavier und schätzte seine Lieblingswerke, die von anderen aufgeführt wurden, sehr). Die Leidenschaft für Musik veranlasste ihn später, die Kreutzer-Sonate zu schreiben.

Tolstois Lieblingskomponisten waren Bach, Händel und Chopin. Die Entwicklung von Tolstois Liebe zur Musik wurde auch dadurch begünstigt, dass er während einer Reise nach St. Petersburg im Jahr 1848 in einer sehr ungeeigneten Tanzunterrichtsumgebung auf einen begabten, aber verirrten deutschen Musiker traf, den er später in der Geschichte „ Albrecht“. 1849 siedelte Lev Nikolaevich den Musiker Rudolf in Yasnaya Polyana an, mit dem er vierhändig Klavier spielte. Von der damaligen Musik mitgerissen, spielte er mehrere Stunden am Tag Werke von Schumann, Chopin, Mozart, Mendelssohn. In den späten 1840er Jahren komponierte Tolstoi in Zusammenarbeit mit seinem Freund Zybin einen Walzer, den er Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Komponisten S. I. Taneyev aufführte, der dieses Musikwerk (das einzige von Tolstoi komponierte) notierte. Walzerklänge im Film Pater Sergius nach dem Roman von L. N. Tolstoi.

Viel Zeit wurde auch mit Zechen, Spielen und Jagen verbracht.

Im Winter 1850-1851 begann, "Kindheit" zu schreiben. Im März 1851 schrieb er Die Geschichte von gestern. 4 Jahre nachdem er die Universität verlassen hatte, kam der Bruder von Nikolay Nikolayevich, der im Kaukasus gedient hatte, in Yasnaya Polyana an und lud seinen jüngeren Bruder ein, sich dem Militärdienst im Kaukasus anzuschließen. Lev stimmte nicht sofort zu, bis ein großer Verlust in Moskau die endgültige Entscheidung beschleunigte. Biographen des Schriftstellers bemerken ein bedeutendes und positiver Einfluss Bruder Nikolai an den jungen und in weltlichen Angelegenheiten unerfahrenen Leo. Der ältere Bruder war in Abwesenheit seiner Eltern sein Freund und Mentor.

Um die Schulden zu begleichen, war es notwendig, ihre Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren - und im Frühjahr 1851 verließ Tolstoi Moskau in aller Eile ohne ein bestimmtes Ziel in den Kaukasus. Bald entschied er sich für den Militärdienst, aber dafür fehlten ihm die in Moskau zurückgelassenen notwendigen Dokumente, in deren Erwartung Tolstoi etwa fünf Monate in Pjatigorsk in einer einfachen Hütte lebte. Er verbrachte einen bedeutenden Teil seiner Zeit damit, in Begleitung des Kosaken Epishka den Prototypen eines der Helden der Geschichte "Die Kosaken" zu jagen, der dort unter dem Namen Eroshka auftrat.

Im Herbst 1851 trat Tolstoi nach bestandener Prüfung in Tiflis als Kadett in die 4. Batterie der 20. Artillerie-Brigade ein, die im Kosakendorf Starogladovskaya am Ufer des Terek bei Kizlyar stationiert war. Mit einigen Detailänderungen wird sie in der Geschichte "Cossacks" dargestellt. Die Geschichte gibt ein Bild des Innenlebens eines jungen Herrn wieder, der aus dem Moskauer Leben geflohen ist. Im Kosakendorf begann Tolstoi wieder zu schreiben und schickte im Juli 1852 den ersten Teil der zukünftigen autobiografischen Trilogie Kindheit, unterzeichnet nur mit den Initialen L. N.T. Als er das Manuskript an die Zeitschrift schickte, fügte Leo Tolstoi einen Brief bei, in dem es hieß: „... Ich freue mich auf Ihr Urteil. Er wird mich entweder ermutigen, meine Lieblingsbeschäftigungen fortzusetzen, oder mich dazu bringen, alles zu verbrennen, was ich angefangen habe.

Nachdem er das Manuskript von Childhood erhalten hatte, erkannte der Herausgeber von Sovremennik, N. A. Nekrasov, sofort dessen literarischen Wert und schrieb dem Autor einen freundlichen Brief, der auf ihn sehr ermutigend wirkte. In einem Brief an I. S. Turgenev bemerkte Nekrasov: „Dies ist ein neues Talent und anscheinend zuverlässig.“ Das Manuskript eines noch unbekannten Autors wurde im September desselben Jahres veröffentlicht. In der Zwischenzeit begann der beginnende und inspirierte Autor, die Tetralogie "Vier Epochen der Entwicklung" fortzusetzen, deren letzter Teil - "Jugend" - nicht stattfand. Er dachte über die Handlung von Der Morgen des Gutsbesitzers nach (die fertige Geschichte war nur ein Fragment des Romans des russischen Gutsbesitzers), Der Überfall, Die Kosaken. Veröffentlicht in Sovremennik am 18. September 1852, Kindheit war ein außerordentlicher Erfolg; Nach der Veröffentlichung des Autors gehörten sie sofort zu den Koryphäen der jungen Literaturschule, zusammen mit I. S. Turgenev, Goncharov, D. V. Grigorovich und Ostrovsky, die bereits großen literarischen Ruhm genossen. Die Kritiker Apollon Grigoriev, Annenkov, Druzhinin und Chernyshevsky schätzten die Tiefe der psychologischen Analyse, die Ernsthaftigkeit der Absichten des Autors und die helle Konvexität des Realismus.

Sehr charakteristisch für Tolstoi ist der relativ späte Beginn der Laufbahn: Er hat sich nie als Berufsschriftsteller verstanden und Professionalität nicht im Sinne eines Berufes verstanden, der den Lebensunterhalt sichert, sondern im Sinne des Vorherrschens literarischer Interessen. Er nahm sich die Interessen literarischer Parteien nicht zu Herzen, sprach nur ungern über Literatur und sprach lieber über Fragen des Glaubens, der Moral und der sozialen Beziehungen.

¶ Militärdienst

Als Kadett blieb Lev Nikolayevich zwei Jahre im Kaukasus, wo er an vielen Gefechten mit den Hochländern unter der Führung von Shamil teilnahm und den Gefahren des Militärs ausgesetzt war Kaukasisches Leben. Er hatte Anspruch auf das St.-Georgs-Kreuz, aber gemäß seiner Überzeugung „konzedierte“ er seinem Kameraden, weil er glaubte, dass eine signifikante Verbesserung der Dienstbedingungen eines Kollegen höher sei als persönliche Eitelkeit. Mit dem Ausbruch des Krimkrieges wechselte Tolstoi zur Donauarmee, nahm an der Schlacht von Oltenitsa und der Belagerung von Silistria teil und befand sich von November 1854 bis Ende August 1855 in Sewastopol.

Er lebte lange Zeit auf der 4. Bastion, die oft angegriffen wurde, befehligte eine Batterie in der Schlacht von Tschernaja und wurde während des Angriffs auf Malakhov Kurgan bombardiert. Tolstoi schrieb damals trotz aller Härten des Lebens und der Schrecken der Belagerung die Geschichte "Cutting the Forest", die kaukasische Eindrücke widerspiegelte, und die erste der drei "Sewastopol-Geschichten" - "Sewastopol im Dezember 1854". Er schickte diese Geschichte an Sovremennik. Es wurde schnell veröffentlicht und in ganz Russland mit Interesse gelesen und hinterließ einen beeindruckenden Eindruck von den Schrecken, die den Verteidigern von Sewastopol widerfuhren. Die Geschichte wurde vom russischen Kaiser Alexander II. gesehen; er befahl, sich um den begabten Offizier zu kümmern.

Noch zu Lebzeiten von Kaiser Nikolaus I. beabsichtigte Tolstoi, zusammen mit Artillerieoffizieren die „billige und beliebte“ Zeitschrift „Military List“ herauszugeben, aber Tolstoi scheiterte an der Umsetzung des Projekts der Zeitschrift: „Mein Souverän, der Kaiser, gnädig geruht, unsere Artikel für das Projekt in Invalid drucken zu lassen“ – bitter ironischer Tolstoi darüber.

Für die Verteidigung von Sewastopol wurde Tolstoi der St.-Anna-Orden 4. Grades mit der Aufschrift "Für Mut", die Medaillen "Für die Verteidigung von Sewastopol 1854-1855" und "In Erinnerung an den Krieg von 1853-1856" verliehen. Anschließend wurden ihm zwei Medaillen „In Erinnerung an den 50. Jahrestag der Verteidigung von Sewastopol“ verliehen: Silber als Teilnehmer an der Verteidigung von Sewastopol und Bronze als Autor von Sewastopol Tales.

Tolstoi, der den Ruf eines tapferen Offiziers genoss und vom Glanz des Ruhms umgeben war, hatte alle Chancen auf eine Karriere. Seine Karriere wurde jedoch durch das Schreiben mehrerer als Soldaten stilisierter satirischer Lieder zunichte gemacht. Eines dieser Lieder war dem Scheitern während der Schlacht in der Nähe des Flusses Tschernaja am 4. (16.) August 1855 gewidmet, als General Read, nachdem er den Befehl des Oberbefehlshabers missverstanden hatte, die Fedyukhin-Höhen angriff. Ein Lied mit dem Titel „Wie die vierte Nummer war es nicht einfach, die Berge zu nehmen, um uns wegzunehmen“, das eine Reihe wichtiger Generäle berührte, war ein großer Erfolg. Für sie musste Lev Nikolaevich dem stellvertretenden Stabschef A. A. Yakimakh antworten. Unmittelbar nach dem Angriff am 27. August (8. September) wurde Tolstoi per Kurier nach St. Petersburg geschickt, wo er im Mai 1855 Sewastopol vollendete. und schrieb "Sewastopol im August 1855", veröffentlicht in der ersten Ausgabe von Sovremennik für 1856, bereits mit der vollständigen Unterschrift des Autors. "Sewastopoler Geschichten" stärkten endgültig seinen Ruf als Vertreter einer neuen literarischen Generation, und im November 1856 verließ der Schriftsteller den Militärdienst für immer im Rang eines Leutnants.

¶  Reisen in Europa

In St. Petersburg war der junge Schriftsteller in den Salons der High Society und in literarischen Kreisen herzlich willkommen. Er freundete sich eng mit I. S. Turgenev an, mit dem sie einige Zeit in derselben Wohnung lebten. Turgenev stellte ihn dem Sovremennik-Kreis vor, woraufhin Tolstoi freundschaftliche Beziehungen zu ihm aufbaute berühmte Schriftsteller, als N. A. Nekrasov, I. S. Goncharov, I. I. Panaev, D. V. Grigorovich, A. V. Druzhinin, V. A. Sollogub.

Zu dieser Zeit wurden "Schneesturm", "Zwei Husaren", "Sewastopol im August" und "Jugend" fertiggestellt, das Schreiben zukünftiger "Kosaken" wurde fortgesetzt.

Ein heiteres und ereignisreiches Leben hinterließ jedoch einen bitteren Nachgeschmack in Tolstois Seele, gleichzeitig begann er mit einem Kreis von Schriftstellern, die ihm nahestanden, einen starken Zwiespalt zu haben. Infolgedessen "waren die Leute von ihm angewidert, und er selbst war angewidert" - und Anfang 1857 verließ Tolstoi Petersburg ohne Reue und ging ins Ausland.

Auf seiner ersten Auslandsreise besuchte er Paris, wo ihn der Kult Napoleons I. („Vergöttlichung des Bösewichts, schrecklich“) entsetzte, gleichzeitig besuchte er Bälle, Museen, bewunderte das „Gefühl der sozialen Freiheit“. Die Anwesenheit bei der Guillotine machte jedoch einen so schmerzhaften Eindruck, dass Tolstoi Paris verließ und sich an Orte begab, die mit dem französischen Schriftsteller und Denker J.-J. Rousseau - am Genfersee. Im Frühjahr 1857 beschrieb I. S. Turgenjew seine Treffen mit Leo Tolstoi in Paris nach seiner plötzlichen Abreise aus St. Petersburg wie folgt:

Reisen nach Westeuropa - Deutschland, Frankreich, England, Schweiz, Italien (1857 und 1860-1861) machten einen eher negativen Eindruck auf ihn. Seine Enttäuschung über die europäische Lebensweise drückte er in der Erzählung „Luzern“ aus. Tolstoi war desillusioniert von dem tiefen Kontrast zwischen Reichtum und Armut, den er durch den prächtigen äußeren Schleier der europäischen Kultur sehen konnte.

Lev Nikolaevich schreibt die Geschichte "Albert". Gleichzeitig staunen Freunde immer wieder über seine Exzentrizität: In seinem Brief an I. S. Turgenev im Herbst 1857 erzählte P. V. Annenkov von Tolstois Projekt, ganz Russland mit Wäldern zu bepflanzen, und in seinem Brief an V. P. Botkin, Leo Tolstoi berichtete, wie er sich sehr darüber gefreut habe, dass er entgegen dem Rat von Turgenew nicht nur Schriftsteller geworden sei. In der Zeit zwischen der ersten und der zweiten Reise arbeitete der Autor jedoch weiter an The Cossacks, schrieb die Geschichte Three Deaths und den Roman Family Happiness.

Der letzte Roman wurde von ihm in Mikhail Katkovs Russkiy Vestnik veröffentlicht. Tolstois Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Sovremennik, die seit 1852 andauerte, endete 1859. Im selben Jahr beteiligte sich Tolstoi an der Organisation des Literaturfonds. Aber sein Leben beschränkte sich nicht auf literarische Interessen: Am 22. Dezember 1858 wäre er bei einer Bärenjagd beinahe gestorben.

Etwa zur gleichen Zeit begann er eine Affäre mit einer Bäuerin, Aksinya Bazykina, und Heiratspläne reifen.

