Nach dem Roman von I. Turgenev „Väter und Söhne“

Russischer Adel im Roman Väter und Kinder.

Iwan Sergejewitsch Turgenjew war ein großartiger Dramatiker, ein großartiger Publizist und ein großartiger Prosaschriftsteller. Eines seiner besten Werke – der Roman „Väter und Söhne“ – schrieb er 1860-1861, also in der Zeit der Bauernreform. Heftige Kämpfe entzweiten sich Russische Gesellschaft in 2 unversöhnliche Lager: Auf der einen Seite gab es revolutionäre Demokraten, die glaubten, dass Russland eine radikale Veränderung des Staatssystems brauchte, auf der anderen Seite - Konservative und Liberale, deren Meinung nach die Grundlagen des russischen Lebens hätten unverändert bleiben sollen: Grundbesitzer - mit ihr Landbesitz, Bauern - auf die eine oder andere Weise, je nach ihren Herren. Der Roman spiegelt den ideologischen Kampf zwischen dem liberalen Adel und der revolutionären Demokratie wider, und der Autor sympathisiert mit letzterer. „Meine ganze Geschichte richtet sich gegen den Adel als eine fortgeschrittene Klasse“, schrieb I.S. Turgenev in einem Brief an K. Sluchevsky. Die charakteristischen Adelstypen dieser Zeit sind in der Familie Kirsanov vertreten. „Schauen Sie in die Gesichter von Nikolai Petrowitsch, Pawel Petrowitsch und Arkady. Schwäche und Lethargie oder Einschränkung. Das ästhetische Gefühl zwang mich, gerade gute Vertreter des Adels zu nehmen, um mein Thema umso richtiger zu beweisen: Wenn Sahne schlecht ist, was ist dann mit Milch? Der Autor wählt bei weitem nicht die schlechtesten Vertreter des Konservatismus und des Liberalismus aus, um noch deutlicher zu betonen, dass die Diskussion weitergehen wird, um nicht dagegen anzukämpfen böse Menschen, aber mit den Überlebenden öffentliche Meinung und Phänomene.
Pawel Petrowitsch ist ein intelligenter und willensstarker Mensch mit bestimmten persönlichen Tugenden: Er ist ehrlich, auf seine Art edel und den in seiner Jugend erlernten Überzeugungen treu. Aber gleichzeitig akzeptiert Pavel Kirsanov nicht, was passiert umgebendes Leben. Die festen Prinzipien, an denen dieser Mann festhält, stehen im Widerspruch zum Leben: Sie sind tot. Pavel Petrovich nennt sich selbst einen Menschen, „der den Fortschritt liebt“, aber mit diesem Wort meint er Bewunderung für alles Englische. Nachdem er ins Ausland gegangen ist, weiß er „mehr mit den Briten“, liest nichts Russisches, obwohl auf seinem Tisch ein silberner Aschenbecher in Form von Bastschuhen steht, was seine „Verbindung zum Volk“ faktisch erschöpft. Dieser Mann hat alles in der Vergangenheit, er ist noch nicht alt geworden, aber er hält seinen Tod bereits zu Lebzeiten für selbstverständlich ...
Äußerlich ist sein Bruder das direkte Gegenteil von Pavel Petrovich. Er ist freundlich, sanft, sentimental. Anders als der untätige Pavel versucht Nikolai, sich um den Haushalt zu kümmern, zeigt aber gleichzeitig völlige Hilflosigkeit. Sein „Haushalt knarrte wie ein ungeschmiertes Rad, knackte wie selbstgebaute Möbel aus rohem Holz.“ Nikolai Petrowitsch kann den Grund für sein Versagen nicht verstehen. Er versteht auch nicht, warum Basarow ihn einen „Ruhestand“ nannte. „Es scheint“, sagt er zu seinem Bruder, „ich tue alles, um mit der Zeit zu gehen: Ich habe für Bauern gesorgt, einen Bauernhof gegründet ... Ich lese, ich lerne, im Allgemeinen versuche ich, auf dem Laufenden zu bleiben.“ moderne Anforderungen, - und sie sagen, dass mein Lied gesungen wird. Nun, Bruder, ich selbst fange an zu denken, dass es definitiv gesungen wird.
Trotz aller Bemühungen von Nikolai Petrowitsch, modern zu sein, ruft seine gesamte Figur beim Leser das Gefühl von etwas Veraltetem hervor. Dies wird durch die Beschreibung seines Aussehens durch den Autor erleichtert: „mollig; sitzt mit angewinkelten Beinen unter ihm. Sein gutmütiges, patriarchalisches Auftreten steht in scharfem Kontrast zum Bild der bäuerlichen Not: „... die Bauern trafen alle schäbig, in schlechten Nörgeln ...“
Die Brüder Kirsanov sind Menschen des endgültig etablierten Typs. Das Leben ist an ihnen vorbeigegangen und sie können nichts ändern; Sie unterwerfen sich gehorsam, wenn auch mit ohnmächtiger Verzweiflung, dem Willen der Umstände.
Arkady gibt vor, ein Anhänger Basarows zu sein, den er an der Universität verehrte. Tatsächlich ist er jedoch nur ein Nachahmer, das heißt, ein Mensch ist nicht unabhängig. Das wird im Roman immer wieder betont. Der demonstrative Wunsch, mit der Zeit zu gehen, lässt ihn Basarows Gedanken wiederholen, die ihm völlig fremd sind; die Gefühle und Ansichten seines Vaters und Onkels sind ihm viel näher. Auf seinem Heimatgrundstück entfernt sich Arkady allmählich von Eugene. Die Bekanntschaft mit Katya Lokteva entfremdet die beiden Freundinnen endgültig. Anschließend wird der jüngere Kirsanov ein praktischerer Meister als sein Vater, aber das Wohlergehen seines Meisters bedeutet den spirituellen Tod.
Der Adlige Kirsanov steht im Gegensatz zum Nihilisten Jewgeni Basarow. Er ist die Kraft, die das alte Leben zerstören kann. Indem Turgenjew den sozialen Antagonismus in den Streitigkeiten zwischen Basarow und Pawel Petrowitsch aufdeckt, zeigt er, dass die Beziehungen zwischen den Generationen hier umfassender und komplizierter sind als die Konfrontation sozialer Gruppen. Im verbalen Kampf zwischen Kirsanov und Bazarov wird die Widersprüchlichkeit der Adelsstiftungen aufgedeckt, aber die Position der „Väter“, die ihre Ansichten in Streitigkeiten mit jungen Menschen verteidigen, hat eine gewisse Richtigkeit.
Pawel Petrowitsch hat Unrecht, wenn er an seinen Klassenprivilegien festhält, an seiner spekulativen Vorstellung davon Volksleben. Aber vielleicht hat er Recht, wenn er verteidigt, was in der menschlichen Gesellschaft unerschütterlich bleiben sollte. Basarow bemerkt nicht, dass Pawel Petrowitschs Konservatismus nicht immer und nicht in allem eigennützig ist, dass in seinen Überlegungen zum Haus, zu den Prinzipien, die aus bestimmten kulturellen und historischen Erfahrungen entstanden sind, etwas Wahres steckt. Bei Streitigkeiten greift jeder auf die Verwendung „entgegengesetzter Gemeinplätze“ zurück. Kirsanov spricht von der Notwendigkeit, den Autoritäten zu folgen und an sie zu glauben, betont die Notwendigkeit, Prinzipien zu befolgen, während Basarow all dies ablehnt. In Basarows Spott über edle Formen des Fortschritts steckt eine Menge bissiger Wahrheit. Es ist schon komisch, wenn sich der Fortschrittsanspruch des Adels auf die Anschaffung englischer Waschtische beschränkt. Pavel Petrovich argumentiert, dass das Leben mit seinen vorgefertigten, historisch etablierten Formen klüger sein kann als jeder Mensch, mächtiger als ein Individuum, aber dieses Vertrauen muss auf Übereinstimmung mit einem sich ständig erneuernden Leben überprüft werden. Die betont aristokratischen Manieren von Pavel Kirsanov sind eher auf innere Schwäche zurückzuführen, ein geheimes Bewusstsein seiner Minderwertigkeit. Die Bemühungen des Vaters und des Sohnes der Kirsanovs, den eskalierenden Konflikt zu verhindern, erhöhen die Dramatik der Situation nur.
Am Beispiel mehrerer kluger Charaktere gelang es Turgenjew, die gesamte Adelswelt zu beschreiben und ihre damaligen Probleme aufzuzeigen. Mitte des 19. Jahrhunderts stand es an einem Scheideweg und wusste nicht, wie es sich weiterentwickeln sollte, und Iwan Sergejewitsch beschrieb diesen Staat sehr anschaulich.

Der Roman „Väter und Söhne“ wurde 1861 geschrieben. Zu dieser Zeit bricht Turgenjew mit der demokratischen Jugend und verlässt Sovremennik aus ideologischen Gründen, vor allem weil er die scharfe radikale Kritik an Tschernyschewski und Dobroljubow nicht akzeptierte. Letzterer wirft dem Autor in seinem Artikel „Wann wird der wahre Tag kommen?“, in dem er Turgenjews Werk analysiert, vor, keinen positiven Helden zu sehen – einen Revolutionär in Russland, der Rudin kritisch angreift. Iwan Sergejewitsch stimmte nicht mit Dobrolyubov überein, dass er versuchte, „reiche literarische Freunde zu erfreuen“, indem er karikierte Bilder und Charaktere russischer Demokraten schuf. Deshalb wurde der Roman „Väter und Söhne“ in der reaktionären Zeitschrift „Russian Messenger“ veröffentlicht.
Als Turgenjew zwei Monate nach der Veröffentlichung des Romans nach St. Petersburg zurückkehrte, war er von der widersprüchlichen Reaktion auf sein neues Werk beeindruckt. Auch die demokratische Presse ging in ihrer Bewertung des Romans stark auseinander.
Kritiker argumentierten, dass „Väter und Söhne“ eine Verleumdung der jüngeren Generation und eine Lobrede auf die „Väter“ sei, dass der Roman künstlerisch sehr schwach sei und dass Turgenjew ständig auf böswillige Karikaturen zurückgreife, um Basarow zu diskreditieren. Allerdings sah Pisarev in seinem Artikel „Bazarov“ in den Schichten des Helden eine Synthese der wesentlichsten Merkmale der Weltanschauung der raznochinny Demokratie.
Der Zusammenstoß von „Vätern“ und „Kindern“ im Roman ist nicht alltäglich, sondern ideologisch und spiegelt die Philosophie von Liberalen und Demokraten wider. Die Auseinandersetzungen zwischen Pawel Petrowitsch Kirsanow und Jewgeni Basarow berühren die aktuellsten Themen dieser Zeit. Jeder von ihnen ist ein Vertreter seines eigenen Lagers: Basarow – das Lager der revolutionären Demokraten, Pawel Kirsanow – der reaktionäre Adel. Ersterer befürwortete einen sofortigen, revolutionären Wandel in der Gesellschaft. Der zweite war dagegen.
In den späten 1850er Jahren hatten „Väter“ und „Kinder“ unterschiedliche Meinungen darüber, wer als treibende Kraft hinter der gesellschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft gelten sollte. Die Adligen, die in der Vergangenheit eine ziemlich bedeutende Rolle spielten, glaubten, dass sie die Zukunft bestimmen sollten. Die demokratischen Revolutionäre glaubten jedoch, dass die „Väter“ das Verständnis für die Notwendigkeit des Wandels verloren hatten und den Fortschritt Russlands nur verzögerten. Die jüngere Generation bot an, alles zu zerstören, auch historische und kulturelle Traditionen. Sie sahen die Zukunft im Studium der Naturwissenschaften, die ihrer Meinung nach nicht nur das Wesen des biologischen Lebens, sondern auch die Interessen der Menschen erklären könnten, die aus dieser Sicht betrachtet werden mussten von „Nützlichkeit“, und wenn sie nicht mit dem allgemeinen Nutzen in der weiteren historischen Entwicklung übereinstimmten, sollten sie ignoriert werden. Dies war der Kern eines der Streitigkeiten zwischen Pawel Petrowitsch und Basarow.
Pavel Kirsanov argumentiert also über das Volk und sagt, dass das Volk patriarchalisch sei. Basarow stimmt zu, dass das russische Volk unbeweglich und voller Vorurteile ist, aber er glaubt, dass dies korrigiert werden muss und dass gebildete Menschen nicht an den tiefsten Glauben des Volkes glauben sollten. Im Moment wird es nichts nützen.
Basarow erkennt auch nicht die Schönheit der Natur, den Wert der Kunst, ihren Charme. Im Gespräch mit Pavel Petrovich sagt er: „Die Natur ist kein Tempel, sondern eine Werkstatt, und der Mensch ist darin ein Arbeiter.“ Er erkennt jedoch, wie unbedeutend der Mensch im Vergleich zur Natur ist. In einem Gespräch mit Arkady spricht Eugene die Worte aus und zitiert dabei fast vollständig Pascal. Er sagt, dass der Mensch zu wenig Platz auf der Welt einnimmt. Es sei darauf hingewiesen, dass Turgenjew die Werke des französischen Mathematikers, Philosophen und Publizisten gut kannte und in seinen Briefen viel darüber sprach. Und der Zeitpunkt der Handlung im Roman ist auf die aktive Aufmerksamkeit des Autors für die Philosophie von Pascal abgestimmt.
Basarow wird von „Langeweile“ und „Wut“ erfasst, da er vollkommen versteht, dass die Naturgesetze sogar gelten starke Persönlichkeit nicht überwinden kann. Die Natur ist allmächtig und der Mensch vor ihr unbedeutend. Pascal betonte damit auch die Stärke eines Menschen, der sich durch seinen Protest nicht mit den Naturgesetzen abfinden will. Basarows Pessimismus lässt ihn nicht aufgeben, er will bis zum Ende kämpfen, „sich mit den Menschen anlegen“. IN dieser Fall Die Sympathie des Autors liegt ganz auf der Seite des Helden.
Im Tod von Jewgeni Basarow spiegelt sich natürlich Turgenjews Unglaube an den Erfolg der Sache der sechziger Jahre wider. Der Held selbst zweifelt an der Fruchtbarkeit der Bemühungen, die mit den gesellschaftlichen Veränderungen der Realität verbunden sind. Er sagt Arkady, dass sich nach seinem Tod niemand mehr an ihn erinnern wird und niemand ein freundliches Wort sagen wird. Und auf seinem Grab wird eine Klette wachsen. Die Art und Weise, wie Evgeny stirbt, ist jedoch nicht politisch. Und die allgemeinen philosophischen Überzeugungen des Autors. Der Held stirbt mutig und würdevoll.
Die philosophischen Ansichten Basarows spiegelten auch die Gedanken des römischen Philosophen Marcus Aurelius wider, der schrieb, dass das Leben jedes Menschen unbedeutend sei. Eugenes Philosophie ist ein Protest, eine Rebellion eines Einzelnen, der bedauert, dass einzelne Menschen vor dem biologischen Ende machtlos sind. Es ist unmöglich, dies zu überwinden, aber Sie können Ihren Namen durch Taten verewigen. Turgenjew stimmt dieser Formulierung der Frage zu, akzeptiert aber keine hemmungslose Ablehnung. Alles vergessen bedeutet, die Zukunft nur in sehr begrenzten Formen näher zu bringen. Die Enttäuschung über das Leben und seine Ziele führt beim Helden zu tiefem Pessimismus. Basarow ist sich jedoch bewusst, dass sich mit seinem Tod wenig ändern wird. Auf seinem Sterbebett sagt er zu Odintsova: „Lebe lange, das ist das Beste“, in einem großartigen Epilog bringt der Autor die Idee der ewigen Natur zum Ausdruck, des endlosen Lebens, das politische oder andere Ideen nicht aufhalten können, die Verbindung Die Verbindung zwischen Gegenwart und Zukunft ist nur auf der Grundlage der Liebe möglich.