Bei seiner nächsten Reise interessierte er sich vor allem für das öffentliche Bildungswesen und Institutionen zur Hebung des Bildungsniveaus der arbeitenden Bevölkerung. Er befasste sich intensiv mit den Fragen des öffentlichen Bildungswesens in Deutschland und Frankreich, sowohl theoretisch als auch praktisch - in Gesprächen mit Fachleuten. Von den herausragenden Persönlichkeiten Deutschlands interessierte ihn vor allem Berthold Auerbach als Verfasser der dem Volksleben gewidmeten Schwarzwaldmärchen und als Verleger volkstümlicher Kalender. Tolstoi stattete ihm einen Besuch ab und versuchte, ihm näher zu kommen. Außerdem traf er sich auch mit dem Deutschlehrer Diesterweg. Während seines Aufenthalts in Brüssel traf Tolstoi Proudhon und Lelewel. In London besuchte er A. I. Herzen, war bei einem Vortrag von Charles Dickens.

Tolstois ernste Stimmung während seiner zweiten Reise nach Südfrankreich wurde auch dadurch begünstigt, dass sein geliebter Bruder Nikolai fast in seinen Armen an Tuberkulose starb. Der Tod seines Bruders machte einen großen Eindruck auf Tolstoi.

Allmählich kühlt die Kritik gegenüber Leo Tolstoi für 10-12 Jahre ab, bis Krieg und Frieden auftauchen, und er selbst suchte keine Annäherung an Schriftsteller und machte nur für Afanasy Fet eine Ausnahme. Einer der Gründe für diese Entfremdung war der Streit zwischen Leo Tolstoi und Turgenjew, der zu einer Zeit stattfand, als beide Prosaschriftsteller im Mai 1861 Fet auf dem Gut Stepanowka besuchten. Der Streit endete fast in einem Duell und ruinierte die Beziehung zwischen den Schriftstellern für lange 17 Jahre.

¶  Behandlung im baschkirischen Nomadenlager Karalyk

Im Mai 1862 ging Lev Nikolayevich, der an Depressionen litt, auf Empfehlung von Ärzten auf die baschkirische Farm Karalyk in der Provinz Samara, um sich mit einer damals neuen und modischen Methode der Kumiss-Behandlung behandeln zu lassen. Ursprünglich sollte er in der Postnikov-Koumiss-Klinik in der Nähe von Samara sein, aber nachdem er erfahren hatte, dass viele hochrangige Beamte gleichzeitig eintreffen würden (eine säkulare Gesellschaft, die der junge Graf nicht ausstehen konnte), ging er nach Baschkirisch Nomadencamp Karalyk, am Fluss Karalyk, 210 km von Samara entfernt. Dort lebte Tolstoi in einem baschkirischen Wagen (Jurte), aß Lamm, nahm ein Sonnenbad, trank Kumiss, Tee und hatte auch Spaß beim Damespiel mit den Baschkiren. Beim ersten Mal blieb er anderthalb Monate dort. 1871, als er bereits "Krieg und Frieden" geschrieben hatte, kehrte er wegen sich verschlechternder Gesundheit dorthin zurück. Er schrieb über seine Eindrücke wie folgt: „Die Melancholie und Gleichgültigkeit sind vergangen, ich fühle mich in einen skythischen Zustand geraten, und alles ist interessant und neu ... Vieles ist neu und interessant: die Baschkiren, die nach Herodot riechen, und die Russische Bauern und Dörfer, besonders reizvoll in ihrer Einfachheit und Freundlichkeit der Menschen.

Fasziniert von Karalyk kaufte Tolstoi an diesen Orten ein Anwesen, auf dem er bereits den nächsten Sommer 1872 mit seiner ganzen Familie verbrachte.

¶  Pädagogische Tätigkeit

1859, noch vor der Befreiung der Bauern, war Tolstoi aktiv an der Organisation von Schulen in seinem Jasnaja Poljana und im gesamten Bezirk Krapiwensky beteiligt.

Die Schule von Jasnaja Poljana gehörte zu den originellen pädagogischen Experimenten: In der Ära der Bewunderung für die deutsche pädagogische Schule rebellierte Tolstoi entschieden gegen jede Regulierung und Disziplin in der Schule. Ihm zufolge sollte alles im Unterricht individuell sein - sowohl der Lehrer als auch der Schüler und ihre gegenseitigen Beziehungen. In der Yasnaya Polyana-Schule saßen die Kinder, wo sie wollten, so lange sie wollten und so lange sie wollten. Es gab keinen festen Lehrplan. Die einzige Aufgabe des Lehrers war es, das Interesse der Klasse aufrechtzuerhalten. Der Unterricht verlief gut. Sie wurden von Tolstoi selbst mit Hilfe mehrerer ständiger Lehrer und einiger zufälliger Lehrer aus den engsten Bekannten und Besuchern geleitet.

Seit 1862 veröffentlichte Tolstoi die pädagogische Zeitschrift Yasnaya Polyana, in der er selbst der Hauptautor war. Ohne die Berufung eines Verlegers zu erfahren, gelang es Tolstoi, nur 12 Ausgaben der Zeitschrift zu veröffentlichen, von denen die letzte 1863 mit Verzögerung erschien. Neben theoretischen Artikeln schrieb er auch eine Reihe von Geschichten, Fabeln und Adaptionen für die Grundschule. Zusammengenommen machten Tolstois pädagogische Artikel einen ganzen Band seiner gesammelten Werke aus. Damals blieben sie unbemerkt. Niemand achtete auf die soziologische Grundlage von Tolstois Bildungsideen, darauf, dass Tolstoi in Bildung, Wissenschaft, Kunst und den Erfolgen der Technik nur erleichterte und verbesserte Möglichkeiten der Ausbeutung des Volkes durch die Oberschicht sah. Nicht nur das: Aus Tolstois Angriffen auf die europäische Bildung und den „Fortschritt“ haben viele den Schluss gezogen, Tolstoi sei ein „Konservativer“.

Bald verließ Tolstoi die Pädagogik. Heirat, die Geburt eigener Kinder, Pläne für das Schreiben des Romans „Krieg und Frieden“ drängten seine pädagogische Tätigkeit um zehn Jahre zurück. Erst in den frühen 1870er Jahren begann er, seine eigene „Azbuka“ zu schaffen und veröffentlichte sie 1872, und veröffentlichte dann das „Neue ABC“ und eine Reihe von vier „Russischen Büchern zum Lesen“, die als Ergebnis langer Prüfungen von der Russischen Föderation genehmigt wurden Ministerium für öffentliche Bildung als Handbücher für Grundschulen. Anfang der 1870er Jahre Trainingssitzungen in der Yasnaya Polyana-Schule erholten sie sich erneut für kurze Zeit.

Die Erfahrung der Yasnaya Polyana-Schule war später für einige Hauslehrer nützlich. So wehrte sich S. T. Shatsky, der 1911 seine eigene Schulkolonie "Cheerful Life" gründete, von den Experimenten von Leo Tolstoi auf dem Gebiet der Pädagogik der Zusammenarbeit ab.

¶  Soziale Aktivitäten von Leo Tolstoi in den 1860er Jahren

Nach seiner Rückkehr aus Europa im Mai 1861 wurde Leo Tolstoi angeboten, Vermittler im 4. Abschnitt des Krapiwensky-Distrikts der Provinz Tula zu werden. Im Gegensatz zu denen, die das Volk als einen jüngeren Bruder betrachteten, der auf sein eigenes Niveau gehoben werden musste, dachte Tolstoi im Gegenteil, dass das Volk unendlich höher ist als kulturelle Klassen und dass die Meister die Höhen des Geistes ausleihen müssen Nachdem die Bauern die Position eines Vermittlers angenommen hatten, verteidigte er aktiv das Land und die Interessen der Bauern, wobei er häufig gegen die königlichen Dekrete verstieß. „Mediation ist interessant und aufregend, aber es ist nicht gut, dass mich alle Adligen mit aller Kraft ihrer Seele gehasst haben und mich von allen Seiten des bâtons dans les roues (französische Speichen in Rädern) gestoßen haben.“ Die Arbeit als Vermittler erweiterte den Horizont der Beobachtungen des Schriftstellers über das Leben der Bauern und gab ihm Stoff für künstlerisches Schaffen.

Im Juli 1866 sprach Tolstoi vor einem Kriegsgericht als Verteidiger von Vasil Shabunin, Kompanieschreiber des Moskauer Infanterieregiments, das in der Nähe von Yasnaya Polyana stationiert war. Shabunin schlug den Beamten, der befahl, ihn wegen Trunkenheit mit Stöcken zu bestrafen. Tolstoi bewies Schabunins Wahnsinn, aber das Gericht befand ihn für schuldig und verurteilte ihn zum Tode. Shabunin wurde erschossen. Diese Episode machte großen Eindruck auf Tolstoi, weil er in diesem schrecklichen Phänomen eine gnadenlose Macht sah, die ein Staat war, der auf Gewalt beruhte. Bei dieser Gelegenheit schrieb er an seinen Freund, den Publizisten P. I. Biryukov:

¶  Die Blütezeit der Kreativität

In den ersten 12 Jahren nach seiner Heirat schuf er War and Peace und Anna Karenina. An der Wende dieser zweiten Ära in Tolstois literarischem Leben gibt es Kosaken, das bereits 1852 konzipiert und 1861-1862 fertiggestellt wurde, das erste der Werke, in denen das Talent des reifen Tolstoi am deutlichsten zum Ausdruck kam.

Das Hauptinteresse der Kreativität manifestierte sich für Tolstoi "in der 'Geschichte' der Charaktere, in ihrer kontinuierlichen und komplexen Bewegung, Entwicklung". Sein Ziel war es, die Fähigkeit des Individuums zu moralischem Wachstum, Verbesserung und Widerstand gegen die Umwelt auf der Grundlage der Stärke seiner eigenen Seele zu zeigen.

✓  "Krieg und Frieden"

Der Veröffentlichung von "Krieg und Frieden" ging die Arbeit am Roman "Die Dekabristen" (1860-1861) voraus, auf den der Autor immer wieder zurückkam, der aber unvollendet blieb. Und der Anteil von "Krieg und Frieden" fiel beispielloser Erfolg. Ein Auszug aus dem Roman mit dem Titel „1805“ erschien im „Russischen Boten“ von 1865; 1868 wurden drei seiner Teile veröffentlicht, bald darauf folgten die anderen beiden. Die ersten vier Bände von War and Peace waren schnell ausverkauft, und es wurde eine zweite Ausgabe benötigt, die im Oktober 1868 veröffentlicht wurde. Der fünfte und sechste Band des Romans erschienen in einer Auflage, bereits in erhöhter Auflage gedruckt.

"Krieg und Frieden" ist sowohl in der russischen als auch in der ausländischen Literatur zu einem einzigartigen Phänomen geworden. Dieses Werk hat die ganze Tiefe und Geheimhaltung des psychologischen Romans mit dem Umfang und der Vielgestaltigkeit des epischen Freskos absorbiert. Der Schriftsteller wandte sich laut V. Ya. Lakshin "einem besonderen Bewusstseinszustand der Menschen in der heroischen Zeit von 1812 zu, als sich Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen zum Widerstand gegen eine ausländische Invasion zusammenschlossen", was wiederum " schuf den Boden für das Epos."

Der Autor zeigte die nationalen russischen Züge in der "verborgenen Wärme des Patriotismus", in Ekel vor auffälligen Heldentaten, in einem ruhigen Glauben an die Gerechtigkeit, in der bescheidenen Würde und dem Mut gewöhnlicher Soldaten. Er stellte Russlands Krieg mit den napoleonischen Truppen als einen landesweiten Krieg dar. Der epische Stil der Arbeit wird durch die Fülle und Plastizität des Bildes, die Verzweigung und Kreuzung von Schicksalen, unvergleichliche Bilder der russischen Natur vermittelt.

In Tolstois Roman sind die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten breit vertreten, von Kaisern und Königen bis zu Soldaten, alle Altersgruppen und alle Temperamente im Raum der Herrschaft Alexanders I.

Tolstoi war mit seiner eigenen Arbeit zufrieden, aber bereits im Januar 1871 schickte er einen Brief an A. A. Fet: „Wie glücklich ich bin ... dass ich nie wieder wortreichen Unsinn wie „Krieg“ schreiben werde.“ Tolstoi hat jedoch die Bedeutung seiner früheren Kreationen kaum durchgestrichen. Zur Frage von Tokutomi Roca (Englisch) Russisch. 1906, was Tolstoi am meisten an seiner Arbeit liebt, antwortete der Schriftsteller: „Der Roman„ Krieg und Frieden “.“

✓  "Anna Karenina"

Um nicht weniger dramatische und ernste Arbeit ging es in dem Roman tragische Liebe"Anna Karenina" (1873-1876). Anders als im vorigen Werk ist darin kein Platz für den unendlich glücklichen Rausch der Seinsseligkeit. In dem fast autobiografischen Roman von Levin und Kitty sind freudige Erlebnisse zwar immer noch präsent, aber im Bild Familienleben Dolly ist schon bitterer, und es gibt so viel Angst im unglücklichen Ende der Liebe von Anna Karenina und Wronski geistiges Leben dass dieser Roman im Wesentlichen ein Übergang zur dritten Periode von Tolstois literarischer Tätigkeit ist, der dramatischen.

Es hat weniger Einfachheit und Klarheit der spirituellen Bewegungen, die für die Helden von "Krieg und Frieden" charakteristisch sind, mehr erhöhte Sensibilität, innere Wachsamkeit und Angst. Die Charaktere der Hauptfiguren sind komplexer und raffinierter. Der Autor versuchte, die subtilsten Nuancen von Liebe, Enttäuschung, Eifersucht, Verzweiflung und spiritueller Erleuchtung zu zeigen.

Die Problematik dieser Arbeit führte Tolstoi direkt zum ideologischen Wendepunkt der späten 1870er Jahre.