Das echte Dokument?

Einleitung 3

Kapitel 1. Das Bild des russischen Nachlasses als literarisches Erbe des 18.-20. Jahrhunderts 6

Fazit 28

Einführung

„Das russische Gut, seine Kultur bleibt paradoxerweise ein wenig verstandener und schlecht interpretierter Bereich der russischen Geschichte“, heißt es in der Studie zur Geschichte der Stände. Die Idee eines russischen Gutshofs wird nicht vollständig sein, wenn man nicht sein poetisches Bild definiert, das in russischen Texten zur Zeit der Entstehung und Blüte des Gutsbaus, also am Ende des 18. Jahrhunderts, geformt wurde erstes Drittel des 19. Jahrhunderts.

Die Relevanz der Studie beruht vor allem auf dem gestiegenen Interesse der modernen Geisteswissenschaften am Erbe der russischen Gutskultur, der Anerkennung der Notwendigkeit einer umfassenden Untersuchung, insbesondere der Untersuchung des multidimensionalen Einflusses des Gutslebens auf Literatur und Kunst. Bedeutend in diesem Zusammenhang ist die Figur von I. S. Turgenjew als Schöpfer der Spitzenbeispiele russischer Nachlassprosa.

Auftritt in Fiktion Das Bild des Adelsstandes war das Ergebnis des Dekrets von Katharina II. („Charta des Adels“, 1785) über die Entlassung des Adels aus dem Militärdienst, woraufhin die Rolle und Bedeutung des Adligen festgelegt wurde lokales Leben in der russischen Kultur. Ende des 18. – Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte das Adelsgut seine Blütezeit, danach begann der allmähliche Verfall bis 1917.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Adelsgut in Kunstwerke einbezogen, hauptsächlich als menschlicher Lebensraum, eine bestimmte Lebensweise, die den Besitzer des Guts (Adliger), seine moralischen und spirituellen Grundlagen und seine Lebensweise charakterisiert und Kultur, obwohl bereits in dieser Zeit der Prozess der Symbolisierung des Bildes eines Adelsstandes beginnt, der insbesondere im Werk von A. S. Puschkin seinen Ausdruck findet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Krise dieser Lebensweise am deutlichsten spürbar wird, erklärt sich der Adelsstand zu einem besonderen Kulturphänomen, das er aktiv zu studieren, zu beschreiben und zu bewahren anstrebt. In den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts begann man, über Anwesen als Kulturdenkmäler zu sprechen. Von 1909 bis 1915 war in St. Petersburg die Gesellschaft zum Schutz und zur Erhaltung von Denkmälern der Kunst und Antike in Russland tätig.

Nachlassmeisterwerke von S. T. Aksakov, I. S. Turgenev, I. A. Goncharov, L. N. Tolstoi entstanden in der Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das von den Slawophilen in die Kultur eingeführte Konzept eines Familiennests von Adligen (Shchukin, 1994, S. 41) gewinnt immer mehr an Stärke und Bedeutung und wird Ende des 19. Jahrhunderts als eines der zentralen Symbole wahrgenommen der russischen Kultur.

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert widmeten Schriftsteller verschiedener Ansichten, die verschiedenen literarischen Bewegungen und Vereinigungen angehörten, dem Bild eines Adelsstandes zunehmend Aufmerksamkeit. Darunter sind die Namen von Künstlern des Wortes wie A. P. Tschechow, I. A. Bunin, B. K. Zaitsev, A. N. Tolstoi, M. A. Kuzmin, N. G. Garin-Mikhailovsky, A. Bely, F. K. Sologub, G. I. Chulkov, S. N. Sergeev-Tsensky, B. A. Sadovskoy, S.A. Auslender, P.S. Dadurch entstand eine riesige Fiktion, in der das Bild eines Adelsstandes detailliert ausgestaltet und vielfältig thematisiert wurde.

Die Relevanz der Studie ist auch auf das aktive Wachstum des Interesses an verlorenen Werten zurückzuführen. Nationalkultur und versucht, sie wiederzubeleben. Ein Appell an das Image eines Adelsstandes ist unserer Meinung nach notwendig, um das Problem der Selbstidentifikation der russischen Kultur zu lösen.

Das Verständnis des Bildes eines Adelsstandes als eines der grundlegenden Symbole Russlands ist ein Weg der nationalen Selbsterkenntnis und Selbsterhaltung und stellt die Möglichkeit dar, einen riesigen Komplex moralischer und ästhetischer Normen wiederherzustellen, der in den Wechselfällen der jüngsten Zeit weitgehend verloren gegangen ist Jahrhunderte.

Gegenstand sind die Bilder eines Adelsstandes im Roman von I.S. Turgenjew – „Das Nest der Adligen“. Gegenstand der Studienarbeit ist der Adelsstand als Phänomen des russischen Literaturprozesses XVIII Jahrhundert. Als Material für vergleichende Analyse Beteiligt sind auch prosaische und poetische Werke anderer Schriftsteller und Dichter.

Ziel der Kursarbeit ist es, das Bild eines Adelsstandes als eines der zentralen Symbole der russischen Kultur im Roman von I. S. Turgenev – „Das edle Nest“ zu betrachten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen folgende Aufgaben gelöst werden:

Das allgemeine System der Universalien zu identifizieren und zu beschreiben, in dem das Bild des russischen Adelsstandes im Roman von I. S. Turgenev – „Das edle Nest“ interpretiert und bewertet wird;

Erstellen einer Typologie des Bildes eines Adelsstandes in der Fiktion des betreffenden Zeitraums, die die wichtigsten Trends im künstlerischen Verständnis aufzeigt;

Analyse der Merkmale des künstlerischen Bildes des Adelsstandes von I.S. Turgenev.

Die methodische Grundlage der Arbeit ist ein integrierter Forschungsansatz literarisches Erbe, konzentrierte sich auf eine Kombination mehrerer Methoden der Literaturanalyse: historisch-typologisch, kulturell-kontextuell, strukturell-semiotisch, mythopoetisch.

Die Lösung der oben formulierten Forschungsaufgaben führte zur Berufung auf die Werke von M. M. Bakhtin, V. A. Keldysh, B. O. Korman, D. S. Likhachev, A. F. Losev, Yu. M., V. N. Toporova, V. I. Tyupa. Die in der Studienarbeit verwendeten theoretischen Kategorien (künstlerisches Bild, künstlerische Welt, künstlerischer Modus, Chronotop, Symbol, Mythos) werden von uns entsprechend den Entwicklungen dieser Wissenschaftler interpretiert.

Kapitel 1. Das Bild des russischen Nachlasses als literarisches Erbe XVIII- XXJahrhunderte

Der Adelsstand in der vorrevolutionären und modernen Wissenschaft wurde und wird in stärkerem Maße historisch und kulturwissenschaftlich untersucht. Seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts sind, wie G. Zlochevsky feststellt, Reiseführer rund um Moskau erschienen, die unbedingt einen Abschnitt über Landgüter enthalten (z. B. Reiseführer von N.K. Neighborhoods of Moscow ... "(" 2. Aufl., 1880)) . Von 1913 bis 1917 erschien die Zeitschrift „Kapital und Nachlass“ (bereits im Titel dieser Zeitschrift spiegelte sich der Gegensatz zwischen Nachlass- und Kapitalwelt in der russischen Kultur wider); Veröffentlichungen zu Nachlässen werden auch in einer Reihe anderer Zeitschriften veröffentlicht. Auch Monographien zur Geschichte und Architektur einzelner Siedlungen erschienen bereits vor der Revolution. Insbesondere im Jahr 1912 die Arbeit von Prince. M. M. Golitsyn über das Anwesen von Petrovskoye, Bezirk Swenigorod, Provinz Moskau („Russische Güter. Ausgabe 2. Petrovsky“), im Jahr 1916 – das Werk von P. S. Sheremetev „Vyazemy“. Es werden Memoiren sowohl einzelner Vertreter des Adels als auch Sammlungen, darunter Memoiren mehrerer Autoren, veröffentlicht. So erschien 1911 unter der Herausgeberschaft von N.N. Rusov das Buch „Das Land Russland nach den Notizen der Zeitgenossen“, das Memoiren von Vertretern des Adels des späten 18. – frühen 19. Jahrhunderts sammelte. Aber in der vorrevolutionären Wissenschaft wurde laut G. Zlochevsky keine umfassende Untersuchung der Ständekultur durchgeführt; Veröffentlichungen über Nachlässe waren überwiegend beschreibend; die Autoren von Artikeln und Monographien agierten eher wie Historiker und Chronisten (Zlochevsky, 1993, S. 85).

IN Sowjetzeit Das Studium des Adelsstandes wurde praktisch eingestellt oder unter ideologischen Gesichtspunkten durchgeführt. Im Jahr 1926 erschien beispielsweise das Buch von E. S. Kots „The Serf Intelligentsia“, in dem das lokale Leben von einer negativen Seite dargestellt wird (insbesondere geht der Autor ausführlich auf die Frage der Leibeigenen-Harems ein). Memoiren geschrieben in Sowjetzeit werden in der Regel erst nach vielen Jahren Eigentum der Leser. So wurden beispielsweise im Jahr 2000 die Memoiren von L.D. Dukhovskaya (geb. Voyekova) veröffentlicht, deren Autor versucht, die Ständekultur in den Augen seiner Zeitgenossen zu rehabilitieren: sie und sich selbst zu rechtfertigen. . . ." (Dukhovskaya, 2000, S. 345).

Eine aktive Wiederbelebung des Interesses am Adelsstand beginnt letztes Jahrzehnt 20. Jahrhundert. Es gibt viele historische und kulturelle Werke, die sich dem Studium des Lebens, der Kultur, der Architektur und der Geschichte der Adelsgüter widmen. Unter ihnen ist das Werk von Yu.M. Lotman „Gespräche über die russische Kultur“ zu nennen. Leben und Traditionen des russischen Adels (18. – frühes 19. Jahrhundert)“ (St. Petersburg, 1997) sowie Sammlungen der Gesellschaft zum Studium des russischen Nachlasses, darunter die Werke vieler Forscher (G. Yu. Sternina , O.S. Evangulova, T.P.Kazhdan, M.V.Nashchokina, L.P.Sokolova, L.V.Rasskazova, E.N.Savinova, V.I.Novikov, A.A.Shmelev, A.V.Razina, E.G. Safonov, M.Yu. Korobki, T.N. Golovina und andere). Erwähnenswert ist auch das grundlegende Sammelwerk „Adels- und Handelslandgüter in Russland im 16.-20. Jahrhundert“. (M., 2001); Sammlungen „Die Welt des russischen Nachlasses“ (M., 1995) und „Edle Nester Russlands“. Geschichte, Kultur, Architektur“ (M., 2000); Werke von L. V. Ershova (Ershov, 1998), V. Kuchenkova (Kuchenkova, 2001), E. M. Lazareva (Lazareva, 1999), S. D., 2006).