✓  Andere Arbeiten

Im März 1879 traf Leo Tolstoi in Moskau Vasily Petrovich Shchegolyonok, und im selben Jahr kam er auf seine Einladung nach Yasnaya Polyana, wo er etwa anderthalb Monate blieb. Der Dandy erzählte Tolstoi viele Volksmärchen, Epen und Legenden, von denen mehr als zwanzig von Tolstoi niedergeschrieben wurden (diese Aufzeichnungen wurden in Band XLVIII der Jubiläumsausgabe von Tolstois Werken veröffentlicht), und die Handlungen einiger Tolstoi, wenn Er schrieb nicht auf Papier und erinnerte sich dann: Sechs von Tolstoi geschriebene Werke stammen aus den Geschichten von Schegolyonok (1881 - „Wofür Menschen leben“, 1885 - „Zwei alte Männer“ und „Drei Älteste“, 1905 - „ Roots Vasiliev“ und „Prayer“, 1907 - „Der alte Mann in der Kirche“). Darüber hinaus schrieb Tolstoi fleißig viele Sprüche, Sprichwörter, einzelne Ausdrücke und Wörter auf, die von Schegolyonok erzählt wurden.

Tolstois neue Weltanschauung kam am umfassendsten in seinen Werken "Bekenntnis" (1879-1880, veröffentlicht 1884) und "Was ist mein Glaube?" zum Ausdruck. (1882-1884). Tolstoi widmete dem Thema des christlichen Beginns der Liebe, frei von jeglichem Eigennutz und sich im Kampf mit dem Fleisch über die sinnliche Liebe erhebend, die Erzählung Die Kreutzer-Sonate (1887-1889, veröffentlicht 1891) und Der Teufel (1889- 1890, erschienen 1911). Um seine Ansichten über Kunst theoretisch zu untermauern, schrieb er in den 1890er Jahren eine Abhandlung "Was ist Kunst?" (1897-1898). Das künstlerische Hauptwerk dieser Jahre war jedoch sein Roman Die Auferstehung (1889-1899), dessen Handlung auf einem echten Gerichtsverfahren beruhte. Scharfe Kritik an kirchlichen Riten in diese Arbeit wurde einer der Gründe für die Exkommunikation von Tolstoi durch den Heiligen Synod von der orthodoxen Kirche im Jahr 1901. Die größten Errungenschaften der frühen 1900er Jahre waren die Geschichte „Hadji Murad“ und das Drama „The Living Corpse“. In "Hadji Murad" wird die Despotie von Schamil und Nikolaus I. gleichermaßen entlarvt, Tolstoi verherrlichte in der Geschichte den Mut des Kampfes, die Stärke des Widerstands und die Liebe zum Leben. Das Stück „Die lebende Leiche“ wurde zum Beweis für Tolstois neue künstlerische Suche, die Tschechows Drama objektiv nahe steht.

✓  Literarische Kritik an Shakespeares Werken

In seinem kritischen Essay "On Shakespeare and Drama", basierend auf einer detaillierten Analyse einiger der beliebtesten Werke von Shakespeare, insbesondere "King Lear", "Othello", "Falstaff", "Hamlet" usw., Tolstoi scharf kritisiert Shakespeares Fähigkeiten wie ein Dramatiker. Bei der Hamlet-Aufführung habe er „besonderes Leid“ für diesen „falschen Schein von Kunstwerken“ erfahren.

¶  Teilnahme an der Moskauer Volkszählung

L. N. Tolstoi nahm an der Moskauer Volkszählung von 1882 teil. Er schrieb darüber so: „Ich schlug vor, die Volkszählung zu nutzen, um die Armut in Moskau herauszufinden und ihr mit Geschäften und Geld zu helfen und sicherzustellen, dass es in Moskau keine Armen gibt.“

Tolstoi glaubte, dass das Interesse und die Bedeutung der Volkszählung für die Gesellschaft darin besteht, dass sie ihr einen Spiegel gibt, in den Sie es wollen, Sie es nicht wollen, die ganze Gesellschaft und jeder von uns wird schauen. Er wählte einen der schwierigsten Orte für sich aus, die Protochny Lane, wo sich ein Wohnhaus befand, inmitten des Moskauer Elends, dieses düstere zweistöckige Gebäude wurde Rzhanov-Festung genannt. Nachdem Tolstoi einen Befehl von der Duma erhalten hatte, begann er einige Tage vor der Volkszählung, das Gelände gemäß dem ihm gegebenen Plan zu umgehen. In der Tat diente die schmutzige Pension, gefüllt mit mittellosen, verzweifelten Menschen, die bis auf den Grund gesunken waren, Tolstoi als Spiegel, der die schreckliche Armut der Menschen widerspiegelte. Unter dem frischen Eindruck dessen, was er sah, schrieb L. N. Tolstoi seinen berühmten Artikel „Über die Volkszählung in Moskau“. In diesem Artikel wies er darauf hin, dass der Zweck der Volkszählung ein wissenschaftlicher und eine soziologische Studie sei.

Trotz der von Tolstoi erklärten guten Absichten der Volkszählung stand die Bevölkerung diesem Ereignis misstrauisch gegenüber. Bei dieser Gelegenheit schrieb Tolstoi: „Als sie uns erklärten, dass die Leute bereits von den Wohnungsrundgängen erfahren hatten und gingen, baten wir den Besitzer, das Tor zu schließen, und wir selbst gingen zum Hof, um die Leute zu überzeugen die weggingen.“ Lev Nikolaevich hoffte, bei den Reichen Sympathie für die städtische Armut zu wecken, Geld zu sammeln, Menschen zu rekrutieren, die zu dieser Sache beitragen wollten, und zusammen mit der Volkszählung durch alle Höhlen der Armut zu gehen. Neben der Erfüllung der Pflichten eines Kopisten wollte der Schriftsteller mit den Unglücklichen in Kontakt treten, die Einzelheiten ihrer Bedürfnisse herausfinden und ihnen mit Geld und Arbeit, der Vertreibung aus Moskau, der Unterbringung von Kindern in Schulen, alten Männern und Frauen helfen Unterkünfte und Armenhäuser.

¶  Leo Tolstoi in Moskau

Wie der Moskauer Alexander Vaskin schreibt, kam Leo Tolstoi mehr als einhundertfünfzig Mal nach Moskau.

Die allgemeinen Eindrücke, die er aus seiner Bekanntschaft mit dem Moskauer Leben machte, waren in der Regel negativ, und die Kritiken über die soziale Situation in der Stadt waren scharf kritisch. So schrieb er am 5. Oktober 1881 in sein Tagebuch:

Viele Gebäude, die mit dem Leben und Werk des Schriftstellers verbunden sind, sind in Plyushchikha, Sivtsev Vrazhek, Vozdvizhenka, Tverskaya, der Nizhny Kislovsky-Gasse, dem Smolensky-Boulevard, der Zemledelchesky-Gasse, der Voznesensky-Gasse und schließlich der Dolgokhamovnichesky-Gasse (moderne Leo-Tolstoi-Straße) und anderen erhalten geblieben . Der Schriftsteller besuchte oft den Kreml, wo die Familie seiner Frau Bersa lebte. Tolstoi ging gerne zu Fuß durch Moskau, auch im Winter. Das letzte Mal Der Schriftsteller kam 1909 nach Moskau.

Außerdem befand sich in der Vozdvizhenka-Straße 9 das Haus von Lev Nikolaevichs Großvater, Prinz Nikolai Sergeevich Volkonsky, das er 1816 von Praskovya Vasilievna Muravyova-Apostol (Tochter von Generalleutnant V. V. Grushetsky, der dieses Haus erbaute, der Frau von) kaufte der Schriftsteller Senator I. M. Muravyov-Apostol, Mutter der drei dekabristischen Brüder Muravyov-Apostol). Prinz Volkonsky besaß das Haus fünf Jahre lang, weshalb das Haus in Moskau auch als Haupthaus des Landguts der Volkonsky-Fürsten oder als „Bolkonsky-Haus“ bekannt ist. Das Haus wird von Leo Tolstoi als das Haus von Pierre Bezukhov beschrieben. Dieses Haus war Lev Nikolaevich gut bekannt - er besuchte hier oft junge Bälle, wo er die charmante Prinzessin Praskovya Shcherbatova umwarb: „Ich ging mit Langeweile und Schläfrigkeit zu den Ryumins, und plötzlich überflutete es mich. P[raskovya] Sh[erbatova] Charme. Frischer war es schon lange nicht mehr." In Anna Karenina verlieh er Kitty Shcherbatskaya die Züge der schönen Praskovya.

In den Jahren 1886, 1888 und 1889 lief Leo Tolstoi dreimal von Moskau nach Jasnaja Poljana. Auf der ersten solchen Reise waren seine Gefährten Politische Figur Mikhail Stakhovich und Nikolai Ge (Sohn des Künstlers N. N. Ge). In der zweiten - auch Nikolai Ge, und ab der zweiten Hälfte des Weges (aus Serpukhov) - A.N. Dunaev und S.D. Sytin (Bruder des Herausgebers) schlossen sich an. Während der dritten Reise wurde Lev Nikolaevich von einem neuen Freund und gleichgesinnten 25-jährigen Lehrer Evgeny Popov begleitet.

¶  Spirituelle Krise und Predigt

In seinem Werk "Confession" schrieb Tolstoi, dass ihn ab Ende der 1870er Jahre oft unlösbare Fragen quälten: "Nun gut, Sie werden 6.000 Morgen in der Provinz Samara haben - 300 Pferdeköpfe und dann?" ; in der Sphäre der Literatur: "Nun, na, Sie werden ruhmreicher sein als Gogol, Puschkin, Shakespeare, Moliere, alle Schriftsteller der Welt - na und!". Als er anfing, über Kindererziehung nachzudenken, fragte er sich: „Warum?“; Als er darüber diskutierte, „wie die Menschen zu Wohlstand kommen können“, sagte er „plötzlich zu sich selbst: was geht mich das an?“ Im Allgemeinen hatte er "das Gefühl, dass das, worauf er stand, nachgegeben hatte, dass das, wofür er gelebt hatte, weg war". Das natürliche Ergebnis war der Gedanke an Selbstmord:

Um eine Antwort auf die Fragen und Zweifel zu finden, die ihn ständig beschäftigten, nahm Tolstoi zunächst das Studium der Theologie auf und verfasste und veröffentlichte 1891 in Genf seine „Studie zur dogmatischen Theologie“, in der er die „orthodoxe Dogmatik“ kritisierte Theologie“ des Metropoliten Macarius (Bulgakov). Er führte Gespräche mit Priestern und Mönchen, ging zu den Ältesten in Optina Pustyn (1877, 1881 und 1890), las theologische Abhandlungen, sprach mit dem älteren Ambrosius, K. N. Leontjew, einem glühenden Gegner der Lehren Tolstois. In einem Brief an T. I. Filippov vom 14. März 1890 berichtete Leontiev, dass er während dieses Gesprächs zu Tolstoi sagte: „Es ist schade, Lev Nikolaevich, dass ich wenig Fanatismus habe. Aber es wäre nötig, nach Petersburg, wo ich Verbindungen habe, zu schreiben, dass Sie nach Tomsk verbannt werden und dass weder die Gräfin noch Ihre Töchter Sie besuchen dürften und dass sie Ihnen wenig Geld schicken würden. Und dann sind Sie positiv schädlich. Dazu rief Lev Nikolayevich mit Inbrunst aus: „Liebling, Konstantin Nikolayevich! Schreiben Sie, um Gottes willen, ins Exil zu gehen. Das ist mein Traum. Ich tue mein Bestes, um mich in den Augen der Regierung zu kompromittieren, und ich komme mit allem davon. Bitte schreibe." Um die Originalquellen der christlichen Lehre im Original zu studieren, studierte er Altgriechisch und Hebräisch (bei letzterem half ihm der Moskauer Rabbiner Shlomo Minor). Gleichzeitig behielt er die Altgläubigen im Auge, kam dem Bauernprediger Vasily Syutaev nahe und sprach mit Molokans, Stundisten. Lev Nikolaevich suchte den Sinn des Lebens im Studium der Philosophie, in Kenntnis der Ergebnisse der exakten Wissenschaften. Er versuchte, so viel wie möglich zu vereinfachen, ein naturnahes und landwirtschaftliches Leben zu führen.

Allmählich lehnt Tolstoi Launen und Bequemlichkeiten ab reiches Leben(Vereinfachung), viel tun Physiklabor, kleidet sich in einfachste Kleidung, wird Vegetarier, schenkt der Familie sein ganzes großes Vermögen, verzichtet auf literarische Eigentumsrechte. Auf der Grundlage eines aufrichtigen Wunsches nach moralischer Verbesserung entsteht die dritte Periode von Tolstois literarischer Tätigkeit, deren charakteristisches Merkmal die Verleugnung aller etablierten Formen des staatlichen, sozialen und religiösen Lebens ist.

Zu Beginn der Regierungszeit von Alexander III. schrieb Tolstoi an den Kaiser mit der Bitte, die Königsmörder im Geiste der Vergebung des Evangeliums zu verzeihen. Seit September 1882 wurde für ihn eine geheime Aufsicht eingerichtet, um die Beziehungen zu Sektierern zu klären; im September 1883 weigert er sich, als Geschworener zu dienen, weil er mit seiner religiösen Weltanschauung nicht vereinbar sei. Dann erhielt er im Zusammenhang mit dem Tod von Turgenev ein Redeverbot. Allmählich beginnen die Ideen des Tolstoianismus in die Gesellschaft einzudringen. Anfang 1885 wurde in Russland ein Präzedenzfall für die Verweigerung des Militärdienstes unter Berufung auf Tolstois religiöse Überzeugungen geschaffen. Ein bedeutender Teil von Tolstois Ansichten konnte in Russland nicht offen zum Ausdruck gebracht werden und wurde nur in ausländischen Ausgaben seiner religiösen und sozialen Abhandlungen vollständig dargestellt.

Es gab keine Einigkeit in Bezug auf Tolstois Kunstwerke, die in dieser Zeit entstanden sind. So erreichte Tolstoi in einer langen Reihe von Kurzgeschichten und Legenden, die in erster Linie für die populäre Lektüre bestimmt waren („Wie leben die Menschen“ usw.), nach Meinung seiner bedingungslosen Bewunderer den Höhepunkt seiner künstlerischen Kraft. Gleichzeitig waren laut Leuten, die Tolstoi vorwerfen, er habe sich von einem Künstler in einen Prediger verwandelt, diese künstlerischen Lehren, die mit einem bestimmten Zweck geschrieben wurden, grob tendenziös. hoch u schreckliche Wahrheit"Der Tod von Iwan Iljitsch", laut Fans, dieses Werk mit den Hauptwerken des Genies von Tolstoi gleichzusetzen, ist laut anderen absichtlich hart, es betonte scharf die Seelenlosigkeit der oberen Schichten der Gesellschaft, um zeigen die moralische Überlegenheit eines einfachen "Küchenmanns" Gerasim. Die Kreutzer-Sonate (geschrieben 1887-1889, veröffentlicht 1890) verursachte auch entgegengesetzte Kritiken - eine Analyse der ehelichen Beziehungen ließ uns die erstaunliche Helligkeit und Leidenschaft vergessen, mit der diese Geschichte geschrieben wurde. Das Werk wurde von der Zensur verboten, es wurde dank der Bemühungen von S. A. Tolstaya gedruckt, der ein Treffen mit Alexander III. Infolgedessen wurde die Geschichte mit persönlicher Genehmigung des Zaren in zensierter Form in den Gesammelten Werken von Tolstoi veröffentlicht. Alexander III. war mit der Geschichte zufrieden, aber die Königin war schockiert. Andererseits wurde das Volksdrama The Power of Darkness nach Meinung von Tolstois Bewunderern zu einer großartigen Manifestation seiner künstlerischen Kraft: In den engen Rahmen der ethnografischen Reproduktion des russischen Bauernlebens gelang es Tolstoi, so viele universelle Merkmale unterzubringen dass das Drama mit großem Erfolg über alle Bühnen der Welt ging.

Während der Hungersnot von 1891-1892. Tolstoi organisierte Institutionen in der Provinz Rjasan, um den Hungernden und Bedürftigen zu helfen. Er eröffnete 187 Kantinen, in denen 10.000 Menschen ernährt wurden, sowie mehrere Kantinen für Kinder, Brennholz wurde verteilt, Samen und Kartoffeln zur Aussaat verteilt, Pferde gekauft und an Bauern verteilt (fast alle Bauernhöfe wurden in einem Hungerjahr pferdelos). ), in Form von Spenden wurden fast 150.000 Rubel gesammelt.

Die Abhandlung „Das Reich Gottes ist in dir ...“ wurde von Tolstoi mit kurzen Unterbrechungen fast 3 Jahre lang geschrieben: von Juli 1890 bis Mai 1893. Die Abhandlung, die die Bewunderung des Kritikers V. V. Stasov erregte („das erste Buch des 19. Jahrhunderts“) und I. E. Repin („dieses Ding von erschreckender Macht“) konnte in Russland aufgrund der Zensur nicht veröffentlicht werden und wurde im Ausland veröffentlicht. Das Buch wurde in Russland in einer großen Anzahl von Exemplaren illegal vertrieben. In Russland selbst erschien die erste legale Ausgabe im Juli 1906, wurde aber auch danach vom Verkauf genommen. Die Abhandlung wurde in die gesammelten Werke von Tolstoi aufgenommen, die 1911 nach seinem Tod veröffentlicht wurden.

In seinem letzten großen Werk, dem 1899 veröffentlichten Roman Resurrection, verurteilte Tolstoi die Justizpraxis und das Leben in der High Society, stellte den Klerus und die Anbetung als weltlich und mit weltlicher Macht vereint dar.

Am 6. Dezember 1908 schrieb Tolstoi in sein Tagebuch: "Die Leute lieben mich für diese Kleinigkeiten - Krieg und Frieden usw., die ihnen sehr wichtig erscheinen."

Im Sommer 1909 drückte einer der Besucher von Yasnaya Polyana seine Freude und Dankbarkeit für die Schaffung von Krieg und Frieden und Anna Karenina aus. Tolstoi antwortete: „Es ist, als ob jemand zu Edison käme und sagte: „Ich respektiere dich wirklich dafür, dass du die Mazurka gut tanzt. Ich schreibe meinen ganz anderen Büchern (religiösen!) Bedeutung zu.“ Im selben Jahr beschrieb Tolstoi die Rolle seiner Kunstwerke wie folgt: "Sie lenken die Aufmerksamkeit auf meine ernsten Dinge."

Einige Kritiker der letzten Phase von Tolstois literarischer Tätigkeit erklärten, dass seine künstlerische Stärke unter der Vorherrschaft theoretischer Interessen gelitten habe und dass Tolstoi nun nur noch Kreativität benötige, um seine sozio-religiösen Ansichten in öffentlicher Form zu verbreiten. Auf der anderen Seite bestreitet beispielsweise Vladimir Nabokov, dass Tolstoi spezifische Predigten hat, und stellt fest, dass die Stärke und universelle Bedeutung seiner Arbeit nichts mit Politik zu tun haben und seine Lehre einfach verdrängen: „Im Wesentlichen hat Tolstoi der Denker immer nur mit zwei Themen beschäftigt: Leben und Tod. Und diesen Themen kann sich kein Künstler entziehen.“ Es wurde vorgeschlagen, dass in seiner Arbeit What is Art? Der Tolstoi-Teil leugnet die künstlerische Bedeutung von Dante, Raphael, Goethe, Shakespeare, Beethoven usw. vollständig und schwächt sie teilweise erheblich ab, er kommt direkt zu dem Schluss, dass „je mehr wir uns der Schönheit hingeben, desto mehr entfernen wir uns vom Guten“ , die den Vorrang der moralischen Komponente Kreativität gegenüber der Ästhetik bekräftigt.

¶  Exkommunikation

Nach seiner Geburt wurde Leo Tolstoi orthodox getauft. Dennoch war er trotz seiner Haltung gegenüber der orthodoxen Kirche, wie die meisten Vertreter der gebildeten Gesellschaft seiner Zeit, religiösen Fragen in seiner Jugend und Jugend gleichgültig. Aber Mitte der 1870er Jahre zeigte er ein zunehmendes Interesse an den Lehren und der Anbetung der orthodoxen Kirche: „Ich las alles, was ich über die Lehren der Kirche finden konnte, ... befolgte mehr als ein Jahr lang alle Vorschriften strikt der Kirche, alle Fastenzeiten und den Besuch aller Gottesdienste“ , was eine völlige Enttäuschung des kirchlichen Glaubens zur Folge hatte. Die zweite Hälfte des Jahres 1879 wurde für ihn zu einem Wendepunkt in Richtung der Lehren der orthodoxen Kirche. In den 1880er Jahren vertrat er eine eindeutig kritische Haltung gegenüber der kirchlichen Lehre, dem Klerus und der offiziellen Kirchlichkeit. Die Veröffentlichung einiger Werke Tolstois wurde sowohl durch geistliche als auch durch weltliche Zensur verboten. 1899 wurde Tolstois Roman „Auferstehung“ veröffentlicht, in dem der Autor das Leben verschiedener sozialer Schichten des heutigen Russlands zeigte; Der Klerus wurde mechanisch und hastig bei der Durchführung von Ritualen dargestellt, und einige hielten den kalten und zynischen Toporov für eine Karikatur von K. P. Pobedonostsev, dem Hauptprokurator der Heiligen Synode.

Leo Tolstoi wandte seine Lehren hauptsächlich in Bezug auf seine eigene Lebensweise an. Er bestritt kirchliche Interpretationen der Unsterblichkeit und lehnte kirchliche Autorität ab; er erkannte die Rechte des Staates nicht an, da dieser (seiner Meinung nach) auf Gewalt und Zwang aufgebaut sei. Er kritisierte die kirchliche Lehre, wonach „das Leben, wie es hier auf Erden ist, mit all seinen Freuden, Schönheiten, mit all dem Kampf des Geistes gegen die Dunkelheit, das Leben aller Menschen ist, die vor mir gelebt haben, mein ganzes Leben mit meinem inneren Kampf und meinen Siegen des Geistes gibt es ein Leben, das nicht wahr ist, sondern ein Leben, das gefallen ist, hoffnungslos verdorben; das Leben ist wahr, ohne Sünde – im Glauben, das heißt in der Vorstellung, das heißt im Wahnsinn. Leo Tolstoi stimmte der Lehre der Kirche nicht zu, dass eine Person von Geburt an im Wesentlichen bösartig und sündig ist, da eine solche Lehre seiner Meinung nach „alles Beste in der menschlichen Natur abschneidet“. Als der Schriftsteller sah, wie schnell die Kirche ihren Einfluss auf die Menschen verlor, kam der Schriftsteller laut K. N. Lomunov zu dem Schluss: "Alles, was lebt, ist unabhängig von der Kirche."

Im Februar 1901 neigte die Synode schließlich zu der Idee, Tolstoi öffentlich zu verurteilen und ihn für kirchenfremd zu erklären. Metropolit Anthony (Vadkovsky) spielte dabei eine aktive Rolle. Wie in den Kamera-Fourier-Magazinen zu lesen ist, besuchte Pobedonostsev am 22. Februar Nikolaus II. im Winterpalast und unterhielt sich etwa eine Stunde lang mit ihm. Einige Historiker glauben, dass Pobedonostsev mit einer fertigen Definition direkt von der Synode zum Zaren kam.

Am 24. Februar (alter Stil) 1901 veröffentlichte das offizielle Organ der Synode „Kirchenanzeiger, herausgegeben unter der Heiligen Regierenden Synode“ „Beschluss der Heiligen Synode vom 20.-22. Februar 1901 Nr. 557, mit einer Botschaft an die Gläubigen Kinder der griechisch-orthodoxen Kirche über Graf Leo Tolstoi.

Als weltberühmter Schriftsteller, gebürtiger Russe, durch Taufe und Erziehung orthodox, rebellierte Graf Tolstoi in der Verführung seines stolzen Geistes kühn gegen den Herrn und seinen Christus und sein heiliges Erbe, deutlich bevor jeder die Mutter, die Kirche, aufgab , der ihn orthodox erzogen und erzogen hat und seine literarische Tätigkeit und das ihm von Gott gegebene Talent der Verbreitung von Lehren, die Christus und der Kirche widersprechen, unter den Menschen widmete und den Glauben der Menschen in den Köpfen und Herzen der Menschen ausrottete Väter, der orthodoxe Glaube, der das Universum begründete, durch den unsere Vorfahren lebten und gerettet wurden und durch den das Heilige Russland bis jetzt standgehalten hat und stark war. In seinen Schriften und Briefen, in vielen von ihm und seinen Schülern auf der ganzen Welt verstreuten, insbesondere innerhalb der Grenzen unseres lieben Vaterlandes, predigt er mit dem Eifer eines Fanatikers den Sturz aller Dogmen der orthodoxen Kirche und der Wesen des christlichen Glaubens; lehnt den persönlichen lebendigen Gott ab, verherrlicht in der Heiligen Dreifaltigkeit, den Schöpfer und Versorger des Universums, leugnet den Herrn Jesus Christus, den Gottmenschen, Erlöser und Retter der Welt, der für uns um der Menschen willen und für uns gelitten hat Erlösung und Auferstehung von den Toten, leugnet die kernlose Empfängnis gemäß der Menschheit von Christus dem Herrn und Jungfräulichkeit vor der Geburt und nach der Geburt der Allerreinen Theotokos, Immer-Jungfrau Maria, erkennt das Leben nach dem Tod und die Vergeltung nicht an, lehnt alles ab Sakramente der Kirche und das gnadenerfüllte Wirken des Heiligen Geistes in ihnen, und die heiligsten Glaubensgegenstände des orthodoxen Volkes schimpfend, schreckte nicht davor zurück, das größte der Sakramente, die heilige Eucharistie, zu verspotten. All dies predigt Graf Tolstoi fortwährend in Wort und Schrift zur Versuchung und zum Entsetzen der gesamten orthodoxen Welt und lehnte sich damit unverhohlen, aber deutlich vor allen bewusst und absichtlich von jeder Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche ab. Ehemalige gleicher Abmahnversuche blieben erfolglos. Daher betrachtet ihn die Kirche nicht als Mitglied und kann ihn nicht zählen, bis er umkehrt und seine Gemeinschaft mit ihr wiederherstellt. Deshalb beten wir, indem wir seinen Abfall von der Kirche bezeugen, gemeinsam, dass der Herr ihm Reue in den Sinn der Wahrheit gewähre. Wir beten, barmherziger Herr, wollen den Tod der Sünder nicht, erhöre und erbarme dich und wende ihn deiner heiligen Kirche zu. Amen.

Laut Theologen, darunter Dr. historische Wissenschaften, Kandidat der Theologie, Arzt Kirchengeschichte Priester Georgy Orekhanov, die Entscheidung der Synode bezüglich Tolstoi ist kein Fluch auf den Schriftsteller, sondern eine Aussage darüber, dass er aus freiem Willen kein Mitglied der Kirche mehr ist. Darüber hinaus wurde im Synodalakt vom 20. bis 22. Februar festgelegt, dass Tolstoi zur Kirche zurückkehren könnte, wenn er Buße tun würde. Metropolit Anthony (Vadkovsky), der zu dieser Zeit ein führendes Mitglied der Heiligen Synode war, schrieb an Sofya Andreevna Tolstoy: „Ganz Russland trauert um Ihren Ehemann, wir trauern um ihn. Glauben Sie denen nicht, die sagen, dass wir seine Reue aus politischen Gründen suchen.“ Dennoch empfanden der Schriftsteller, sein Gefolge und die russische Öffentlichkeit diese Definition als einen ungerechtfertigten grausamen Akt. Als Tolstoi zum Beispiel in der Eremitage von Optina ankam, antwortete er auf die Frage, warum er nicht zu den Ältesten gegangen sei, dass er nicht gehen könne, da er exkommuniziert sei.

In seiner Antwort auf die Synode bekräftigte Leo Tolstoi seinen Bruch mit der Kirche: „Die Tatsache, dass ich mich von der Kirche losgesagt habe, die sich orthodox nennt, ist absolut fair. Aber ich verzichtete darauf, nicht weil ich mich gegen den Herrn auflehnte, sondern im Gegenteil, nur weil ich ihm mit aller Kraft meiner Seele dienen wollte. Tolstoi widersprach den Vorwürfen, die im Beschluss der Synode gegen ihn erhoben wurden: „Der Beschluss der Synode im Allgemeinen weist viele Mängel auf. Es ist illegal oder absichtlich mehrdeutig; sie ist willkürlich, unbegründet, unwahr und enthält darüber hinaus Verleumdung und Anstiftung zu schlechten Gefühlen und Handlungen. Im Text der Antwort auf die Synode führt Tolstoi diese Thesen weiter aus und erkennt eine Reihe bedeutender Diskrepanzen zwischen den Dogmen der orthodoxen Kirche und seinem eigenen Verständnis der Lehren Christi an.