Das Bild eines Adelsstandes in der russischen Literatur des 18.-20. Jahrhunderts wird im Buch von E.E. Dmitrieva, O.N. umfassender und vielfältiger behandelt. Die Autoren beziehen sich auf eine Vielzahl literarischer Quellen, darunter auch wenige oder völlig unbekannte. Allerdings handelt es sich bei diesem Werk eher um Kunstkritik als um Literaturkritik. Kunstwerke werden oft als Anschauungsmaterial für kulturelle Aspekte verwendet und zeigen, wie eine Immobilie die russische Literatur beeinflusste, oder umgekehrt, wie die Literatur „das Leben auf dem Anwesen, den Immobilienraum und die Lebensweise auf dem Anwesen selbst“ prägte (Dmitrieva, Kuptsova, 2003, S. 5).

Eine umfassende literarische Untersuchung des Bildes eines Adelsstandes in der Prosa der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als Phänomen des russischen Literaturprozesses wurde bisher nicht erstellt.

Das vollständigste Bild des Adelsstandes wurde in der russischen Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Werken von S.T. Aksakov, I.S. Turgenev, I.A. Goncharov, L.N. Tolstoi untersucht (siehe zum Beispiel die Werke von V.M. Markovich „I.S. Turgenjew und Russisch realistischer Roman XIX Jahrhundert „(L., 1982), V.G. Shchukin“ Der Mythos vom edlen Nest. Geokulturelle Forschung in der russischen klassischen Literatur“ (Krakau, 1997); V. B. Legonkova „Das Bild eines Adelsstandes in den Werken von S. T. Aksakov, I. S. Turgenev und L. N. Tolstoi“ (Magnitogorsk, 1991); G. N. Popova „Die Welt der russischen Provinz in den Romanen von I.A. Goncharov“ (Yelets, 2002)).

In der russischen Prosa des späten 19. – frühen 20. Jahrhunderts wird das Bild eines Adelsstandes anhand der Werke eines begrenzten Autorenkreises betrachtet. Daher konzentrierten sich die Kritiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Darstellung des lokalen Lebens in den Werken von I. A. Bunin und A. N. Tolstoi sowie A. V. Amfiteatrov und S. N. Sergeev-Tsensky. In den kritischen Werken des frühen 20. Jahrhunderts wird das Bild eines Adelsstandes als Phänomen der russischen Kultur in der Literatur einer bestimmten Zeit insgesamt jedoch nicht berücksichtigt. Kritiker wie K. Chukovsky (Chukovsky, 1914, S. 73-88), V. Lvov-Rogachevsky (Lvov-Rogachevsky, 1911, S. 240-265), G. Chulkov (Chulkov, 1998, S. 392-395). ) ), E. Lundberg (Lundberg, 1914, S. 51), A. Gvozdev (Gvozdev, 1915, S. 241-242), die das Bild des lokalen Lebens in den Werken der oben genannten Autoren charakterisieren, beschränken sich auf Ein oder zwei Sätze, sie erwähnen nur die Autoren der Konvertierung zum Bild des lokalen Lebens. So spricht beispielsweise G. Chulkov bei der Analyse der Geschichte von I. A. Bunin „Neujahr“ von der wundersamen Kraft des Anwesens, die in den Helden ein Gefühl der Liebe erweckt (Chulkov, 1998, S. 394). V. Cheshikhin-Vetrinsky, der Werke von A. N. Tolstoi wie „Der lahme Meister“ und „Die Schluchten“ betrachtet, betont die „warme, aufrichtige Haltung des Autors“ gegenüber dem provinziellen Adelsleben und „den Menschen dieses Lebens“ (Cheshikhin -Vetrinsky, 1915, S. 438). E. Koltonovskaya schreibt über den Versuch des Schriftstellers im Zyklus „Trans-Wolga“, durch das Bild des örtlichen Adels „in die elementaren Tiefen des russischen Menschen, seiner Natur, seiner Seele zu blicken“ (Koltonovskaya, 1916, S. 72) .

Wie in den Werken von I.A. Bunin, A.N. Tolstoi, A.V. Amfiteatrov und S.N. zu sehen ist, erwies sich der Beginn des 20. Jahrhunderts als von der Kritik des „Silbernen Zeitalters“ völlig unerforscht.

In der modernen Literaturwissenschaft ist das Bild eines Adelsstandes in den Werken vieler Autoren der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch unerforscht. Solche Wissenschaftler wie N. V. Barkovskaya (Barkovskaya, 1996), L. A. Kolobaeva (Kolobaeva, 1990), Yu. V. Maltsev (Maltsev, 1994), M. V. Mikhailova (Mikhailova, 2004), O. V. Slivitskaya (Slivitskaya, 2004), R. S. Spivak (Spivak, 1997) beziehen sich auf das Bild eines Adelsstandes in den Werken von I.A.Bunin, A.Bely, F.K.Sologub, I.A.Novikov. Doch in den Werken dieser Wissenschaftler ist das Bild eines Adelsstandes nicht Gegenstand einer besonderen, detaillierten Analyse.

In der Literaturwissenschaft werden die Gründe für die Zerstörung und den Verfall des Adelsstandes im Werk von I.A. Bunin aufgedeckt, der dialektische Charakter von Bunins Nachlassbegriff wird hervorgehoben sowie die Idealisierung des Standeslebens im Emigrantenwerk des Schriftstellers.

L.V. Ershova spricht im Artikel „Bilder-Symbole der Standeswelt in der Prosa von I.A. Bunin“ von der ambivalenten Haltung des Schriftstellers zur Welt des Adelsstandes und teilt die Symbole in den Werken von I.A. Bunin in zwei Reihen ein: negativ, „ die die Trostlosigkeit und den Tod der ehemaligen „Goldmine“ der russischen Provinzen widerspiegeln“ und positiv, „verbunden mit tiefer und aufrichtiger Nostalgie, mit Erinnerung, die dazu neigt, die Vergangenheit zu idealisieren, zu überhöhen und zu romantisieren“ (Ershova, 2002, S . 105). In der Emigrationszeit kommen aus Sicht des Forschers die positiven und negativen Reihen einander gegenüberstehender Bildsymbole zu einer dialektischen Einheit – „in ihnen wird die Gutskultur als Teil der gesamtrussischen Geschichte dargestellt“ ( Ershova, 2002, S. 107). Der Artikel „Bunins Texte und die russische Ständekultur“ von L.V. Ershova weist auf die gleichzeitige Darstellung des Aussterbens des Adelsstandes und seiner Poetisierung in der Poesie von I.A. Bunin hin. Wie der Forscher schreibt, spiegelt sich der Gegensatz „Nachlass-Kapital“ in den Texten von I.A. Bunin wider; Das figurative System außerhalb des Herrenhauses widersetzt sich der Wärme des Hauses durch den Künstler, die Schutz und Talisman für den lyrischen Helden darstellt.

Eine andere Sichtweise auf das Hausbild von I.A. Bunin wird im Werk von G.A. Golotina vertreten. In Anbetracht des Themas des Hauses in den Texten von I.A. Bunin spricht der Autor über den Untergang des Familiennests zur Zerstörung und zum Tod und glaubt, dass, wenn in den frühen Gedichten das Haus ein zuverlässiger Schutz in allen Wechselfällen des Lebens war, dann seitdem Zu Beginn der 1890er Jahre war das Haus von I. A. Bunina nie ein wohlhabendes Familiennest.

N.V. Zaitseva verfolgt die Entwicklung des Bildes eines Adelsstandes in der Prosa von I.A. Bunin im Jahr 1890 – Anfang der 1910er Jahre und kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dem Besitz in den Werken des Schriftstellers um einen kleinen Besitz handelt.

In der Prosa von A. N. Tolstoi wird das Bild eines Adelsstandes in den Werken von L. V. Ershova (Ershova, 1998), N. S. Avilova (Avilova, 2001) und U. K. Abisheva (Abisheva, 2002) berücksichtigt. Doch die Bandbreite der Werke des Schriftstellers, auf die sich diese Forscher beziehen, ist begrenzt („Nikitas Kindheit“, „Der Träumer (Aggey Korovin)“). Viele Aspekte der künstlerischen Darstellung des Adelsstandes im Werk von A. N. Tolstoi bleiben unerforscht.

L. V. Ershova stellt in dem Artikel „Die Welt des russischen Standes in der künstlerischen Interpretation der Schriftsteller der ersten Welle der russischen Auswanderung“ eine starke Tendenz zur Idealisierung des Bildes des Adelsstands in A. N. fest. N.S. Avilova schreibt über den Gegensatz des Bildes des Anwesens als verlässlicher Schutz und Schutz der Helden in „Nikitas Kindheit“ zum Bild der umliegenden Steppe. U.K.Abisheva enthüllt im Artikel „Die künstlerische Rezeption der russischen Gutsprosa in A. Tolstois Der Träumer (Haggey Korovin)“ das Traditionelle und Innovative in Tolstois Verständnis des Gutslebens.

In der russischen Prosa des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts gab es drei Konzepte eines Adelsstandes: idealisierend, kritisch, dialektisch, die Dynamik in ihrer Gesamtheit festlegend historischer Prozess im russischen öffentlichen Bewusstsein an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Jedes Konzept formt ein eigenes Bild der künstlerischen Welt. Durch die Interpretation und Bewertung des Lebensstils des Anwesens durch Schriftsteller entstehen drei künstlerische Modelle des Adelssitzes gemeinsames System Universalien, die Kindheit, Liebe, Stammeserinnerung sind.

Das Bild eines Adelsstandes wird in Werken mit vorherrschendem idealisierendem Konzept als Verkörperung moralischer und ästhetischer Normen dargestellt, die für die russische Kultur von entscheidender Bedeutung sind: Stabilität, Wert des persönlichen Prinzips, Sinn für den Zusammenhang der Zeiten, Verehrung der Traditionen, Leben in Einheit mit der irdischen und himmlischen Welt.

Der kritische Begriff zerstört das idyllisch-mythologisierte Bild des Adelsstandes, entlarvt die moralischen Grundlagen der Ständekultur. Kindheit und Liebe edle Helden werden von den Autoren als „verzerrt“ gezeichnet; Als Todesursache wird das mit der Ahnenerinnerung belastete Bewusstsein der Bewohner des Adelsgutes angesehen.

Die Werke des dialektischen Konzepts zeichnen sich durch die Synthese einer idealisierenden und kritischen Sicht auf das Phänomen des Adelsstandes in der Geschichte und Kultur Russlands aus. Im Bild eines Adelsstandes werden dieselben spirituellen Werte und Grundlagen bekräftigt wie in den Werken des idealisierenden Konzepts. Allerdings ist die Ständewelt in den Werken dieser Gruppe nicht mehr ideal, sie enthält ein Element der Disharmonie.

Die künstlerische Interpretation des Bildes eines Adelsstandes durch Vertreter verschiedener literarischer Strömungen spiegelte die Grundzüge des russischen Literaturprozesses des späten 19. – frühen 20. Jahrhunderts wider.

Der Moralkodex des Adelsstandes hinterließ große Spuren in der russischen Kultur späterer Epochen: Er hatte einen spürbaren Einfluss auf die Literatur der russischen Diaspora sowie auf die Bildung sowohl der oppositionellen Linie der sowjetischen Literatur als auch der voreingenommenen Literatur offizielle Ideologie.

Kapitel 2 zum Werk Turgenjews

ZU Anfang des 19. Jahrhunderts V. Die Turgenevs erlitten das Schicksal vieler wohlhabender Adelsfamilien: Sie gingen bankrott und verarmten, und deshalb waren sie zu ihrer Rettung gezwungen, nach reichen Bräuten zu suchen. Turgenjews Vater nahm an der Schlacht von Borodino teil, wo er verwundet und für seine Tapferkeit ausgezeichnet wurde. Georgskreuz. Als er 1815 von einer Auslandsreise nach Orel zurückkam, heiratete er V.P. Lutovinova, eine wohlhabende Braut, die verwaist war und als Mädchen lebte, die allein in der Provinz Orjol fünftausend Seelen Leibeigene hatte.

Dank der elterlichen Fürsorge erhielt Turgenjew eine hervorragende Ausbildung. Seit seiner Kindheit las und sprach er fließend drei europäische Sprachen – Deutsch, Französisch und Englisch – und schloss sich den Buchschätzen der Spassky-Bibliothek an. Im Spassky-Garten, der das edle Herrenhaus umgab, traf der Junge Kenner und Kenner des Vogelgesangs, Menschen mit einer gütigen und freien Seele. Von hier aus entwickelte er eine leidenschaftliche Liebe zur zentralrussischen Natur und zu Jagdwanderungen. Der einheimische Schauspieler und Dichter Hof Leonty Serebryakov wurde für den Jungen zu einem echten Lehrer seiner Muttersprache und Literatur. Über ihn schrieb Turgenev unter dem Namen Punin in der Geschichte „Punin und Baburin“ (1874).