Die synodale Definition erregte die Empörung eines bestimmten Teils der Gesellschaft; Zahlreiche Briefe und Telegramme wurden an Tolstoi geschickt, in denen Sympathie und Unterstützung zum Ausdruck gebracht wurden. Gleichzeitig provozierte diese Definition eine Flut von Briefen aus einem anderen Teil der Gesellschaft – mit Drohungen und Beschimpfungen.

Im November 1909 schrieb er einen Gedanken nieder, der auf sein breites Verständnis von Religion hinwies:

Ende Februar 2001 sandte der Urenkel des Grafen Wladimir Tolstoi, der den Museumsbesitz des Schriftstellers in Jasnaja Poljana verwaltet, einen Brief an den Patriarchen Alexij II. von Moskau und All Rus mit der Bitte, die Synodaldefinition zu überarbeiten . Als Antwort auf den Brief erklärte das Moskauer Patriarchat, dass die vor genau 105 Jahren getroffene Entscheidung, Leo Tolstoi aus der Kirche zu exkommunizieren, nicht überdacht werden könne, da dies (laut dem Sekretär für kirchliche Beziehungen Michail Dudko) falsch wäre Abwesenheit einer Person, gegen die sich kirchliche Gerichte wenden. Im März 2009 äußerte Wladimir Tolstoi seine Meinung zur Bedeutung des Synodenakts: „Ich habe die Dokumente studiert, die damaligen Zeitungen gelesen, mich mit den Materialien der öffentlichen Diskussionen über die Exkommunikation vertraut gemacht. Und ich hatte das Gefühl, dass diese Tat ein Signal für eine totale Spaltung der russischen Gesellschaft war. Die königliche Familie und die höchste Aristokratie und der lokale Adel und die Intelligenz und die Raznochinsk-Schichten und die einfachen Leute spalteten sich ebenfalls. Der Riss ging durch den Körper des gesamten russischen, russischen Volkes.

¶  Abfahrt von Yasnaya Polyana, Tod und Beerdigung

In der Nacht des 28. Oktober (10. November) 1910 verließ L. N. Tolstoi Jasnaja Polyana heimlich für immer, nur in Begleitung seines Arztes D. P. Makovitsky, um seine Entscheidung zu erfüllen, seine letzten Jahre gemäß seinen Ansichten zu leben. Gleichzeitig hatte Tolstoi nicht einmal einen konkreten Aktionsplan. Er begann seine letzte Reise am Bahnhof Shchyokino. Am selben Tag, nachdem ich am Bahnhof Gorbachevo umgestiegen war, erreichte ich die Stadt Belev in der Provinz Tula, danach auf die gleiche Weise, aber mit einem anderen Zug zum Bahnhof Kozelsk, mietete einen Kutscher und fuhr nach Optina Pustyn und von dort am nächsten Tag zum Schamordinsky-Kloster, wo er seine Schwester Maria Nikolaevna Tolstaya traf. Später kam Tolstois Tochter Alexandra Lvovna heimlich in Schamordino an.

Am Morgen des 31. Oktober (13. November) fuhren L. N. Tolstoi und seine Begleiter von Shamordino nach Kozelsk, wo sie in den Zug Nr. 12, Smolensk - Ranenburg, einstiegen, der sich bereits dem Bahnhof in Richtung Osten genähert hatte. Wir hatten beim Einsteigen keine Zeit, Tickets zu kaufen; In Belev angekommen, kauften wir Fahrkarten für den Bahnhof Wolowo, wo wir in einen Zug in Richtung Süden umsteigen wollten. Diejenigen, die Tolstoi später begleiteten, sagten auch aus, dass die Reise keinen bestimmten Zweck hatte. Nach dem Treffen beschlossen sie, zu seiner Nichte E. S. Denisenko in Nowotscherkassk zu gehen, wo sie versuchen wollten, ausländische Pässe zu bekommen, und dann nach Bulgarien gingen; Wenn dies fehlschlägt, gehen Sie in den Kaukasus. Unterwegs fühlte sich L. N. Tolstoi jedoch schlechter - die Erkältung verwandelte sich in eine Lungenentzündung und die Begleitpersonen mussten die Fahrt noch am selben Tag unterbrechen und den kranken Tolstoi am ersten großen Bahnhof in der Nähe des Dorfes aus dem Zug nehmen. Diese Station war Astapovo (jetzt Leo Tolstoi, Gebiet Lipezk).

Die Nachricht von Leo Tolstois Krankheit erregte sowohl in den höchsten Kreisen als auch unter den Mitgliedern des Heiligen Synods großes Aufsehen. Über seinen Gesundheitszustand und den Stand der Dinge wurden systematisch verschlüsselte Telegramme an das Innenministerium und die Moskauer Gendarmen-Eisenbahndirektion geschickt. Es wurde eine geheime Dringlichkeitssitzung der Synode einberufen, bei der auf Initiative des Oberstaatsanwalts Lukjanow die Frage nach der Haltung der Kirche im Falle des traurigen Krankheitsverlaufs von Lew Nikolajewitsch gestellt wurde. Aber das Problem wurde nicht positiv gelöst.

Sechs Ärzte versuchten, Lev Nikolaevich zu retten, aber er antwortete auf ihre Hilfsangebote nur: "Gott wird alles arrangieren." Auf die Frage, was er selbst will, sagte er: "Ich möchte, dass mich niemand stört." Seine letzten bedeutungsvollen Worte, die er wenige Stunden vor seinem Tod an seinen ältesten Sohn richtete, die er vor Aufregung nicht verstehen konnte, die aber der Arzt Makovitsky hörte, waren: „Seryozha ... die Wahrheit ... ich liebe a viel, ich liebe alle ... ".

Am 7. November (20) um 6:50 Uhr starb Lew Nikolajewitsch Tolstoi nach einer Woche schwerer und schmerzhafter Krankheit (erstickt) im Haus des Stationsleiters I. I. Ozolin.

Als Leo Tolstoi vor seinem Tod nach Optina Pustyn kam, war Elder Varsonofy der Abt des Klosters und das Oberhaupt der Skete. Tolstoi wagte es nicht, zum Skete zu gehen, und der Älteste folgte ihm zur Station Astapovo, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich mit der Kirche zu versöhnen. Er hatte heilige Gaben übrig und erhielt Anweisungen: Wenn Tolstoi ihm nur ein Wort „Ich bereue“ ins Ohr flüsterte, hatte er das Recht, die Kommunion zu empfangen. Aber der Älteste durfte den Schreiber nicht sehen, ebenso wie seine Frau und einige seiner engsten Verwandten unter den orthodoxen Gläubigen ihn nicht sehen durften.

Am 9. November 1910 versammelten sich mehrere tausend Menschen in Jasnaja Poljana zur Beerdigung von Leo Tolstoi. Unter den Versammelten waren die Freunde und Bewunderer des Schriftstellers, Bauern und Moskauer Studenten sowie Vertreter von Regierungsbehörden und der örtlichen Polizei, die von den Behörden nach Jasnaja Poljana entsandt wurden, weil sie befürchteten, dass die Abschiedszeremonie für Tolstoi von Antisemiten begleitet werden könnte -Regierungserklärungen und wird vielleicht sogar zu einer Demonstration. Außerdem war es in Russland die erste öffentliche Beerdigung einer berühmten Person, die nicht nach dem orthodoxen Ritus (ohne Priester und Gebete, ohne Kerzen und Ikonen) stattfinden sollte, wie Tolstoi selbst es wünschte. Wie aus Polizeiberichten hervorgeht, verlief die Zeremonie friedlich. Die Trauergäste eskortierten unter Einhaltung vollständiger Ordnung und leisem Gesang Tolstois Sarg vom Bahnhof zum Anwesen. Die Leute stellten sich auf, betraten schweigend den Raum, um sich von der Leiche zu verabschieden.

Am selben Tag veröffentlichten die Zeitungen die Entschließung von Nikolaus II. Zum Bericht des Innenministers über den Tod von Leo Nikolajewitsch Tolstoi: „Ich bedauere aufrichtig den Tod des großen Schriftstellers, der in der Blütezeit seines Talents In seinen Werken verkörpert er Bilder aus einem der glorreichen Jahre des russischen Lebens. Gott der Herr sei sein gnädiger Richter."

Am 10. (23.) November 1910 wurde Leo Tolstoi in Yasnaya Polyana am Rand einer Schlucht im Wald begraben, wo er als Kind mit seinem Bruder nach einem „grünen Stock“ suchte, der das „Geheimnis“ bewahrte „Wie man alle Menschen glücklich macht. Als der Sarg mit dem Verstorbenen ins Grab hinabgelassen wurde, knieten alle Anwesenden andächtig nieder.

Im Januar 1913 wurde ein Schreiben von Gräfin S. A. Tolstaya vom 22. Dezember 1912 veröffentlicht, in dem sie die Nachrichten in der Presse bestätigte, dass am Grab ihres Mannes von einem bestimmten Priester in ihrer Anwesenheit eine Beerdigung durchgeführt wurde, während sie Gerüchte darüber bestritt Der Priester war nicht echt. Insbesondere schrieb die Gräfin: „Ich erkläre auch, dass Lev Nikolayevich nie den Wunsch geäußert hat, vor seinem Tod nicht begraben zu werden, aber früher schrieb er in sein Tagebuch von 1895 wie ein Testament:„ Wenn möglich, dann (begraben) ohne Priester und Beerdigung. Aber wenn dies für die Bestattenden unangenehm ist, dann lassen Sie sie wie gewohnt bestatten, aber so billig und einfach wie möglich. Der Priester, der freiwillig gegen den Willen des Heiligen Synods verstoßen und den exkommunizierten Grafen heimlich begraben wollte, stellte sich als Grigory Leontyevich Kalinovsky heraus, ein Priester des Dorfes Ivankov, Bezirk Pereyaslavsky, Gouvernement Poltawa. Bald wurde er von seinem Posten entlassen, aber nicht wegen der illegalen Beerdigung von Tolstoi, sondern „angesichts der Tatsache, dass gegen ihn wegen des betrunkenen Mordes an einem Bauern und des Verhaltens des oben erwähnten Priesters Kalinovsky ermittelt wird und moralische Qualitäten eher missbilligend, das heißt, ein bitterer Säufer und zu allerlei schmutzigen Taten fähig “, wie in Agenten-Gendarmerie-Berichten berichtet wird.

✓  Bericht von Oberst von Cotten, Leiter der Sicherheitsabteilung von St. Petersburg, an den Innenminister des Russischen Reiches

„Zusätzlich zu den Berichten vom 8. November berichte ich Ihrer Exzellenz Informationen über die Unruhen junger Studenten, die am 9. November dieses ... anlässlich des Tages der Beerdigung des verstorbenen Leo Tolstoi stattfanden. Um 12 Uhr wurde in der armenischen Kirche ein Gedenkgottesdienst für den verstorbenen L. N. Tolstoi abgehalten, an dem etwa 200 betende Menschen, hauptsächlich Armenier, und ein kleiner Teil der studentischen Jugend teilnahmen. Am Ende des Gedenkgottesdienstes zerstreuten sich die Gläubigen, aber wenige Minuten später trafen Studenten und Studentinnen in der Kirche ein. Es stellte sich heraus, dass an den Eingangstüren der Universität und der Höheren Frauenkurse Ankündigungen angebracht waren, dass am 9. November um ein Uhr nachmittags in der erwähnten Kirche ein Gedenkgottesdienst für Leo Tolstoi stattfinden würde. Der armenische Klerus führte zum zweiten Mal eine Panichida durch, an deren Ende die Kirche nicht mehr alle Gläubigen aufnehmen konnte, von denen ein erheblicher Teil auf der Veranda und im Hof ​​der armenischen Kirche stand. Am Ende des Gedenkgottesdienstes sangen alle, die auf der Veranda und auf dem Kirchhof waren, "Ewige Erinnerung" ... "

Auf den Tod von Leo Tolstoi wurde nicht nur in Russland, sondern auf der ganzen Welt reagiert. In Russland fanden Studenten- und Arbeiterdemonstrationen mit Porträts der Verstorbenen statt, die eine Reaktion auf den Tod des großen Schriftstellers wurden. Um die Erinnerung an Tolstoi zu ehren, stellten die Arbeiter von Moskau und St. Petersburg die Arbeit mehrerer Werke und Fabriken ein. Es gab legale und illegale Versammlungen, Versammlungen, Flugblätter wurden herausgegeben, Konzerte und Abende wurden abgesagt, Theater und Kinos wurden zur Trauerzeit geschlossen, Buchhandlungen und Geschäfte geschlossen. Viele Menschen wollten an der Beerdigung des Schriftstellers teilnehmen, aber die Regierung verhinderte dies aus Angst vor spontanen Unruhen mit allen Mitteln. Die Menschen konnten ihre Absicht nicht ausführen, also wurde Yasnaya Polyana buchstäblich mit Beileidstelegrammen bombardiert. Der demokratische Teil der russischen Gesellschaft war empört über das Verhalten der Regierung, die Tolstoi viele Jahre lang behandelte, seine Werke verbot und schließlich die Ehrung seines Andenkens verhinderte.

§ Die Familie

Lev Nikolaevich mit jugendliche Jahre war mit Lyubov Alexandrovna Islavina bekannt, in der Ehe Bers (1826-1886), liebte es, mit ihren Kindern Lisa, Sonya und Tanya zu spielen. Als die Bers-Töchter aufwuchsen, dachte Lev Nikolaevich darüber nach, zu heiraten älteste Tochter Lisa zögerte lange, bis er sich für die mittlere Tochter Sophia entschied. Sofya Andreevna stimmte zu, als sie 18 Jahre alt war und der Graf 34 Jahre alt war, und am 23. September 1862 heiratete Lev Nikolaevich sie, nachdem er zuvor seine vorehelichen Angelegenheiten gestanden hatte.

Für einige Zeit in seinem Leben beginnt die hellste Zeit - er ist wirklich glücklich, vor allem aufgrund der Praktikabilität seiner Frau, des materiellen Wohlstands, der herausragenden literarischen Kreativität und damit verbunden des allrussischen und weltberühmten Ruhms. In der Person seiner Frau fand er eine Assistentin in allen Belangen, praktisch und literarisch – mangels einer Sekretärin schrieb sie mehrmals seine Entwürfe um. Das Glück wird jedoch sehr bald von den unvermeidlichen kleinen Meinungsverschiedenheiten, flüchtigen Streitereien und gegenseitigen Missverständnissen überschattet, die sich im Laufe der Jahre nur verschlimmerten.

Für seine Familie schlug Leo Tolstoi einen bestimmten „Lebensplan“ vor, wonach er beabsichtigte, einen Teil des Einkommens an die Armen und Schulen zu geben und den Lebensstil seiner Familie (Leben, Essen, Kleidung) erheblich zu vereinfachen und gleichzeitig zu verkaufen und Verteilung „alles Überflüssige“: Klavier, Möbel, Kutschen. Seine Frau, Sofya Andreevna, war mit einem solchen Plan offensichtlich nicht zufrieden, auf dessen Grundlage der erste ernsthafte Konflikt zwischen ihnen ausbrach und der Beginn ihres „nicht erklärten Krieges“ um die sichere Zukunft ihrer Kinder. Und 1892 unterzeichnete Tolstoi ein separates Gesetz und übertrug das gesamte Eigentum auf seine Frau und seine Kinder, da er nicht der Eigentümer sein wollte. Sie lebten jedoch zusammen in Große Liebe fast fünfzig Jahre.

Außerdem würde sein älterer Bruder Sergej Nikolajewitsch Tolstoi heiraten jüngere Schwester Sophia Andrejewna - Tatjana Bers. Aber die inoffizielle Ehe von Sergei mit der Zigeunersängerin Maria Mikhailovna Shishkina (die vier Kinder von ihm hatte) machte es Sergei und Tatyana unmöglich, zu heiraten.

Außerdem hatte der Vater von Sofya Andreevna, Arzt Andrey Gustav (Evstafievich) Bers, noch vor seiner Heirat mit Islavina eine Tochter, Varvara, von Varvara Petrovna Turgeneva, der Mutter von Ivan Sergeevich Turgenev. Von Mutter war Varya die Schwester von Ivan Turgenev und von Vater - S. A. Tolstoy, so erwarb Leo Tolstoy zusammen mit der Heirat eine Verwandtschaft mit I. S. Turgenev.

Aus der Ehe von Lev Nikolaevich mit Sofia Andreevna wurden 9 Söhne und 4 Töchter geboren, fünf von dreizehn Kindern starben im Kindesalter.

1. Sergej (1863–1947), Komponist, Musikwissenschaftler. Als einziges aller Kinder des Schriftstellers, das die Oktoberrevolution überlebte, emigrierte es nicht. Kavalier des Ordens des Roten Banners der Arbeit.
2. Tatiana (1864-1950). Seit 1899 ist sie mit Mikhail Sukhotin verheiratet. 1917-1923 war sie Kuratorin des Yasnaya Polyana Museum Estate. 1925 wanderte sie mit ihrer Tochter aus. Tochter Tatyana Sukhotina-Albertini (1905-1996).
3. Ilya (1866-1933), Schriftsteller, Memoirenschreiber. 1916 verließ er Russland und ging in die USA.
4. Lev (1869-1945), Schriftsteller, Bildhauer. Seit 1918 im Exil - in Frankreich, Italien, dann in Schweden.
5. Maria (1871-1906). Seit 1897 ist sie mit Nikolai Leonidovich Obolensky (1872-1934) verheiratet. An Lungenentzündung gestorben. Im Dorf beerdigt Kochaki des Bezirks Krapivensky (modernes Tul. Gebiet, Bezirk Shchekinsky, Dorf Kochaki).
6. Peter (1872-1873)
7. Nikolaus (1874-1875)
8. Barbara (1875-1875)
9. Andrei (1877-1916), Beamter für besondere Aufgaben unter dem Gouverneur von Tula. Mitglied des Russisch-Japanischen Krieges. Er starb in Petrograd an einer allgemeinen Blutvergiftung.
10. Michail (1879-1944). 1920 emigrierte er und lebte in der Türkei, Jugoslawien, Frankreich und Marokko. Er starb am 19. Oktober 1944 in Marokko.
11. Alexey (1881-1886)
12. Alexandra (1884-1979). Ab ihrem 16. Lebensjahr wurde sie Assistentin ihres Vaters. Leiter des Militärsanitätsdienstes während des Ersten Weltkriegs. 1920 wurde die Tscheka im Fall des „Taktischen Zentrums“ verhaftet, zu drei Jahren Haft verurteilt, nach ihrer Freilassung arbeitete sie in Jasnaja Poljana. 1929 emigrierte sie aus der UdSSR, 1941 erhielt sie die US-Staatsbürgerschaft. Sie starb am 26. September 1979 im Bundesstaat New York im Alter von 95 Jahren als letztes aller Kinder von Leo Tolstoi, mehr als 150 Jahre nach der Geburt ihres Vaters.
13. Iwan (1888-1895).

Ab 2010 gab es insgesamt mehr als 350 Nachkommen von Leo Tolstoi (einschließlich lebender und verstorbener), die in 25 Ländern der Welt lebten. Die meisten von ihnen sind Nachkommen von Leo Tolstoi, der 10 Kinder hatte. Seit 2000 veranstaltet Yasnaya Polyana alle zwei Jahre Treffen der Nachkommen des Schriftstellers.

✓  Tolstois Ansichten über Familie und Familie in Tolstois Werk

Leo Tolstoi wies sowohl in seinem Privatleben als auch in seiner Arbeit der Familie die zentrale Rolle zu. Dem Autor zufolge ist die wichtigste Institution des menschlichen Lebens nicht der Staat oder die Kirche, sondern die Familie. Von Beginn seiner schöpferischen Tätigkeit an war Tolstoi in Gedanken über die Familie versunken und widmete ihr sein Erstlingswerk Kindheit. Drei Jahre später, 1855, schreibt er die Erzählung „Marker’s Notes“, in der sich bereits die Spiel- und Frauensucht des Schriftstellers ablesen lässt. Dasselbe spiegelt sich in seinem Roman "Familienglück" wider, in dem die Beziehung zwischen Mann und Frau der ehelichen Beziehung zwischen Tolstoi selbst und Sofya Andreevna auffallend ähnlich ist. In der Zeit des glücklichen Familienlebens (1860er Jahre), die eine stabile Atmosphäre, ein geistiges und körperliches Gleichgewicht schuf und zu einer Quelle poetischer Inspiration wurde, wurden zwei der größten Werke des Schriftstellers geschrieben: „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“. Aber wenn Tolstoi in "Krieg und Frieden" den Wert des Familienlebens fest verteidigt und von der Treue des Ideals überzeugt ist, dann äußert er in "Anna Karenina" bereits Zweifel an seiner Erreichbarkeit. Als die Beziehungen in seinem persönlichen Familienleben schwieriger wurden, drückten sich diese Verschlimmerungen in Werken wie „Der Tod von Iwan Iljitsch“, „Die Kreutzer-Sonate“, „Der Teufel“ und „Vater Sergius“ aus.

Leo Nikolajewitsch Tolstoi widmete der Familie große Aufmerksamkeit. Seine Überlegungen beschränken sich nicht auf die Einzelheiten ehelicher Beziehungen. In der Trilogie „Kindheit“, „Kindheit“ und „Jugend“ gab die Autorin ein helles Licht künstlerische Beschreibung die Welt eines Kindes, in dessen Leben die Liebe des Kindes zu seinen Eltern eine wichtige Rolle spielt und umgekehrt - die Liebe, die es von ihnen empfängt. In „Krieg und Frieden“ hat sich Tolstoi bereits am umfassendsten offenbart verschiedene Typen Familienbeziehungen und Liebe. Und in „Familienglück“ und „Anna Karenina“ gehen verschiedene Aspekte der Liebe in der Familie einfach hinter der Macht des „Eros“ verloren. Der Kritiker und Philosoph N. N. Strakhov stellte nach der Veröffentlichung des Romans „Krieg und Frieden“ fest, dass alle früheren Werke Tolstois als Vorstudien eingestuft werden können, die in der Erstellung einer „Familienchronik“ gipfeln.

§  Philosophie

Die religiösen und moralischen Imperative von Leo Tolstoi waren die Quelle der Tolstoi-Bewegung, die auf zwei grundlegenden Thesen aufbaute: „Vereinfachung“ und „Nicht-Widerstand gegen das Böse durch Gewalt“. Letzteres wird laut Tolstoi an mehreren Stellen im Evangelium aufgezeichnet und ist der Kern der Lehren Christi, wie auch des Buddhismus. Das Wesen des Christentums kann laut Tolstoi ausgedrückt werden in einfache Regel: "Sei gütig und widerstehe dem Bösen nicht mit Gewalt" - "Das Gesetz der Gewalt und das Gesetz der Liebe" (1908).

Die wichtigste Grundlage von Tolstois Lehren waren die Worte des Evangeliums „Liebet eure Feinde“ und die Bergpredigt. Die Anhänger seiner Lehren - die Tolstojaner - ehrten die von Lev Nikolaevich verkündeten fünf Gebote: Sei nicht wütend, begehe keinen Ehebruch, schwöre nicht, widerstehe dem Bösen nicht mit Gewalt, liebe deine Feinde wie deinen Nächsten.

Nicht nur unter den Anhängern der Doktrin erfreuten sich Tolstois Bücher „Was ist mein Glaube“, „Bekenntnis“ usw. Sehr beliebt waren verschiedene ideologische Strömungen, die Tolstois Lebenslehre beeinflussten: Brahmanismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Islam usw wie die Lehren der Moralphilosophen (Sokrates, Spätstoiker, Kant, Schopenhauer).

Tolstoi entwickelte eine spezielle Ideologie des gewaltfreien Anarchismus (man kann ihn als christlichen Anarchismus bezeichnen), der ein rationalistisches Verständnis des Christentums zugrunde lag. Er betrachtete Zwang als böse und kam zu dem Schluss, dass es notwendig sei, den Staat abzuschaffen, aber nicht durch eine Revolution, die auf Gewalt basiert, sondern durch die freiwillige Weigerung jedes Mitglieds der Gesellschaft, öffentliche Pflichten zu erfüllen, sei es Militärdienst oder Steuern zu zahlen usw. L. N. Tolstoi glaubte: „Anarchisten haben in allem Recht: sowohl in der Leugnung des Bestehenden als auch in der Behauptung, dass angesichts der bestehenden Sitten nichts schlimmer sein kann als die Gewalt der Macht; aber sie irren sich grob, wenn sie glauben, dass Anarchie durch Revolution errichtet werden kann.

Die Ideen des gewaltlosen Widerstands, die L. N. Tolstoi in seinem Werk „Das Königreich Gottes ist in dir“ skizzierte, beeinflussten Mahatma Gandhi, der mit dem russischen Schriftsteller korrespondierte.

Laut dem Historiker der russischen Philosophie V. V. Zenkovsky, die große philosophische Bedeutung von Leo Tolstoi, und nicht nur für Russland, in seinem Wunsch, eine Kultur aufzubauen religiöse Grundlage und in seinem persönlichen Beispiel der Befreiung vom Säkularismus. In Tolstois Philosophie stellt er die Koexistenz heteropolarer Kräfte, den „scharfen und unauffälligen Rationalismus“ seiner religiösen und philosophischen Konstruktionen und die irrationalistische Unüberwindlichkeit seines „Panmoralismus“ fest: „Obwohl Tolstoi nicht an die Gottheit Christi glaubt, glaubte Tolstoi Seine Worte in der Weise, dass nur diejenigen, die Gott in Christus sehen, „ihm als Gott nachfolgen“. Eines der Hauptmerkmale von Tolstois Weltanschauung liegt in der Suche nach und dem Ausdruck einer „mystischen Ethik“, der er es für notwendig hält, alle säkularisierten Elemente der Gesellschaft, einschließlich Wissenschaft, Philosophie, Kunst, unterzuordnen, sie als „Blasphemie“ zu bezeichnen auf gleicher Stufe mit gut. Der ethische Imperativ des Autors erklärt den fehlenden Widerspruch zwischen den Titeln der Kapitel des Buches „The Way of Life“: „Es ist für eine vernünftige Person unmöglich, Gott nicht zu erkennen“ und „Gott kann nicht durch Vernunft erkannt werden“. Im Gegensatz zur patristischen und später orthodoxen Identifizierung von Schönheit und Güte erklärt Tolstoi nachdrücklich, dass „Güte nichts mit Schönheit zu tun hat“. In dem Buch Reading Circle zitiert Tolstoi John Ruskin: „Kunst hat nur dann ihren richtigen Platz, wenn ihr Ziel moralische Perfektion ist. Wenn Kunst den Menschen nicht hilft, die Wahrheit zu entdecken, sondern nur einen angenehmen Zeitvertreib bietet, dann ist sie eine beschämende, keine erhabene Sache. Einerseits charakterisiert Zenkovsky Tolstois Abweichung von der Kirche nicht so sehr als ein einigermaßen gerechtfertigtes Ergebnis, sondern als "tödliches Missverständnis", da "Tolstoi ein glühender und aufrichtiger Nachfolger Christi war". Tolstoi erklärt die Leugnung der kirchlichen Sichtweise des Dogmas, der Göttlichkeit Christi und seiner Auferstehung mit dem Widerspruch zwischen „dem Rationalismus, der innerlich völlig unvereinbar mit seiner mystischen Erfahrung ist“. Andererseits stellt Zenkovsky selbst fest, dass „bereits in Gogol zum ersten Mal das Thema der inneren Heterogenität der ästhetischen und moralischen Sphäre aufgeworfen wird; denn die Realität ist dem ästhetischen Prinzip fremd.