Gasthaus. 1827 kauften die Turgenjews ein Haus in Moskau an der Samoteka: Es war an der Zeit, ihre Kinder auf die Zulassung zu höheren Bildungseinrichtungen vorzubereiten. Turgenjew studierte im Privatinternat Weidenhammer und 1829 im Zusammenhang mit der Einführung einer neuen Universitätsurkunde im Internat Krause, das tiefere Kenntnisse der alten Sprachen vermittelte. Im Sommer 1831 verließ Turgenjew das Internat und begann sich zu Hause mit Hilfe der bekannten Moskauer Lehrer P.N. auf die Zulassung zur Moskauer Universität vorzubereiten. Pogorelsky, D.N. Dubensky, I.P. Klyushnikov, ein aufstrebender Dichter, Mitglied des philosophischen Kreises N.V. Stankewitsch.

Turgenjews Studienjahre an der verbalen Fakultät in Moskau (1833–34) und dann an der historischen und philologischen Abteilung der philosophischen Fakultät der Universitäten von St. Petersburg (1834–37) fielen mit dem erwachten Interesse der russischen Jugend an der deutschen klassischen Philosophie zusammen und „Poesie des Denkens“. Turgenev versucht sich als Student auf dem Gebiet der Poesie: Neben lyrischen Gedichten kreiert er ein romantisches Gedicht „Steno“, in dem er, einem späteren Geständnis zufolge, „Byrons „Manfred“ sklavisch nachahmt“. Unter den St. Petersburger Professoren war P.A. Pletnev, Freund von Puschkin, Schukowski, Baratynski, Gogol. Er gibt ihm sein Gedicht zur Beurteilung, woraufhin Pletnew schimpfte, aber wie sich Turgenjew erinnerte, „merkte er, dass da etwas in mir ist!“ Diese beiden Worte weckten in mir den Mut, ihm mehrere Gedichte zuzuschreiben. . . Pletnev billigte nicht nur Turgenjews erste Experimente, sondern begann ihn auch zu seinen einzuladen Literarische Abende, wo der aufstrebende Dichter einst Puschkin traf, sprach mit A.V. Koltsov und andere russische Schriftsteller. Puschkins Tod schockierte Turgenjew: Er stand an seinem Sarg und, wahrscheinlich mit Hilfe von A.I. Turgenjew, ein Freund seines Vaters und entfernter Verwandter, flehte Nikita Kozlov an, dem Dichter eine Haarsträhne vom Kopf abzuschneiden. Diese Locke, die in ein besonderes Medaillon gesteckt wurde, bewahrte Turgenjew sein ganzes Leben lang als heilige Reliquie auf.

Im Jahr 1838, nach seinem Universitätsabschluss als Kandidat, beschloss Turgenjew, dem Beispiel vieler junger Männer seiner Zeit folgend, seine philosophische Ausbildung an der Universität Berlin fortzusetzen, wo er sich mit N. V. anfreundete. Stankevich, T.N. Granovsky, N.G. Frolov, Ya.M. Neverov, M.A. Bakunin - und hörte Vorlesungen über Philosophie aus dem Mund von Hegels Schüler, dem jungen Professor K. Werder, der in seine russischen Studenten verliebt war und oft in entspannter Atmosphäre mit ihnen bei N.G. kommunizierte. Frolowa. „Stellen Sie sich vor, fünf oder sechs Jungen kommen zusammen, eine Talgkerze brennt, der Tee wird eklig serviert und Cracker sind alt, alt; Und du würdest in alle unsere Gesichter schauen und unseren Reden zuhören! In allen Augen liegt Freude, die Wangen brennen, das Herz schlägt, und wir reden über Gott, über die Wahrheit, über die Zukunft der Menschheit, über Poesie. . . “, – so vermittelte Turgenjew im Roman „Rudin“ die Atmosphäre studentischer Abende.

Schelling und Hegel gaben der russischen Jugend K. 1830 - n. Chr. Die 1840er Jahre, eine ganzheitliche Sicht auf das Leben von Natur und Gesellschaft, weckten den Glauben an die rationale Zweckmäßigkeit des historischen Prozesses und strebten nach dem endgültigen Triumph der Wahrheit, des Guten und der Schönheit. Das Universum wurde von Schelling als ein lebendiges und geistiges Wesen wahrgenommen, das sich nach zweckmäßigen Gesetzen entwickelt und wächst. So wie die zukünftige Pflanze bereits im Korn enthalten ist, so ist das ideale „Projekt“ der zukünftigen harmonischen Weltordnung in der Weltseele abgeschlossen. Der kommende Siegeszug dieser Harmonie wird in den Werken brillanter Menschen erwartet, die in der Regel Künstler oder Philosophen sind. Daher ist Kunst (und Hegels Philosophie) eine Form der Manifestation höherer schöpferischer Kräfte.

Im Gegensatz zu epischen Schriftstellern zog es Turgenjew vor, das Leben nicht in einem alltäglichen und langwierigen Verlauf darzustellen, sondern in scharfen, kulminierenden Situationen. Dies verlieh den Romanen und Erzählungen des Schriftstellers eine dramatische Note: Sie zeichnen sich durch eine schnelle Handlung, einen hellen, feurigen Höhepunkt und einen scharfen, unerwarteten Niedergang mit einem in der Regel tragischen Ende aus. Sie erfassen einen kurzen historischen Zeitabschnitt, weshalb die genaue Chronologie bei ihnen eine wesentliche Rolle spielt. Turgenjews Romane sind in die starren Rhythmen des jährlichen Naturzyklus eingebunden: Die Handlung in ihnen beginnt im Frühling, gipfelt in den heißen Sommertagen und endet unter dem Pfeifen des Herbstwinds oder „in der wolkenlosen Stille des Januarfrosts“. " Turgenev zeigt seine Helden in glücklichen Momenten ihrer maximalen Entwicklung und Blüte. Vitalität, doch gerade hier offenbaren sich ihre inhärenten Widersprüche mit katastrophaler Wucht. Daher erweisen sich diese Momente als tragisch: Rudin stirbt auf den Pariser Barrikaden, bei einem heroischen Aufstieg, Insarovs Leben endet plötzlich und dann Bazarov und Nezhdanov.

Die tragischen Enden in Turgenjews Romanen sind nicht das Ergebnis der Enttäuschung des Schriftstellers über den Sinn des Lebens im Laufe der Geschichte. Im Gegenteil: Sie zeugen von einer solchen Liebe zum Leben, die zum Glauben an die Unsterblichkeit führt, von einem kühnen Wunsch, dass die menschliche Individualität nicht verblasst, dass die Schönheit des Phänomens, wenn sie ihre Fülle erreicht hat, sich in ewig bleibende Schönheit verwandelt in der Welt.

Die Schicksale der Helden seiner Romane zeugen von der ewigen Suche, der ewigen Herausforderung des Wagemutigen menschliche Persönlichkeit blinde und gleichgültige Gesetze unvollkommener Natur. Plötzlich wird Insarov im Roman „Am Vorabend“ krank und hat keine Zeit, das große Werk der Befreiung Bulgariens zu vollbringen. Das russische Mädchen Elena, die ihn liebt, kann sich nicht damit abfinden, dass dies das Ende ist, dass diese Krankheit unheilbar ist.

"Oh Gott! - dachte Elena, - warum Tod, warum Trennung, Krankheit und Tränen? Oder warum diese Schönheit, dieses süße Gefühl der Hoffnung, warum das beruhigende Bewusstsein einer dauerhaften Zuflucht, eines unveränderlichen Schutzes, einer unsterblichen Schirmherrschaft? Im Gegensatz zu Tolstoi und Dostojewski gibt Turgenjew keine direkte Antwort auf diese Frage: Er enthüllt nur das Geheimnis, indem er seine Knie vor der Schönheit beugt, die die Welt umarmt: Er hätte vor diesem klaren Himmel, unter diesen heiligen, unschuldigen Strahlen verstummen sollen!

Turgenjew formuliert nicht Dostojewskis geflügelten Gedanken: „Schönheit wird die Welt retten“, aber alle seine Romane bekräftigen den Glauben an die weltverändernde Kraft der Schönheit, an die schöpferische Schaffenskraft der Kunst, wecken Hoffnung auf die stetige Befreiung des Menschen von die Kraft eines blinden materiellen Prozesses, die große Hoffnung der Menschheit auf die Umwandlung eines Sterblichen in ein Unsterbliches, ein Zeitliches in ein Ewiges.

Kapitel 3. Analyse des Bildes des russischen Adelsstandes

Die Probleme von Turgenjews „Edlem Nest“ erhielten in der „Poshekhonskaya-Antike“ von M. E. Saltykov-Shchedrin (1887-1889) eine besondere Entwicklung. „Die Helden Turgenjews beenden ihr Werk nicht“, schrieb Saltykow-Schtschedrin in dem bereits zitierten Brief an Annenkow über das „Nest der Adligen“.

Shchedrin selbst brachte auf seine Weise die Geschichte über die Bewohner der „edlen Nester“ zu Ende und zeigte am Beispiel der Poshekhon-Adligen aus der schäbigen Familie, in welchem ​​Ausmaß geistige Verarmung, moralische Deformität und Unmenschlichkeit die Einheimischen hatten Der Adel erreichte in seiner Masse und nicht die besten, wie Turgenjew, Proben.

Die Kontinuität von Turgenjews Roman wird von Schtschedrin sowohl durch die Titel einzelner Kapitel (das Werk beginnt mit dem Kapitel „Das Nest“) als auch durch ausgewählte Aspekte der Erzählung (Herkunft des Helden, System seiner Erziehung, Moral) betont Einfluss der Natur und Kommunikation mit den Menschen, Religion, emotionale Sphäre - Liebe und Ehe).

Gleichzeitig wählt der Autor stets eine polemische Berichterstattung über das Thema in Bezug auf Turgenjew, seine negative Interpretation: Bei der Erziehung schäbiger Kinder wird die Abwesenheit jeglichen Systems betont, in der Landschaft der Familiennester die Abwesenheit jeglicher poetischer Charme, wie in der Lebensweise ihrer Bewohner - der Mangel an Kommunikation mit der Natur. Parallelfolge Angeln als rein kommerzielles Unternehmen beschrieben. Unendlich wechselnde Kindermädchen, unterdrückt und verbittert, erzählten den Kindern keine Märchen. Liebe und Ehe, ohne auch nur einen Hauch von Poesie, nahmen ungeheuer hässliche Formen an. Das Erbe der Feudalzeit, „von der Vergangenheit überwuchert“ in der Zeit, als „Poshekhonskaya-Antike“ entstand, bestimmte viele Gewohnheiten und „Falten“ in den Charakteren und Schicksalen von Shchedrins Zeitgenossen – das hat das Werk zum Leben erweckt, den Ausgangspunkt dafür war Turgenjews „Edles Nest“. „In der modernen russischen Belletristik“, schrieb Saltykov-Shchedrin in einem Turgenjew gewidmeten Nachruf, „gibt es keinen einzigen Schriftsteller, der in Turgenjew nicht einen Lehrer hätte und für den die Werke dieses Schriftstellers nicht als Ausgangspunkt dienten.“

In derselben Folgelinie wird der Einfluss festgestellt, den Turgenjews Werk und insbesondere der Roman „Das edle Nest“ auf Tschechow hatten.

In der Literatur wurde darauf hingewiesen, dass Tschechow, der Turgenjews Lyrik, seine Sensibilität für die Fragen der „moralischen Zusammensetzung“ der Persönlichkeit und seine bürgerlichen Ansprüche weitgehend akzeptierte, das „Edle Nest“ zu verschiedenen Zeiten behandelte, es aber immer als solche schätzte ein tiefes und poetisches Werk. In den Erzählungen „Hoffnungslos“, „Kontrabass und Flöte“ (1885) verspottet er die Städter, die oberflächlich und vom Hörensagen die Schönheiten des „Edlen Nestes“ beurteilten oder über seinen Seiten einschliefen.

Turgenjews Roman „Das Nest der Adligen“ ist noch ein Versuch Schriftsteller, den Helden seiner Zeit im Adel zu finden.

Der Autor erstellt in seinen Werken zahlreiche Bildergalerien und erforscht die Psychologie ihres Verhaltens.

Im Roman „Das Nest der Adligen“ werden den Lesern kultivierte, gebildete Vertreter des Adels präsentiert, die nicht einmal im Namen des persönlichen Glücks zu entschlossenem Handeln fähig sind.

Jeder Adlige hatte sein eigenes Anwesen. Schriftsteller gingen nicht am Problem „ihres Nachlasses“ vorbei. Die Beschreibung des Adelsstandes finden wir in Puschkins „Eugen Onegin“, in Goncharovs „Oblomow“ sowie in Turgenjews „Edles Nest“.

Die Gutskultur ist eine der höchsten Errungenschaften der russischen Zivilisation. Leider haben wir diese nationalen Werte in vielerlei Hinsicht verloren, sowohl in ihrer materiellen als auch in ihrer spirituellen Dimension.

Das Anwesen war die Heimat vieler Adliger des 18. und 19. Jahrhunderts – Militärs, Politiker und Kulturschaffende. Auf dem Anwesen wurden die Adligen geboren, wuchsen auf und verliebten sich dort zum ersten Mal.

Das Anwesen wurde für den Grundbesitzer zu einem sicheren Hafen im Falle von Ruin, Schande, Familiendrama, Epidemien. Auf seinem Anwesen ruhte der Adlige mit Leib und Seele, denn das Leben hier, frei von vielen städtischen Konventionen, war einfacher und ruhiger. frei von Öffentlicher Dienst Er verbrachte mehr Zeit mit seiner Familie und seinen Lieben, und wenn er wollte, konnte er sich zurückziehen, was in einer überfüllten Stadt immer schwierig ist.

Die Grundbesitzer verwandelten aufgrund ihres Reichtums, ihres Geschmacks und ihrer Fantasien das Alte Elternhäuser In modischen klassischen Villen brachten sie neue, oft aus dem Ausland bestellte Möbel, Geschirr, Bücher, Skulpturen hierher, pflanzten Gärten und Parks in der Umgebung, gruben Teiche und Kanäle, errichteten Gartenpavillons und Pavillons. Das herrschaftliche Leben im Dorf wurde neu aufgebaut.

Das Zentrum eines jeden Anwesens war ein Herrenhaus, meist aus Holz, aber mit Stein verkleidet. Es war von der Straße aus sichtbar, lange vor dem Eingang zum Anwesen. Eine lange, schattige Gasse, umrahmt von hohen Bäumen, führte zu einem eleganten Tor – dem Eingang zum Anwesen.

Die Bewohner der „edlen Nester“, poetisch, leben in heruntergekommenen Anwesen.

„... Das kleine Haus, in dem Lawretsky ankam und in dem Glafira Petrovna vor zwei Jahren starb, wurde im letzten Jahrhundert aus einem starken Kiefernwald gebaut; Es sah heruntergekommen aus, konnte aber noch fünfzig Jahre oder länger stehen. Im Haus blieb alles so, wie es war. Die dünnbeinigen weißen Sofas im Wohnzimmer, gepolstert mit glänzendem grauem Damast, abgenutzt und durchgelegen, erinnerten lebhaft an Catherines Zeiten; Im Wohnzimmer stand der Lieblingssessel der Gastgeberin mit hoher und gerader Rückenlehne, an den sie sich auch im Alter nicht lehnte.

An der Hauptwand hing ein altes Porträt von Fedorovs Urgroßvater Andrej Lawretsky; das dunkle, gallige Gesicht war kaum vom geschwärzten und verzogenen Hintergrund zu trennen; kleine böse Augen blickten mürrisch unter hängenden Augen hervor, als wären sie geschwollene Augenlider; Ihr schwarzes, puderloses Haar hob sich wie eine Bürste über ihre schwere, narbige Stirn. An der Ecke des Porträts hing ein Kranz aus staubigen Immortellen.

Im Schlafzimmer stand ein schmales Bett unter einem Baldachin aus altmodischem, sehr festem, gestreiftem Stoff; Auf dem Bett lagen ein Haufen verblasster Kissen und eine gesteppte, flüssige Decke, und vom Kopf hing das Bild des Eingangs in den Tempel des Allerheiligsten Theotokos – genau das Bild, zu dem die alte Jungfer, die allein starb und von allen vergessen wurde, küsste zum letzten Mal ihre kalten Lippen. Am Fenster stand ein Frisiertisch aus Stückholz mit Kupferplatten und einem schiefen Spiegel mit geschwärzter Vergoldung. Auf dem Boden lag ein abgenutzter, wachsfleckiger Teppich.

Das gesamte Anwesen ist mit Kletten, Stachelbeeren und Himbeeren bewachsen; aber es gab viel Schatten darin, viele alte Linden, die durch ihre Größe und die seltsame Anordnung der Zweige auffielen; sie waren zu dicht gepflanzt und vor etwa hundert Jahren waren sie gefällt worden. Menschenleben Sie werden sehr bald aussterben: Das Anwesen von Glafira Petrov hat es inzwischen geschafft, zu verwildern, aber es schien bereits in jenen stillen Schlaf versunken zu sein, der alles auf der Erde schlummert, wo nur keine menschliche, unruhige Infektion herrscht.

Über den russischen Nachlass als eine Art semantisches Phänomen wird seit langem gesprochen: Es wurden Veröffentlichungen gesammelt, Konferenzen abgehalten, eine besondere Stiftung zur Wiederbelebung des russischen Nachlasses gegründet ... Das Buch von O. Kuptsova und E. Dmitrieva ist keineswegs die erste und nicht die einzige Studie über den Nachlassmythos. Aber unter anderen „Nachlassgeschichte“-Werken wird „Paradise Lost and Found“ seinen rechtmäßigen Platz einnehmen. Diese Arbeit fand als Studie besonderer Art statt – im Rahmen einer semantischen Analyse und eines kulturologischen Ansatzes, jedoch in einer absolut nichtspeziellen Sprache.

Der Diskurs ist die Hauptleistung der Autoren. Sie widerstanden gekonnt der Versuchung, in der „Vogel“-Sprache der strengen Wissenschaft zu sprechen und zu emotionalen Ausrufen überzugehen: „Unabhängig von der Priorität, die in bestimmten Epochen der Natur oder der Kunst eingeräumt wurde, vereinte das Anwesen beides.“ In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde im Dreiklang „Mensch – Kunst – Natur“ das Natürliche als Material für die Kunst betrachtet: Die Natur rund um die Gutsgebäude wurde so beeinflusst, dass sie wie eine Fortsetzung des Palastes (Hauses) wirkte ).

Fragen zum Mythos des Anwesens („Streit um die Vorzüge des Stadt- und Landlebens“), dann taucht der Leser in die Welt der Philosophie ein („Ein Spiel von Vernunft und Zufall: Französischer und englischer Gartenstil“), dann werden ontologische Fragen geklärt - „Nachlassliebe“, „Nachlasstod“ also wir redenüber Ferien im Gutshof und Gutstheater, nach denen wir in die Welt eintauchen Literatur XIX und das frühe 20. Jahrhundert, und nur „zum Nachtisch“ gibt es „Nachlassnamen“, „Nachlassexzentriker“ und „Gerüche im Nachlass“.

Das Anwesen ist eine zur Überraschung von Gästen und Nachbarn eingerichtete Welt, so dass sich der Besitzer in den Gott seines eigenen Gartens Eden verwandelte und sich wie ein souveräner Besitzer und Dirigent eines Orchesters fühlte, das seinem Willen gehorchte. Als komplex gestaltetes Ergebnis aus Stadt und Land ist die russische „Villa“ ein kultureller Raum in freier Natur, der sich in die Landschaft einfügt. Wichtig ist, dass die Arbeit nicht nur die „Poesie der Gärten“, wie D.S. seine Studie nannte, zeigt. Likhachev, aber auch „Prosa“ – Anwesen neigen dazu, zu verfallen, zu verfallen, einzustürzen, was das Alter des Besitzers oder seinen Weggang symbolisiert. Auf diese Weise können Sie alle Phasen des Lebens des Gutsorganismus selbst sehen – von der Idee, die sich auf Versailles oder englische Parks konzentriert und ihnen vielleicht widerspricht, über die Entstehung des Guts selbst bis zu seiner Blütezeit, seinem Niedergang und seinem Tod. „Das Leben des Gutsmythos“ zeigt sich sozusagen sowohl in der Phylogenese als auch in der Ontogenese: Ein separates Gut verfällt, aber das Gutsleben selbst verkommt und wird durch ein Landhaus ersetzt, das von einer völlig anderen Ideologie geprägt ist .

Kapitel 4

Garten in der Nähe des Herrenhauses mit vielen Blumen (darunter natürlich auch Rosen), Sträuchern (Himbeeren, Akazien, Vogelkirschen) und Obstbäumen. Unverzichtbare Attribute der Gutslandschaft sind schattige Lindenalleen, große und kleine Teiche, gesandete Wege, Gartenbänke, manchmal ein separater Baum (oft auch eine Eiche), der für die Besitzer so wichtig ist. Und weiter - Haine, Felder mit Hafer und Buchweizen, Wälder (was bereits eine natürliche Landschaft darstellt). All das hat Turgenev, all das ist sowohl für ihn als auch für seine Helden wichtig.

Tropatschow. Und Ihr Garten ist großartig.<…>Gassen, Blumen – und alles im Allgemeinen ... (169).

Natalja Petrowna . Wie schön ist es im Garten! (301)

Kate. Wie schön das Gras gewaschen wurde ... wie gut es riecht ... Es riecht so sehr nach Vogelkirsche ... (365)

Bezeichnend in dieser Hinsicht ist der Dialog zwischen Rakitin und Natalia Petrovna in „Ein Monat auf dem Land“:

Rakitin. …wie schön diese dunkelgrüne Eiche vor einem dunkelblauen Himmel ist. Es ist alles durchflutet von den Strahlen der Sonne und was für mächtigen Farben ... Wie viel unzerstörbares Leben und Kraft darin steckt, besonders wenn man es mit dieser jungen Birke vergleicht ... Es ist, als ob alles bereit wäre, in der zu verschwinden Glanz; seine kleinen Blätter glänzen in einem flüssigen Glanz, als würden sie schmelzen ...

Natalja Petrowna . Sie haben ein sehr subtiles Gespür für die sogenannten Schönheiten der Natur und sprechen sehr anmutig und sehr intelligent darüber.<…>Die Natur ist viel einfacher, sogar gröber als man denkt, denn Gott sei Dank ist sie gesund ... (318).

Es ist, als ob Gorsky sie in dem Stück „Wo es dünn ist, da bricht es“ wiederholt: „Ja, was ist hinter der Natur die feurigste, kreativste Fantasie, die mit der Realität mithalten kann?“ (93).

Doch bereits in der Mitte des Jahrhunderts skizziert Turgenjew ein Thema, das später für viele Schriftsteller wichtig werden sollte – das Thema des Untergangs der Adelsgüter, des Aussterbens des Gutslebens. Das Haus in Spassky, das erbliche, einst reiche Anwesen des Grafen Lyubin, verfällt. Über den Nachlass von Mikhryutkin („Gespräch auf der Landstraße“) wurde die Vormundschaft verhängt. In derselben Szene ist die Geschichte des Kutschers Ephraim über den benachbarten Gutsbesitzer Fintrenlyudov charakteristisch: „Was für ein wichtiger Herr war! Die Lakaien sind so groß wie eine Gallone, der Adel ist nur eine Bildergalerie, die Pferde sind Tausende von Trabern, der Kutscher ist kein Kutscher, nur ein sitzendes Einhorn! Hallen da, französische Trompeter in den Chören – die gleichen Schwarzen; Nun ja, einfach alle Annehmlichkeiten, die das Leben bietet. Und wie endete es? Sie verkauften seinen gesamten Nachlass an den Auktionator.

Kapitel 5

Auf den ersten Blick unbedeutend, aber eine ganz bestimmte Rolle spielen in Turgenjews Romanen die Beschreibung der Einrichtung, die Ausstattung der Anwesen und die alltäglichen Details aus dem Leben der Figuren. „Edle Nester“ sind in erster Linie Familienanwesen: alte Häuser, umgeben von prächtigen Gärten und Gassen mit jahrhundertealten Linden.

Der Autor zeigt uns das Leben in einer bestimmten realen Themenumgebung. Die Atmosphäre des Hauses, seine Atmosphäre ist von großer Bedeutung für die Persönlichkeitsbildung in jungen Jahren, wenn ein Mensch Bild- und Tonbilder intensiv aufnimmt, daher achtet der Autor auf die Beschreibung der Wohnumgebung und des Lebens, um mehr zu erfahren charakterisieren vollständig seine Helden, die hier aufgewachsen sind. Tatsächlich war die Lebensweise damals recht stabil und die Bewohner der Landgüter waren von Gegenständen umgeben, die sie aus ihrer Kindheit kannten, und von Dingen, die Erinnerungen wecken.

Ein Beispiel ist die ausführliche und ausführliche Beschreibung des Raumes im Roman „Väter und Söhne“: „Der kleine, niedrige Raum, in dem er [Kirsanov Pavel Petrovich] war, war sehr sauber und komfortabel. Es roch nach frisch gestrichenen Böden, Kamille und.“ Zitronenmelisse. An den Wänden standen Stühle mit Rückenlehnen in Form einer Leier; sie wurden vom verstorbenen General in Polen während eines Feldzugs gekauft; in einer Ecke befand sich ein Bett unter einem Musselin-Baldachin, daneben eine geschmiedete Truhe mit einem runder Deckel. In der gegenüberliegenden Ecke brannte eine Lampe vor einem großen dunklen Bild des Wundertäters Nikolaus; an der Brust des Heiligen hing ein winziger Hoden aus Porzellan an einem roten Band, befestigt am Strahlenkranz; an den Fenstern standen Gläser mit letztjährigen Sorgfältig zusammengebundene Marmelade glänzte mit grünem Licht; auf ihre Papierdeckel schrieb Fenechka selbst in großen Buchstaben: „Kreis“; Nikolai Petrowitsch liebte diese Marmelade besonders.