§ Literaturverzeichnis

Von den Schriften von Leo Tolstoi sind 174 seiner Kunstwerke erhalten, darunter unvollendete Kompositionen und grobe Skizzen. Tolstoi selbst betrachtete 78 seiner Werke als vollständig abgeschlossene Werke; nur sie wurden zu seinen Lebzeiten gedruckt und in gesammelte Werke aufgenommen. Die restlichen 96 seiner Werke blieben im Archiv des Schriftstellers selbst und erblickten erst nach seinem Tod das Licht der Welt.

Das erste seiner veröffentlichten Werke ist die Erzählung „Kindheit“, 1852. Das erste zu Lebzeiten veröffentlichte Buch des Schriftstellers - "Militärgeschichten des Grafen L. N. Tolstoi" 1856, St. Petersburg; im selben Jahr erschien sein zweites Buch Childhood and Adolescence. Das letzte zu Tolstois Lebzeiten veröffentlichte Kunstwerk ist der künstlerische Essay „Dankbarer Boden“, der Tolstois Begegnung mit einem jungen Bauern in Mescherski am 21. Juni 1910 gewidmet ist; Der Aufsatz wurde erstmals 1910 in der Zeitung Rech veröffentlicht. Einen Monat vor seinem Tod arbeitete Leo Tolstoi an der dritten Version der Geschichte "Es gibt keine Schuldigen auf der Welt".

¶  Lebenslange und nachgelassene Ausgaben gesammelter Werke

1886 veröffentlichte die Frau von Lev Nikolaevich zum ersten Mal die gesammelten Werke des Schriftstellers. Ein Meilenstein für die Literaturwissenschaft war die Veröffentlichung der Complete (Jubilee) Collected Works of Tolstoi in 90 Bänden (1928-58), die viele neue literarische Texte, Briefe und Tagebücher des Schriftstellers enthielten.

Darüber hinaus und später erschienen wiederholt Sammelwerke seiner Werke: 1951-1953 „Gesammelte Werke in 14 Bänden“ (Moskau, Goslitizdat), 1958-1959 „Gesammelte Werke in 12 Bänden“ (Moskau, Goslitizdat) , 1960- 1965 "Gesammelte Werke in 20 Bänden" (Moskau, Hrsg. " Fiktion“), 1972 „Gesammelte Werke in 12 Bänden“ (Moskau, Hrsg. „Fiction“), 1978-1985 „Gesammelte Werke in 22 Bänden (in 20 Büchern)“ (Moskau, Hrsg. „Künstlerische Literatur“), in 1980 „Gesammelte Werke in 12 Bänden“ (Moskau, herausgegeben von „Sovremennik“), 1987 „Gesammelte Werke in 12 Bänden“ (Moskau, herausgegeben von Pravda).

¶  Übersetzungen von Tolstoi

Während des Russischen Reiches für 30 Jahre zuvor Oktoberrevolution 10 Millionen Exemplare von Tolstois Büchern wurden in Russland in 10 Sprachen veröffentlicht. In den Jahren des Bestehens der UdSSR wurden Tolstois Werke in der Sowjetunion in einer Menge von über 60 Millionen Exemplaren in 75 Sprachen veröffentlicht.

Die Übersetzung der gesamten Werke von Tolstoi ins Chinesische wurde von Cao Ying durchgeführt, die Arbeit dauerte 20 Jahre.

¶  Weltweite Anerkennung. Speicher

Auf dem Territorium Russlands wurden vier Museen eingerichtet, die dem Leben und Werk von Leo Tolstoi gewidmet sind. Das Anwesen von Tolstoi Yasnaya Polyana wurde zusammen mit allen umliegenden Wäldern, Feldern, Gärten und Ländereien in ein Museumsreservat umgewandelt, dessen Zweigstelle das Museumsgut von L. N. Tolstoi im Dorf Nikolskoje-Vyazemskoye ist. Unter dem Schutz des Staates steht Tolstois Herrenhaus in Moskau (Leo Tolstoy Str., 21), das auf persönliche Anweisung von W. I. Lenin in ein Gedenkmuseum umgewandelt wurde. Auch in ein Museumshaus an der Station Astapovo der Moskau-Kursk-Donbass-Eisenbahn umgewandelt. (heute Station Lev Tolstoi, Moskauer Eisenbahn), wo der Schriftsteller starb. Das größte der Tolstoi-Museen sowie das Zentrum der Forschungsarbeiten zum Studium des Lebens und Werks des Schriftstellers ist das Staatliche Museum von Leo Tolstoi in Moskau (Prechistenka-Straße, 11/8). Viele Schulen, Vereine, Bibliotheken und andere kulturelle Einrichtungen sind in Russland nach dem Schriftsteller benannt. Das Bezirkszentrum und der Bahnhof (ehemals Astapovo) des Lipezker Gebiets tragen seinen Namen; Bezirk und Bezirkszentrum der Region Kaluga; das Dorf (ehemals Stary Jurte) der Region Grosny, das Tolstoi in seiner Jugend besuchte. In vielen russischen Städten gibt es Plätze und Straßen, die nach Leo Tolstoi benannt sind. Denkmäler für den Schriftsteller wurden in verschiedenen Städten Russlands und der Welt errichtet. In Russland wurden in einer Reihe von Städten Denkmäler für Leo Nikolajewitsch Tolstoi errichtet: in Moskau, in Tula (als Eingeborener der Provinz Tula), in Pjatigorsk, Orenburg.

§  Bedeutung und Einfluss von Tolstois Werk

Die Art der Wahrnehmung und Interpretation von Leo Tolstois Werk sowie die Art seines Einflusses auf einzelne Künstler und auf den literarischen Prozess wurde weitgehend von den Merkmalen jedes Landes, seiner historischen und kulturellen Bedeutung bestimmt künstlerische Entwicklung. So nahmen ihn die französischen Schriftsteller zunächst als einen Künstler wahr, der sich dem Naturalismus widersetzte und eine wahrheitsgetreue Darstellung des Lebens mit Spiritualität und hoher moralischer Reinheit zu verbinden verstand. Englische Schriftsteller sich auf seine Arbeit im Kampf gegen die traditionelle "viktorianische" Heuchelei stützten, sahen sie in ihm ein Beispiel für hohen künstlerischen Mut. In den Vereinigten Staaten wurde Leo Tolstoi zu einer Hauptstütze für Schriftsteller, die akute soziale Themen in der Kunst behaupteten. In Deutschland erlangten seine antimilitaristischen Reden größte Bedeutung, deutsche Schriftsteller verarbeiteten seine Erfahrungen in einer realistischen Darstellung des Krieges. Die Schriftsteller der slawischen Völker waren beeindruckt von seiner Sympathie für die "kleinen" unterdrückten Nationen sowie von der nationalheroischen Thematik seiner Werke.

Leo Tolstoi hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung des europäischen Humanismus, auf die Entwicklung realistischer Traditionen in der Weltliteratur. Sein Einfluss beeinflusste die Arbeit von Romain Rolland, François Mauriac und Roger Martin du Gard in Frankreich, Ernest Hemingway und Thomas Wolfe in den USA, John Galsworthy und Bernard Shaw in England, Thomas Mann und Anna Zegers in Deutschland, August Strindberg und Arthur Lundqvist in Schweden, Rainer Rilke in Österreich, Eliza Orzeszko, Bolesław Prus, Yaroslav Ivashkevich in Polen, Maria Puimanova in der Tschechoslowakei, Lao She in China, Tokutomi Roca in Japan, und jeder von ihnen erlebte diesen Einfluss auf seine Weise.

Westliche humanistische Schriftsteller wie Romain Rolland, Anatole France, Bernard Shaw, die Brüder Heinrich und Thomas Mann lauschten aufmerksam der anklagenden Stimme des Autors in seinen Werken Resurrection, Fruits of Enlightenment, Kreutzer Sonate, Death of Ivan Iljitsch“. Tolstois kritisches Weltbild drang nicht nur durch seine journalistischen und philosophischen Werke, sondern auch durch seine Kunstwerke in ihr Bewusstsein ein. Heinrich Mann sagte, die Werke von Tolstoi seien für die deutsche Intelligenz ein Gegengift zum Nietzscheismus. Für Heinrich Mann, Jean-Richard Blok, Hamlin Garland war Leo Tolstoi ein Vorbild großer moralischer Reinheit und Unnachgiebigkeit gegenüber dem sozialen Übel und zog sie als Feind der Unterdrücker und Verteidiger der Unterdrückten an. Die ästhetischen Vorstellungen von Tolstois Weltanschauung fanden ihren Niederschlag auf die eine oder andere Weise in Romain Rollands Buch "People's Theatre", in Artikeln von Bernard Shaw und Boleslav Prus (Abhandlung "What is Art?") und in Frank Norris' Buch "The Responsibility of a Novelist". “, in der sich der Autor immer wieder auf Tolstoi beruft.

Für westeuropäische Schriftsteller der Generation von Romain Rolland war Leo Tolstoi ein älterer Bruder, ein Lehrer. Sie war Anziehungspunkt für demokratische und realistische Kräfte im ideologischen und literarischen Kampf zu Beginn des Jahrhunderts, aber auch Gegenstand täglich hitziger Debatten. Gleichzeitig wurde Tolstois Werk für spätere Schriftsteller, die Generation von Louis Aragon oder Ernest Hemingway, Teil des kulturellen Reichtums, den sie sich in ihrer Jugend angeeignet hatten. Heute assimilieren viele ausländische Prosaautoren, die sich nicht einmal als Studenten von Tolstoi betrachten und ihre Haltung ihm gegenüber nicht definieren, gleichzeitig Elemente seiner kreativen Erfahrung, die zum Gemeingut der Weltliteratur geworden ist.

Leo Tolstoi wurde zwischen 1902 und 1906 16 Mal für den Literaturnobelpreis nominiert. und 4 Mal für den Friedensnobelpreis in den Jahren 1901, 1902 und 1909.

§  Schriftsteller, Denker und religiöse Persönlichkeiten über Tolstoi

• Der französische Schriftsteller und Mitglied der französischen Akademie André Maurois behauptete, Leo Tolstoi sei einer der drei größten Schriftsteller der Kulturgeschichte (neben Shakespeare und Balzac).
• Deutscher Schriftsteller, Preisträger Nobelpreis In der Literatur sagte Thomas Mann, die Welt kenne keinen anderen Künstler, bei dem das epische, homerische Prinzip so stark sei wie bei Tolstoi, und dass die Elemente des epischen und unzerstörbaren Realismus in seinen Werken leben.
• Der indische Philosoph und Politiker Mahatma Gandhi sprach von Tolstoi als ehrlicher Mann seiner Zeit, der nie versuchte, die Wahrheit zu verbergen, sie zu verschönern, sich weder vor geistlicher noch vor weltlicher Macht fürchtete, seine Predigt mit Taten untermauerte und um der Wahrheit willen keinerlei Opfer brachte.
• Der russische Schriftsteller und Denker Fjodor Dostojewski sagte 1876, dass nur Tolstoi damit glänze, dass er neben dem Gedicht „die dargestellte Wirklichkeit bis ins kleinste Detail (historisch und aktuell) kennt“.
• Der russische Schriftsteller und Kritiker Dmitri Mereschkowski schrieb über Tolstoi: „Sein Gesicht ist das Gesicht der Menschheit. Wenn die Bewohner anderer Welten unsere Welt fragen würden: Wer bist du? - die Menschheit könnte mit dem Hinweis auf Tolstoi antworten: hier bin ich.
• Der russische Dichter Alexander Blok sprach über Tolstoi: "Tolstoi ist das größte und einzige Genie des modernen Europas, der höchste Stolz Russlands, ein Mann, dessen einziger Name Duft ist, ein Schriftsteller von großer Reinheit und Heiligkeit."
• Der russische Schriftsteller Vladimir Nabokov schrieb in seinen English Lectures on Russian Literature: „Tolstoi ist ein unübertroffener russischer Prosaautor. Abgesehen von seinen Vorgängern Puschkin und Lermontow können alle großen russischen Schriftsteller in dieser Reihenfolge aufgebaut werden: der erste ist Tolstoi, der zweite ist Gogol, der dritte ist Tschechow, der vierte ist Turgenjew.
• Der russische Religionsphilosoph und Schriftsteller Vasily Rozanov über Tolstoi: "Tolstoi ist nur ein Schriftsteller, aber kein Prophet, kein Heiliger, und deshalb inspiriert seine Lehre niemanden."
• Der berühmte Theologe Alexander Men sagte, dass Tolstoi immer noch die Stimme des Gewissens und ein lebendiger Vorwurf für Menschen ist, die sicher sind, dass sie in Übereinstimmung mit moralischen Prinzipien leben.