Unter der Decke hing an einer langen Schnur ein Käfig mit einem Zeisig mit kurzem Schwanz; er zwitscherte und sprang unaufhörlich, und der Käfig schwankte und zitterte unaufhörlich: Hanfsamen fielen mit einem leichten Aufprall zu Boden. nationale Merkmale Alltagsleben, wie die Ikone des Heiligen Nikolaus des Wundertäters, einem der am meisten verehrten Heiligen in Russland, oder Gläser mit Stachelbeermarmelade lassen keinen Zweifel daran, dass wir uns im Haus eines russischen Menschen befinden.

Aber im Werk Turgenjews offenbart sich das Konzept eines „edlen Nestes“ nicht nur in buchstäblich als Ort und Lebensform einer Adelsfamilie, aber auch als soziales, kulturelles und psychologisches Phänomen.

Und zweifellos wurde dieses Phänomen im Roman „Das edle Nest“ von 1858 vollständig verkörpert. Der Protagonist des Romans, Fjodor Iwanowitsch Lawretski, beginnt seinen bewusstes Leben co gesellige Unterhaltung Durch nutzlose Auslandsreisen gerät er in die Liebesnetzwerke der kalten und umsichtigen Egoistin Warwara Pawlowna. Doch schon bald wird er von seiner Frau betrogen und kehrt enttäuscht aus Frankreich in seine Heimat zurück. Aber das Leben im Ausland machte ihn nicht zu einem Westler, obwohl er Europa nicht völlig leugnete, blieb er eine originelle Persönlichkeit und änderte seinen Glauben nicht. Eintauchen in das Gemessene voller Harmonie und Schönheit, russisches Dorfleben, Lawretsky wird von der Eitelkeit des Lebens geheilt. Und das merkt er sofort, schon am zweiten Tag seines Aufenthaltes in Wassiljewski überlegt Lawretsky: „Da bin ich am Grund des Flusses. Aufwühlen; hier hat nur derjenige Glück, der seinen Weg langsam ebnet, wie ein Pflüger mit seinen Furchen.“ ein Pflug. Lawretsky fühlte, dass dies sein Zuhause war, er nährte sich von dieser Stille, löste sich darin auf. Das sind seine Wurzeln, was auch immer sie sein mögen. Turgenjew kritisiert scharf die Trennung der Stände von ihrer Heimatkultur, vom Volk, von den russischen Wurzeln. So ist Lawretskys Vater, er hat sein ganzes Leben im Ausland verbracht, er ist ein Mann in all seinen Hobbys, unendlich weit weg von Russland und seinen Menschen.

Lawretsky betritt den Roman sozusagen nicht allein, sondern hinter ihm erstreckt sich die Vorgeschichte einer ganzen Adelsfamilie, sodass es sich nicht nur um das persönliche Schicksal des Helden handelt, sondern um das Schicksal des gesamten Anwesens. Seine Genealogie wird von Anfang an – ab dem 15. Jahrhundert – sehr detailliert erzählt: „Fjodor Iwanowitsch Lawretsky stammte aus einem alten Adelsstamm. Der Vorfahre der Lawretskys ging zur Herrschaft von Wassili dem Dunklen aus Preußen und erhielt zweihundert Viertel Land.“ in der Bezhetsky-Spitze.“ Und so weiter, im gesamten Kapitel werden die Wurzeln Lawretskys beschrieben. In diesem detaillierten Hintergrund Lawretskys interessiert sich Turgenjew nicht nur für die Vorfahren des Helden, auch die Geschichte mehrerer Generationen Lawretskys spiegelt die Komplexität des russischen Lebens und den russischen historischen Prozess wider.

Lawretsky wird zu einem neuen Leben wiedergeboren, gewinnt ein Gefühl der Heimat zurück und erlebt das Glück reiner vergeistigter Liebe. Der Roman von Lisa und Lawretsky ist zutiefst poetisch, er verschmilzt mit der allgemeinen Stille, harmoniert mit der friedlichen Atmosphäre des Anwesens. Die Kommunikation mit der Natur spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung dieser friedlichen Atmosphäre, dieses ruhigen, gemessenen Lebensrhythmus, denn nicht jeder kann in diesem Rhythmus leben, sondern nur wer Frieden und Harmonie in seiner Seele hat, und hier ist Die Betrachtung der Natur und die Kommunikation mit ihr sind die besten Helfer.

Für einen russischen Menschen ist das Bedürfnis, mit der Natur zu kommunizieren, besonders groß. Es sättigt die Seele mit Schönheit, gibt neue Kraft: „Die Sterne verschwanden in einer Art hellem Rauch; ein unvollständiger Monat leuchtete in festem Glanz; sein Licht breitete sich in einem blauen Strom über den Himmel aus und fiel in einem rauchigen goldenen Fleck darauf.“ dünne Wolken zogen in der Nähe vorbei; die Frische der Luft verursachte leichte Feuchtigkeit in den Augen, umarmte liebevoll alle Mitglieder und ergoss sich in einem freien Strahl in die Brust.

L Der Avretsky genoss und freute sich über sein Vergnügen. „Na ja, wir werden noch leben“, dachte er. „Nicht umsonst waren Wandern und Reiten, Jagen und Angeln die häufigsten Freizeitaktivitäten in Russland:“ Am Abend ging die ganze Gesellschaft angeln. . . Der Fisch pickte unaufhörlich; Geschnappte Karausche funkelten ab und zu mit ihren goldenen, dann silbernen Seiten in der Luft ... Das rötliche hohe Schilf raschelte leise um sie herum, stilles Wasser glänzte leise vor ihnen, und ihre Unterhaltung war ruhig.

Trotz der Tatsache, dass das Leben von Turgenjews „edlen Nestern“ provinziell ist, sind seine Helden gebildete und aufgeklärte Menschen, die dank der von ihnen abonnierten Zeitschriften über die wichtigsten gesellschaftlichen und kulturellen Ereignisse informiert waren große Bibliotheken Viele waren an wirtschaftlichen Veränderungen beteiligt und studierten daher Agronomie und andere angewandte Wissenschaften. Ihre Kinder erhielten eine für die damalige Zeit traditionelle Ausbildung und Erziehung, die der Stadt in nichts nachstand. Eltern gaben viel Geld aus, um Lehrer und Nachhilfelehrer einzustellen, um ihre Kinder zu unterrichten. Turgenev beschreibt ausführlich die Erziehung von Lisa Kalitina: „Liza lernte gut, das heißt fleißig; Gott belohnte sie nicht mit besonders brillanten Fähigkeiten, sie belohnte sie nicht mit einem großen Verstand; nichts wurde ihr ohne Schwierigkeiten gegeben. Sie spielte.“ das Klavier gut; aber nur Lemm wusste, was es sie kostete. Sie las nicht viel, sie hatte keine eigenen Worte, aber sie hatte ihre eigenen Gedanken, und sie ging ihren eigenen Weg.

Lisa ist eine der Heldinnen der russischen Literatur, die das höchste spirituelle Niveau erreicht hat. Sie war in Gott aufgelöst und in der Person, die sie liebte, kannte sie keine Gefühle wie Neid oder Wut. Lisa und Lawretsky sind Erben beste Eigenschaften patriarchalischer Adel. Sie kamen aus den Nestern der Adligen als ganze und autarke Individuen hervor. Ihnen sind sowohl die Barbarei und Ignoranz früherer Zeiten als auch die blinde Bewunderung für den Westen fremd.

Die Charaktere des ehrlichen Lawretsky und der bescheidenen religiösen Lisa Kalitina sind wirklich national. Turgenjew sieht in ihnen den gesunden Anfang des russischen Adels, ohne den die Erneuerung des Landes nicht stattfinden kann. Obwohl Turgenjew aus Überzeugung ein Westler und aus Kultur ein Europäer war, vertrat er in seinem Roman die Idee, dass es notwendig sei, Russland in seiner ganzen nationalen und historischen Originalität kennenzulernen.

Abschluss

Die philosophische und romantische Schule, die Turgenjew in seiner Jugend durchlief, bestimmte weitgehend die charakteristischen Merkmale der künstlerischen Weltanschauung des Schriftstellers: das Spitzenprinzip der Komposition seiner Romane, das Leben in seinen höchsten Momenten, in der maximalen Spannung seiner inhärenten Kräfte einzufangen; die besondere Rolle des Liebesthemas in seinem Werk; der Kunstkult als universelle Form des gesellschaftlichen Bewusstseins; die ständige Präsenz philosophischer Themen, die die Dialektik des Vergänglichen und des Ewigen in der künstlerischen Welt seiner Erzählungen und Romane weitgehend organisiert; der Wunsch, das Leben in seiner Gesamtheit zu erfassen, wodurch das Pathos maximaler künstlerischer Objektivität entsteht. Schärfer als jeder seiner Zeitgenossen,

Turgenjew spürte die Tragödie des Lebens, die kurze Dauer und Zerbrechlichkeit des Aufenthalts eines Menschen auf dieser Erde, die Unaufhaltsamkeit und Unumkehrbarkeit des rasanten Laufs der historischen Zeit. Aber gerade deshalb besaß Turgenjew eine erstaunliche Gabe der uneigennützigen, nichts Relativen und Vergänglichen, grenzenlosen künstlerischen Betrachtung. Turgenjew war ungewöhnlich sensibel für alles Aktuelle und Augenblickliche, konnte das Leben in seinen schönen Momenten erfassen und besaß gleichzeitig das seltenste Gefühl der Freiheit von allem Vorübergehenden, Endgültigen, Persönlichen und Egoistischen, von allem, was subjektiv voreingenommen war, die Sehschärfe und die Weite der Sicht trübte , Fülle der künstlerischen Wahrnehmung.

Seine Liebe zum Leben, seinen Launen und Zufällen, seiner flüchtigen Schönheit war ehrfürchtig und selbstlos, völlig frei von jeglicher Beimischung des „Ich“ eines stolzen Autors, was es Turgenjew ermöglichte, weiter und schärfer zu sehen als viele seiner Zeitgenossen.

„Unsere Zeit“, sagte er, „verlangt, die Moderne in ihren vergänglichen Bildern einzufangen; Du darfst nicht zu spät kommen. Und er kam nicht zu spät. Alle seine Werke fielen nicht nur in die Gegenwart des russischen öffentlichen Lebens, sondern waren ihm gleichzeitig voraus.

Turgenjew war besonders empfänglich für das, was „am Vorabend“ steht, was noch in der Luft liegt.

Ein scharfes künstlerisches Gespür ermöglicht es ihm, die Zukunft durch dunkle, noch vage Striche der Gegenwart einzufangen und sie der Zeit voraus, in unerwarteter Konkretheit, in lebendiger Fülle nachzubilden. Dieses Geschenk war für den Schriftsteller Turgenjew ein schweres Kreuz, das er sein ganzes Leben lang trug. Seine Weitsichtigkeit konnte nicht umhin, seine Zeitgenossen zu irritieren, die nicht leben wollten und ihr Schicksal im Voraus kannten. Und oft flogen Steine ​​auf Turgenjew. Aber so ist das Schicksal eines jeden Künstlers, der mit der Gabe der Weitsicht und Vorahnung ausgestattet ist und ein Prophet in seinem eigenen Land ist. Und als der Kampf nachließ, gab es eine Pause, dieselben Verfolger gingen oft mit einem Geständnis zu Turgenjew. Mit Blick auf die Zukunft bestimmte Turgenjew in der 2. Hälfte die Wege und Perspektiven für die Entwicklung der russischen Literatur. 19. Jahrhundert. In den „Notizen eines Jägers“ und „Das Nest der Adligen“, dem Epos „Krieg und Frieden“ von L. N. Tolstoi, wird „der Gedanke des Volkes“ bereits vorweggenommen; die spirituellen Suchen von Andrei Bolkonsky und Pierre Bezukhov wurden im Schicksal Lawretskys durch eine gepunktete Linie umrissen; In „Väter und Söhne“ wurden in Dostojewskis Gedanken die Charaktere seiner zukünftigen Helden von Raskolnikow bis Iwan Karamasow vorweggenommen.

Trotz der Tatsache, dass I.S. Turgenjew lebte oft weit entfernt vom „Familiennest“, das Anwesen war für ihn ein bestimmter Ort, keineswegs ideal. Turgenjew sah schon damals die Zerstörung der alten „Edelnester“ und mit ihnen der höchsten Adelskultur voraus.

Liste der verwendeten Literatur

1. Ananyeva A.V., Veselova A.Yu. Gärten und Texte (Überprüfung neuer Forschungsergebnisse zu Landschaftskunst in Russland) // Neue literarische Rezension. 2005. Nr. 75. C. 348-375.

2. Edle Nester Russlands: Geschichte, Kultur, Architektur / Ed. M.V. Nashchokina. M., 2000;

3. Dmitrieva E.E., Kuptsova O.N. Das Leben des Manor-Mythos: Das verlorene und gefundene Paradies. M.: OGI, 2003 (2. Auflage – 2008).

4. Leben auf einem russischen Gut: Erfahrungen sozialer und Kulturelle Geschichte. - St. Petersburg: Kolo, 2008.

5. Russischer Nachlass: Sammlung der Gesellschaft zur Erforschung des russischen Nachlasses. M., 1994-2008. Ausgabe. 1-14.

6. Tichonow Yu.A. Adelsstand und Bauernhof in Russland im 17. und 18. Jahrhundert: Koexistenz und Konfrontation. M.; St. Petersburg: Sommergarten, 2005.

7. Drei Jahrhunderte russischer Nachlass: Malerei, Grafik, Fotografie. Bildchronik. XVII – Anfang des 20. Jahrhunderts: Albumkatalog / Ed.-comp. M.K. Gurenok. M., 2004.

8. Turchin B.C. Allegorie des Alltagslebens und der Feste in der Standeshierarchie des 18.-19. Jahrhunderts: von der Gutskultur der Vergangenheit zur Kultur unserer Tage / V.C. Russisches Anwesen Turchin II. - M., 1996. Ausgabe. 2(18). S. 16.

9. Shchukin V. Der Mythos vom Edlen Nest: Eine geokulturologische Studie der russischen klassischen Literatur. Krakau, 1997. (Nachdruck im Buch: Schukin V. Das russische Genie der Bildung. M.: ROSSPEN, 2007.)

10. Der Garten, die Kunst und die Erinnerungsstätte / Unter der Regie von Monique Mosser und Philippe Nyss. Paris: Les Editions de l'imprimeur, 1995.

Die Handlung des Romans „Väter und Söhne“ spielt im Sommer 1859, der Epilog erzählt von den Ereignissen nach dem Fall der Leibeigenschaft im Jahr 1861. Turgenjew schuf ein Werk, dessen Inhalt zeitlich fast mit dem Zeitpunkt der Arbeit daran übereinstimmte. Gleich am Vorabend der Reform von 1861 zeigt Turgenjew die Krise in der Lebensweise des Herrn und des Bauern, die landesweite Notwendigkeit, die Leibeigenschaft abzuschaffen. Das Thema der Krise taucht gleich zu Beginn des Romans auf und zwar im traurigen Erscheinungsbild eines zerstörten russischen Dorfes, in den vom Autor bemerkten Zügen des Zusammenbruchs der patriarchalischen Grundlagen einer Bauernfamilie und in den Wehklagen der Gutsbesitzer Nikolai Petrowitsch Kirsanow und in den Überlegungen seines Sohnes Arkady über die Notwendigkeit einer Transformation.
Das Schicksal Russlands und die Art und Weise seiner weiteren fortschreitenden Entwicklung beunruhigten den Schriftsteller zutiefst. Die Dummheit und Hilflosigkeit aller Klassen droht sich in Verwirrung und Chaos zu verwandeln. Vor diesem Hintergrund entfalten sich hitzige Debatten über die Wege zur Rettung Russlands, die von den Helden des Romans geführt werden, die die beiden Hauptteile der russischen Intelligenz repräsentieren – den liberalen Adel und die Demokraten des einfachen Volkes. Diese beiden Gruppen repräsentieren sozial unterschiedliche Umgebungen mit direkt entgegengesetzten Interessen und Ansichten. Dies sind einerseits „Väter“ (Pavel Petrovich und Nikolai Petrovich Kirsanovs), andererseits „Kinder“ (Bazarov, Arkady).
Der auffälligste, wenn auch nicht ganz typische Vertreter des kulturellen Provinzadels ist Pawel Petrowitsch Kirsanow, Basarows Hauptgegner. Turgenev beschreibt ausführlich Lebensweg dieser Held. Der Vater beider Kirsanov-Brüder war 1812 Militärgeneral, ein halbgebildeter, unhöflicher, aber kein böser russischer Mann. Sein ganzes Leben lang zog er am Riemen, befehligte zunächst eine Brigade, dann eine Division und lebte ständig in der Provinz, wo er aufgrund seines Charakters eine ziemlich bedeutende Rolle spielte. Ihre Mutter, Agafya Kuzminishna Kirsanova, gehörte zu den „Mutterkommandanten“, in der Kirche näherte sie sich als erste dem Kreuz, redete laut und viel. Pawel Petrowitsch wurde im Süden Russlands geboren und wuchs zu Hause auf, umgeben von billigen Lehrern, frechen, aber unterwürfigen Adjutanten und anderen Regiments- und Stabspersönlichkeiten.
Pawel Petrowitsch trat in den Militärdienst ein: Er absolvierte das Corps of Pages und war ein brillanter Absolvent Militärkarriere. Pavel Kirsanov zeichnete sich durch bemerkenswerte Schönheit und Selbstbewusstsein aus. Nachdem er Offizier des Garde-Regiments geworden war, begann er in der Gesellschaft aufzutreten. Frauen waren verrückt nach ihm und Männer beneideten ihn. Kirsanov lebte zu dieser Zeit in derselben Wohnung mit seinem Bruder Nikolai Petrowitsch, den er aufrichtig liebte. Im achtundzwanzigsten Jahr war Pavel Petrovich bereits Kapitän. Doch die unglückliche Liebe zu einer Frau mit geheimnisvollem Aussehen, Prinzessin R., stellte sein ganzes Leben auf den Kopf. Er ging in den Ruhestand, verbrachte vier Jahre im Ausland, kehrte dann nach Russland zurück und lebte als einsamer Junggeselle. Und so vergingen zehn Jahre, farblos, fruchtlos. Als die Frau von Nikolai Petrowitsch starb, lud er seinen Bruder Maryino auf sein Anwesen ein, und anderthalb Jahre später ließ sich Pawel Petrowitsch dort nieder und verließ das Dorf nicht, selbst als Nikolai Petrowitsch nach St. Petersburg aufbrach.
Pavel Petrovich richtete sein Leben auf englische Weise ein, er war bei seinen Nachbarn als stolzer Mann bekannt, aber er wurde für seine hervorragenden aristokratischen Manieren, für Gerüchte über seine Siege, für sein meisterhaftes Schraubenspiel und vor allem für seine tadellose Ehrlichkeit respektiert . Pavel Petrowitsch, der im Dorf lebte, behielt die ganze Strenge und Steifheit der alten weltlichen Gewohnheiten bei.
Der Aristokrat Pawel Petrowitsch und die Raznochinets, der Sohn des Arztes Basarow, mochten sich auf den ersten Blick nicht. Basarow war empört über Kirsanows Elan in der Provinzwildnis und besonders über seine langen rosa Nägel. Später stellte sich heraus, dass es aus ihrer Sicht keinen einzigen Ansprechpartner gibt. Pawel Petrowitsch schätzte vor allem „Prinzipien“, ohne die man seiner Meinung nach keinen Schritt machen und nicht atmen kann. Basarow hingegen erkannte kategorisch keine Autoritäten an und vertrat keinen einzigen Glaubensgrundsatz.
Pavel Petrovich schätzt Poesie, liebt Kunst. Basarow hingegen glaubt, dass „ein anständiger Chemiker zwanzigmal nützlicher ist als jeder Dichter“. Allmählich entwickelt Pavel Petrovich ein feindseliges Gefühl gegenüber Basarow – diesem Plebejer ohne Clan und Stamm, ohne die hohe Kultur, deren Traditionen Pavel Petrovich hinter sich fühlte, gegenüber diesem Bürgerlichen, der es wagt, die uralten Prinzipien, auf denen er basiert, kühn und selbstbewusst zu leugnen die Existenz des älteren Kirsanov basiert.
Obwohl Pawel Petrowitsch sich selbst als liberalen und fortschrittsliebenden Menschen bezeichnete, verstand er unter Liberalismus die herablassende aristokratische Liebe zum patriarchalischen russischen Volk, auf das er herabschaute und das er verachtete (wenn er mit Bauern spricht, runzelt er die Stirn und schnüffelt an Parfüm). Finde keinen Platz darin modernes Russland Nach den Hochzeiten von Arkady und Katerina, Nikolai Petrowitsch und Fenechka ging er ins Ausland, um sein Leben zu verbringen. Er ließ sich in Dresden nieder und genoss dort allgemeines Ansehen als perfekter Gentleman. Das Leben fällt ihm jedoch schwer: Er liest nichts Russisches, aber Schreibtisch Es gibt einen silbernen Aschenbecher in Form von Bastschuhen eines Bauern – all seine Verbindung zu seiner Heimat.
Ein weiterer Vertreter der edlen Intelligenz ist der Bruder von Pawel Petrowitsch, Nikolai Petrowitsch Kirsanow. Auch er sollte zum Militärdienst eintreten, brach sich aber noch am selben Tag das Bein, als die Nachricht von seiner Ernennung bereits eintraf. Nikolai Petrowitsch blieb für den Rest seines Lebens lahm. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder las Nikolai Petrowitsch viel. 1835 schloss er sein Studium mit dem Titel eines Kandidaten ab. Bald darauf starben seine Eltern und er heiratet die Tochter des ehemaligen Besitzers seiner Wohnung. Er ließ sich im Dorf nieder, wo er glücklich mit seiner jungen Frau lebte. Zehn Jahre später starb seine Frau unerwartet – Nikolai Petrowitsch überlebte es mit Mühe, er wollte ins Ausland gehen, überlegte es sich aber anders und blieb im Dorf, nahm die Hausarbeit auf. 1855 nahm er seinen Sohn Arkady mit an die Universität, lebte drei Winter bei ihm und versuchte in dieser Zeit, Bekanntschaft mit seinen Kameraden zu machen.
Nikolai Petrowitsch ist bescheiden, provinziell, charakterschwach, sensibel und schüchtern. Schon sein Äußeres spricht davon: völlig ergraut, rundlich und leicht gebeugt. Er war etwas einschmeichelnd freundlich zu Basarow, hatte Angst vor seinem älteren Bruder und schämte sich vor seinem Sohn. Es gibt vieles darin, was Basarow so sehr hasst: Verträumtheit, Romantik, Poesie und Musikalität.
In starkem Kontrast steht die Figur seines Bruders neben Nikolai Petrowitsch. Im Gegensatz zu ihm versucht Nikolai Petrowitsch, sich um den Haushalt zu kümmern, zeigt aber gleichzeitig völlige Hilflosigkeit. „Sein Haushalt knarrte wie ein ungeöltes Rad, knarrte wie selbstgemachte Möbel aus rohem Holz.“ Für Nikolai Petrowitsch hat nichts geklappt: Die Aufgaben auf dem Bauernhof nahmen zu, die Beziehungen zu den Lohnarbeitern wurden unerträglich, die Bauern zahlten ihr Geld nicht rechtzeitig, sie stahlen das Holz. Nikolai Petrowitsch kann den Grund für sein wirtschaftliches Versagen nicht verstehen. Er versteht auch nicht, warum Basarow ihn einen „Ruhestand“ nannte.
Im ideologischen Plan des Romans wird das Gesicht von Nikolai Petrowitsch durch seine Überlegungen nach dem Kampf mit den Nihilisten beim Abendtee bestimmt: „... es scheint mir, dass sie weiter von der Wahrheit entfernt sind als wir, aber am Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass etwas hinter ihnen steckt, was wir nicht haben, eine Art Vorteil gegenüber uns ... Ist der Vorteil nicht, dass sie weniger Spuren von Adel haben als wir?“, „schwach“, emotionaler als ein Bruder.
Der Sohn von Nikolai Petrowitsch Arkady gibt vor, ein Anhänger Basarows zu sein, vor dem er an der Universität verehrt wurde. Aber Arkady ist nur sein Nachahmer, ein abhängiger Mensch. Der demonstrative Wunsch, mit der Zeit zu gehen, lässt ihn Basarows Gedanken wiederholen, die ihm völlig fremd sind, obwohl die Ansichten seines Vaters und seines Onkels Arkady viel näher stehen. Auf seinem Heimatgrundstück entfernt er sich allmählich von Basarow, und die Bekanntschaft mit Katja entfremdet Arkady schließlich. Per Definition ist Basarow eine sanfte Seele, ein Schwächling. Basarow hat recht, wenn er ihm vorhersagt, dass die energische Katja, die seine Frau wird, alles selbst in die Hand nehmen wird. Im Nachwort des Romans heißt es, Arkady sei ein eifriger Besitzer geworden und seine Farm erwirtschafte bereits beträchtliche Einnahmen.
Im Roman „Väter und Söhne“ der Familie Kirsanov werden drei charakteristische Typen der liberalen Adelsintelligenz vorgestellt: Pawel Petrowitsch, der keine Veränderungen akzeptiert, Nikolai Petrowitsch, der versucht, mit der Zeit zu gehen, aber alle seine Neuerungen scheitern, und schließlich Arkady, der, da er keine eigenen Ideen hat, die Ideen anderer nutzt, was die Tatsache bestätigt, dass die Jugend des Adels keine bedeutende Rolle mehr in der fortschrittlichen sozialen Bewegung spielte und sich das zunutze machte, was die Raznochintsy geschaffen hatten .