§  Kritik

Viele Zeitungen und Zeitschriften aller politischen Richtungen haben zu seinen Lebzeiten über Tolstoi geschrieben. Tausende von kritischen Artikeln und Rezensionen wurden über ihn geschrieben. Seine frühen Werke fanden Anerkennung in der revolutionären Demokratiekritik. „Krieg und Frieden“, „Anna Karenina“ und „Auferstehung“ erhielten jedoch keine wirkliche Offenlegung und Berichterstattung in der zeitgenössischen Kritik. Sein Roman „Anna Karenina“ kam bei der Kritik der 1870er Jahre nicht gut an; das ideologische System des Romans blieb ebenso unentdeckt wie seine erstaunliche künstlerische Kraft. Gleichzeitig schrieb Tolstoi selbst nicht ohne Ironie: „Wenn kurzsichtige Kritiker denken, ich wollte nur beschreiben, was ich mag, wie Oblonsky diniert und welche Art von Schultern Karenina hat, dann irren sie sich.“

¶ Literatur-Kritik

Der Kritiker war der erste, der positiv auf Tolstois literarisches Debüt reagierte " Inländische Notizen» S. S. Dudyshkin im Jahr 1854 in einem Artikel über die Geschichten „Kindheit“ und „Knabenzeit“. Zwei Jahre später, im Jahr 1856, schrieb derselbe Kritiker jedoch eine negative Rezension der Buchausgabe von Childhood and Boyhood, Military Tales. Im selben Jahr erschien eine Rezension von N. G. Chernyshevsky zu diesen Büchern von Tolstoi, in der der Kritiker auf die Fähigkeit des Schriftstellers aufmerksam macht, die menschliche Psychologie in ihrer widersprüchlichen Entwicklung darzustellen. An derselben Stelle schreibt Chernyshevsky über die Absurdität der Vorwürfe von S. S. Dudyshkin an Tolstoi. Insbesondere die Bemerkung des Kritikers, dass Tolstoi in seinen Werken nicht abbildet weibliche Charaktere, Chernyshevsky macht auf das Bild von Lisa aus "Zwei Husaren" aufmerksam. 1855-1856 einer der Theoretiker " reine Kunst» P. V. Annenkov, unter Hinweis auf die Tiefe des Denkens in den Werken von Tolstoi und Turgenjew und die Tatsache, dass das Denken und sein künstlerischer Ausdruck bei Tolstoi zu einer Einheit verschmelzen. Zur gleichen Zeit beschrieb ein anderer Vertreter der "ästhetischen" Kritik, A. V. Druzhinin, in Rezensionen von "The Snowstorm", "Two Hussars" und "Military Stories" Tolstoi als einen tiefen Kenner des sozialen Lebens und einen subtilen Erforscher der menschlichen Seele . In der Zwischenzeit fand der Slawophile K. S. Aksakov 1857 in dem Artikel „Review of Modern Literature“ in der Arbeit von Tolstoi und Turgenev neben „wirklich schönen“ Werken das Vorhandensein unnötiger Details, aufgrund derer „die allgemeine Linie verloren geht, sie zu einem Ganzen verbinden".

In den 1870er Jahren sprach P. N. Tkachev, der glaubte, die Aufgabe des Schriftstellers sei es, die befreienden Bestrebungen des „progressiven“ Teils der Gesellschaft in seinem Werk auszudrücken, in seinem Artikel „Salon Art“, der dem Roman „Anna Karenina“ gewidmet war, scharf negativ über die Arbeit von Tolstoi.

N. N. Strakhov verglich den Roman "Krieg und Frieden" in seinem Umfang mit dem Werk von Puschkin. Das Genie und die Innovation von Tolstoi, so der Kritiker, manifestierten sich in der Fähigkeit "einfacher" Mittel, ein harmonisches und umfassendes Bild des russischen Lebens zu zeichnen. Die dem Autor innewohnende Objektivität erlaubte es ihm, die Dynamik des Innenlebens der Figuren „tief und wahrhaftig“ darzustellen, das bei Tolstoi keinen anfangs vorgegebenen Schemata und Klischees unterliegt. Der Kritiker bemerkte auch den Wunsch des Autors, die besten Eigenschaften in einer Person zu finden. Was Strakhov an dem Roman besonders schätzt, ist, dass sich der Autor nicht nur für die spirituellen Qualitäten des Individuums interessiert, sondern auch für das Problem des überindividuellen – familiären und gemeinschaftlichen – Bewusstseins.

Der Philosoph K. N. Leontiev äußerte in der 1882 veröffentlichten Broschüre Unsere neuen Christen Zweifel an der sozio-religiösen Lebensfähigkeit der Lehren von Dostojewski und Tolstoi. Laut Leontiev zeigen Dostojewskis Puschkin-Rede und Tolstois Erzählung „Was Menschen lebendig macht“ die Unreife ihres religiösen Denkens und die unzureichende Vertrautheit dieser Autoren mit dem Inhalt der Werke der Kirchenväter. Leontiev glaubte, dass Tolstois "Religion der Liebe", die von der Mehrheit der "Neo-Slawophilen" angenommen wurde, das wahre Wesen des Christentums verzerrt. Leontievs Einstellung zu Tolstois Kunstwerken war anders. Die Romane „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ kündigte die Kritik an größten Werke Weltliteratur "seit 40-50 Jahren". In Anbetracht der Hauptschwäche der russischen Literatur in der auf Gogol zurückgehenden „Erniedrigung“ der russischen Realität glaubte der Kritiker, dass nur Tolstoi diese Tradition überwinden konnte, indem er das „Höhere“ darstellte Russische Gesellschaft... endlich menschlich, das heißt unvoreingenommen und stellenweise mit offensichtlicher Liebe. N. S. Leskov kritisierte 1883 in dem Artikel „Graf L. N. Tolstoi und F. M. Dostojewski als Häresiarchen (Die Religion der Angst und die Religion der Liebe)“ Leontievs Broschüre und verurteilte ihn der „Bequemlichkeit“, der Unkenntnis patristischer Quellen und des Missverständnisses des einzigen ausgewählten Arguments ihnen (was Leontjew selbst zugab).

N. S. Leskov teilte die enthusiastische Einstellung von N. N. Strakhov zu den Werken von Tolstoi. Leskov stellte Tolstois "Religion der Liebe" der "Religion der Angst" von K. N. Leontiev gegenüber und glaubte, dass erstere der Essenz der christlichen Moral näher kam.

Später wurde Tolstois Arbeit im Gegensatz zu den meisten demokratischen Kritikern von Andreevich (E. A. Solovyov) hoch geschätzt, der seine Artikel in der Zeitschrift „Legal Marxists“ Life veröffentlichte. Beim verstorbenen Tolstoi schätzte er besonders die „unzugängliche Wahrheit des Bildes“, den Realismus des Schriftstellers, der die Schleier „von den Konventionen unseres kulturellen und sozialen Lebens“ riss und „seine mit erhabenen Worten bedeckte Lüge“ enthüllte („ Leben“, 1899, Nr. 12).

Kritiker I. I. Ivanov in der Literatur spätes XIX Jahrhunderts den "Naturalismus", der auf Maupassant, Zola und Tolstoi zurückgeht und Ausdruck eines allgemeinen moralischen Niedergangs ist.

Mit den Worten von K. I. Chukovsky: „Um„ Krieg und Frieden “zu schreiben, denken Sie nur, mit welcher schrecklichen Gier es notwendig war, sich auf das Leben zu stürzen, alles mit Augen und Ohren zu packen und all diesen unermesslichen Reichtum anzuhäufen ...“ (Artikel „Tolstoi als künstlerisches Genie“, 1908).

Vertreter der entwickelten Wende XIX-XX Jahrhunderte marxistischer Literaturkritik glaubte V. I. Lenin, dass Tolstoi in seinen Werken der Sprecher der Interessen der russischen Bauernschaft sei.

Der russische Dichter und Schriftsteller, Nobelpreisträger für Literatur, Ivan Bunin, charakterisierte in seiner Studie „Die Befreiung Tolstois“ (Paris, 1937) Tolstois künstlerisches Wesen als ein gespanntes Zusammenspiel von „animalischer Primitivität“ und einem raffinierten Geschmack für die komplexesten intellektuellen und ästhetische Suche.

¶  Religionskritik

Gegner und Kritiker von Tolstois religiösen Ansichten waren der Kirchenhistoriker Konstantin Pobedonostsev, Vladimir Solovyov, der christliche Philosoph Nikolai Berdyaev, der Historiker-Theologe Georgy Florovsky, der Kandidat der Theologie John of Kronstadt.

¶  Kritik der sozialen Ansichten des Schriftstellers

In Russland die Möglichkeit, offen in der Presse zu diskutieren soziale und philosophische Ansichten Der verstorbene Tolstoi erschien 1886 im Zusammenhang mit der Veröffentlichung einer gekürzten Fassung des Artikels „Was sollen wir also tun?“ im 12. Band seiner Gesammelten Werke.

Die Kontroverse um den 12. Band wurde von A. M. Skabichevsky eröffnet, der Tolstoi für seine Ansichten über Kunst und Wissenschaft verurteilte. H. K. Mikhailovsky hingegen drückte seine Unterstützung für Tolstois Ansichten zur Kunst aus: „Im XII-Band der Werke von gr. Tolstoi wird viel über die Absurdität und Unrechtmäßigkeit der sogenannten "Wissenschaft um der Wissenschaft" und "Kunst um der Kunst willen" gesprochen ... Gr. Tolstoi sagt vieles, was in diesem Sinne wahr ist, und in Bezug auf die Kunst ist dies im Mund eines erstklassigen Künstlers äußerst bedeutsam.

Romain Rolland, William Howells und Emile Zola antworteten auf Tolstois Artikel im Ausland. Später, Stefan Zweig, der den ersten, beschreibenden Teil des Artikels hoch schätzte („... Sozialkritik ist kaum jemals an einem irdischen Phänomen so glänzend demonstriert worden wie in der Darstellung dieser Zimmer von Bettlern und Unterdrückten“), an der bemerkte gleichzeitig: „aber kaum, dass im zweiten Teil der Utopist Tolstoi von der Diagnose zur Therapie übergeht und versucht, objektive Korrekturmethoden zu predigen, verschwimmt jeder Begriff, Konturen verblassen, Gedanken, die sich gegenseitig antreiben, geraten ins Stolpern. Und diese Verwirrung wächst von Problem zu Problem.“

V. I. Lenin im Artikel „L. N. Tolstoi und die moderne Arbeiterbewegung“ schrieb über Tolstois „machtlose Flüche“ gegen den Kapitalismus und „die Macht des Geldes“. Laut Lenin spiegelt Tolstois Kritik an der modernen Ordnung "einen Wendepunkt in den Ansichten von Millionen von Bauern wider, die gerade aus der Leibeigenschaft herausgekommen sind und gesehen haben, dass diese Freiheit neue Schrecken des Ruins, des Hungers, des heimatlosen Lebens bedeutet ...". Früher, in Leo Tolstoi als Spiegel der Russischen Revolution (1908), schrieb Lenin, dass Tolstoi lächerlich sei, wie ein Prophet, der neue Rezepte für die Rettung der Menschheit entdeckte. Aber gleichzeitig ist er ein großartiger Sprecher der Ideen und Stimmungen, die sich unter der russischen Bauernschaft zur Zeit des Beginns der bürgerlichen Revolution in Russland entwickelt hatten, und auch dafür, dass Tolstoi originell ist, da seine Ansichten die Züge ausdrücken der Revolution als bäuerlich-bürgerliche Revolution. Im Artikel „L. N. Tolstoi“ (1910) weist Lenin darauf hin, dass die Widersprüche in Tolstois Ansichten „widersprüchliche Bedingungen und Traditionen widerspiegeln, die die Psychologie verschiedener Klassen und Schichten der russischen Gesellschaft in der Ära nach der Reform, aber vor der Revolution bestimmten“.

G. W. Plechanow schätzte in seinem Artikel „Ideenverwirrung“ (1911) Tolstois Kritik am Privateigentum sehr.

V. G. Korolenko schrieb 1908 über Tolstoi, dass sein schöner Traum, die ersten Jahrhunderte des Christentums zu begründen, eine starke Wirkung auf einfache Seelen haben kann, aber der Rest kann ihm nicht in dieses „geträumte“ Land folgen. Laut Korolenko kannte, sah und fühlte Tolstoi nur die untersten und höchsten Höhen des Gesellschaftssystems, und es fällt ihm leicht, "einseitige" Verbesserungen wie eine verfassungsmäßige Ordnung abzulehnen.

Maxim Gorki war von Tolstoi als Künstler begeistert, verurteilte aber seine Lehren. Nachdem Tolstoi sich gegen die Zemstvo-Bewegung ausgesprochen hatte, schrieb Gorki, der die Unzufriedenheit seiner Gleichgesinnten zum Ausdruck brachte, dass Tolstoi von seiner Idee gefangen genommen, vom russischen Leben getrennt und aufgehört hatte, auf die Stimme des Volkes zu hören, das zu hoch über Russland schwebte.

Der Soziologe und Historiker M. M. Kovalevsky sagte, dass Tolstois Wirtschaftslehre (deren Hauptidee den Evangelien entlehnt ist) nur zeigt, dass die Soziallehre Christi, die perfekt an die einfachen Bräuche, das ländliche und pastorale Leben Galiläas angepasst ist, nicht dienen kann ein Regelverhalten moderner Zivilisationen.

Eine ausführliche Polemik mit den Lehren von Tolstoi ist in der Studie des russischen Philosophen I. A. Iljin „Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse“ (Berlin, 1925) enthalten.

§  Tolstoi im Kino

1912 drehte der junge Regisseur Yakov Protazanov einen 30-minütigen Stummfilm The Departure of the Great Old Man, basierend auf Zeugnissen über die letzte Lebensphase von Leo Tolstoi, mit dokumentarischem Filmmaterial. In der Rolle von Leo Tolstoi - Vladimir Shaternikov, in der Rolle von Sophia Tolstoy - der britisch-amerikanischen Schauspielerin Muriel Harding, die das Pseudonym Olga Petrova verwendete. Der Film wurde von den Verwandten des Schriftstellers und seinem Gefolge sehr negativ aufgenommen und wurde nicht in Russland veröffentlicht, sondern im Ausland gezeigt.

Ein sowjetischer Spielfilm ist Leo Tolstoi und seiner Familie gewidmet Spielfilm unter der Regie von Sergei Gerasimov "Leo Tolstoi" (1984). Der Film erzählt von den letzten zwei Lebensjahren des Schriftstellers und seinem Tod. Die Hauptrolle des Films spielte der Regisseur selbst in der Rolle von Sofya Andreevna - Tamara Makarova. In dem sowjetischen Fernsehfilm „The Shore of His Life“ (1985) über das Schicksal von Nikolai Miklukho-Maclay wurde die Rolle von Tolstoi von Alexander Vokach gespielt.

In dem Film The Last Sunday des amerikanischen Regisseurs Michael Hoffman aus dem Jahr 2009 spielte der Kanadier Christopher Plummer die Rolle des Leo Tolstoi, für diese Arbeit wurde er für einen Oscar in der Kategorie Bester Nebendarsteller nominiert. Die britische Schauspielerin Helen Mirren, deren russische Vorfahren von Tolstoi in Krieg und Frieden erwähnt wurden, spielte die Rolle von Sophia Tolstaya und wurde ebenfalls für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.