(Der Aufsatz ist in Seiten unterteilt)

I. S. Turgenev begann Anfang August 1860 mit der Arbeit an dem Roman „Väter und Söhne“ und beendete ihn Anfang Juli 1861. Der Roman erschien im Februar-Buch der Zeitschrift Russky Vestnik. Im selben Jahr erschien es als separate Ausgabe mit einer Widmung an V. G. Belinsky.

Die Handlung des Romans spielt im Sommer 1859, der Epilog erzählt von den Ereignissen nach dem Fall der Leibeigenschaft im Jahr 1861. Man könnte sagen, Turgenjew folgt den Ereignissen des russischen Lebens auf den Fersen. Er hatte noch nie ein Werk geschaffen, dessen Inhalt zeitlich fast mit dem Zeitpunkt der Arbeit daran zusammenfiel. Mit flüchtigen, aber ausdrucksstarken Strichen zeigt Turgenjew am Vorabend der Reform von 1861 die Krise in der Lebensweise des Herrn und des Bauern, die landesweite Notwendigkeit, die Leibeigenschaft abzuschaffen. Das Thema der Krise taucht gleich zu Beginn des Romans auf und zwar im traurigen Erscheinungsbild eines zerstörten russischen Dorfes, in den vom Autor bemerkten Zügen des Zusammenbruchs der patriarchalischen Grundlagen einer Bauernfamilie und in den Wehklagen der Gutsbesitzer Nikolai Petrowitsch Kirsanow und in den Überlegungen seines Sohnes Arkady über die Notwendigkeit einer Transformation.

Das Schicksal Russlands und die Art und Weise seiner weiteren fortschreitenden Entwicklung beunruhigten den Schriftsteller zutiefst. Er versucht, der russischen Gesellschaft die Tragik der zunehmenden Konflikte vor Augen zu führen. Die Dummheit und Hilflosigkeit aller Klassen droht sich in Verwirrung und Chaos zu verwandeln. Vor diesem Hintergrund entfalten sich hitzige Debatten über die Wege zur Rettung Russlands, die von den Helden des Romans geführt werden, die die beiden Hauptteile der russischen Intelligenz repräsentieren – den liberalen Adel und die Demokraten des einfachen Volkes. Diese beiden Gruppen repräsentieren sozial unterschiedliche Umgebungen mit direkt entgegengesetzten Interessen und Ansichten. Dies sind einerseits „Väter“ (Pavel Petrovich und Nikolai Petrovich Kirsanovs), andererseits „Kinder“ (Bazarov, Arkady).

Der auffälligste, wenn auch nicht ganz typische Vertreter des kulturellen Provinzadels ist Pawel Petrowitsch Kirsanow, Basarows Hauptgegner. Turgenev stellt den Lebensweg dieses Helden ausführlich vor. Der Vater beider Kirsanov-Brüder war 1812 Militärgeneral, ein halbgebildeter, unhöflicher, aber kein böser russischer Mann. Sein ganzes Leben lang zog er am Riemen, befehligte zunächst eine Brigade, dann eine Division und lebte ständig in der Provinz, wo er aufgrund seines Charakters eine ziemlich bedeutende Rolle spielte. Ihre Mutter, Agafya Kuzminshn-na Kirsanova, gehörte zu den „Mutterkommandanten“, trug prächtige Mützen und laute Kleider, näherte sich als erste dem Kreuz in der Kirche, sprach laut und lebte, kurz gesagt, viel zu ihrem eigenen Vergnügen. Pawel Petrowitsch wurde im Süden Russlands geboren und wuchs zu Hause auf, umgeben von billigen Lehrern, frechen, aber unterwürfigen Adjutanten und anderen Regiments- und Stabspersönlichkeiten.

Pawel Petrowitsch trat in den Militärdienst ein: Er absolvierte das Corps of Pages und eine glänzende Militärkarriere erwartete ihn. Pavel Kirsanov zeichnete sich seit seiner Kindheit durch bemerkenswerte Schönheit aus; Außerdem war er selbstbewusst, ein wenig spöttisch, er konnte nicht anders, als zu mögen. Nachdem er Offizier des Garde-Regiments geworden war, begann er in der Gesellschaft aufzutreten. Frauen waren verrückt nach ihm und Männer beneideten ihn. Kirsanov lebte zu dieser Zeit in derselben Wohnung mit seinem Bruder Nikolai Petrowitsch, den er aufrichtig liebte. Im achtundzwanzigsten Jahr war Pavel Petrovich bereits Kapitän. Doch die unglückliche Liebe zu einer Frau mit geheimnisvollem Aussehen, Prinzessin R., stellte sein ganzes Leben auf den Kopf. Er ging in den Ruhestand, verbrachte vier Jahre im Ausland, kehrte dann nach Russland zurück und lebte als einsamer Junggeselle. Und so vergingen zehn Jahre, farblos, fruchtlos. Als die Frau von Nikolai Petrowitsch starb, lud er seinen Bruder Maryino auf sein Anwesen ein, und anderthalb Jahre später ließ sich Pawel Petrowitsch dort nieder und verließ das Dorf nicht, selbst als Nikolai Petrowitsch nach St. Petersburg aufbrach. Pawel Petrowitsch ordnete sein Leben englisch und begann, immer mehr auf Englisch zu lesen. Er sah seine Nachbarn selten, nur gelegentlich ging er nur zu den Wahlen. Pawel Petrowitsch galt unter ihnen als stolz, aber er wurde für seine hervorragenden aristokratischen Manieren, für die Gerüchte über seine Siege, für die Tatsache, dass er geschickt Wein spielte und immer gewann, und vor allem für seine tadellose Ehrlichkeit respektiert.

„Väter und Söhne“ ist einer der besten Romane von I. S. Turgenev. In diesem Werk brachte der Schriftsteller einen neuen Mann der Zeit auf die Bühne, den „Russen Insarov“. Das ist der Protagonist des Romans, Jewgeni Basarow, ein Raznochinets und ein Demokrat aus Überzeugung.

Basarow ist ein Gegner aller anderen Charaktere und vor allem der Familie Kirsanow. In den Bildern der Kirsanovs schilderte der Autor das Leben und die Bräuche des russischen Adels wahrheitsgetreu.

Die Bekanntschaft mit dem Leben der Kirsanovs beginnt mit einer Beschreibung des Nachlasses von Nikolai Petrowitsch. Dörfer mit niedrigen Hütten, bröckelnden Dächern, zerstörten Friedhöfen, klapprigen Kirchen. Männer in Lumpen, die wie Bettler aussehen, elende, verkrüppelte Bäume runden das Bild vom Niedergang von Maryino ab, wo Nikolai Kirsanov und sein Bruder Pavel leben.

Äußere Anzeichen dienen nur als Bestätigung interner Probleme. Der Besitzer des Anwesens, Nikolai Petrowitsch, versucht, mit der Zeit zu gehen und Veränderungen in der Wirtschaft durchzuführen, aber er selbst hat das Gefühl, dass seine Arbeit verschwendet ist. Er gründet einen Bauernhof und ist stolz darauf, dass er „in der Provinz rot“ genannt wird, findet aber keine gemeinsame Sprache mit den Bauern. Nikolai Petrowitsch beklagt sich bei seinem Sohn Arkadi: „Es ist unmöglich, alleine zu kämpfen, einen Lagerkommandanten zu schicken – Prinzipien erlauben es nicht, und ohne Angst vor Strafe kann man nichts tun!“

Von Natur aus ein sanfter und freundlicher Mensch, versucht Nikolai Petrowitsch, das Alte mit dem Neuen sowohl in sich selbst als auch in seinen Mitmenschen in Einklang zu bringen. Er versucht, die Widersprüche zwischen seinem Bruder und Basarow auszugleichen, weiß nicht, wie er sich im Gespräch mit seinem Sohn verhalten soll. Aber Nikolai Petrowitsch selbst fühlt sich als „ein Rentner, sein Lied wird gesungen“. Es schmerzt ihn, das zu erkennen, er will nicht an die Richtigkeit von Basarows Worten glauben, aber er sagt zu Pawel Petrowitsch: „Mir scheint, dass sie weiter von der Wahrheit entfernt sind als wir, aber gleichzeitig fühle ich dass da etwas dahintersteckt, das wir uns gegenüber nicht im Vorteil haben ...“

Nikolai Petrowitsch hat Angst, sich als Mann der Vergangenheit zu erkennen, aber all seine Taten beweisen, dass er nicht mit der Zeit gehen kann. Dieser einfache russische Herr ruft ein Lächeln und ein Gefühl des Mitleids hervor. Die Haltung von Nikolai Petrowitsch gegenüber Fenichka, seine Liebe zu Musik und Literatur bestätigen die Freundlichkeit dieser Person, die Turgenjew in vielerlei Hinsicht nahe und verständlich ist.

Sein Bruder Pavel unterscheidet sich deutlich von Nikolai Petrowitsch. Er hat keinen Zweifel daran, dass er mit den richtigen Vorstellungen von Menschen und Ereignissen lebt. Pawel Petrowitsch versteht sich als Aristokrat und stellt die Rechte des Adels in den Vordergrund. Er lebt mit seinem Bruder im Dorf, behält aber alle aristokratischen Gewohnheiten bei.

Pavel Petrovich kleidet sich im englischen Stil, liest nur englische Zeitungen. Ein gepflegtes Gesicht, Hände mit „langen rosa Nägeln“ und ein duftender Schnurrbart unterscheiden ihn von den anderen Romanfiguren. Bereits aus der ersten Beschreibung von Pavel Petrovich geht hervor, dass es sich um einen Gentleman handelt, der seinen eigenen Wert kennt. Der durch das Aussehen erzeugte Eindruck wird nach der Geschichte von Pavel Petrovichs Leben in Maryino verstärkt. Er flößt den Dienern und Fenechka Angst ein. Der Bauer, so Basarow, sieht in Pawel Petrowitsch seinen „Landsmann“ nicht, weil er „nicht einmal weiß, wie er mit ihm reden soll“.

Pavel Petrowitsch hütete eifrig sein Leben vor dem Eindringen von außen und sah in Basarow sofort einen Feind. Schon bei einem Treffen mit einem „Nihilisten“ schüttelt er ihm nicht die Hand und fragt dann seinen Bruder: „Wer ist das?“ Pawel Petrowitsch spürt, welche Meinung Basarow über ihn hat. Das irritiert den „Kreisadel“. Höflichkeit verrät ihn, in Streitigkeiten wird er hart und unhöflich. Ich versuche, meine Prinzipien aufrechtzuerhalten. Pavel Petrovich wird ständig besiegt. Seine „Prinzipien brechen unter dem Einfluss von Basarows Worten zusammen. Da er Jewgeni im Streit nicht besiegen konnte, begann Pawel Petrowitsch, ihn noch mehr zu hassen.

Die Apotheose des Kampfes der Helden ist ein Duell, für das Pavel Petrovich einen unbedeutenden Grund wählt und versucht, sich zu verstecken wahrer Grund. Das Duell zeigt die ganze Widersprüchlichkeit der edlen „Prinzipien“ von Pawel Petrowitsch. Dieser ehrliche, wohlerzogene Mann gehört der Vergangenheit an. Turgenjew schreibt über Pawel Petrowitsch, der nach einem Duell im Bett liegt: „... Sein schöner, abgemagerter Kopf lag auf einem weißen Kissen, wie der Kopf eines Toten ... Ja, er war ein toter Mann.“ Ich erinnere mich sofort an die Worte Basarows, der ihn ein „archaisches Phänomen“ nennt. Und wenn Nikolai Petrowitsch ein freundliches Lächeln mit einem Hauch von Traurigkeit hervorruft, dann verdient sein Bruder nur Mitleid.

Die Seele von Pawel Petrowitsch ist längst zerstört, er hat keine Zukunft, sondern nur die Vergangenheit. Das versteht man besonders deutlich, wenn man den Epilog des Romans liest. Pawel Petrowitsch lebt in Dresden, er ist so anständig wie zuvor, ordentlich und edel, er liest nichts Russisches. Aber „es ist schwer für ihn zu leben ... schwerer, als er selbst vermutet.“ Bitter die Zähne zusammenbeißend, steht Pawel Petrowitsch gedankenverloren bewegungslos in der russischen Kirche, „später kommt er plötzlich zur Besinnung“ und beginnt zu beten. Nur die russische Kirche in der Mitte Deutschlands und ein Aschenbecher in Form von Bauernbastschuhen blieben diesem Mann erhalten.

Doch das Schicksal von Nikolai Petrowitsch ist keineswegs wolkenlos. Seine Ansichten, die Tätigkeit des Weltvermittlers „befriedigt weder die gebildeten Adligen ... noch die Ungebildeten vollständig.“ Auch Nikolai Kirsanov kann nicht in den Mainstream eines schnell fließenden Lebens einsteigen.

Das Schicksal der Brüder Kirsanov spiegelt das Leben des russischen Adels in der Zeit nach der Reform wider. I. S. Turgenev hat den Prozess der allmählichen Zerstörung der „edlen Nester“, den Tod der patriarchalischen Lebensweise, meisterhaft dargestellt. Eine neue, junge Kraft drang in die Umgebung ein, die dem Schriftsteller am Herzen lag.